&&am &&lg=0 &&rl=0 &&rr=0 &&ll=0 &&___A4A5A6_Z0___halb16zu9_Z16___T3A7_Z-1___SVGHTML_Z0 &&lg=x Choderlos de Laclos &&lg=0 &&fa {{Gefährliche Liebschaften}} &&fe &&lg=x Band 1 erschienen im HYPERION-VERLAG München &&sw02 &&sglogo &&ak=1 &&wt0 &&x &&lg=0 &&nsr &&am {{Inhalt}} &&gv &&x &&nsr &&am &&lg=x &&g="[Personen]" &&fa Personen &&fe &&ax &&lg=x {{Mar¬qui¬se von Mer¬teuil}} &&fa Marquise von Merteuil: &&fe Von adliger Abstammung. Sie[[1]] plant eine Intrige gegen den {{Gra¬fen Ger¬court}} [Grafen Gercourt], weil der sie verlassen hat. Dazu bedient sie sich ihres ehemaligen Geliebten, den: {{Vi¬com¬te von Val¬mont}} &&fa Vicomte von Valmont: &&fe Auch von adliger Herkunft. Sein Hobby: Frauen verführen. Sein Ziel: Durch die Verführung der {{Ma¬da¬me von Tour¬vel}} seinen Ruf und Ruhm in gewissen Kreisen zu festigen. Er soll im Auftrag der Marquise von Merteuil das Fräulein {{Cé¬cile Vo¬lan¬ges}} vor ihrer Ehe mit dem Grafen Gercourt verführen. {{Cé¬cile Vo¬lan¬ges}} &&fa Cécile Volanges: &&fe Ehemalige Klosterschülerin. 15 Jahre jung. Soll mit dem Grafen Gercourt verheiratet werden. Sie[[1]] verliebt sich aber in ihren Musiklehrer, den: {{Che¬va¬lier Dan¬ce¬ny}} &&fa Chevalier Danceny: &&fe Musiklehrer von Cécile Volanges. {{Ma¬da¬me de Tour¬vel}} &&fa Madame de Tourvel: &&fe Mit dem Präsidenten Tourvel verheiratet und ihm treu ergeben. Sie[[1]] ist von außerordentlicher Schönheit. {{Ma¬da¬me de Rose¬monde}} &&fa Madame de Rosemonde: &&fe Tante des Vicomte von Valmont und mit Madame de Tourvel befreundet. {{Ma¬da¬me Vo¬lan¬ges}} &&fa Madame Volanges: &&fe Die Mutter von Cécile Volanges. &&x &&nsr &&am &&lg=x &&g="Vorbemerkung_des_Herausgebers" &&fa Vorbemerkung des Herausgebers &&fe &&ax &&lg=x &&fz1 &&fzs=1 Wir glauben den Leser aufmerksam machen zu müssen, daß wir ungeachtet des Titels des Buches und dem, was der Sammler dieser Briefe in seiner Vorrede darüber versichert, für die Echtheit dieser Sammlung nicht gut stehen, und daß wir selbst gewichtige Gründe haben, anzunehmen, daß das Ganze nur ein Roman ist. Überdies kommt uns vor, als ob der Verfasser, der doch nach Wahrscheinlichkeit gesucht zu haben scheint, diese recht ungeschickt durch die Zeit zerstört hat, in die er die erzählten Ereignisse setzt. Einige der handelnden Personen sind in der Tat so sittenlos und verderbt, daß sie unmöglich in unserm Jahrhundert gelebt haben können, in diesem unsern Jahrhundert der Philosophie und Aufklärung, die alle Männer, wie man weiß, so ehrenhaft und alle Frauen so bescheiden und sittsam gemacht hat. Beruhen die in diesem Buche erzählten Begebenheiten wirklich auf Wahrheit, so ist es unsere Meinung, daß sie nur anderswo oder anderswann sich begeben haben können, und wir tadeln sehr den Autor, der sichtlich von der Hoffnung, mehr zu interessieren, verlockt, sie in seine Zeit und sein Land zu verlegen, und unter unserer Tracht und in unsern Gebräuchen Sittenbilder zu zeichnen wagte, die uns durchaus fremd sind. Wenigstens wollen wir, soweit es in unserer Macht liegt, den allzu leichtgläubigen Leser vor jeder Überraschung bewahren und werden uns dabei auf eine Logik stützen, die wir dem Leser als sehr überzeugend und einwandfrei vortragen, denn zweifellos würden gleiche Ursachen gleiche Wirkungen hervorzubringen nicht verfehlen: wir sehen nämlich in unsern Tagen kein Fräulein mit 60000 Francs {{[Francs]}} Rente Nonne werden, und erleben es in unserer Zeit nicht, daß eine junge und schöne Frau sich zu Tode grämt. &&ar C D L &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="Vorwort_des_Sammlers_dieser_Briefe" &&fa Vorwort des Sammlers dieser Briefe &&fe &&ax &&lg=x Dieses Werk oder vielmehr diese Zusammenstellung, die der Leser vielleicht noch zu umfangreich finden wird, enthält doch nur die kleinere Anzahl der Briefe, welche die gesamte Korrespondenz bilden. Von den Personen, an die diese Briefe gerichtet waren, mit deren Ordnung beauftragt, habe ich als Lohn für meine[[Besitz]] Mühe nur die Erlaubnis verlangt, alles, was mir unwichtig erschien, weglassen zu dürfen, und ich habe mich bemüht, nur jene Briefe zu geben, die mir zum Verständnis der Handlung oder der Charaktere wichtig erschienen. Dazu noch einige Daten und einige kurze Anmerkungen, die zumeist keinen andern Zweck haben, als die Quellen einiger Zitate anzugeben oder einige Kürzungen zu motivieren, die ich mir vorzunehmen erlaubt habe – dies ist mein ganzer Anteil an dieser Arbeit. Alle Namen der Personen, von denen in den Briefen die Rede ist, habe ich unterdrückt oder geändert. Ich hatte größere Änderungen beabsichtigt, die sich meist auf Sprache oder Stil bezogen hätten, in welch beiden man manche Fehler finden wird. Ich hätte auch gewünscht, die Vollmacht zu haben, einige allzu lange Briefe zu kürzen, von denen mehrere weder unter sich noch mit dem Ganzen in rechtem Zusammenhange stehen. Diese Arbeit wurde mir jedoch nicht gestattet; sie hätte gewiß dem Buche keinen neuen Wert hinzugefügt, aber sie hätte zum mindesten einige seiner Mängel beseitigt. Es wurde mir erklärt, die Beteiligten wollten die Briefe, wie sie sind, veröffentlicht haben, nicht aber ein Werk, das auf Grund dieser Briefe verfaßt sei; daß es ebenso gegen die Wahrscheinlichkeit wie gegen die Wahrheit selbst verstoßen würde, daß die acht bis zehn Personen, die diese Briefe schrieben, den gleichen korrekten Stil hätten. Und auf den Einwand, daß unter den Briefen kein einziger sei, der nicht grobe Fehler enthalte, und daß die Kritik nicht ausbleiben würde, bekam ich die Antwort, daß jeder verständige und wohlgesinnte Leser erwarten werde, Fehler in einer Sammlung von Briefen zu finden, die Privatpersonen einander schrieben, und daß sämtliche bisher veröffentlichten Briefe – selbst jene geschätzter Autoren und Mitglieder der Akademie nicht ausgenommen – in dieser Beziehung nicht einwandfrei wären. Diese Gründe haben mich nun keineswegs überzeugt; ich finde sie leichter vorgebracht, als sie gebilligt werden können; aber ich war nicht Herr dieser Angelegenheit und gab nach. Ich habe mir nur vorbehalten, dagegen Einspruch zu tun und zu erklären, daß ich die Ansicht meiner Auftraggeber nicht teile, was hiermit geschieht. Was den Wert betrifft, den dieses Buch haben kann, so kommt es mir vielleicht nicht zu, mit meiner Ansicht die anderer zu beeinflussen. Die vor Beginn einer Lektüre wissen wollen, was sie von ihr erwarten können, mögen hier weiterlesen; die andern tun besser, an die Briefe selbst zu gehen, von denen sie nun ja genug wissen. Dies muß ich noch sagen: Wenn ich auch diese Briefe herausgab, so bin ich doch weit entfernt, ihren Erfolg zu hoffen, und ist diese meine[[Besitz]] Aufrichtigkeit keine falsche Bescheidenheit des Autors; denn ebenso aufrichtig erkläre ich: hielte ich diese Arbeit nicht der Veröffentlichung wert, hätte ich mich nicht mit ihr abgegeben. Das scheint ein Widerspruch; ich will ihn zu lösen versuchen. Ein Brief ist nützlich oder unterhaltend oder er vereint beides. Aber der Erfolg, der nicht immer den Wert beweist, ist oft mehr abhängig vom Gegenständlichen als von dessen Gestaltung, mehr vom Inhalt als von dessen Form. Diese Sammlung enthält Briefe verschiedener Personen mit verschiedenen Interessen, welche Verschiedenheit vielleicht das eine Interesse des Lesers nicht erhöht. Dann sind auch die Gefühle und Empfindungen, die diese Briefe aussprechen, gefälscht, geheuchelt oder verstellt, und können sie so wohl die Neugier reizen, aber das Herz nicht fesseln und rühren. Und das Bedürfnis des Herzens steht über der Neugierde, und das Herz ist ein nachsichtigerer Richter als die Neugierde, die leichter die Fehler bemerkt, die sie in ihrer Befriedigung stören. Die Fehler werden vielleicht von einer Eigenschaft des Buches aufgewogen, die in seiner Natur liegt: ich meine[[Meinung]] die Wahrheit seines Ausdrucks, ein Verdienst, das sich hier von selbst einstellte und das die Langweile der Einförmigkeit nicht aufkommen lassen wird. Der eine und andere Leser wird auch durch die neuen oder wenig bekannten Beobachtungen, die dort und da in den Briefen sind, auf seine Kosten kommen, – das ist aber auch alles Vergnügen, das man von dem Buch erwarten darf, auch dann, wenn man es mit größter Gunst hinnimmt. Den Nutzen des Buches wird man vielleicht noch stärker in Zweifel ziehen als dessen Annehmlichkeit, aber er scheint mir doch leichter zu beweisen. Mich dünkt, man erweist der Sittlichkeit einen Dienst, wenn man die Mittel bekannt gibt, deren sich die Sittenlosen bedienen, um die Sittlichen zu verderben; diese Briefe können sich Wohl in diesen Dienst stellen. Man wird in ihnen auch den Beweis zweier wichtiger Wahrheiten finden, die man verkannt glauben möchte, so wenig werden sie geübt: die eine ist, daß jede Frau, die einen schlechten Menschen in ihrer Gesellschaft duldet, sicher früher oder später dessen Opfer wird. Die andere ist: daß es zum mindesten eine Unvorsichtigkeit der Mutter bedeutet, wenn sie duldet, daß eine andere als sie selber das Vertrauen ihrer Tochter besitzt. Auch können die jungen Männer und Mädchen hier lernen, daß die Freundschaft, die ihnen schlechte Individuen gern und reichlich zu schenken scheinen, immer nur eine gefährliche Falle ist, gleich verhängnisvoll für ihr Glück wie für ihre Tugend. Jedoch: der Mißbrauch des Guten ist dem Guten sehr nahe und er scheint mir hier zu befürchten. Weit davon, dieses Buch der Jugend zu empfehlen, scheint, es mir vielmehr nötig, es von ihr fernzuhalten. Der Zeitpunkt, da dieses und ähnliche Bücher aufhören, gefährlich zu sein und nützlich werden, scheint mir von einer vortrefflichen Mutter, die Geist und rechten Geist hatte, sehr richtig bestimmt worden zu sein. Sie[[1]] hatte das Manuskript dieses Buches gelesen und sagte: »Ich würde meiner Tochter einen großen Dienst damit zu erweisen glauben, daß ich ihr dieses Buch an ihrem Hochzeitstag gebe.« Dächten alle Mütter so, würde ich mich immer glücklich schätzen, diese Briefe veröffentlicht zu haben. Doch alle diese günstigen Voraussetzungen angenommen, dürfte das Buch doch wenigen gefallen. Die depravierte [verdorbene] Gesellschaft wird ein Interesse daran haben, ein Buch zu verlästern, das ihr schaden kann; und da es ihnen in diesem Stücke an Geschicklichkeit nicht fehlt, so bekommen sie am Ende auch die rigorosen Leute in ihr Lager, deren Eifer darüber aufgebracht ist, daß man solche Dinge darzustellen sich nicht scheute. Was aber die angeblichen starken Geister betrifft, so werden sie sich kaum für eine fromme Frau interessieren, die ihnen eben deshalb höchst albern vorkommen wird, während die Frommen sich daran stoßen werden, die Tugend unterliegen zu sehen; und sie werden sich auch darüber aufhalten, daß die Religion sich mit zu wenig Macht zeige. Die Leute von feinem Geschmack werden den Stil mancher Briefe zu simpel und fehlerhaft finden, und die Mehrzahl der Leser wird, von dem Gedanken verführt, daß alles Gedruckte Erfindung sei, in andern Briefen wieder eine Manieriertheit [in gekünstelter Manie] des Verfassers zu erkennen meinen[[Meinung]], der sich hinter den Personen, die er sprechen läßt, verberge. Schließlich ist es vielleicht das allgemeine Urteil, jede Sache gelte nur an ihrer rechten Stelle was; und wenn auch der allzu gefeilte Stil der Autoren privaten Briefen ihren Reiz raube, dieser Briefe Nachlässigkeiten doch zu wirklichen Fehlern würden, die sie im Drucke unerträglich machten. Ich gebe ehrlich zu, daß alle diese Vorwürfe ihr Recht haben mögen, wenn ich auch glaube, ihnen antworten zu können, auch ohne die gewöhnliche Länge eines Vorwortes zu überschreiten. Aber man wird meine[[Besitz]] Meinung teilen, daß ein Buch, das allen gerecht würde, keinem taugen könne. Hätte ich allen nach Gefallen schreiben wollen, hätte ich so Buch als Vorrede nicht geschrieben. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="ERSTER_TEIL" &&fa Erster Teil &&g="1._Brief" Erster Brief Cécile Volanges an Sophie Carnay {{[So¬phie Car¬nay]}}, bei den Ursulinerinnen {{[Ur¬su¬li¬ne¬rin¬nen]}} zu ... &&fe &&ax &&lg=x Du siehst, liebe Freundin, daß ich Wort halte und daß der Toilettentisch mir nicht meine[[Besitz]] ganze Zeit raubt, – er wird mir immer welche für Dich übrig lassen. Ich habe an diesem einzigen Tag mehr Schmuck gesehen, als in den vier Jahren, die wir zusammen verlebt haben, und ich hoffe, daß die eingebildete Tanville {{[Tan¬ville]}}, meine[[Besitz]] Mitpensionärin, sich bei meinem nächsten ersten Besuche mehr ärgern wird als sie annahm, daß wir uns ärgern, jedesmal wenn sie uns in ihrem vollen Staat besuchte. Mama spricht jetzt über alles mit mir: ich werde gar nicht mehr wie ein Schulmädchen behandelt. Ich habe meine[[Besitz]] eigene Kammerzofe, meine[[Besitz]] zwei eigenen Räume und einen sehr hübschen Schreibtisch, an dem ich Dir schreibe, und dessen Schlüssel ich habe, und alles darin einsperren kann, was mir beliebt. Mama sagt mir, daß ich sie jeden Tag am Morgen sehen werde, daß es genügt, wenn ich bis zum Diner frisiert bin, weil wir beide immer allein sein werden, und dann wird sie mir die Stunde jedesmal angeben, zu der ich am Nachmittag mit ihr ausgehe. Die übrige Zeit gehört mir allein. Ich habe meine[[Besitz]] Harfe, meine[[Besitz]] Zeichensachen und die Bücher ganz wie im Kloster, nur ist Mutter Perpetua {{[Per¬pe¬tua]}} nicht hier, um mich auszuzanken, und ich kann faulenzen so viel ich will: aber da meine[[Besitz]] Sophie nicht bei mir ist, um mit mir zu lachen und zu schwatzen, so ist's mir lieber, mich zu beschäftigen. Es ist noch nicht fünf Uhr und ich soll erst um sieben Uhr mit Mama zusammensein, hab also Zeit genug, wenn ich Dir etwas zu erzählen hätte. Aber man hat noch über gar nichts mit mir gesprochen; und wenn ich nicht all die Vorbereitungen sehen würde und das Massenaufgebot von Schneiderinnen, die meinetwegen bestellt sind, ich würde nicht glauben, daß man mich verheiraten will, sondern daß das ganze nur so ein Geschwätz von unserer guten Pförtnerin Josephine {{[Jo¬se¬phi¬ne]}} war. Aber meine[[Besitz]] Mama sagte oft, daß ein junges Mädchen bis zu ihrer Verheiratung im Kloster bleiben soll; da sie mich herausgenommen hat, so muß doch Schwester Josephine Recht gehabt haben. Soeben hält ein Wagen unten am Tor, und Mama läßt mich bitten zu ihr zu kommen. Ich bin nicht angezogen, – wenn es dieser Herr wäre!? Mein Herz klopft stark, und meine[[Besitz]] Hand zittert! Als ich meine[[Besitz]] Zofe fragte, wer bei Mama wäre, lachte sie und sagte: Herr G ... O! ganz bestimmt, er ist es. Ich werde Dir dann alles erzählen, – jetzt kennst Du immerhin schon seinen Namen, und ich will nicht länger auf mich warten lassen. Adieu, bis nachher! Wie wirst Du Dich über die arme Cécile lustig machen! O wie war ich auch dumm! Aber sicher wäre es Dir genau so gegangen. Also wie ich bei Mama eintrat, stand dicht neben ihr ein Herr ganz in Schwarz. Ich begrüßte ihn so artig wie ich konnte und blieb, ohne mich vom Platz zu rühren, stehen. Du kannst Dir denken, wie ich ihn mir anschaute! »Gnädige Frau«, sagte er zu meiner Mutter und grüßte mich, »sie ist entzückend, und ich fühle vollauf den Wert Ihrer Güte.« Das klang so bestimmt, und ich begann zu zittern, daß ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte; ich fand einen Stuhl in meiner Nähe, auf den ich mich verwirrt und ganz rot geworden niederließ. Kaum saß ich, so lag dieser Mann auch schon zu meinen[[Besitz]] Füßen. Ich verlor nun völlig den Kopf und war, wie Mama behauptete, ganz verwirrt. Ich stand auf mit einem Schrei, ganz so einem Schrei, wie damals, weißt Du, als das starke Donnerwetter anhub. Mama lachte laut und sagte: »Was hast du denn? setz dich nieder und reiche dem Herrn deinen Fuß.« Und wirklich, meine[[Besitz]] liebe Freundin, – der Herr war ein Schuster! Es ist mir nicht möglich, Dir zu beschreiben, wie beschämt ich mich fühlte, – glücklicherweise war nur Mama anwesend. Wenn ich verheiratet bin, werde ich gewiß nicht mehr bei diesem Schuster arbeiten lassen. Jetzt sind wir, ich und Du, nicht klüger als zuvor! Lebe wohl, – meine[[Besitz]] Kammerzofe sagt, ich müsse mich jetzt anziehen, es ist bald sechs Uhr. Adieu, ich liebe Dich noch gleich stark wie im Kloster, meine[[Besitz]] liebe, liebe Sophie. P. S.: Da ich nicht weiß, durch wen ich meinen[[Besitz]] Brief schicken soll, werde ich warten bis Josephine kommt. &&ar Paris, den 3. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="2._Brief" &&fa Zweiter Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont im Schlosse zu ... &&fe &&ax &&lg=x Kommen Sie[[1]], mein lieber Vicomte, kommen Sie[[1]] zurück! Was machen Sie[[1]], was können Sie[[1]] denn bei einer alten Tante machen, deren Vermögen Ihnen doch schon sicher ist? Ich brauche Sie[[1]], reisen Sie[[1]] also unverzüglich. Ich habe eine vortreffliche Idee, mit deren Ausführung ich Sie[[1]] betrauen will. Diese wenigen Worte sollten Ihnen genügen, und Sie[[1]] sollten sich von meiner Wahl so sehr geehrt fühlen, daß Sie[[1]] herbeieilen müßten und kniend meine[[Besitz]] Befehle entgegen nehmen. Aber Sie[[1]] mißbrauchen meine[[Besitz]] Güte, selbst seitdem Sie[[1]] sie nicht mehr brauchen. Zwischen einem ewigen Haß und einer übergroßen Güte trägt zu Ihrem Glücke doch wieder meine[[Besitz]] Güte den Sie[[1]]g davon. Ich will Sie[[1]] nun von meinem Projekte unterrichten. Aber schwören Sie[[1]] mir zum voraus, daß Sie[[1]] als mein treuer Kavalier sich in kein anderes Abenteuer einlassen, ehe dieses nicht zu Ende geführt ist, – es ist eines Helden würdig: Sie[[1]] werden dabei der Liebe und der Rache dienen, und Sie[[1]] werden sich seiner in Ihren Memoiren rühmen können, in diesen Memoiren, von denen ich möchte, daß sie einst gedruckt werden – ich will es auf mich nehmen, sie zu schreiben. Aber zu unserer Sache! Frau von Volanges verheiratet ihre Tochter: es ist noch ein Geheimnis, das ich aber gestern von ihr selbst erfuhr. Wen glauben Sie[[1]] wohl, daß sie sich zum Schwiegersohne aussuchte? Den Grafen Gercourt! {{[Ger¬court]}} Wer hätte mir gesagt, daß ich die Cousine von Gercourt werden würde! Ich bin wütend darüber – und – aber erraten Sie[[1]] denn immer noch nicht? Was sind Sie[[1]] schwerfällig! Haben Sie[[1]] ihm das Abenteuer mit der Intendantin verziehen? Und vergessen, wie ich mich über ihn zu beklagen habe? Ich muß sagen, die Hoffnung, mich nun endlich rächen zu können, beruhigt und erheitert mich sehr. Wie oft hat uns Gercourt mit der Wichtigtuerei gelangweilt, mit der er von der Wahl seiner künftigen Frau sprach, und mit seiner lächerlichen Einbildung, er würde dem unvermeidlichen Schicksal, düpiert zu werden, entgehen. Erinnern Sie[[1]] sich seiner albernen Vorliebe für die klösterliche Erziehung der Mädchen und seines lächerlichen Vorurteils, daß die Blondinen sittsamer wären? Ich wette, er würde die Ehe mit Fräulein Volanges niemals eingehen, trotz ihrer sechzigtausend Francs Rente, wenn sie nicht blond und nicht im Kloster erzogen worden wäre. Beweisen wir ihm, daß er nur ein Idiot ist, und daß er es sicher eines Tages sein wird, dafür stehe ich. Aber ich möchte, daß er als Idiot debütiert. Wie würde er am Tage nach der Hochzeit prahlen, und wie würden wir lachen! Denn prahlen wird er! Und es müßte wunderbar zugehen, sollte Gercourt nicht Tagesgespräch in Paris werden, nachdem die Kleine erst einmal in Ihrer Schule war. Die Heldin dieses Romanes verdient übrigens Ihre größte Aufmerksamkeit, denn sie ist wirklich hübsch; erst fünfzehn Jahre alt und wie eine Rosenknospe; gar nicht geziert, aber dumm und lächerlich naiv, wovor ihr Männer ja keine Angst habt. Im übrigen noch einen vielversprechenden Ausdruck in den Augen. Kurz und gut: ich empfehle sie Ihnen, und so brauchen Sie[[1]] sich nur noch bei mir zu bedanken und zu gehorchen. Dieser Brief ist morgen früh in Ihren Händen. Ich erwarte, daß Sie[[1]] morgen Abend um sieben Uhr bei mir sind. Bis acht Uhr empfange ich niemand, nicht einmal den zur Zeit regierenden Chevalier – er hat nicht genug Verstand für eine so wichtige und große Sache. Wie Sie[[1]] sehen, macht mich die Liebe nicht blind. Um acht Uhr haben Sie[[1]] Ihre Freiheit – um zehn Uhr kommen Sie[[1]] wieder, um zusammen mit der Schönen bei mir zu soupieren, denn Mama und Tochter werden bei mir zu Tisch sein. Adieu, es ist über zwölf Uhr: bald werde ich mich nicht mehr mit Ihnen beschäftigen. &&ar Paris, den 4. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="3._Brief" &&fa Dritter Brief Cécile Volanges an Sophie Carnay. &&fe &&ax &&lg=x Ich kann Dir immer noch nichts mitteilen. Bei Mama waren gestern viele Gäste zum Abendessen. Trotzdem ich mit großem Interesse die anwesenden Herren beobachtete, so habe ich mich doch gelangweilt. Herren und Damen, alle schauten mich an, dann sprachen sie sich leise in die Ohren, und ich merkte, daß von mir die Rede war: gegen meinen[[Besitz]] Willen wurde ich ganz rot. Ich wollte es nicht, denn ich bemerkte, daß die andern Frauen, wenn man sie ansah, nicht rot wurden. Vielleicht auch sieht man es unter der Schminke nicht; denn es muß doch sehr schwer sein, nicht zu erröten, wenn einen ein Mann so fest ansieht. Was mich am meisten beunruhigte, war, was man wohl über mich dachte. Mir war, als wenn ich zwei- oder dreimal das Wort »hübsch« verstanden hätte; das Wort »ungeschickt« hörte ich ganz deutlich, und es muß wahr sein, denn die Frau, die das sagte, war eine Verwandte und Freundin meiner Mutter; sie schien sogar sofort Freundschaft für mich zu empfinden. Das war auch die einzige Person, die am ganzen Abend ein wenig mit mir sprach. Morgen werden wir bei ihr zu Abend essen. Außerdem hörte ich noch nach dem Diner einen Herrn zu einem andern sagen – und ich bin überzeugt, es ging auf mich: »Das muß man erst reif werden lassen, wir werden ja in diesem Winter sehen.« Vielleicht war es sogar der, der mich heiraten soll, das wäre aber dann ja erst in vier Monaten! Ach, ich möchte so gerne wissen, was wahres an all dem ist! Gerade kommt Josephine und sie sagt, daß sie sehr in Eile wäre. Ich will Dir aber doch noch eine große Ungeschicklichkeit von mir erzählen. Die Dame, die das sagte, hat doch wohl recht, glaub ich. Also nach Tisch wurde gespielt. Ich setzte mich neben Mama und war sofort eingeschlafen, ohne daß ich merkte, wie das geschah. Eine Lachsalve weckte mich auf. Gewiß hat man über mich gelacht, aber ich bin dessen nicht ganz sicher. Mama erlaubte mir, mich zurückzuziehen, was mir sehr recht war. Denke, es war schon nach elf Uhr! Adieu, meine[[Besitz]] liebe Sophie, und hab Deine Cécile immer recht lieb. Ich versichere Dir, daß die große Welt nicht halb so amüsant ist, wie wir uns das immer vorstellten. &&ar Paris, den 4. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="4._Brief" &&fa Vierter Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil in Paris. &&fe &&ax &&lg=x Ihre Befehle entzücken mich, die Art und Weise, wie Sie[[1]] sie geben, noch mehr: Sie[[1]] machen einen das unbedingte Gehorchen lieben. Sie[[1]] wissen, es ist nicht das erstemal, daß ich bedaure, nicht mehr Ihr Sklave zu sein. Und wenn Sie[[1]] mich auch ein Ungeheuer nennen, so erinnere ich mich doch immer mit großem Vergnügen der Zeiten, da Sie[[1]] mich mit süßeren Kosenamen bedachten. Oft wünsche ich mir, ich könnte sie wieder verdienen und der Welt mit Ihnen zusammen ein Beispiel ewiger Treue geben. Aber größere Dinge erwarten uns. Erobern, das ist unsere Bestimmung, und man muß ihr folgen: vielleicht treffen wir uns am Ende dieser Carriere wieder. Denn, ohne Sie[[1]] kränken zu wollen, meine[[Besitz]] schöne Marquise, muß man zugeben, daß Sie[[1]] mit mir Schritt halten. Seitdem wir uns für das Glück der Mitmenschen trennten, predigen wir jeder seinerseits die Treue und den Glauben, und mir scheint, daß Sie[[1]] in dieser Liebesmission mehr Proselyten [({{Pro¬se¬ly¬ten}}) rasch bekehrte Anhänger] machten als ich. Ich kenne ja Ihren Eifer, Ihre hingebende Inbrunst; und wenn jener Gott uns nach unsern Werken beurteilen würde, müßten Sie[[1]] die Schutzpatronin einer großen Stadt werden, während Ihr Freund nur der Heilige eines Dorfes würde. Diese Sprache erstaunt Sie[[1]], nicht wahr? Aber seit acht Tagen höre und spreche ich keine andere; nur um mich darin noch zu vervollkommnen, muß ich Ihnen ungehorsam sein. Aber werden Sie[[1]] nicht böse und hören Sie[[1]] mich an. Als Mitwisserin meiner Herzensgeheimnisse will ich Ihnen den größten Plan anvertrauen, den ich je gehabt habe. Was schlagen Sie[[1]] mir vor? Ein junges Mädchen zu verführen, das weder was kennt, noch irgend etwas gesehen hat, das mir gewissermaßen ohne Gegenwehr preisgegeben ist, das einem ersten verliebten Sturm erliegen wird und das dabei mehr von der Neugierde geleitet ist als von der Liebe. Zwanzig andere können dasselbe ausrichten. Nein – mein Plan ist ein andrer: sein Erfolg wird mir ebensoviel Ruhm wie Vergnügen bereiten. Die Liebe, die mir meinen[[Besitz]] Kranz windet, schwankt noch zwischen Myrte und Lorbeer, oder sie wird vielmehr beides vereinigen. Sie[[1]] werden, meine[[Besitz]] schöne Freundin, von heiligem Respekt vor mir erfüllt werden und mit Enthusiasmus ausrufen: »Das ist der Mann meines Herzens.« Sie[[1]] kennen doch die Präsidentin von Tourvel, ihre Frömmigkeit, ihre eheliche Treue und ihre strengen Grundsätze. Das ist mein Gegner und ein Feind meiner würdig, und das ist das Ziel, das ich erreichen will. &&rl=5 &&rr=5 »Bleibt auch in diesem Kampf der Sie[[1]]gespreis nicht mein, Daß ich den Kampf gewagt, wird Ruhm genug mir sein.« &&rl=0 &&rr=0 Man darf schlechte Verse zitieren, sie müssen nur von einem großen Dichter sein. Sie[[1]] müssen also wissen, daß sich der Präsident in Burgund aufhält, eines Prozesses wegen – ich hoffe ihn aber einen wichtigeren verlieren zu lassen – seine untröstliche andere Hälfte aber soll ihre betrübende Zeit der Witwenschaft hier verbringen. Jeden Tag eine Messe, einige Besuche bei den Bezirkskranken, Gebete des Morgens und des Abends, fromme Unterhaltungen mit meiner alten Tante, und manchesmal einen trübseligen Whist {{[Whist]}}, das sollen ihre einzigen Zerstreuungen sein. Mein guter Genius hat mich hierher geführt, zu ihrem und zu meinem Glück. Vierundzwanzig Stunden habe ich zu bereuen, die ich konventionellem Gerede opferte. Welche Strafe, zwänge man mich nach Paris zurückzukehren! Glücklicherweise spielt man Whist zu viert, und weil hier nur ein Dorfgeistlicher existiert, so hat meine[[Besitz]] gottesfürchtige Tante in mich gedrängt, ihr einige Tage zu opfern. Sie[[1]] können sich denken, wie ich bereit war! Aber Sie[[1]] können sich keinen Begriff davon machen, wie meine[[Besitz]] Tante mich seitdem verhätschelt, wie sie darüber erbaut ist, mich so regelmäßig beim Beten und in der Messe zu sehen! Sie[[1]] hat keine Ahnung von der Gottheit, die ich in der Kirche anbete. Seit vier Tagen bin ich also an eine heftige Leidenschaft gebunden. Sie[[1]] kennen mein Temperament und wie ich Hindernisse nehme, aber Sie[[1]] wissen nicht, wie köstlich die Einsamkeit meine[[Besitz]] Begierde steigert. Ich kenne nur noch dieses eine, ich denke daran am Tage und träume davon des Nachts: Ich muß diese Frau haben, um nicht der Lächerlichkeit zu verfallen, verliebt zu sein. Verliebt – wohin führt uns nicht ein ungestilltes Verlangen! Köstliches Verlangen – ich beschwöre dich um meines Glückes und besonders um meiner Ruhe willen! Wie glücklich sind wir, daß sich die Frauen so schlecht verteidigen, – wir wären sonst schüchterne Sklaven neben ihnen. Ich verspüre jetzt eine Art Dankbarkeit für die gefälligen, leichten Frauen, ein Gefühl, das mich natürlich vor Ihre Füße führt. Da knie ich nieder, bitte um Verzeihung und endige dort meinen[[Besitz]] allzu langen Brief. Adieu, meine[[Besitz]] sehr schöne Freundin und – keinen Groll. &&ar Auf Schloß ..., den 5. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="5._Brief" &&fa Fünfter Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Wissen Sie[[1]], Vicomte, daß Ihr Brief unverschämt ist, und daß ich ihn Ihnen sehr übel nehmen könnte, gäbe er mir nicht zugleich den Beweis, daß Sie[[1]] ganz und gar den Kopf verloren haben? Und das bewahrt Sie[[1]] vor meiner Ungnade. Als Ihre gefühlvolle und großmütige Freundin vergesse ich Ihre Beleidigung und kümmere mich um die Gefahr, in der Sie[[1]] schweben; mag es auch dumm sein, darüber zu räsonieren, so will ich Ihnen doch in diesem Augenblick beistehen. Sie[[1]] wollen die Präsidentin von Tourvel haben? Was für eine lächerliche Laune! Ich erkenne daran ganz Ihren Eigensinn, der nur das wünscht, was er glaubt, nicht erreichen zu können. Was hat denn diese Frau? Vielleicht sehr regelmäßige Züge, aber sie sind ohne Ausdruck; sie ist recht gut gebaut, aber ohne Grazie, und angezogen ist sie, zum Lachen! Ganze Pakete Stoff hat sie bis zum Hals hinauf, daß ihr der Leib bis zum Kinn reicht. Als Freundin sage ich Ihnen: zwei solche Frauen genügen, Sie[[1]] um Ihr ganzes Ansehen zu bringen. Erinnern Sie[[1]] sich noch des Tages in Saint-Roche {{[Saint-Roche]}}, wo sie für die Armen sammelte, was Sie[[1]] veranlaßte, mir für das Schauspiel zu danken, das ich Ihnen damit bereitete? Ich sehe sie noch, wie sie diesem einer Hopfenstange ähnlichen Herrn mit den langen Haaren die Hand gab, der bei jedem Schritte umzufallen drohte, und wie sie ihren vier Ellen langen Reifrock immer jemandem an den Kopf schwang bei jeder Verbeugung und errötete. Wenn man Ihnen damals gesagt hätte, daß Sie[[1]] diese Frau verlangten! Nun, Vicomte, erröten Sie[[1]] Ihrerseits und besinnen Sie[[1]] sich auf sich selber. Ich verspreche Ihnen Diskretion. Bedenken Sie[[1]] doch auch alle die Unannehmlichkeiten, die Sie[[1]] dabei erwarten. Und was für Rivalen haben Sie[[1]]? Einen Gatten! Sind Sie[[1]] bei diesem einen Wort nicht schon ganz klein? Welche Schande, wenn es mißlingt! Und wie wenig Ruhm beim Erfolg! Ich sage noch mehr: versprechen Sie[[1]] sich kein Vergnügen. Gibt es denn eines mit prüden Frauen? Ich meine[[Meinung]] mit den ehrlichen Prüden, die selbst auf dem Höhepunkt des Vergnügens noch zurückhaltend sind und so nur halben Genuß geben. Dieses völlige Sichselbstvergessen, diesen Rausch der Wollust, der das Vergnügen durch sein Übermaß läutert, diese Wohltaten der Liebe kennen sie nicht. Ich prophezeie Ihnen, daß im günstigsten Fall Ihre Präsidentin glauben wird, alles für Sie[[1]] getan zu haben, indem sie Sie[[1]] wie ihren Ehegemahl behandelt, und im engsten und zärtlichsten ehelichen Zusammensein bleibt man immer – zu zweit. In Ihrem Falle steht es noch schlimmer. Ihre keusche Dame ist fromm und von jener Frömmigkeit, welche die gute Frau zu einer ewigen Kindlichkeit verurteilt. Vielleicht überwinden Sie[[1]] dieses Hindernis, schmeicheln Sie[[1]] sich aber nicht, es zu zerstören; wenn auch Sie[[1]]ger, über die Liebe Gottes, so sind Sie[[1]] es doch nicht über die Furcht vor dem Teufel; wenn Sie[[1]] Ihre Geliebte in Ihren Armen erschauern fühlen, so ist das nicht Liebe, sondern Angst. Wenn Sie[[1]] diese Frau früher gekannt hätten, vielleicht hätten Sie[[1]] etwas aus ihr machen können; aber sie ist jetzt zweiundzwanzig Jahre alt und bald zwei Jahre verheiratet. Glauben Sie[[1]] mir, Vicomte, wenn eine Frau schon so in diese tugendsamen Vorurteile hineingewachsen ist, soll man sie ihrem Schicksale überlassen, – sie wird immer nur ein Gattungswesen sein. Und um dieses schönen Gegenstandes willen wollen Sie[[1]] mir nicht folgen, wollen Sie[[1]] sich in das Grab Ihrer Tante vergraben und dem schönsten und köstlichsten Abenteuer entsagen, das Ihnen Ehre gebracht hätte. Durch welches Schicksal muß denn Gercourt immer und überall vor Ihnen etwas voraus haben? Ich spreche ganz ohne Ironie, aber jetzt glaube ich wirklich, daß Sie[[1]] Ihren Ruf nicht verdienen; und daß ich mich versucht fühle, Ihnen mein Vertrauen zu entziehen. Ich würde mich nie dazu verstehen, meine[[Besitz]] Geheimnisse dem Geliebten einer Frau von Tourvel anzuvertrauen. Ich will Ihnen dennoch erzählen, daß die kleine Volanges schon einen Kopf verdreht hat. Der junge Danceny {{[Dan¬ce¬ny]}} liebt sie. Er hat mit ihr gesungen, und sie singt wirklich besser, als man von einem Pensionskind erwartet. Sie[[1]] werden Duette miteinander üben, und ich glaube, sie würde nichts gegen ein Unisono haben. Aber dieser Danceny ist noch ein Kind, der seine Zeit mit Hofmachen verliert und zu keinem Ende kommt. Die kleine Person ist ihrerseits auch sehr kindisch. Aber wie es auch kommen mag, Sie[[1]] hätten die Sache jedenfalls viel lustiger gestaltet. Ich bin übler Laune und werde mich mit dem Chevalier zanken, wenn er kommt. Ich werde ihm raten recht artig zu sein, denn es würde mich momentan nichts kosten, mit ihm zu brechen. Ich bin überzeugt, er würde verzweifeln, wenn ich vernünftig genug wäre, ihn jetzt aufzugeben, und nichts amüsiert mich so sehr, wie ein verzweifelter Liebhaber. Er würde mich perfid nennen, und dieses Wort hat mir immer Spaß gemacht; nach dem Worte »Grausame« ist es das süßeste Wort für das Ohr einer Frau, und weniger schwierig, es sich zu verdienen. Ich will mich ganz ernsthaft mit diesem Bruche beschäftigen; und daran werden Sie[[1]] Schuld sein; ich lege es ihrem Gewissen zur Last. Adieu. Empfehlen Sie[[1]] mich dem Gebete Ihrer Präsidentin. &&ar Paris, den 7. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="6._Brief" &&fa Sechster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Gibt es also wirklich keine Frau, welche die Macht nicht mißbraucht, die sie über uns hat? Selbst Sie[[1]], die ich so oft meine[[Besitz]] nachsichtige Freundin nannte, sind es nicht mehr, denn Sie[[1]] scheuen sich nicht, mich in dem Gegenstand meiner Zuneigung anzugreifen! Mit welchen Zügen wagen Sie[[1]] es, Frau von Tourvel zu zeichnen! Welcher Mann hätte eine solche Vermessenheit nicht mit dem Leben büßen müssen! Keine andere Frau außer Ihnen hätte sich das ungestraft erlauben dürfen. Setzen Sie[[1]] mich, ich bitte, nicht wieder einer so harten Probe aus; ich könnte nicht mehr dafür gut stehen. Im Namen der Freundschaft: warten Sie[[1]], bis ich diese Frau besessen habe, wenn Sie[[1]] sie schmähen wollen. Wissen Sie[[1]] denn nicht, daß bloß die Wollust das Recht hat, die Liebe sehend zu machen? Aber was rede ich da. Hat denn Frau von Tourvel nötig, daß man sich um sie Illusionen macht? Ihr genügt es, sie selbst zu sein, daß man sie anbetet. Sie[[1]] werfen ihr vor, daß sie sich schlecht kleidet und mit Recht, denn die Pracht steht ihr nicht; alles, was sie verhüllt, verunstaltet sie. Nur in der Ungebundenheit des Hauskleides ist sie wirklich entzückend. Dank der jetzt herrschenden schwülen Hitze läßt ein einfaches Leinennegligé die runde und weiche Linie ihres Körpers erkennen. Ein dünner Musseline {{[Mus¬se¬line]}} bedeckt den Hals, und meine[[Besitz]] heimlichen aber durchdringenden Blicke sahen schon die entzückendsten Formen. Sie[[1]] sagen, ihr Gesicht habe keinen Ausdruck. Was soll es ausdrücken in Momenten, wo nichts zu ihrem Herzen spricht? Nein, ohne Zweifel hat sie nicht jenen lügenhaften Blick unserer koketten Frauen, der uns manchmal verführt, aber immer betrügt. Sie[[1]] versteht es nicht, die Leere einer Phrase durch ein einstudiertes Lächeln zu verbergen, und gleichviel sie die schönsten Zähne von der Welt hat, so lacht sie doch nur, wenn sie etwas darüber zu lachen findet. Sie[[1]] sollten sehen, wie sie in mutwilligen Spielen offen und naiv heiter ist! Wie ihr Blick reine Freude und teilnehmende Güte ausdrückt, wenn sie einem Unglücklichen hilft! Ja, man muß sehen, wie beim kleinsten Wort des Lobes oder der Schmeichelei sich auf ihrem himmlischen Gesicht eine rührende Verlegenheit der Bescheidenheit malt, die so ganz echt ist! ... Sie[[1]] ist spröde und fromm, und deshalb Ihr Urteil, sie wäre kalt und seelenlos und ohne Liebe. Ich denke ganz anders. Welch erstaunliche Sensibilität muß sie doch haben, daß sie sich bis auf ihren Mann erstreckt, und den zu lieben, der immer abwesend ist? Was für stärkere Beweise verlangen Sie[[1]] noch? Ich wußte mir aber auch noch einen andern zu verschaffen. Ich richtete es auf einem Spaziergang so ein, daß wir einen Graben zu überspringen hatten, und obschon sie sehr flink ist, so ist sie doch noch schüchterner. Sie[[1]] können sich denken, daß eine prüde Frau sich scheut, über einen Graben zu springen. Sie[[1]] mußte sich mir anvertrauen, und ich hielt diese bescheidene Frau in meinen[[Besitz]] Armen. Die Vorbereitungen und das Hinüberbefördern meiner alten Tante hatten die mutwillige fromme Tourvel laut lachen machen; nun hielt ich sie, und infolge einer absichtlichen Ungeschicklichkeit mußten wir uns umarmen. Ich preßte ihre Brust an die meine[[Besitz]], und ich fühlte ihr Herz schneller schlagen. Eine süße Röte färbte ihr Gesicht, und ihre bescheidene Verlegenheit lehrte mich, daß ihr Herz aus Liebe zitterte und nicht aus Furcht. Meine[[Besitz]] Tante irrte sich natürlich – so wie Sie[[2]], – als sie sagte: »Das Kind hat Angst bekommen.« Aber die reizende Offenheit des »Kindes« erlaubte ihr nicht die Lüge, und sie antwortete ganz naiv: »O nein, aber ...« Dies eine Wort machte mir alles klar. In dem Augenblick hat die süße Hoffnung die grausame Ungewißheit verdrängt. Ich werde diese Frau besitzen. Ich werde sie dem Manne wegnehmen, der sie profaniert, ja selbst dem Gotte, den sie anbetet, werde ich sie rauben. Welche Lust, abwechselnd Gegenstand und Besieger ihrer Gewissensbisse zu sein! Es sei fern von mir, ihre Vorurteile zu zerstören; sie werden mein Glück und meinen[[Besitz]] Ruhm erhöhen. Sie[[1]] soll nur und an nichts als an die Tugend glauben, sie mir aber opfern; ihr Fehltritt soll sie entsetzen, aber sie soll ihm auch keinen Einhalt gebieten können, und von tausend Ängsten geplagt soll sie ihn nur in meinen[[Besitz]] Armen vergessen und unterdrücken. Dann muß sie mir sagen: »Ich bete dich an,« und sie allein unter allen Frauen wird würdig sein, dies Wort auszusprechen. Ich werde der Gott sein, den sie dem andern vorgezogen hat. Seien wir aufrichtig: in unseren Arrangements, die ebenso kalt wie frivol sind, ist das was wir Glück nennen kaum ein Vergnügen. Soll ich es Ihnen sagen? Ich glaubte mein Herz wäre abgewelkt; und da ich nur noch meine[[Besitz]] Sinnlichkeit fühlte, beklagte ich mich über ein vorzeitiges Alter. Frau von Tourvel hat mir die schönen Illusionen der Jugend wiedergegeben. Neben dieser Frau habe ich nicht den Genuß nötig, um glücklich zu sein. Das einzige, was mich dabei etwas erschreckt, ist die Zeit, die mich dieses Abenteuer kosten wird; denn ich wage nichts dem Zufall zu überlassen. Ich mag mich immer all meiner glückgefolgten Frechheiten erinnern, – ich kann mich nicht entschließen, sie hier zu brauchen. Damit ich wahrhaft glücklich bin, muß sie sich mir geben; und das ist keine Kleinigkeit. Sie[[1]] würden meine[[Besitz]] Vorsicht bewundern. Ich habe das Wort Liebe noch nicht ausgesprochen, aber wir sind schon bei jenen gewissen Worten des Vertrauens und Interesses. Um sie so wenig als möglich zu betrügen, und um dem Gerede zuvorzukommen, das ihr zugebracht werden könnte, habe ich selbst, und wie in Reue, ihr meine[[Besitz]] bekanntesten Geschichten erzählt. Sie[[1]] würden darüber lachen, wenn Sie[[1]] sähen, mit welcher Unschuld sie mir Besserung predigt. Sie[[1]] sagte, sie wollte mich bekehren. Noch weiß sie nicht, wieviel sie diese versuchte Bekehrung kosten wird. Sie[[1]] denkt nicht daran, daß sie, während sie »für die Unglücklichen, die ich zu Fall brachte«, redet, im voraus ihre eigene Angelegenheit plaidiert. Das fiel mir gestern inmitten einer ihrer Predigten ein, und ich konnte mir das Vergnügen nicht entsagen, sie zu unterbrechen, um ihr zu versichern, daß sie wie ein Prophet spräche. Adieu, meine[[Besitz]] sehr schöne Freundin. Sie[[1]] sehen, ich bin noch nicht rettungslos verloren. P. S.: Hat sich übrigens der arme Chevalier aus Verzweiflung schon umgebracht? Sie[[1]] sind doch tausendmal schlechter als ich, und Sie[[1]] würden mich ganz klein machen, wenn ich eigensüchtig wäre. &&ar Auf Schloß ..., den 9. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="7._Brief" &&fa Sie[[1]]benter Brief Cécile Volanges an Sophie Carnay. &&fe &&ax &&lg=x Ich konnte Dir über meine[[Besitz]] Heirat nichts schreiben, denn ich bin noch immer nicht klüger als am ersten Tag. Ich gewöhne mich daran, nicht mehr daran zu denken und befinde mich, wie ich jetzt lebe, sehr wohl dabei. Ich treibe viel Gesang und Harfe, und mir scheint, daß ich beides mehr liebe, seitdem ich keinen Lehrer mehr habe oder vielmehr seitdem ich einen bessern gefunden. Der Chevalier Danceny, dieser Herr, weißt Du, von dem ich Dir erzählte, daß ich mit ihm bei Frau von Merteuil gesungen habe, hat die Güte, jeden Tag zu mir zu kommen und stundenlang mit mir zu singen. Er ist sehr nett. Er singt wie ein Engel und komponiert Lieder, zu denen er die Worte selbst macht. Es ist wirklich schade, daß er Malteserritter ist! Es scheint mir, seine Frau könnte sehr glücklich sein, wenn er heiratete ... Er ist von einer entzückenden Aufmerksamkeit. Es sieht nie aus, als ob er Komplimente machte und trotzdem schmeichelt alles was er sagt. Er korrigiert mich immer, sei es über die Musik oder über andere Dinge; seine Kritik ist aber so interessant und lustig, daß man ihm unmöglich böse sein kann. Wenn er einen ansieht, scheint er immer etwas Hübsches zu sagen. Und dabei ist er so gefällig. Gestern abend zum Beispiel war er zu einem großen Konzert eingeladen; aber er hat es vorgezogen, den ganzen Abend bei Mama zu bleiben. Das hat mir viel Freude gemacht; denn wenn er nicht da ist, spricht niemand mit mir und ich langweile mich; wenn er aber da ist, plaudern und singen wir zusammen. Und er weiß mir immer etwas zu erzählen. Er und Frau von Merteuil sind die einzigen Personen, die ich lieb und nett finde. Nun adieu, meine[[Besitz]] liebe Freundin. Ich versprach, daß ich heute eine Arie geläufig können würde, deren Begleitung sehr schwer ist, und ich will mein Wort halten. Ich will mich ans Lernen machen, bis er kommt. &&ar Paris, den 7. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="8._Brief" &&fa Achter Brief Die Präsidentin von Tourvel an Frau von Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Ich danke Ihnen, gnädige Frau, sehr für das Vertrauen, das Sie[[1]] mir bewiesen haben; niemand kann mehr Interesse an der Verheiratung von Fräulein von Volanges nehmen als ich. Von ganzer Seele wünsche ich ihr ein Glück, dessen sie einzig und zweifellos würdig ist, und ich vertraue dabei ganz Ihrer Klugheit. Ich kenne den Grafen Gercourt nicht, da Sie[[1]] ihn jedoch mit Ihrer Wahl beehren, kann ich nicht anders als eine vorteilhafte Meinung von ihm haben. Ich beschränke mich darauf, gnädige Frau, dieser Ehe ebensoviel Erfolg zu wünschen wie ihn die meine[[Besitz]] hat, die ja ebenfalls Ihr Werk ist, für das ich Ihnen täglich dankbarer bin. Das Glück Ihrer Tochter möge die Belohnung für das Glück sein, das Sie[[1]] mir gegeben haben, und möge die beste der Freundinnen auch die glücklichste Mutter werden! Es tut mir wirklich leid, Ihnen nicht mündlich meine[[Besitz]] aufrichtigsten Wünsche darbringen zu können und so auch, wie ich es wünschte, Fräulein von Volanges persönlich kennen zu lernen. Wie ich Ihre wahrhaft mütterliche Liebe erfuhr, glaube ich berechtigt zu sein, von Cécile die zärtliche Freundschaft einer Schwester zu erhoffen. Ich bitte, gnädige Frau, diese Freundschaft gütigst für mich verlangen zu wollen, in der Erwartung, sie zu verdienen. Ich gedenke die ganze Zeit, da Herr von Tourvel abwesend ist, auf dem Lande zu bleiben. Ich benütze die Zeit, mir die Gesellschaft der vortrefflichen Frau von Rosemonde {{[Rose¬monde]}} zunutze zu machen. Diese Frau ist immer noch gleich liebenswürdig und verliert nichts durch ihr hohes Alter; sie hat ihr volles Gedächtnis und ihre jugendliche Heiterkeit bewahrt. Nur ihr Körper ist vierundachtzig Jahre alt. Unsere Einsamkeit erheitert ihr Neffe, der Vicomte von Valmont, der uns einige Tage opfern wollte. Ich kannte ihn nur dem Rufe nach, und dieser ließ nicht den Wunsch aufkommen, den Herrn persönlich kennen zu wollen; aber mir scheint, er ist besser als sein Ruf. Hier, wo ihn der Welttrubel nicht mit fortreißt, spricht er erstaunlich vernünftig und klagt sich selbst seiner Verirrungen mit einer seltenen Aufrichtigkeit an. Er spricht voller Vertrauen mit mir, und ich predige ihm mit viel Strenge. Sie[[1]], die Sie[[1]] ihn kennen, werden zugeben, daß das wirklich eine schöne Bekehrung wäre; aber ich zweifle doch nicht daran, daß acht Tage Paris genügten, ihn trotz all seiner Versprechungen alle meine[[Besitz]] Predigten vergessen zu lassen. Sein Aufenthalt hier wird ihm wohl einige Änderungen seiner gewöhnlichen Lebensweise bedeuten, aber ich glaube, daß das Beste, was er tun kann, ist, zu leben wie er gewohnt ist: Nichts tun. Er weiß, daß ich Ihnen schreibe und beauftragte mich, Ihnen seine ergebensten Empfehlungen zu vermitteln. Nehmen Sie[[1]] auch die meinen[[Besitz]] entgegen mit jener Güte, die ich an Ihnen kenne, und bezweifeln Sie[[1]] niemals meine[[Besitz]] aufrichtigsten Gefühle, mit denen ich die Ehre habe zu sein usw. &&ar Schloß ..., den 9. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="9._Brief" &&fa Neunter Brief Frau von Volanges an die Präsidentin von Tourvel. &&fe &&ax &&lg=x Ich habe nie an der Freundschaft gezweifelt, die Sie[[1]] für mich haben, meine[[Besitz]] junge und schöne Freundin, ebensowenig an dem Interesse, das Sie[[1]] an allem nehmen, was mich betrifft. Nicht um feststehende Tatsachen unter uns zu diskutieren, antworte ich auf Ihren Brief; aber ich glaube, mich nicht enthalten zu können, mit Ihnen in der Angelegenheit des Vicomte von Valmont zu plaudern. Ich gestehe offen, ich hatte nie erwartet, jemals diesen Namen in Ihren Briefen zu lesen. Was kann es auch Gemeinsames geben zwischen ihm und Ihnen? Sie[[1]] kennen diesen Mann nicht, und wo hätten Sie[[1]] sich je die Seele eines Wüstlings vorstellen können? Sie[[1]] erzählen mir von seiner merkwürdigen Aufrichtigkeit; allerdings, die Aufrichtigkeit eines Valmont muß in Wirklichkeit merkwürdig sein. Er ist noch falscher und gefährlicher als liebenswürdig und verführerisch – seit seiner frühesten Kindheit tat er weder einen Schritt noch sprach er ein Wort ohne ganz bestimmte Absichten, und niemals hatte er eine Absicht, die nicht unanständig oder verbrecherisch gewesen wäre. Liebe Freundin, Sie[[1]] kennen mich, und Sie[[1]] wissen, wie gerade die Nachsicht unter den Tugenden, die ich mir aneignen möchte, jene ist, die ich am meisten schätze. Ja, wenn Valmont von ungestümer Leidenschaft mit fortgerissen würde! Wenn er wie tausend andere durch die Irrungen seines Alters verleitet würde, ich würde sein Betragen bedauern und ein gutes Wort für ihn einlegen und stillschweigend die Zeit erwarten, wo die glückliche Umkehr ihm die Achtung der ehrlichen Leute wieder einbrächte. Aber Valmont ist nicht so; sein Betragen ist das Resultat seiner Prinzipien. Er versteht genau auszurechnen, was sich ein Mensch erlauben darf, ohne sich zu kompromittieren; und um ohne Gefahr grausam und böse zu sein, suchte er sich die Frauen zum Opfer. Ich halte mich nicht damit auf, diejenigen zu zählen, die er verführte; aber wie viele sind es, die er verdorben hat! In das zurückgezogene und beschauliche Leben, das Sie[[1]] führen, sind seine skandalösen Abenteuer nicht gedrungen. Ich könnte Ihnen welche erzählen, die Sie[[1]] erschauern machten, aber Ihr Blick, so rein wie Ihre Seele, würde durch solche Bilder besudelt. Gewiß wird Valmont niemals gefährlich für Sie[[1]] werden und Sie[[1]] brauchen keine Waffen seiner Art zu Ihrer Verteidigung. Das einzige, was ich Ihnen zu sagen habe, ist, daß unter allen Frauen, um die er sich gekümmert hat, sei es mit oder ohne Erfolg, daß keine darunter ist, die sich nicht um ihn zu beklagen hätte. Die Marquise von Merteuil ist die einzige Ausnahme von dieser Regel: sie allein verstand es, ihm und seiner Schlechtigkeit zu widerstehen. Ich muß bekennen, daß ihr dies in meinen[[Besitz]] Augen zur größten Ehre gereicht; und es genügte, sie in den Augen aller von einigen zweifelhaften Geschichten zu reinigen, die man im Anfang ihrer Witwenschaft ihr vorwarf. Wie dem auch sei, meine[[Besitz]] schöne Freundin, es ermächtigt mich mein Alter, die Erfahrung und besonders die Freundschaft dazu, Ihnen vorzustellen, daß man in der Gesellschaft Valmonts Abwesenheit bemerkt; und sobald man erfahren haben wird, daß er einige Zeit in Gesellschaft seiner Tante und der Ihren verbrachte, ist Ihr Ruf in seinen Händen, und das ist das größte Unglück, das einer Frau begegnen kann. Ich rate Ihnen deshalb, seine Tante zu veranlassen, ihn nicht länger bei sich zu behalten; wenn er sich darauf kapriziert, zu bleiben, so glaube ich, dürfen Sie[[1]] nicht länger zögern, ihm den Platz zu räumen. Aber warum sollte er denn bleiben? Was macht er denn auf dem Lande? Wenn Sie[[1]] seine Schritte verfolgen ließen, so bin ich überzeugt, Sie[[1]] würden entdecken, daß er nur ein bequemes Versteck gesucht hat für irgendeine tolle Sache, die er in der Umgebung vorhat. Aber in der Unmöglichkeit, dem Übel abzuhelfen, begnügen wir uns, uns selber davor zu schützen. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin. Nun hat sich die Heirat meiner Tochter doch etwas hinausgeschoben. Graf Gercourt, den wir jeden Tag erwarteten, schickt mir Nachricht, daß sein Regiment nach Korsika geht, weil noch Kriegsunruhen dort unten sind, und daß es ihm unmöglich wäre, da vor dem Winter wegzukommen. Das ist mir nicht recht; aber gleichzeitig hege ich die Hoffnung, daß wir Sie[[1]] so sicher zur Hochzeit hier sehen werden, denn es wäre mir leid gewesen, wenn sie ohne Sie[[1]] hätte stattfinden müssen. Adieu, und ehrlich und aufrichtig ganz die Ihre. P. S.: Bitte mich Frau von Rosemonde in Erinnerung zu bringen, die ich liebe, wie sie es verdient. &&ar Paris, 11. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="10._Brief" &&fa Zehnter Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Sind Sie[[1]] mir böse, Vicomte? Oder gar gestorben? Oder – was beinah dasselbe ist – leben Sie[[1]] nur noch für Ihre Präsidentin? Diese Frau, die Ihnen die Illusionen Ihrer Jugend wiedergegeben hat, wird Ihnen auch bald deren lächerliche Vorurteile geben. Schüchtern und unterwürfig sind Sie[[1]] bereits – gerade so gut könnten Sie[[1]] verliebt sein. Sie[[1]] verzichten auf Ihre glücklichen Frechheiten, das heißt, Sie[[1]] handeln ohne Prinzipien, überlassen alles dem Zufall oder vielmehr der Laune. Haben Sie[[1]] vergessen, daß die Liebe, wie die Medizin, nichts als eine Kunst ist, die der Natur nachhilft? Sie[[1]] sehen, ich schlage Sie[[1]] mit Ihren eigenen Waffen. Das macht mich aber nicht eitel, denn ich schlage einen Wehrlosen. Sie[[1]] sagen mir: »sie muß sich mir geben« – aber gewiß muß sie das, gerade so wie die andern, nur mit dem Unterschied, daß sie es nicht gern tun wird. Aber damit sie sich endlich ergibt, wäre doch das beste Mittel dieses, damit anzufangen, sie zu nehmen. Diese lächerliche Unterscheidung ist doch nichts als Unverstand der Liebe. Ich sage Liebe; denn Sie[[1]] sind verliebt. Anders mit Ihnen zu reden wäre lügen und Ihnen Ihre Krankheit verheimlichen. Sagen Sie[[1]] mir doch, Sie[[1]] schmachtender Liebhaber, glauben Sie[[1]] denn, jene Frauen, die Sie[[1]] besaßen, genotzüchtigt zu haben? Wie groß die Lust sich hinzugeben auch immer sein mag, so sehr es uns auch damit eilt, – man muß doch immer noch einen Vorwand haben, und gibt es denn einen bequemeren für uns als den, so zu tun, als ob man der Gewalt wiche? Ich bekenne, daß ein schnell und geschickt ausgeführter Angriff das ist, was mir am meisten schmeichelt; ein Angriff, wo alles der Reihe nach kommt, aber auch mit jener Schnelligkeit, die uns nie in diese peinliche Verlegenheit setzt, eine Ungeschicklichkeit wieder gut machen zu müssen, von der wir im Gegenteil profitieren sollen; ein Angriff, der auch bis in die Dinge hinein, die wir gewähren, den Anschein der brutalen Überwältigung behält und so geschickt unsern zwei Hauptpassionen schmeichelt –: dem Ruhm der Verteidigung und dem Vergnügen des Unterliegens. Ich gebe zu, daß dieses Talent der Attacke bei den Männern seltener ist, als man denken sollte, und daß es mir immer Freude machte, auch da, wo es mich nicht verführt hat; es ist mir passiert, daß ich mich ergab nur aus dem Gefühl der Belohnung heraus. So gab bei unsern alten Turnieren die Schönheit der Tapferkeit und Geschicklichkeit den Preis. Sie[[1]] sind nicht mehr derselbe. Sie[[1]] benehmen sich, als ob Sie[[1]] Angst hätten vor dem Erfolg. Seit wann reisen Sie[[1]] mit der Schneckenpost? Aber lassen wir diese Sache, die mich in ebenso schlechte Laune bringt, als sie mir das Vergnügen raubt, Sie[[1]] zu sehen. Schreiben Sie[[1]] mir wenigstens öfter als bisher und halten Sie[[1]] mich mit Ihren Fortschritten auf dem Laufenden. Wissen Sie[[1]], daß es jetzt schon über vierzehn Tage her ist, seitdem Sie[[1]] dieses lächerliche Abenteuer beschäftigt, und daß Sie[[1]] darüber jedermann vernachlässigen? Übrigens: Vernachlässigung. Sie[[1]] kommen mir vor wie Leute, welche regelmäßig Nachrichten über ihre kranken Freunde einholen, aber nie auf die Antwort warten. Sie[[1]] schließen Ihren letzten Brief mit der Frage, ob der Chevalier tot wäre. Haben Sie[[1]] vergessen, daß mein Geliebter Ihr intimster Freund ist? Seien Sie[[1]] unbesorgt, er ist nicht tot; und wenn er es wäre, so durch allzuviel des Glückes. Dieser arme Chevalier ist so lieb und so geschaffen für die Liebe! Und wie lebhaft seine Zärtlichkeit ist – es verdreht mir ganz den Kopf. Aber im Ernst: das unerhörte Glück, das er empfindet, von mir geliebt zu sein, bindet mich an ihn. Denselben Tag, an dem ich Ihnen schrieb, daß ich mich mit dem Gedanken an unsern Bruch trage, habe ich ihn doch so ganz glücklich gemacht! Und ich hatte mir schon alle Mittel zurechtgelegt, ihn zur Verzweiflung zu bringen, als er mir gemeldet wurde. War es nur Laune oder war es Wahrheit, nie war er mir so schön vorgekommen, und trotzdem habe ich ihn doch recht launenhaft empfangen. Er dachte, zwei Stunden mit mir allein zu verbringen, ehe sich die Türen für jedermann öffneten. Aber ich sagte ihm, daß ich ausgehen würde; er wollte wissen wohin, und ich wollte es ihm nicht sagen. Als er darauf drang, sagte ich etwas scharf: »Dahin, wo Sie[[1]] nicht sein werden.« Zum Glück für ihn machte ihn diese Antwort stumm; hätte er nur ein Wort darauf gesagt, wäre es unabweislich zu einer Auseinandersetzung gekommen und zum beabsichtigten Bruch. Erstaunt über sein Schweigen schaute ich nach ihm, aus keinem anderen Grunde, als um das Gesicht zu sehen, das er machte. Und ich sah auf diesem hübschen Gesichte jene zärtliche und tiefe Traurigkeit, von der Sie[[1]] selbst sagten, daß sie unwiderstehlich wäre. Gleiche Ursache, gleiche Wirkung: ich war ein zweitesmal entwaffnet. Und so tat ich denn alles, um ihn nichts Schlechtes von mir glauben zu lassen. Ich gehe in Geschäften aus, sagte ich ihm schon etwas sanfter, und diese Geschäfte gehen Sie[[1]] an; fragen Sie[[1]] aber nichts weiter. Ich werde zu Hause zu Abend essen; kommen Sie[[1]] zurück, und ich werde Ihnen alles erklären. Dann erst fand er wieder Worte. Ich erlaubte ihm aber nicht, daß er Gebrauch davon machte und sagte schnell: »Ich habe große Eile.« Und: »Bis heute Abend.« Er küßte meine[[Besitz]] Hand und ging. Gleich darauf, um ihn – und vielleicht auch mich – zu entschädigen, kam mir der Einfall, ihm mein kleines Haus zu zeigen, von dessen Existenz er keine Ahnung hat. Ich rufe also meine[[Besitz]] treue Viktoria. Ich habe meine[[Besitz]] Migräne und lege mich – für meine[[Besitz]] Leute – zu Bett; und allein mit meiner Vertrauten, ziehe ich mich als Kammerzofe an, während sie sich als Lakai verkleidet. Darauf läßt sie einen Wagen an die hintere Gartentür kommen und fort geht es. Nach der Ankunft in meinem heimlichen Liebestempel zog ich das galanteste Negligé an, das man sich denken kann, und das wirklich entzückend ist und ganz meine[[Besitz]] Erfindung: es läßt nichts sehen und doch alles erraten. Ich verspreche Ihnen das Modell für Ihre Präsidentin, sobald Sie[[1]] sie würdig gefunden haben werden, es zu tragen. Nach all diesen Vorbereitungen und während Viktoria sich um die andern Details kümmert, lese ich ein Kapitel aus dem »{{So¬pha}}« unseres {{Cré¬bil¬lon}}, einen Brief der {{He¬loise}} und zwei Erzählungen von {{La Fon¬taine}}, um mich in Stimmung zu bringen. Da erscheint auch schon der Chevalier mit der ihm gewohnten Zuvorkommenheit. Mein Schweizer sagt ihm, ich wäre krank, läßt ihn nicht ein und übergibt ihm gleichzeitig ein Billett von mir, aber nicht mit meiner Handschrift. Er öffnet es und findet von der Hand Viktorias geschrieben: »Punkt 9 Uhr auf dem Boulevard vor den Cafés.« Er begibt sich dorthin und findet da einen kleinen Lakai, den er nicht zu kennen scheint, – natürlich wieder Viktoria, die ihm sagte, er möge nur seinen Wagen fortschicken und ihr folgen. Die ganze romantische Geschichte macht ihm einen heißen Kopf, und ein heißer Kopf ist immer gut. Endlich kommt er an: Liebe und Überraschung machen ihn ganz trunken, und er ist entzückend. Die Zeit, die ihn wieder ein wenig restaurieren soll, gehen wir im Garten spazieren, und dann bringe ich ihn ins Haus zurück, wo er zwei Gedecke und das offene Bett sieht. Im Boudoir {{[Bou¬doir]}}, das in all seinem Glanze strahlte, schlinge ich halb bedacht und halb gedrängt meine[[Besitz]] Arme um seinen Hals und lasse mich zu seinen Füßen niedersinken: »Um dir, mein Lieber, die Überraschung dieses Augenblickes zu bereiten, habe ich die schlechte Laune geheuchelt und dich damit betrübt; verzeih mir, ich will alles durch die Macht meiner Liebe wieder gut machen.« Sie[[1]] können sich die Wirkung dieser zärtlichen Rede wohl vorstellen. Der glückliche Chevalier hob mich auf, und wir besiegelten unsere Versöhnung auf derselben Ottomane, auf der wir beide, Sie[[1]] und ich, in der gleichen Weise unsere ewige Trennung beschlossen haben. Sechs Stunden hatten wir vor uns; ich hatte mir vorgenommen, daß diese Zeit ihm immer gleich entzückend bleiben sollte, und mäßigte daher seine Stürme mit liebenswürdiger Koketterie. Niemals, glaube ich, habe ich so viel Sorge darauf verwandt, zu gefallen, und ich war wirklich sehr zufrieden mit mir. Nach dem Souper spielte ich abwechselnd das Kind und die vernünftige Frau, war bald übermütig, bald empfindsam, manchmal sogar ausschweifend – es machte mir Spaß, ihn wie einen Sultan in seinem Harem zu nehmen, in dem ich die verschiedenen Favoritinnen spielte. Alles kam von einer und derselben Frau und mußte ihm doch scheinen, als käme jedes Vergnügen von einer neuen Geliebten. Der Tag brach an und wir mußten uns trennen; und was er auch tat und sagte, um mich vom Gegenteil zu überzeugen, er bedurfte doch der Ruhe ebenso stark, als ihm die Lust dazu fehlte. Wir gingen, und zum Abschied übergab ich ihm den Schlüssel zu diesem glücklichen Ort der Liebe und sagte ihm noch: »Ich hatte ihn allein für Sie[[1]], und es ist nur gerecht, daß Sie[[1]] Herr darüber sind: der Opferpriester gebietet über den Tempel.« Dadurch kam ich geschickt seinen Nachgedanken zuvor, wie ich wohl in den verdächtigen Besitz eines solchen kleinen Hauses komme. Ich kenne ihn zur Genüge, um dessen sicher zu sein, daß er nur für mich von dem Schlüssel Gebrauch macht; und wenn meine[[Besitz]] Laune mir gebieten sollte, ohne den Chevalier hinzugehen, habe ich immer noch einen zweiten Schlüssel. Er wollte gleich wieder einen bestimmten Tag für das nächste mal haben, aber ich liebe ihn noch zu sehr, um ihn so rasch abzunützen. Man soll sich ein Übermaß nur mit jenen Männern erlauben, die man rasch wieder aufgeben will. Er weiß das nicht, aber zum Glück für ihn weiß ich das für uns beide. Eben bemerke ich, daß es drei Uhr in der Früh ist, und ich einen Band schreibe, wo ich nur ein paar Worte schreiben wollte. Das ist der Reiz der mitteilsamen Freundschaft; und die macht es, daß Sie[[1]] immer derjenige sind, den ich am meisten liebe; in Wirklichkeit aber ist es der Chevalier, der mir besser gefällt. &&ar Paris, den 12. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="11._Brief" &&fa Elfter Brief Die Präsidentin von Tourvel an Frau von Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Ihr ernster mahnender Brief hätte mich erschreckt, gnädige Frau, wenn ich nicht zum Glück hier mehr Gründe für meine[[Besitz]] Sicherheit fände, als Sie[[1]] mir für die Angst gaben. Dieser gefürchtete Herr von Valmont, der der Schrecken der ganzen Frauenwelt sein soll, scheint seine mörderischen Waffen abgelegt zu haben, ehe er dieses Schloß betrat. Weit entfernt davon, mit Pretensionen hierher gekommen zu sein, hat er nicht einmal die Absicht dazu mitgebracht; und selbst seine Eigenschaft, ein liebenswürdiger Mann zu sein, was ihm selbst seine Feinde zugestehen, verschwindet hier fast, um ihn nur als einen guten Jungen zu zeigen. Vielleicht hat die Landluft dieses Wunder an ihm bewirkt. Wessen ich Sie[[1]] versichern kann, – und er ist fast immer mit mir zusammen, und es scheint ihm meine[[Besitz]] Gesellschaft zu gefallen – ist, daß ihm niemals ein Wort entschlüpft ist, das auch nur entfernt der Liebe ähnlich sähe, nicht eine jener Phrasen, die sich doch alle Männer erlauben, und Männer, die nicht, wie er, das besitzen, was sie dazu berechtigen könnte. Niemals fühlte ich mich bei ihm zu jener Zurückhaltung genötigt, zu der jede Frau sich gezwungen fühlt, die sich respektiert, um die Männer, die sie umgeben, in den gebührenden Schranken zu halten. Er mißbraucht auch die Lustigkeit nicht, die er zu erwecken versteht. Er ist vielleicht ein bißchen Schmeichler, aber er sagt das mit so viel Delikatesse, daß sich sogar die Bescheidenheit selber an sein Lob gewöhnen kann. Hätte ich einen Bruder, ich wünschte ihn mir so, wie Herr von Valmont sich hier zeigt. Vielleicht würden sich viele Frauen eine deutlichere Galanterie von ihm wünschen, ich gestehe, daß ich ihm dafür sehr dankbar bin, daß er mich so gut beurteilen lernte, mich mit jenen Frauen nicht zu verwechseln. Dieses Bild weicht sichtlich sehr von jenem ab, das Sie[[1]] mir von Valmont entwarfen, und trotzdem können beide richtig sein, jedes für seine Zeit. Er selbst gibt zu, sehr viel Schlechtigkeiten begangen zu haben, einige wird man ihm auch noch andichten, aber ich bin wenigen Männern begegnet, die mit solchem Respekt, fast möchte ich sagen Begeisterung von den anständigen Frauen sprachen wie er. Sie[[1]] sagen mir, daß er wenigstens in diesem einen Punkte nicht betrügt. Sein Verhältnis zu Madame von Merteuil ist ein Beweis dafür. Er erzählt viel von ihr, und in so hohen Ausdrücken des Lobes und treuer Anhänglichkeit, daß ich, bevor Ihr Brief ankam, glaubte, was er Freundschaft zwischen ihnen nannte, in Wirklichkeit Liebe wäre. Ich muß mich dieser verwegenen Meinung anklagen, die um so unrechter von mir war, als er sie selbst oft zu widerlegen suchte. Ich gestehe, lange glaubte ich, es geschähe das nur aus Klugheit, was, wie ich nun weiß, ehrlichste Aufrichtigkeit seinerseits war. Ich weiß es ja nicht genau, aber mir scheint, daß, wenn ein Mann einer andauernden Freundschaft für eine schätzenswerte Frau fähig ist, dieser Mann kein unverbesserlicher Wüstling sein kann. Im übrigen weiß ich nicht, ob er seinen Aufenthalt hier einer Liebesgeschichte in der Umgebung wegen genommen hat, wie Sie[[1]] glauben. Es gibt wohl einige liebenswürdige Frauen in der Nachbarschaft, aber er geht wenig aus, höchstens des Morgens in der Früh', und da sagt er, daß er auf die Jagd geht. Es ist wahr, er bringt selten Wild heim; aber er versichert, daß er ein ungeschickter Jäger sei. Im übrigen kümmert mich wenig, was er außerhalb des Schlosses macht; und wenn ich es wissen möchte, so wäre es nur, um einen Grund mehr zu haben, mich entweder Ihrer Meinung zu nähern oder Sie[[2]] zu der meinen[[Besitz]] zu bekehren. Dieser Vorschlag, den Sie[[1]] mir machen, darauf hinzuarbeiten, daß Herr von Valmont seinen Aufenthalt hier abkürzt, das scheint mir etwas schwierig bei seiner Tante durchzusetzen, die ihren Neffen sehr liebt. Ich verspreche Ihnen aber, es zu versuchen, nicht aus meinem Bedürfnis heraus, sondern um Ihnen zu dienen; ich werde also die Gelegenheit wahrnehmen, sei es bei der Tante, oder bei ihm selbst. Was mich betrifft, so nimmt Herr von Tourvel an, daß ich bis zu seiner Rückkunft hier bleibe, und er würde, und mit Recht, anders sehr erstaunt darüber sein, wie leicht ich meine[[Besitz]] Pläne ändere. Das sind lange Auseinandersetzungen, gnädige Frau, aber ich glaubte um der Wahrheit wegen, Herrn von Valmont ein besseres Zeugnis geben zu müssen, dessen er, wie mir scheint, bei Ihnen sehr bedarf. Ich schätze darum die Freundschaft nicht geringer, die Sie[[1]] ja allein veranlaßte, mir die guten Ratschläge zu geben. Ihrer Freundschaft verdanke ich ja auch alles Verbindliche, das Sie[[1]] mir betreffs des Aufschubes der Hochzeit sagen, und ich danke Ihnen aufrichtig dafür. So groß auch das Vergnügen, diese festliche Zeit mit Ihnen zu verbringen, sein wird, ich würde es gerne dem Wunsche von Fräulein von Volanges opfern, schon früher glücklich zu sein, – wenn Sie[[1]] es je mehr sein kann als in der Nähe einer Mutter, die wie Sie[[2]] ihrer Zärtlichkeit und ihrer Achtung so würdig ist. Ich teile mit ihr diese beiden Empfindungen, die mich an Sie[[1]] fesseln, und bitte diese Versicherung mit Güte entgegenzunehmen. Ich bin in Ehrfurcht ... &&ar Schloß ..., den 13. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="12._Brief" &&fa Zwölfter Brief Cécile Volanges an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Mama ist unwohl, gnädige Frau, sie kann nicht ausgehen und ich muß ihr Gesellschaft leisten, weshalb ich nicht die Ehre haben kann, Sie[[1]] in die Oper zu begleiten. Ich versichere Ihnen, ich bedaure es mehr, nicht bei Ihnen sein zu können, als die Vorstellung zu versäumen, und ich bitte Sie[[1]], davon überzeugt zu sein. Ich liebe Sie[[1]] sehr. Wollen Sie[[1]] gefälligst dem Herrn Chevalier von Danceny sagen, daß ich diese Lieder nicht habe, von denen er mit mir sprach, und wenn er sie mir morgen bringen könnte, würde es mich sehr freuen. Käme er heute, so würde man ihm sagen, daß wir nicht zu Hause sind, weil Mama niemanden empfangen will. Ich hoffe, sie wird sich morgen wieder wohl fühlen. &&ar Paris, den 13. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="13._Brief" &&fa Dreizehnter Brief Die Marquise von Merteuil an Cécile Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Ich bin sehr betrübt, mein schönes Fräulein, des Vergnügens beraubt zu sein, Sie[[1]] zu sehen, und um dessen Ursache wegen. Ich hoffe, diese Gelegenheit wird sich sehr bald wiederfinden. Ich werde dem Chevalier Danceny Ihren Auftrag bestimmt ausrichten; er wird gewiß über die Erkrankung Ihrer Mama sehr betrübt sein. Wenn sie mich morgen empfangen will, werde ich ihr gern Gesellschaft leisten. Wir wollen dann zusammen den Chevalier von Belleroche {{[Belle¬roche]}} im {{Pi¬quet}} attakieren, und wir würden außer dem Vergnügen, ihm sein Geld abzugewinnen, auch noch dieses haben, Sie[[1]] mit Ihrem liebenswürdigen Meister singen zu hören, dem ich das vorschlagen werde. Wenn das Ihrer Mama und Ihnen paßt, so stehe ich für mich und meine[[Besitz]] beiden Chevaliers. Adieu, meine[[Besitz]] Schöne, und meine[[Besitz]] Empfehlungen der lieben Frau von Volanges. Ich küsse Sie[[1]] zärtlichst. &&ar Paris, 13. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="14._Brief" &&fa Vierzehnter Brief Cécile Volanges an Sophie Carnay. &&fe &&ax &&lg=x Ich habe Dir gestern nicht geschrieben, meine[[Besitz]] liebe Sophie, aber ich versichere Dir, das Vergnügen war nicht Schuld daran. Mama war krank, und ich verließ sie den ganzen Tag über nicht. Als ich mich abends zurückzog, hatte ich zu nichts mehr Lust und ich legte mich sehr schnell zu Bett, um die Überzeugung zu bekommen, daß der Tag wirklich zu Ende sei; niemals erschien mir ein Tag so lang. Nicht daß ich Mama nicht liebte, aber ich weiß nicht was es war. Ich sollte mit Frau von Merteuil in die Oper gehen und der Chevalier Danceny sollte mit dabei sein. Du weißt wohl, daß die beiden meine[[Besitz]] liebsten Menschen sind. Als die Stunde kam, zu der ich da sein sollte, zog sich mir das Herz zusammen, ganz wider Willen. Da ärgerte ich mich über alles und weinte und weinte ohne Aufhören. Glücklicherweise lag Mama zu Bett und konnte mich nicht hören. Ich bin sicher, der Chevalier Danceny war auch traurig; aber er wird sich im Theater und an den vielen Leuten da zerstreut haben, und das ist schon etwas anderes. Zum Glück geht es Mama heute wieder besser, und Frau von Merteuil wird kommen mit einem Herrn und dem Chevalier Danceny; aber sie kommt immer erst so spät, und es ist so langweilig, wenn man allein ist und wartet. Es ist erst elf Uhr. Es ist wahr, ich muß noch etwas Harfe spielen und meine[[Besitz]] Toilette wird mich noch etwas Zeit kosten, denn ich will heute schön sein. Ich glaube, Mutter Perpetua hat Recht, daß man kokett wird, sobald man in die Welt tritt. Ich habe noch niemals solche Lust gehabt, hübsch auszusehen, als seit einigen Tagen, und ich finde, daß ich nicht so hübsch bin, wie ich zu sein glaubte; dann verliert man auch an Farbe neben allen den Frauen, die sich schminken. Bei Frau von Merteuil zum Beispiel bemerke ich ganz gut, daß sie sie alle schöner finden als mich, aber das betrübt mich nicht sehr, denn sie hat mich sehr gern. Auch versichert sie mir, daß der Chevalier von Danceny mich schöner findet als sie. Das ist doch ehrlich von ihr, mir das zu sagen, nicht? Es schien ihr sogar Vergnügen zu machen. Das zum Beispiel verstehe ich aber nicht. Sie[[1]] muß mich doch sehr lieb haben! Und er! ... o! Du ahnst nicht, wie mir das Freude macht! Dann scheint es mir immer, daß ihn anzusehen schon allein genügt, um schöner zu werden. Ich würde ihn immer ansehen, wenn ich nicht fürchtete, seinen Blicken zu begegnen; denn jedesmal, wenn mir das passiert, verliere ich ganz meine[[Besitz]] Fassung und das tut mir weh; aber das macht nichts. Adieu, meine[[Besitz]] liebe Freundin; ich will Toilette machen. Ich liebe Dich wie immer. &&ar Paris, den 14. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="15._Brief" &&fa Fünfzehnter Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Das ist wirklich hübsch von Ihnen, daß Sie[[1]] mich in meinem traurigen Schicksal nicht verlassen. Das Leben, das ich hier führe, ist wirklich ermüdend, – nichts als stille Ruhe und eine tödliche Einförmigkeit. Während ich in Ihrem Briefe die Details Ihres reizenden Tages las, war ich zwanzigmal versucht, irgendein Geschäft vorzugeben und vor Ihre Füße zu fliegen, um da die Gunst der Untreue an Ihrem Chevalier zu erbitten, der trotz allem und allem soviel Glück nicht verdient. Wissen Sie[[1]], daß Sie[[1]] mich eifersüchtig auf ihn machten? Was erzählen Sie[[1]] mir da von einer ewigen Trennung! Ich verleugne diesen Schwur, den ich in Sinnlosigkeit tat; wir wären ja nicht würdig gewesen ihn zu schwören, wenn wir ihn hätten halten müssen. Ach, daß ich mich eines Tages in Ihren Armen an dem unbehaglichen Gefühl, das mir das Glück des Chevaliers bereitet, rächen könnte! Ich gestehe, ich bin wütend, wenn ich an diesen Menschen denke, der ohne zu denken und mühelos, nur blöd und dumm dem Instinkt seines Herzens folgend, ein Glück findet, das ich nicht erreichen kann. Aber ich werde es ihm nehmen. Versprechen Sie[[1]] mir, daß ich es ihm nehmen werde. Und Sie[[1]] selbst, fühlen Sie[[1]] sich gar nicht erniedrigt? Sie[[1]] geben sich die Mühe ihn zu betrügen und er ist glücklicher als Sie[[1]]. Sie[[1]] glauben ihn in Ihren Ketten zu haben, und Sie[[1]] sind es, die in den seinen liegt. Er schläft ruhig, während Sie[[1]] über sein Vergnügen wachen. Was mehr würde sein letzter, Bedienter für ihn tun? Sehen Sie[[1]], meine[[Besitz]] schöne Freundin, wenn Sie[[1]] sich unter viele teilen, bin ich nicht eine Spur eifersüchtig; denn da sehe ich in Ihren Liebhabern nur die Nachfolger Alexanders, denen es allen nicht möglich ist, das Reich zu halten, das ich allein regierte. Aber daß Sie[[1]] sich einem von ihnen vollständig ergeben, daß noch ein Mann existieren soll so glücklich wie ich, – das dulde ich nicht, und glauben Sie[[1]] nicht, daß ich es dulden werde. Entweder nehmen Sie[[1]] mich wieder, oder Sie[[1]] nehmen einen anderen und verraten nicht wegen einer Laune die unwandelbare Freundschaft, die wir uns geschworen haben. Bei Gott, ich habe mich gerade genug über die Liebe zu beklagen: woraus Sie[[1]] sehen, daß ich mich Ihren Anordnungen füge und meinen[[Besitz]] Irrtum bekenne. Ja, wenn das wirklich verliebt sein heißt: nicht ohne den Besitz dessen, was man wünscht, leben können, seine Zeit dafür opfert, sein Vergnügen, sein Leben, ja, dann bin ich wirklich und wahrhaftig verliebt. Ich bin nicht um einen Schritt weiter gekommen. Ich hätte Ihnen in dieser Hinsicht gar nichts Neues mitzuteilen, wäre nicht etwas eingetreten, das mir viel zu denken gibt und von dem ich noch nicht weiß, ob ich etwas befürchten oder etwas hoffen soll. Sie[[1]] kennen meinen[[Besitz]] Jäger, ein Juwel der Intrigue, ein wahrhafter Kammerdiener der Komödie. Sie[[1]] können sich denken, daß seine Aufgabe diese war, sich in die Kammerjungfer zu verlieben und die Dienerschaft betrunken zu machen. Der Spitzbube ist glücklicher als ich, denn ihm gelang es. Und er hat herausgebracht, daß Frau von Tourvel einen ihrer Leute damit beauftragte, Erkundigungen über mein Leben hier einzuziehen und mir sogar auf meinen[[Besitz]] morgendlichen Spaziergängen, soweit wie möglich, unmerklich zu folgen. Welches Recht nimmt sich diese Frau? Sie[[1]], die Bescheidenste unter allen, wagt Dinge, die wir uns kaum erlauben! ... Was sagen Sie[[1]] dazu? ... Bevor ich aber die Rache an dieser Weibeslist bedenke, suche ich nach dem Mittel, mir diese List nützlich zu machen. Bisher hatten diese meine[[Besitz]] verdächtigen Spaziergänge keine besonderen Ursachen, geben wir ihnen also welche. Das verlangt jetzt meine[[Besitz]] ganze Aufmerksamkeit und ich verlasse Sie[[1]], um darüber nachzudenken. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin, &&ar Immer noch Schloß ..., den 15. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="16._Brief" &&fa Sechzehnter Brief Cécile Volanges an Sophie Carnay. &&fe &&ax &&lg=x Ach, meine[[Besitz]] Sophie, ich habe Neuigkeiten! Eigentlich darf ich sie nicht sagen, aber ich muß mit jemandem darüber sprechen, es ist stärker als ich. Dieser Danceny ... ich bin so aufgeregt, daß ich gar nicht schreiben kann. Ich weiß nicht womit beginnen. Also seitdem ich Dir von jenem reizenden Abend erzählte, den ich bei Mama mit ihm und Frau von Merteuil verbrachte, habe ich Dir nichts mehr von ihm erzählt; ich wollte mit niemand mehr darüber sprechen, aber gedacht hab ich immer daran. Seit der Zeit also ist er so traurig geworden, so traurig, aber so traurig, daß es mir sehr weh tat. Als ich ihn fragte warum, antwortete er immer, nein, er sei nicht; aber ich sah es doch ganz deutlich. Endlich gestern war es noch schlimmer als sonst; und jedesmal, wenn er mich ansah, schnürte es mir die Kehle zusammen; er hatte aber trotzdem die Gefälligkeit, mit mir zu singen ganz wie gewöhnlich. Wir hatten gesungen, er schloß meine[[Besitz]] Harfe in ihr Etui, und indem er mir den Schlüssel gab, bat er mich, sobald ich allein wäre den Abend, noch einmal zu spielen. Ich dachte an nichts weiter und hatte auch gar nicht einmal Lust dazu; er bat mich aber so lange, bis ich ja sagte. Er mußte aber seinen Grund dafür haben. Und wirklich, als ich am Abend allein und mein Kammermädchen hinausgegangen war, holte ich meine[[Besitz]] Harfe hervor, und – fand in den Saiten einen unversiegelten, nur zusammengelegten Brief von ihm! Ach! wenn Du wüßtest was er mir alles schreibt! Seitdem ich diesen Brief gelesen habe, bin ich so... so voller Freude, daß ich an nichts anderes mehr denken kann. Viermal habe ich ihn immer wieder durchgelesen, und dann habe ich ihn in meinen[[Besitz]] Schreibtisch gesperrt. Ich kann ihn auswendig. Und im Bett wiederholte ich mir ihn Wort für Wort, so daß ich nicht einschlafen konnte. Sobald ich die Augen schloß, stand er vor mir und sagte mir selber alles, was ich soeben gelesen hatte. Ich schlief so erst sehr spät ein. Wie ich aufwachte – es war ganz früh am Morgen – holte ich gleich den Brief hervor, um ihn nochmals nach Herzenslust zu lesen. Ich nahm ihn mit ins Bett und küßte ihn, als wenn... Es ist vielleicht unrecht von mir, einen Brief so zu küssen, aber ich konnte nicht anders. Jetzt, meine[[Besitz]] liebe Freundin, so sehr glücklich ich mich auch fühle, so sehr bin ich auch in Verlegenheit. Soll ich auf diesen Brief antworten? Ich weiß, daß sich das nicht schickt, und doch verlangt er es von mir; und wenn ich es nicht tue, so weiß ich, wird er traurig sein. Es ist ja auch so betrübend für ihn! Was rätst Du mir? Aber Du wirst auch nicht mehr wissen als ich. Ich habe Lust, Frau von Merteuil darüber zu fragen, ich weiß, wie sehr sie mich liebt. Ich möchte ihn trösten und doch auch nichts tun, was Unrecht wäre. Man sagt uns immer, wir sollen ein gutes Herz haben, und dann verbietet man uns wieder, dem guten Herzen zu folgen, sowie es einen Mann betrifft – das ist doch nicht ganz gerecht. Ist denn ein Mann nicht auch unser Mitmensch ganz so wie eine Frau und vielleicht noch mehr? Denn man hat doch einen Vater und eine Mutter, einen Bruder und eine Schwester. Und dann ist doch auch noch der Gatte. Und doch, wenn ich etwas tun würde, was nicht ganz recht wäre, vielleicht würde Herr von Danceny selbst seine gute Meinung von mir verlieren? Da wäre es mir doch noch lieber, daß er traurig bleibt; und vielleicht bringt es die Zeit. Wenn er gestern geschrieben hat, deshalb brauche ich doch heute nicht gleich antworten. Dann sehe ich Frau von Merteuil noch heute abend, und wenn ich dann den Mut dazu habe, so werde ich ihr alles erzählen. Wenn ich das tue, was sie mir rät, so werde ich mir nichts vorzuwerfen haben. Vielleicht rät sie mir, ihm etwas zu schreiben, damit er nicht mehr gar so traurig ist! Ich bin recht unglücklich. Adieu, meine[[Besitz]] liebe Freundin. Sage mir jedenfalls, wie Du darüber denkst. &&ar Paris, den 19. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="17._Brief" &&fa Sie[[1]]bzehnter Brief Der Chevalier Danceny an Cécile Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Mein Fräulein! Ehe ich dem Vergnügen oder dem Bedürfnisse, Ihnen zu schreiben, nachgebe, bitte ich Sie[[1]], mich gnädig anhören zu wollen. Ich fühle, ich bedarf der Nachsicht, wenn ich es wage, Ihnen meine[[Besitz]] Gefühle auszudrücken – der Brief wäre unnötig, wenn ich sie nur rechtfertigen wollte. Was kann ich Ihnen anderes zeigen als das, was Sie[[1]] aus mir gemacht haben? Was habe ich Ihnen noch zu sagen, als das, was meine[[Besitz]] Blicke, meine[[Besitz]] Erregung, mein Benehmen und selbst mein Stillschweigen Ihnen noch nicht gesagt hätten? Warum sollten Sie[[1]] sich über ein Gefühl betrüben, das Sie[[1]] selbst heraufbeschworen haben? Von Ihnen ist es ausgegangen, und würdig, Ihnen dargebracht zu werden; und wenn es brennend ist wie meine[[Besitz]] Seele, so ist es auch ebenso rein wie die Ihre. Ist es ein Verbrechen, Ihre entzückende Gestalt zu lieben, Ihre verführerischen Talente, Ihre bezaubernde Anmut, und jene rührende Unschuld, die allen diesen schon so wertvollen Eigenschaften noch das Wertvollste gibt? Nein, sicher nicht. Aber ohne schuldig zu sein, kann man doch unglücklich sein, und dieses ist mein Los, wenn Sie[[1]] sich meine[[Besitz]] Huldigung verbieten. Sie[[1]] sind die erste, der mein Herz sie darbringt. Ohne Sie[[1]] wäre ich, wenn auch nicht glücklich, so doch ruhig. Ich sah Sie[[1]], und von der Stunde floh die Ruhe von mir und schwankt mein Geschick. Und doch wundern Sie[[1]] sich über meine[[Besitz]] Traurigkeit und fragen nach der Ursache, ja manchmal glaubte ich, daß Sie[[1]] sich darüber betrübten. Ach! sagen Sie[[1]] ein Wort, und meine[[Besitz]] Seligkeit wird Ihr Werk sein. Aber, bevor Sie[[1]] es aussprechen, bedenken Sie[[1]], daß ein Wort mich unglücklich machen kann. Sie[[1]] halten mein Schicksal. Durch Sie[[1]] werde ich auf ewig glücklich oder ewig unglücklich sein, und – in welch liebere Hände könnte ich diese große Entscheidung legen? Ich schließe den Brief, wie ich ihn angefangen habe: Ich bat um Nachsicht, und daß Sie[[1]] mich anhören möchten; ich wage noch mehr: ich bitte Sie[[1]], mir zu antworten. Wenn Sie[[1]] das nicht tun, so nehme ich an, daß Sie[[1]] sich beleidigt fühlen, mein Herz aber bürgt mir dafür, daß meine[[Besitz]] Achtung meiner Liebe gleichkommt. P. S.: Sie[[1]] können mir auf dieselbe Art antworten, derer ich mich bediene, Ihnen den Brief zukommen zu lassen; sie scheint mir ebenso sicher wie bequem. &&ar den 18. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="18._Brief" &&fa Achtzehnter Brief Cécile Volanges an Sophie Carnay. &&fe &&ax &&lg=x Wie, Sophie, Du mißbilligst schon im voraus was ich tun werde? Ich hatte mir schon so genug Sorgen gemacht und nun vermehrst Du sie noch. Du sagst, es wäre ganz klar, daß ich nicht antworten dürfe. Du hast leicht reden, denn Du weißt nicht genau, worum es sich handelt; Du bist nicht da, um das alles zu sehen. Ich bin überzeugt, daß Du es genau so machen würdest wie ich, wenn Du an meiner Stelle wärst. Gewiß, für gewöhnlich soll man nicht antworten, und Du siehst aus meinem gestrigen Brief, daß ich es auch nicht wollte; aber ich glaube nicht, daß sich je irgend jemand in einer solchen Lage befunden hat wie ich. Dazu noch verurteilt zu sein, ganz allein einen Entschluß zu fassen! Frau von Merteuil sollte gestern abend kommen und kam nicht. Alles kehrt sich gegen mich. Sie[[1]] ist die Ursache, daß ich ihn kennen lernte, ich habe ihn beinahe immer mit ihr gesehen, und in ihrer Gegenwart habe ich mit ihm gesprochen. Ich nehme ihr das ja nicht übel; aber daß sie mich jetzt in meiner Verlegenheit im Stiche läßt ... O! wie bin ich zu bedauern! Stelle Dir vor, er kam gestern wie gewöhnlich. Ich traute mich kaum ihn anzusehen, so sehr verwirrt war ich. Er konnte nicht mit mir sprechen, weil Mama dabei war. Ich bezweifelte nicht, daß er sehr böse sein würde, wenn er die Entdeckung machen wird, daß ich nicht geschrieben hatte. Ich wußte gar nicht, wie ich mich benehmen sollte. Bald nachher fragte er mich, ob er mir meine[[Besitz]] Harfe bringen dürfte. Mein Herz klopfte so heftig, daß ich nichts anderes sagen konnte als ja. Als er zurückkam, war es noch schlimmer. Ich sah nur ganz schnell zu ihm hinüber. Er sah mich nicht an, aber er sah aus, als wenn er krank wäre. Das tat mir furchtbar leid. Jetzt stimmte er meine[[Besitz]] Harfe, und als er sie mir brachte, sagte er: O, mein Fräulein... – Nur diese zwei Worte, aber mit einem Ton, daß ich ganz weg war. Ich spielte ohne zu wissen was ich tat. Mama fragte, ob wir denn nicht singen würden. Er entschuldigte sich mit etwas Unwohlsein, und ich, mir fiel keine Ausrede ein, und ich mußte singen. Lieber hätte ich keine Stimme gehabt! Ich suchte ein Lied aus das ich nicht konnte; denn ich war überzeugt, daß ich nicht singen könnte, und bei einem andern Lied hätte man etwas gemerkt. Glücklicherweise kam ein Besuch; sobald ich hörte, daß ein Wagen vorgefahren war, hörte ich auf und bat den Chevalier, die Harfe wieder zurückzutragen. Ich hatte Angst, daß er bei der Gelegenheit fortgehen würde, aber er kam wieder zurück. Während Mama sich mit dieser Dame unterhielt, wollte ich ihn ein wenig ansehen. Ich begegnete seinem Blick, und ich konnte die meinen[[Besitz]] nicht davon wegbringen. Bald darauf sah ich, daß er Tränen in den Augen hatte, und er mußte sich umdrehen, damit man es nicht sah. Da konnte ich nicht mehr an mir halten, ich fühlte, daß ich auch zu weinen anfing. Ich ging hinaus und schrieb schnell mit Bleistift auf ein Stück Papier: »Seien Sie[[1]] doch nicht so traurig, ich bitte darum; ich verspreche zu antworten.« Da kannst Du doch nicht sagen, daß da ein Unrecht dabei ist; es war eben stärker als ich. Ich steckte mein Papier in die Saiten meiner Harfe, genau so, wie sein Brief gesteckt hat und kam in den Salon zurück. Ich fühlte mich ruhiger. Ich wünschte, daß die Dame schon fortginge – glücklicherweise war sie nur so eine Visite, und sie ging auch bald. Kaum war sie fort, sagte ich, daß ich meine[[Besitz]] Harfe wieder haben möchte und bat ihn, sie wieder zu holen. Ich sah ihm wohl an, daß er an nichts dachte. Aber als er zurückkam, – wie war er froh! Indem er die Harfe vor mich hinsetzte, stellte er sich so, daß Mama ihn nicht sehen konnte, und drückte meine[[Besitz]] Hand... aber wie er sie drückte!... Es war nur ein Augenblick, doch was ich dabei empfand, kann ich Dir nicht beschreiben. Ich zog aber meine[[Besitz]] Hand zurück und habe mir so nichts vorzuwerfen. Jetzt siehst Du, meine[[Besitz]] liebe Freundin, daß ich doch nicht anders kann, als ihm schreiben, da ich es ja versprochen habe; und ich will ihm auch keinen Kummer mehr machen, weil ich mehr darunter leide als er. Wenn es etwas Schlimmes wäre, würde ich es gewiß nicht tun. Worin kann das Unrecht bestehen, zu schreiben, wenn es jemanden verhindert unglücklich zu sein? Was mich etwas in Verlegenheit bringt ist nur, daß ich nicht recht weiß, wie den Brief schreiben; aber er wird schon fühlen, daß das nicht meine[[Besitz]] Schuld ist; dann glaube ich auch sicher, daß es genügt, daß er von mir kommt, und es wird ihm Freude machen. Adieu, meine[[Besitz]] liebe Freundin. Wenn Du findest, daß ich im Unrecht bin, so sage es mir; aber ich glaube es nicht. Mit jeder Minute meinem Brief an ihn näher, schlägt mein Herz stärker. Aber ich muß es; denn ich habe es versprochen. Adieu. &&ar Paris, den 20. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="19._Brief" &&fa Neunzehnter Brief Cécile Volanges an den Chevalier Danceny. &&fe &&ax &&lg=x Sie[[1]] waren gestern so traurig, und das tut mir so leid, daß ich mich hinreißen ließ, Ihnen zu versprechen, den Brief zu beantworten, den Sie[[1]] mir geschrieben haben. Ich fühle heute nicht weniger, daß ich es eigentlich nicht tun sollte. Da ich es jedoch versprochen habe, so will ich mein Wort halten, und das soll Ihnen die Freundschaft beweisen, die ich für Sie[[1]] empfinde. Jetzt, da Sie[[1]] dies wissen, hoffe ich, daß Sie[[1]] von mir nicht verlangen werden, daß ich mehr schreibe. Auch hoffe ich, daß Sie[[1]] niemandem sagen werden, daß ich Ihnen geschrieben habe, denn das würde man mir sicher übelnehmen, was mir viel Kummer bereiten könnte. Besonders hoffe ich, daß Sie[[1]] selbst deshalb nicht schlecht über mich denken werden, was mir von allem das Ärgste wäre. Ich will Ihnen noch versichern, daß ich keinem andern als Ihnen diese Gefälligkeit erwiesen hätte. Ich wollte, Sie[[1]] erwiesen mir jene, nicht mehr traurig zu sein, so wie Sie[[1]] es die Zeit über waren, was mir jede Freude Sie[[1]] zu sehen nimmt. Sie[[1]] sehen, daß ich aufrichtig mit Ihnen bin. Ich wünsche nichts sehnlichster, als daß unsere Freundschaft ewig wäre; aber ich bitte Sie[[1]], schreiben Sie[[1]] mir nicht mehr. Cécile Volanges. &&ar den 20. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="20._Brief" &&fa Zwanzigster Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Sie[[1]] Schelm! Sie[[1]] schmeicheln mir aus Angst, daß ich Sie[[1]] auslache! Nun – ich will gnädig sein. Sie[[1]] schreiben mir so viel Verrücktes, daß ich Ihnen um der Sittsamkeit willen verzeihen muß, in der Sie[[1]] Ihre Präsidentin erzieht. Ich glaube nicht, daß mein Chevalier so viel Rücksicht nehmen würde wie ich; er wäre Mannes genug, unsern erneuerten Vertrag nicht zu billigen und auch nicht viel Spaßhaftes in Ihrer verrückten Idee zu finden. Ich habe aber doch sehr darüber gelacht, und es tat mir leid, daß ich allein darüber lachen mußte. Wenn Sie[[1]] dagewesen wären, weiß ich nicht, wohin diese Lustigkeit geführt hätte; aber so habe ich Zeit zum Überlegen gehabt und habe mich mit Strenge gepanzert. Nicht daß ich mich für immer verweigere, aber ich mache Schwierigkeiten und habe Recht. Vielleicht ist das Eitelkeit, und man weiß, einmal an das Spiel gewohnt, nicht mehr, wo man damit aufhören soll. Ich traue mir zu, Sie[[1]] wieder in meine[[Besitz]] Fesseln zu schlagen, und Sie[[1]] Ihre Präsidentin vergessen zu machen; wenn ich Unwürdige Sie[[1]] aber vom Weg der Tugend ablenkte, was wäre das für ein Skandal! Um also diese Gefahr zu vermeiden, hören Sie[[1]] meine[[Besitz]] Bedingungen. Sobald Sie[[1]] Ihre schöne Betschwester gehabt haben werden, und Sie[[1]] mir einen Beweis dafür erbringen können, dann kommen Sie[[1]], und ich gehöre Ihnen. Vergessen Sie[[1]] aber nicht, daß in wichtigen Dingen nur schriftliche Beweise wirkliche Beweise sind. Auf diese Art werde ich statt Trostmittel Belohnung, was mir sehr gefällt, und auf der andern Seite wird Ihr Erfolg um so pikanter sein, da er selbst das Mittel zur Untreue wird. Kommen Sie[[1]] also so schnell als möglich und mit allen Zeichen Ihres Triumphes, unseren fahrenden Rittern von ehemals ähnlich, die ihren Damen die glänzenden Früchte ihrer Sie[[1]]ge zu Füßen legten. Ganz ernsthaft: ich bin wirklich neugierig zu erfahren, was eine so fromme Frau nach einem solchen Augenblick schreiben kann, und was für Schleier sie über ihre Rede legt, nachdem sie keinen mehr auf ihrem Körper gelassen hat. Bei Ihnen steht die Entscheidung, ob ich mich zu hoch einschätze, aber das sage ich Ihnen gleich, daß es nichts daran zu handeln gibt. Bis dahin werden Sie[[1]], mein lieber Vicomte, sich damit abfinden müssen, daß ich dem Chevalier treu bleibe und daß ich ihn glücklich mache, trotz des kleinen Kummers, den Ihnen das bereitet. Hätte ich jedoch weniger Moral, so glaubte ich, er hätte jetzt einen gefährlichen Rivalen in der kleinen Volanges. Ich bin ganz vernarrt in das Kind; es ist eine wirkliche Leidenschaft. Ich kann mich ja irren, aber ich glaube, sie wird eine unserer gesuchtesten Frauen werden. Ich sehe, wie ihr kleines Herz sich entwickelt, und das ist ein entzückendes Schauspiel. Schon liebt sie ihren Danceny höchst ungestüm, aber sie weiß noch nichts davon. Und er, obschon sehr verliebt, besitzt noch ganz die Schüchternheit seines Alters, und wagt noch nichts. Alle beide beten mich an, und besonders die Kleine hat große Lust, mir alles anzuvertrauen; seit einigen Tagen ist sie ganz davon bedrückt, und ich hätte ihr einen großen Dienst erwiesen, wenn ich ihr dabei geholfen hätte; aber ich vergesse nicht, daß sie ein Kind ist, und ich will mich nicht kompromittieren. Danceny dagegen hat etwas klarer mit mir gesprochen, aber für ihn bin ich fest: ich will ihn nicht anhören. Was die Kleine betrifft, so fühle ich mich oft versucht, meine[[Besitz]] Schülerin aus ihr zu machen, – ein Dienst, den ich Gercourt gern erweisen möchte. Er läßt mir, ja auch Zeit dazu, denn er bleibt auf Korsika bis Oktober, und ich will diese Zeit ausnutzen und hoffe, ihm eine fertige Frau geben zu können, statt seines erträumten unschuldigen Mädchens aus der Pension. Es ist doch wirklich eine unverschämte Sicherheit, mit der dieser Mensch ruhig zu schlafen wagt, während sich eine Frau noch nicht gerächt hat, die allen Grund hat, sich über ihn zu beklagen. Sehen Sie[[1]], wäre die Kleine jetzt im Augenblick bei mir, ich weiß nicht, was ich ihr nicht alles sagen würde. Adieu, Vicomte. Gute Nacht und guten Erfolg; aber um Gottes willen kommen Sie[[1]] endlich vorwärts. Bedenken Sie[[1]], wenn Sie[[1]] diese Frau nicht erobern, müßten alle andern erröten, die Sie[[1]] besessen haben. &&ar Paris, den 20. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="21._Brief" &&fa Einundzwanzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Endlich, meine[[Besitz]] schöne Freundin, komme ich einen Schritt vorwärts, und einen großen Schritt, der, wenn er mich auch nicht ans Ziel, so doch auf den richtigen Weg führte, und die Angst zerstörte, daß ich mich auf einem falschen verirrt hätte. Ich habe endlich meine[[Besitz]] Liebe gestanden, und obschon man das eigensinnigste Stillschweigen bewahrte, so bekam ich doch die unerwartetste und schmeichelhafteste Antwort. Aber ich will den Ereignissen nicht vorgreifen, und beim Anfang anfangen. Sie[[1]] erinnern sich, daß man alle meine[[Besitz]] Schritte überwachte. Nun, ich wollte, daß sich dieses skandalöse Mittel in eine allgemeine öffentliche Erbauung wende und habe das so angestellt. Ich beauftragte meinen[[Besitz]] Vertrauten, daß er mir in der Nachbarschaft irgendeinen Unglücklichen ausfindig machte, der der Hilfe bedürftig ist. Der Auftrag war nicht schwer auszuführen. Gestern nachmittag teilte er mir mit, daß heute Morgen der Hausrat einer ganzen Familie beschlagnahmt werden soll, weil sie die Steuern nicht bezahlen könnte. Ich erkundigte mich erst, ob in diesem Hause keine Frau oder junges Mädchen wäre, dessen Alter oder Gesicht meine[[Besitz]] Tat verdächtig machen konnte, und als ich darüber wohl unterrichtet war, sprach ich beim Abendessen von meiner Absicht, den nächsten Morgen auf die Jagd zu gehen. Hier muß ich gerecht gegen meine[[Besitz]] Präsidentin sein: Zweifellos empfand sie einige Gewissensbisse über die Spionage-Aufträge, die sie gegeben hatte, und da sie nicht die Kraft hatte, ihre Neugierde zu bezähmen, so hatte sie mindestens die, sich gegen meine[[Besitz]] Absicht zu wenden. Es würde eine entsetzliche Hitze sein, meinte sie, und ich würde dabei meine[[Besitz]] Gesundheit riskieren, und ich würde doch nichts schießen und mich deshalb nur umsonst ermüden und so weiter. Und während dem sprachen ihre Augen besser als sie selbst es wollte, und ließen mich erkennen, daß sie wünschte, ich sollte ihre schlechten Gründe gut finden. Ich hütete mich wohl, darauf einzugehen, wie Sie[[1]] sich wohl denken können, und hielt selbst einem kleinen Angriff auf die Jagd und die Jäger überhaupt stand, und gab selbst dann nicht nach, als ich auf diesem himmlischen Gesicht den ganzen Abend über eine kleine Wolke schlechter Laune liegen sah. Ich fürchtete sogar einen Augenblick, daß sie ihre Anordnungen widerrufen hätte, und mich dieser Anfall von Ehrgefühl um meinen[[Besitz]] Plan bringen könnte. Ich rechnete nicht mit der Neugierde der Frauen, und ich irrte mich auch. Mein Jäger beruhigte mich noch am selben Abend, und ich legte mich zufrieden schlafen. Mit Tagesanbruch stehe ich auf und gehe. Kaum fünfzig Schritte vom Schlosse entfernt sehe ich auch schon meinen[[Besitz]] Spion, der mir folgt. Ich gehe querfeldein, auf das Dorf zu, zu dem ich wollte, ohne anderes Vergnügen auf dem Wege, als den armen Kerl, der mir folgte, zum Laufen zu veranlassen, der, da er die Straße nicht verlassen durfte, oft springend einen Weg dreimal so lang wie der meine[[Besitz]] machen mußte. Wie ich so den Burschen trieb, wurde mir selber so warm, daß ich mich unter einen Baum setzte. Hatte der Kerl nicht die Frechheit, sich keine zwanzig Schritte von mir unter ein Gebüsch zu legen? Einen Augenblick hatte ich Lust, ihm einen Schuß aus meiner Flinte zu schicken, der, wenn es auch nur eine Schrotladung war, ihm doch eine Lektion über die Gefahren der Spionage erteilt hätte. Zum Glück für ihn fiel mir ein, daß er für meinen[[Besitz]] Plan nötig, ja höchst nötig sei, und das hat den Burschen gerettet. Ich komme ins Dorf und bemerke einen Aufruhr, trete näher, und man erzählt mir den Vorfall. Ich lasse den Steuereinnehmer kommen und zahle mit meinem großmütigsten Mitleid und nobel fünfundsechzig Livres {{[Liv¬res]}}, um deretwillen man fünf Personen auf Stroh und Verzweiflung legen wollte. Nach dieser so einfachen Sache hätten Sie[[1]] den Chor von Segenswünschen hören sollen, den alle Umstehenden anstimmten! Tränen der Dankbarkeit liefen dem alten Familienoberhaupte aus den Augen, und machten das Gesicht dieses Patriarchen schön, das vorher in der Verzweiflung fast häßlich war. Ich betrachtete noch das Schauspiel, als ein anderer etwas jüngerer Bauer mit einer Frau und zwei Kindern hervortrat, zu denen der Alte sagte: »Fallen wir vor diesem Ebenbild Gottes zu Füßen,« und im selben Augenblick lag diese Familie anbetend zu meinen[[Besitz]] Füßen. Ich wurde wirklich schwach, und meine[[Besitz]] Augen wurden naß: ich fühlte eine unwillkürliche aber angenehme Rührung. Ich war ganz erstaunt über das hübsche Gefühl, das man empfindet, wenn man wohltut, und ich möchte glauben, daß diese Leute, die wir nächstenliebende Leute nennen, nicht halb so viel Verdienst bei ihrer Tugend haben, als man uns glauben machen will. Sei das wie immer, ich fand es nur recht und billig, diesen Leuten das Vergnügen zu zahlen, das sie mir soeben bereitet hatten. Ich hatte gerade noch zehn Louis bei mir und gab sie ihnen. Jetzt fingen die Dankeshymnen von neuem an, aber sie hatten schon nicht mehr die gleiche pathetische Höhe: das Nötige hatte den starken echten Effekt verursacht, das übrige war nur einfacher Ausdruck der Dankbarkeit und des Erstaunens über ein Geschenk, das aus dem Überfluß kam. Ich sah inmitten dieser Segnungen der redseligen Familie wohl recht einem Theaterhelden ähnlich in der entscheidenden Szene. Natürlich war der treue Spion auch inmitten der Menge, und mein Zweck war erfüllt. Ich riß mich los und ging aufs Schloß zurück. Alles in allem gratuliere ich mir zu meinem Einfall. Und die Frau ist die viele Mühe wirklich wert, die ich mir ihretwegen mache –diese Mühe wird einmal mein Anspruch sein. Und indem ich sie auf diese Weise sozusagen im voraus bezahlt habe, werde ich das Recht haben, nach meiner Laune über diese Frau zu verfügen, ohne mir Vorwürfe machen zu müssen. Ich vergaß Ihnen zu sagen, daß ich, um allen Vorteil daraus zu ziehen, die guten Leute noch bat, Gott um den Erfolg meines Vorhabens zu bitten. Sie[[1]] werden gleich sehen, wie ihre Gebete schon zum Teil erhört wurden ... Ich werde soeben zum Abendessen gerufen, und es würde zu spät für die Post werden, wenn ich den Schluß bis nachher aufheben wollte. Also den Rest am nächsten Posttag. Es tut mir leid, denn dieser Rest ist das Beste: Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin. Sie[[1]] stahlen mir eine Minute »ihres« Anblicks! &&ar Schloß ..., den 20. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="22._Brief" &&fa Zweiundzwanzigster Brief Die Präsidentin von Tourvel an Frau von Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Sie[[1]] werden sich gewiß freuen, gnädige Frau, von einem Zug des Herrn von Valmont zu hören, der, wie mir scheint, um vieles verschieden von der Art ist, wie man ihn Ihnen dargestellt hat. Es ist so unangenehm, unvorteilhaft von irgend jemandem zu denken, so betrübend, nur Laster bei jenen zu finden, die alle nötigen Eigenschaften besitzen, die Tugend zu lieben. Sie[[1]] üben doch so gerne Nachsicht, und Ihnen Grund zu geben, von einem zu strengen Urteil zurückzukommen, heißt doch Sie[[1]] verbinden. Herr von Valmont scheint mir wie geschaffen dazu, diese Gunst, – ich möchte fast sagen diese Gerechtigkeit – von Ihnen zu erhoffen, und worauf ich das gründe, ist dies: Er machte heute früh einen jener Spaziergänge, die bestimmte Pläne seinerseits in der Umgebung vermuten ließen, so wie Sie[[1]] einmal voraussetzten, und ich muß mich anklagen, diese Ihre Vermutung mit allzu vieler Lebhaftigkeit geteilt zu haben. Zum Glück für ihn und auch für uns, – weil es uns davor bewahrt, ungerecht zu sein, – mußte einer meiner Leute denselben Weg wie er gehen, und auf diese Weise wurde meine[[Besitz]] sträfliche aber glückliche Neugierde befriedigt. Er brachte uns die Nachricht, daß Herr von Valmont im Dorfe S. eine unglückliche Familie angetroffen habe, deren Möbel verkauft werden sollten, weil sie die Steuer nicht bezahlen konnte; und daß er den Leuten nicht nur den Betrag der Steuern, sondern auch noch eine ansehnliche Summe geschenkt hatte. Mein Diener war Zeuge dieser tugendhaften Handlungsweise und erzählte weiter, daß die Bauern unter sich und zu ihm davon sprachen, daß gestern ein Diener ins Dorf gekommen wäre, um Erkundigungen über jene Bauern einzuziehen, ein Diener, den sie näher beschrieben, und den der meinige als den des Herrn von Valmont erkannte. Wenn dem so ist, so ist das kein gewöhnliches, durch die zufällige Gelegenheit veranlaßtes und vorübergehendes Mitleid, und ist vielmehr die vorgefaßte Absicht, Gutes zu tun; und das ist die schönste Tugend der schönsten Seelen. Aber, sei es nun Zufall oder Absicht, es bleibt immer eine lobenswerte und ehrliche Tat, deren Beschreibung mich schon zu Tränen rührte. Ich füge noch hinzu, und das immer noch aus dem Gefühl der Gerechtigkeit, daß, als ich mit ihm darüber sprach, er selbst kein Wort davon erwähnte, anfangs sogar leugnete und dann, als er es eingestand, so wenig Wert darauf legte, daß seine Bescheidenheit sein Verdienst verdoppelte. Jetzt sagen Sie[[1]] mir, meine[[Besitz]] ehrwürdige Freundin, ob Herr von Valmont wirklich ein unverbesserlicher Wüstling ist, und wenn er das ist und sich so benimmt, was für die anständigen Menschen noch zu tun bliebe? Können denn die Bösen mit den Guten die heilige Freude des Wohltuns teilen? Gott würde erlauben, daß eine tugendhafte Familie die Hilfe, deren Dank sie der ewigen Vorsehung schuldet, aus den Händen eines Verbrechers empfängt? Und könnte es ihm gefallen, aus reinem Munde die Segnungen eines Verworfenen zu hören? Ich glaube nein. Ich will lieber glauben, daß seine Verirrungen langdauernde, aber nicht ewige sind, und ich kann mir nicht denken, daß derjenige, der Gutes tut, ein Feind der Tugend ist. Herr von Valmont ist vielleicht nur ein Beispiel mehr für die Gefahren, die in diesen verwerflichen Liaisons liegen. Ich bleibe bei diesem Gedanken, der mir gefällt, und wenn er dazu beitragen kann, Herrn von Valmont in Ihren Augen zu rechtfertigen, so dient er mir auch anderseits dazu, die Freundschaft mehr und mehr kostbar machen, die mich fürs Leben an Sie[[1]] bindet. In Ehrerbietung Ihre usw. P.S.: Frau von Rosemonde geht jetzt mit mir diese ehrliche und unglückliche Familie besuchen, um etwas verspätet unsere Hilfe derjenigen des Herrn von Valmont beizufügen. Wir nehmen ihn mit uns und werden den guten Leuten wenigstens die Freude machen, ihren Wohltäter wiederzusehen, was, glaube ich, alles ist, das er uns zu tun übrig ließ. &&ar Schloß ..., den 20. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="23._Brief" &&fa Dreiundzwanzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Wir blieben bei meiner Rückkehr ins Schloß unterwegs stehen; ich nehme meinen[[Besitz]] Bericht wieder auf. Ich hatte gerade noch Zeit, Toilette zu machen und begab mich in den Salon, wo meine[[Besitz]] Schöne an einer Stickerei saß, während der Pfarrer des Ortes meiner alten Tante die Zeitung vorlas. Ich setzte mich neben den Stickrahmen. Noch sanftere Blicke als gewöhnlich, ja fast zärtliche Blicke ließen mich bald erraten, daß der Diener schon seinen Bericht erstattet hatte. Und wirklich konnte meine[[Besitz]] süße Neugier nicht länger das Geheimnis halten; und unbekümmert, einen ehrwürdigen Priester zu unterbrechen, dessen Vorlesen mehr eine Predigt war, sagte sie: »Ich habe auch meine[[Besitz]] Neuigkeit,« und erzählte mein Abenteuer, und mit einer Genauigkeit, die der Intelligenz ihres Berichterstatters alle Ehre macht. Sie[[1]] können sich denken, wie ich alle meine[[Besitz]] Bescheidenheit paradieren ließ, – aber kann man eine Frau hindern, die ohne es zu wissen, das Lob dessen singt, den sie liebt? Ich ließ sie also erzählen. Man hätte meinen[[Meinung]] können, sie trüge das Loblied eines Kirchenheiligen vor. Währenddem beobachtete ich nicht ohne Hoffnung alles, was ihr beredter Blick, ihre bereits freiere Bewegung der Liebe versprachen, und besonders den Tonfall der Stimme, deren leichtes Zittern die Bewegung ihrer Seele verriet. Kaum war sie zu Ende, als Frau von Rosemonde zu mir sagte: »Kommen Sie[[1]], mein lieber Neffe, kommen Sie[[1]], daß ich Sie[[1]] umarme.« Ich fühlte gleich, daß die schöne Lobpreiserin sich nicht würde erwehren können, ebenfalls umarmt zu werden. Sie[[1]] wollte entfliehen, aber bald hatte ich sie in meinen[[Besitz]] Armen, und sie nicht die Kraft zu widerstehen, – kaum konnte sie sich aufrecht halten. Je mehr ich diese Frau beobachte, desto begehrenswerter erscheint sie mir. Sie[[1]] beeilte sich wieder an ihren Rahmen zu kommen, und es schien für jedermann, daß sie wieder sticke; ich merkte aber wohl, daß ihre zitternde Hand ihr es nicht möglich machte, die Nadel zu führen. Nach dem Essen wollten die Damen die Unglücklichen aufsuchen, denen ich in so höchst tugendhafter Weise beigestanden hatte, und ich begleitete sie. Ich erspare Ihnen die Langeweile der Schilderung dieser neuen Szene des Dankes und des Lobes. Ich beschleunigte die Rückkehr ins Schloß, denn mein Herz war von einer entzückenden Erinnerung voll. Unterwegs war meine[[Besitz]] schöne Präsidentin träumerischer als gewöhnlich und sprach kein Wort. Ganz damit beschäftigt, den Nutzen der Wirkungen aus diesem Ereignis des Tages zu finden, war ich ebenso schweigsam. Nur Frau von Rosemonde sprach und bekam von uns nur seltene und kurze Antworten. Wir dürften sie gelangweilt haben, ich hatte wenigstens diese Absicht, und sie gelang. Denn als wir vom Wagen stiegen, ging sie gleich in ihre Zimmer und ließ uns miteinander allein, meine[[Besitz]] Schöne und mich, im schwach erleuchteten Salon, einem süßen Dämmerlicht, das schüchterne Liebe kühner macht. Es wurde mir nicht schwer, das Gespräch dahin zu lenken, wo ich es haben wollte. Der Eifer der liebenswürdigen Tugendreichen half mehr dabei als es meine[[Besitz]] Geschicklichkeit hätte tun können. »Wenn man so bereit ist, Gutes zu tun,« sagte sie mit einem sanften Blick auf mich, »wie kommt es, daß man sein Leben in Schlechtigkeit verbringt?« »Ich verdiene,« antwortete ich, »weder dieses Lob noch diesen Tadel, und ich begreife nicht, daß Sie[[1]] mit all ihrem Geist mich immer noch nicht erkannt haben. Sollte mein Vertrauen zu Ihnen mir auch schaden, Sie[[1]] sind dessen zu würdig, als daß es mir möglich wäre, es Ihnen zu entziehen. Sie[[1]] finden den Schlüssel zu meinem Benehmen in meinem unglücklicherweise zu leichtfertigen Charakter. Von sittenlosen Menschen umgeben, habe ich deren Lasterleben nachgeahmt, vielleicht noch mit dem Ehrgeiz, sie darin zu übertreffen. Hier aber verleitete mich wieder das Beispiel der Tugend, und ich habe ohne Hoffnung wenigstens versucht, Ihnen zu folgen. Aber vielleicht würde die Tat, deren Sie[[1]] mich loben, in Ihren Augen allen Wert verlieren, wenn Sie[[1]] deren wirkliche Motive kennten. (Sie[[1]] sehen, meine[[Besitz]] schöne Freundin, wie nahe ich der Wahrheit war!) Nicht mir verdanken diese Unglücklichen die Hilfe. Wo Sie[[1]] eine lobenswerte Tat sehen, suchte ich nichts sonst als ein Mittel zu gefallen. Ich war, da ich es schon sagen muß, nur das schwache Werkzeug einer Göttin, die ich anbete. (Hier wollte sie mich unterbrechen, aber ich ließ ihr keine Zeit dazu.) In diesem selben Augenblick sogar entkommt mir mein Geheimnis – aus Schwäche. Ich hatte mir vorgenommen es vor Ihnen zu verschweigen, und ich machte mir mein Glück daraus Ihrer Tugend wie Ihrer Schönheit eine reine Huldigung darzubringen, von der Sie[[1]] niemals erfahren sollten. Aber, unfähig zu betrügen, wenn ich unter meinen[[Besitz]] Augen das Beispiel der Unschuld habe, will ich mir auch keine sträfliche Verheimlichung vorzuwerfen haben. Glauben Sie[[1]] ja nicht, daß ich Sie[[1]] durch eine sträfliche Hoffnung beleidige. Ich weiß, ich werde unglücklich sein, aber meine[[Besitz]] Leiden werden mir teuer sein und mir die Stärke meiner Liebe zeigen; vor Ihre Füße, in Ihre Brust werde ich meine[[Besitz]] Qual legen und werde da neue Kraft zu neuem Leiden schöpfen. Da werde ich barmherzige Güte finden und werde mich getröstet fühlen, weil Sie[[1]] mich bedauern. Angebetete! Hören Sie[[1]] mich an, bedauern Sie[[1]] mich und helfen Sie[[1]] mir.« Und da lag ich ihr schon zu Füßen und drückte ihre Hände, aber sie riß sich los und rief verzweifelt und in Tränen: Ach, ich Unglückliche! ... Glücklicherweise hatte auch ich mich so weit fortreißen lassen, daß ich ebenfalls weinte und ihre Hände, die ich wieder hielt, mit meinen[[Besitz]] Tränen netzte – eine sehr nötige Sache; denn sie war so sehr mit ihrem eigenen Schmerz beschäftigt, daß sie den meinen[[Besitz]] ohne dieses Mittel meiner Tränen nicht bemerkt hätte. Die Tränen standen ihrem Gesichte herrlich, was mich so mehr noch erregte, daß ich kaum mehr Herr meiner selbst und versucht war, den Augenblick zu nützen. Ach über unsere Schwäche! Und wie groß die Macht der Umstände, wenn selbst ich meine[[Besitz]] Pläne vergessend, in die Gefahr komme, durch einen verfrühten Sie[[1]]g den Reiz eines langen Kampfes und die Details einer mühsamen Eroberung zu verlieren, wenn ich wie ein von der Sehnsucht genarrter Jüngling dem Sie[[1]]ger über Frau von Tourvel als Preis seiner Arbeit nichts sonst als diese Banalität gegeben hätte, eine Frau mehr besessen zu haben! Ja, sie soll sich ergeben, aber sie soll dagegen kämpfen; ohne die Kraft des Sie[[1]]gens zu besitzen, muß sie doch die des Widerstandes haben; sie soll reichlich das Gefühl ihrer Schwäche genießen und selbst ihre Niederlage gestehen. Der gemeine Wilddieb soll den überraschten Hirsch aus der Sicherheit des Hinterhaltes töten, aber der wahre Jäger muß ihn forcieren. Der Plan ist groß gedacht, nicht wahr? Aber ich würde jetzt vielleicht bedauern können, ihm nicht gefolgt zu sein, ohne den Zufall, der meiner Vorsicht zu Hilfe kam. Wir hörten ein Geräusch. Jemand trat in den Salon. Erschreckt erhob sich Frau von Tourvel, nahm einen Leuchter und ging hinaus. Ich mußte es geschehen lassen. Es war nur ein Diener gewesen. Sobald ich dessen gewiß war, folgte ich ihr. Kaum hatte ich einige Schritte gemacht, als sie, weil sie mich erkannte oder aus einem unbestimmten Gefühl des Schreckens, ihre Schritte beschleunigte und mehr laufend als gehend in ihr Zimmer stürzte, dessen Türe sie ins Schloß fallen ließ. Der Schlüssel steckte von innen. Ich hütete mich wohl zu klopfen, womit ich ihr die Gelegenheit eines allzu leichten Widerstandes gegeben hätte. Es kam mir die ebenso einfache als glückliche Idee, durchs Schlüsselloch zu schauen, und ich sah tatsächlich diese entzückende Frau auf den Knien liegen, in Tränen aufgelöst inbrünstig beten. Zu welchem Gott wohl? Gibt es einen stark genug gegen die Liebe? Umsonst suchte sie fremde Hilfe; denn ich bin es jetzt, der ihr Schicksal bestimmt. Ich glaubte, es sei genug für einen Tag und zog mich in meine[[Besitz]] Zimmer zurück, um Ihnen zu schreiben. Ich hoffte, Frau von Tourvel beim Abendessen zu treffen, aber sie ließ sagen, daß sie sich nicht wohl fühle und daß sie zu Bett gegangen sei. Frau von Rosemonde wollte zu ihr hinauf, aber die maliziöse Kranke schützte Kopfschmerzen vor, die ihr nicht erlaubten, jemanden zu sehen. Sie[[1]] können sich denken, daß der Abend kurz war, und daß ich auch meine[[Besitz]] Kopfschmerzen vorgab. Ich schrieb ihr einen langen Brief, in dem ich mich über ihre Grausamkeit beklagte, und legte mich schlafen mit dem Vorsatz, ihr den Brief morgen früh zu geben. Ich habe schlecht geschlafen, wie Sie[[1]] aus dem Datum des Briefes sehen. Früh las ich den Brief noch einmal durch und fand ihn schlecht: mehr Leidenschaft darin als Liebe, mehr üble Laune als Traurigkeit. Ich werde ihn noch einmal schreiben müssen, aber mit mehr Ruhe. Ich merke, daß es Tag wird, ich hoffe von der Frische des Morgens den Schlaf. Ich will wieder zu Bett gehen, und wie groß auch immer die Macht, die diese Frau über mich hat, sein möge, ich verspreche Ihnen, mich nicht so ganz mit ihr zu beschäftigen, als daß mir nicht Zeit übrig bliebe, viel an Sie[[1]] zu denken. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin. &&ar Schloß ..., den 21. August 17.., 4 Uhr früh. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="24._Brief" &&fa Vierundzwanzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Frau von Tourvel. &&fe &&ax &&lg=x Ach, gnädige Frau, aus Barmherzigkeit besänftigen Sie[[1]] den Aufruhr meines Herzens; seien Sie[[1]] gnädig, und sagen Sie[[1]] mir, was ich zu hoffen oder zu fürchten habe. Die Ungewißheit ist ein grausames Los, so zwischen Glück und Unglück gestellt. Warum habe ich es Ihnen auch gesagt! Warum konnte ich dem zwingenden Zauber nicht widerstehen, der Ihnen meine[[Besitz]] Gedanken preisgab! Zufrieden damit, Sie[[1]] schweigend anzubeten, freute ich mich wenigstens an meiner Liebe, und dieses glücklich reine Gefühl, das noch nicht das Bild Ihres Schmerzes verwirrte, war Glücks genug. Aber nun ist diese Quelle des Glückes eine der Verzweiflung geworden, seitdem ich Ihre Tränen fließen sah, seit ich dieses grausame »Ach! ich Unglückliche« gehört habe. Gnädige Frau, diese Worte werden noch lange in meinem Herzen sein! Durch welches Verhängnis kann Ihnen das zarteste aller Gefühle nur Entsetzen einflößen? Und worin besteht denn diese Furcht? Ach, es ist nicht jene, die man teilt, denn Ihr Herz, das ich schlecht kannte, ist nicht für die Liebe geschaffen, und nur das meine[[Besitz]], das Sie[[1]] immer verleumdeten, ist es allein, das empfinden kann – das Ihre kennt selbst das Mitleid nicht. Wäre das nicht so, Sie[[1]] hätten dem Unglücklichen, der Ihnen sein Leid klagte, nicht das Wort des Trostes versagt, sich nicht seinen Blicken entzogen, der keine andere Freude kennt als die, Sie[[1]] zu sehen. Sie[[1]] hätten nicht ein so grausames Spiel mit seinem Kummer gespielt, indem Sie[[1]] ihm sagen ließen, Sie[[1]] wären krank, ohne ihm zu erlauben, sich über Ihr Befinden zu erkundigen. Sie[[1]] hätten in derselben Nacht, die für Sie[[1]] nur zwölf Ruhestunden bedeuteten, gefühlt, daß sie für mich eine Ewigkeit der Schmerzen sein müßte. Wodurch, sagen Sie[[1]], habe ich diese trostlose Strenge verdient? Ich fürchte mich nicht davor, Sie[[1]] zum Richter anzurufen – was habe ich getan? Was anderes als dem stärkeren Gefühle nachgegeben, das Ihre Schönheit entflammt hat und das Ihre Tugend rechtfertigt, das immer die Hochachtung zurückgehalten hat, und dessen unschuldiges Geständnis aus dem Vertrauen und nicht aus der Hoffnung kam? Werden Sie[[1]] nun dieses Vertrauen mißbrauchen, das Sie[[1]] selbst zu erlauben schienen und dem ich mich ohne Rückhalt hingab? Nein, ich kann es nicht glauben; denn das hieße Unrechtes an Ihnen entdecken, und der bloße Gedanke, an Ihnen Unrechtes zu suchen, widerstrebt meinem Herzen – ich nehme alle meine[[Besitz]] Vorwürfe zurück, die ich wohl schreiben, aber nicht denken konnte. Lassen Sie[[1]] mich daran glauben, daß Sie[[1]] vollkommen sind – es ist die einzige Freude, die mir bleibt. Und beweisen Sie[[1]] es mir, indem Sie[[1]] mir Ihre großmütige Gnade schenken. Welchem Unglücklichen haben Sie[[1]] je geholfen, der Ihrer Hilfe bedürftiger gewesen wäre als ich? Verlassen Sie[[1]] mich nicht in dieser Verzweiflung, in die Sie[[1]] mich gebracht haben. Leihen Sie[[1]] mir Ihre Vernunft, da Sie[[1]] mich um die meine[[Besitz]] gebracht haben. Sie[[1]] haben mich besser gemacht, nun vollenden Sie[[1]] Ihr Werk, indem Sie[[1]] mir Klarheit geben in meiner Verwirrung. Ich will Sie[[1]] nicht täuschen. Es wird Ihnen nicht gelingen, mich von meiner Liebe abzubringen. Aber Sie[[1]] werden mich lehren, sie zu mäßigen, indem Sie[[1]] meine[[Besitz]] Schritte lenken, meine[[Besitz]] Worte leiten, und mich damit wenigstens vor diesem Unglück bewahren sollen, Ihnen zu mißfallen. Nehmen Sie[[1]] mir wenigstens diese verzweifelte Angst, sagen Sie[[1]] mir, daß Sie[[1]] mir verzeihen, daß Sie[[1]] mich bedauern, versichern Sie[[1]] mich Ihrer Nachsicht. Sie[[1]] werden ja nie diese Nachsicht haben, die ich ersehne, aber ich verlange die, derer ich bedarf – werden Sie[[1]] sie mir versagen? Adieu, gnädige Frau, empfangen Sie[[1]] mit Güte die Huldigung meiner Gefühle, die denen meiner Hochachtung nicht im Wege sind. &&ar den 20. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="25._Brief" &&fa Fünfundzwanzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Hier der Kriegsbericht von gestern. Um elf Uhr trat ich bei Frau von Rosemonde ein, und in ihrer Begleitung wurde ich bei der Scheinkranken eingelassen, die noch zu Bette lag. Sie[[1]] hatte blaue Ränder unter den Augen, – ich hoffe, daß sie ebenso schlecht geschlafen hat wie ich. Ich benutzte einen Augenblick, da sich Frau von Rosemonde entfernt hatte, um meinen[[Besitz]] Brief zu übergeben; sie weigerte sich ihn anzunehmen, ich ließ ihn aber auf dem Bette liegen und rückte ganz artig den Fauteuil {{[Fau¬teuil]}} meiner alten Tante heran, die so nah wie möglich bei ihrem lieben Kinde sein wollte. Der Brief mußte wohl oder übel versteckt werden, um einen Skandal zu vermeiden. Die Kranke sagte sehr ungeschickt, daß sie glaube, etwas Fieber zu haben. Frau von Rosemonde veranlaßte mich, den Puls zu fühlen, indem sie meine[[Besitz]] medizinischen Kenntnisse sehr lobte. Meine[[Besitz]] Schöne hatte nun den doppelten Verdruß: sie mußte mir ihren Arm überlassen und dabei fühlen, daß ich ihre kleine Lüge entdecken würde. Und ich nahm also ihre Hand und drückte sie heftig in die meine[[Besitz]], während ich mit der andern ihren frischen, vollen Arm befühlte; die schlechte Person antwortete auf nichts, weshalb ich, als ich mich zurückzog, sagte: es sei nicht die leiseste Spur auch nur der geringsten Erregung vorhanden. Ich war ihres strafenden Blickes so sicher, daß ich ihn, um sie zu strafen, gar nicht suchte. Einen Augenblick später sagte sie, sie wolle aufstehen, und wir ließen sie allein. Sie[[1]] erschien beim Diner, das recht traurig war; sie kündete uns an, daß sie keinen Spaziergang machen werde, was mir zu verstehen geben sollte, daß ich keine Gelegenheit zur Aussprache haben würde. Ich fühlte, daß hier ein ganz leiser Seufzer und schmerzvoller Blick am Platze war, worauf sie zweifellos wartete; denn das war der einzige Moment am ganzen Tage, wo es mir gelang, ihren Augen zu begegnen. So klug sie auch ist, so hat sie doch ihre kleinen Schwächen wie jede andere. Ich fand einen günstigen Augenblick, in dem ich sie fragte, ob sie wohl die Güte gehabt hätte, mich über mein Schicksal zu beruhigen, und ich war etwas erstaunt über die Antwort: »Ja, ich habe Ihnen geschrieben.« Ich brannte danach, diesen Brief zu haben; aber aus Absicht oder Ungeschicklichkeit oder Schüchternheit – sie gab ihn mir erst am Abend, gerade als sie sich zurückzog. Ich schicke ihn Ihnen mit dem Konzept des meinen[[Besitz]]: Lesen und urteilen Sie[[1]]. Beachten Sie[[1]], mit welcher vortrefflich gemachten Falschheit sie erklärt, daß sie keine Liebe fühlt, während ich doch das Gegenteil genau weiß, – und dann wird sie sich später beklagen, daß ich sie betrüge, während sie mich schon jetzt betrügt! Meine[[Besitz]] schöne Freundin, der geschickteste Mann kann sich kaum auf der Höhe der aufrichtigsten Frau halten. Man wird wohl noch so tun müssen, als ob man an all diese Worte glaubte, und sich in Verzweiflung ermüden, weil es der Gnädigen gefällt, die Spröde zu spielen! Das Mittel, sich an all dieser Bosheit zu rächen ... Aber Geduld ... Und Adieu, ich habe noch viel zu schreiben. Ja, noch etwas: Sie[[1]] müssen mir den Brief der grausamen Dame zurückschicken, es könnte sein, daß sie später auf diese Kleinigkeiten Wert legte, und man muß immer korrekt sein. Ich spreche heute nicht über die kleine Volanges, aber nächstens davon. &&ar Schloß ..., den 21. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="26._Brief" &&fa Sechsundzwanzigster Brief Die Frau von Tourvel an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Sie[[1]] hätten nie einen Brief von mir bekommen, wenn mich mein dummes Benehmen von gestern abend nicht zu einer Erklärung zwänge. Ja, ich habe geweint, ich gestehe es und vielleicht sind mir auch jene zwei Worte entschlüpft, die Sie[[1]] mir mit so vieler Sorgfalt zitieren. Tränen und Worte – Sie[[1]] haben alles bemerkt, so muß ich Ihnen alles erklären. Gewöhnt, nur ehrbare Gefühle zu erwecken und nur Gespräche zu hören, die ich ohne zu erröten auch anhören kann, gebe ich mich einer Sicherheit hin, die ich wohl verdiene, und verstehe ich die Eindrücke, die ich empfange, weder zu verbergen noch zu bekämpfen. Die Überraschung, Verwirrung und ich weiß nicht welche Furcht, die die Situation in mir hervorrief, in die ich nie hätte geraten sollen, und dann dieser empörende Gedanke, mich mit den Frauen verwechselt zu sehen, die Sie[[1]] verachten, und mich ebenso leichtfertig wie diese behandelt zu sehen – alles das verursachte meine[[Besitz]] Tränen und ließ mich mit Recht, wie ich glaube, sagen, daß ich unglücklich bin. Sie[[1]] finden dieses Wort stark – es wäre noch viel zu schwach, wenn meine[[Besitz]] Tränen und Worte einen anderen Grund gehabt hätten, wenn ich, statt Gefühle, die mich beleidigen mußten, zu mißbilligen, sie zu teilen hätte befürchten müssen. Nein, mein Herr, ich habe diese Furcht nicht, denn wenn ich sie hätte, würde ich hundert Meilen weit von Ihnen gehen, würde ich in einer Wüste das Unglück beweinen, Sie[[1]] jemals gekannt zu haben. Vielleicht hätte ich, trotz der Gewißheit, daß ich Sie[[1]] nicht liebe, daß ich Sie[[1]] nie lieben werde, besser daran getan, die Ratschläge meiner Freunde zu befolgen, Sie[[1]] nicht in meine[[Besitz]] Nähe zu lassen. Ich glaubte, und das ist mein einziger Fehler, ich glaubte, Sie[[1]] würden eine anständige Frau respektieren, die nichts sehnlicher verlangte, als auch Sie[[1]] so zu finden, um Ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, eine Frau, die Sie[[1]] bereits verteidigte, während Sie[[1]] sie mit Ihren verbrecherischen Wünschen beschimpften. Sie[[1]] kennen mich nicht, nein, Sie[[1]] kennen mich nicht. Sonst hätten Sie[[1]] nicht geglaubt, ein Recht auf Ihr Unrecht zu haben, weil Sie[[1]] mit mir von Dingen sprachen, die ich nicht hätte anhören sollen; hätten Sie[[1]] sich nicht für berechtigt gehalten, mir einen Brief zu schreiben, den ich nicht hätte lesen sollen. Und Sie[[1]] verlangen von mir, daß ich Ihre Schritte lenken, Ihre Gespräche leiten soll! Nun gut: Stillschweigen und Vergessen, das sind die Ratschläge, die mir Ihnen zu geben geziemt, so wie Ihnen, dieselben zu befolgen; dann werden Sie[[1]] allein das Recht auf meine[[Besitz]] Nachsicht haben, und es steht nur bei Ihnen, sogar das der Dankbarkeit zu gewinnen. Aber nein, ich richte an den keine Bitte, der mir die Achtung verweigerte, ich will dem kein Zeichen des Vertrauens geben, der meine[[Besitz]] Sorglosigkeit mißbraucht hat. Sie[[1]] zwingen mich, Sie[[1]] zu fürchten, vielleicht sogar Sie[[1]] zu hassen, und das war nicht meine[[Besitz]] Absicht, denn ich wollte in Ihnen nichts sonst sehen, als den Neffen meiner besten Freundin, und ich widersprach mit der Stimme der Freundschaft der Stimme der öffentlichen Meinung, die Sie[[1]] anklagte. Sie[[1]] haben alles zerstört, und ich sehe voraus, Sie[[1]] werden nichts wieder gut machen wollen. Ich erkläre Ihnen daher, daß Ihre Gefühle mich beleidigen, daß deren Geständnis mich beschimpft, und daß, weit entfernt davon sie jemals zu teilen, Sie[[1]] mich zwingen werden, Sie[[1]] nie wiederzusehen, wenn Sie[[1]] sich über diese Sache nicht das Stillschweigen auferlegen, das ich von Ihnen zu erwarten, ja selbst zu fordern das Recht habe. Ich lege diesem Briefe denjenigen bei, den Sie[[1]] mir geschrieben haben und hoffe, daß Sie[[1]] mir den meinen[[Besitz]] wiedergeben werden; ich wäre betrübt, bliebe auch nur eine Spur dieses Vorfalles zurück, der nie hätte stattfinden sollen. &&ar den 21. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="27._Brief" &&fa Sie[[1]]benundzwanzigster Brief Cécile Volanges an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Mein Gott, wie Sie[[1]] gut sind, gnädige Frau! Wie richtig haben Sie[[1]] gefühlt, daß es mir leichter werden wird, Ihnen zu schreiben, als mit Ihnen zu sprechen! Auch ist das, was ich Ihnen zu sagen habe, sehr schwer zu sagen; aber Sie[[1]] sind meine[[Besitz]] Freundin, nicht wahr, meine[[Besitz]] sehr gute Freundin, und ich will versuchen, keine Angst zu haben, und dann habe ich Sie[[1]] und Ihre Ratschläge so nötig! Ich habe viel Kummer; es scheint mir, als ob jedermann erraten würde, was ich denke, und ganz besonders wenn er da ist, werde ich immer rot sobald man mich ansieht. Gestern, als Sie[[1]] mich weinen sahen, wollte ich mit Ihnen sprechen und ich weiß nicht, was mich davon zurückhielt; und als Sie[[1]] mich dann fragten, was mir fehle, kamen mir die Tränen ohne daß ich's wollte. Ich hätte kein Wort herausgebracht. Ohne Sie[[1]] hätte es Mama bemerkt, und ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre. Sehen Sie[[1]], so verbringe ich seit vier Tagen mein Leben. An jenem Tag, gnädige Frau, ja ich will es Ihnen sagen, gerade an jenem Tage hat mir der Chevalier von Danceny geschrieben. O! ich schwöre Ihnen, als ich den Brief fand, wußte ich gar nicht was das war; aber ich will nicht lügen und muß sagen, daß ich viel Vergnügen empfand als ich ihn las. Sehen Sie[[1]], ich möchte lieber mein ganzes Leben lang leiden, als daß er mir den Brief nicht geschrieben hätte. Ich wußte wohl, ich dürfe ihm das nicht sagen, und ich kann Ihnen versichern, daß ich erklärte, ich zürne ihm darüber, er aber sagte, es wäre stärker als er gewesen, und ich glaube es auch, denn ich hatte mir vorgenommen, ihm nicht zu antworten, und doch konnte ich mich nicht enthalten, es doch zu tun. Ich habe ihm nur ein allereinzigesmal geschrieben, und das eigentlich nur, um ihm zu sagen, er dürfe mir nicht mehr wieder schreiben – und trotzdem schreibt er mir wieder und wieder; und da ich ihm nicht antworte, sehe ich, daß er traurig ist, und das betrübt mich immer mehr; so daß ich gar nicht mehr weiß, was tun, und ich bin sehr zu bedauern. Sagen Sie[[1]] mir bitte, gnädige Frau, wäre es wirklich schlecht, wenn ich ihm von Zeit zu Zeit antwortete? Nur so lange, bis er es über sich bringt, mir nicht mehr zu schreiben und mit mir zu verkehren wie früher, denn wenn das so fort geht, weiß ich nicht, was aus mir werden soll. Sehen Sie[[1]], als ich seinen letzten Brief las, mußte ich ohne Aufhören weinen, und wenn ich ihm jetzt wieder nicht antworte, wird es uns viele Schmerzen machen. Ich will Ihnen auch seinen Brief schicken, oder besser eine Abschrift davon und Sie[[1]] können selbst urteilen. Sie[[1]] werden gleich sehen, daß er nichts Unrechtes verlangt. Wenn Sie[[1]] aber finden sollten, daß sich das nicht schickt, so verspreche ich Ihnen, nicht zu antworten; aber ich glaube, Sie[[1]] denken wie ich und werden nichts Schlechtes darin finden. Weil ich doch schon schreibe, erlauben Sie[[1]] mir, gnädige Frau, noch eine Frage an Sie[[1]] zu stellen. Man hat mir gesagt, daß es schlecht sei, jemanden zu lieben, aber warum denn? Was mir die Frage aufdrängt, ist, daß der Chevalier von Danceny gesagt hat, daß es gar nicht schlecht wäre, und daß fast alle Menschen lieben. Wenn das so ist, so sehe ich gar nicht ein, warum ich die einzige Ausnahme machen sollte. Oder ist das nur etwas Schlechtes für die Fräuleins? Denn ich hörte Mama selbst einmal sagen, daß Frau von D... Herrn M... liebe, und sie sprach darüber nicht, als ob das etwas Schlechtes wäre und doch bin ich überzeugt, daß sie über mich böse würde, wenn sie nur ahnte, daß ich für Herrn Danceny Freundschaft empfinde. Mama behandelt mich noch immer wie ein Kind und sagt mir gar nichts. Ich glaubte, sie wolle mich verheiraten, als sie mich aus dem Kloster nahm, jetzt scheint mir aber das nicht; doch ich versichere Ihnen, daß mich das gar nicht bekümmert. Aber Sie[[1]], die Sie[[1]] Mamas Freundin sind, Sie[[1]] wissen gewiß, was daran ist, und wenn Sie[[1]] es wissen, hoffe ich, werden Sie[[1]] es mir sagen, nicht wahr? Jetzt habe ich einen sehr langen Brief geschrieben; aber da Sie[[1]] mir erlaubten, Ihnen zu schreiben, benutzte ich die Gelegenheit, Ihnen alles zu sagen und rechne dabei auf Ihre Freundschaft. &&ar Paris, den 23. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="28._Brief" &&fa Achtundzwanzigster Brief Der Chevalier Danceny an Cécile Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Wie, mein Fräulein, Sie[[1]] wollen mir immer noch nicht antworten? Kann Sie[[1]] denn gar nichts milder stimmen? Und jeder Tag nimmt die Hoffnung, die er brachte, wieder mit sich fort. Was für eine Freundschaft, die Sie[[1]] zugeben, besteht denn zwischen uns, wenn die Ihre nicht einmal stark genug ist, sich meiner Leiden zu erbarmen? Wenn Sie[[1]] kalt und ruhig zusehen, wie in mir ein Feuer brennt, das ich nicht zu löschen vermag? Wenn diese Freundschaft, weit davon Ihnen Vertrauen einzuflößen, nicht einmal so groß ist, Ihr Mitleid zu wecken? Ihr Freund leidet und Sie[[1]] tun nichts, um ihm zu helfen. Er verlangt bloß ein Wort von Ihnen und Sie[[1]] versagen es ihm und wollen, daß er sich mit einem so schwachen Gefühle begnügt, dessen Versicherung Sie[[1]] sich zu wiederholen fürchten! Sie[[1]] wollen nicht undankbar sein, sagten Sie[[1]] gestern. Glauben Sie[[1]] mir, mein Fräulein, mit Freundschaft die Liebe erwidern wollen, das heißt nicht die Undankbarkeit fürchten, das heißt nur Angst haben, undankbar zu scheinen. Doch nichts mehr von meinen[[Besitz]] Gefühlen, die Ihnen ja nur lästig sind, weil sie Sie[[1]] nicht interessieren; ich muß sie in mich verschließen, bis ich sie unterdrücken lerne. Ich weiß, wie schwer mir das werden wird, und ich täusche mich darüber nicht, daß ich alle meine[[Besitz]] Kräfte dazu brauchen werde; aber ich will alle Mittel versuchen, von denen mir eines ganz besonders schwer wird, und das ist, Ihnen immer wieder zu sagen, wie fühllos Ihr Herz ist. Ich will sogar versuchen, Sie[[1]] seltener zu sehen, und ich beschäftige mich schon damit, einen plausiblen Grund dafür zu finden. Ach, ich soll die süße Gewöhnung aufgeben, Sie[[1]] jeden Tag zu sehen! Ein ewiges Unglücklichsein wird meine[[Besitz]] zärtliche Liebe lohnen und Sie[[1]] werden es so gewollt haben, und es wird Ihr Werk sein! Niemals, das fühle ich, werde ich das Glück wiederfinden, das ich heute verliere. Sie[[1]] allein waren für mich geschaffen, und wie gerne würde ich das Gelübde tun, nur für Sie[[1]] zu leben! Sie[[1]] aber wollen es nicht annehmen, und Ihr Stillschweigen lehrt mich zur Genüge, daß Ihr Herz nichts für mich empfindet. Das ist der sicherste Beweis Ihrer Gleichgültigkeit, und die grausamste Art, es mich wissen zu lassen. Leben Sie[[1]] wohl, mein Fräulein. Ich darf nicht mehr auf eine Antwort hoffen; die Liebe hätte sie eilig geschrieben, die Freundschaft mit Vergnügen und selbst das Mitleid mit Gefälligkeit. Aber Mitleid, Freundschaft und Liebe sind Ihrem Herzen gleich fremd. &&ar Paris, den 23. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="29._Brief" &&fa Neunundzwanzigster Brief Cécile Volanges an Sophie Carnay. &&fe &&ax &&lg=x Ich habe Dir zwar selbst gesagt, Sophie, daß es Fälle gibt, in denen man schreiben darf, und doch versichere ich Dir, daß ich mir Vorwürfe mache, Deinem Rat gefolgt zu sein, der dem Chevalier Danceny und mir viel Kummer bereitet hat. Die Probe, daß ich recht hatte, ist, daß Frau von Merteuil, die das gewiß gut versteht, schließlich auch gedacht hat wie ich. Ich habe ihr alles gestanden. Erst sprach sie gerade so wie Du, aber nachdem ich ihr alles erzählt hatte, gab sie zu, daß da doch ein Unterschied wäre; sie verlangt nur, daß sie alle meine[[Besitz]] Briefe zu sehen bekommt, ebenso diejenigen des Chevaliers, um sicher zu sein, daß ich nichts als das Notwendigste sage. Jetzt fühle ich mich ruhig. Gott, wie ich diese Frau von Merteuil liebe! Sie[[1]] ist so gut und eine so achtbare Dame. Und so ist alles in Ordnung. Nun will ich gleich an Herrn Danceny schreiben, und wie froh wird er sein! Mehr noch als er erwartet; denn bis jetzt sprach ich nur von meiner Freundschaft für ihn, und er wollte immer, ich sollte von meiner Liebe sprechen. Ich glaubte eben, das wäre dasselbe, aber ich traute mich nicht, er aber wollte es. Ich sagte es Frau von Merteuil und sie sagte, ich hätte recht getan, und daß man nur von Liebe sprechen soll, wenn man nicht mehr anders könne. Jetzt bin ich aber überzeugt, daß ich es nicht mehr länger verbergen kann, und im übrigen ist es ja dasselbe und es wird ihm um so mehr Freude machen. Frau von Merteuil sagte mir, sie würde mir auch Bücher leihen, die von all dem handeln und die mich lehren würden, mich richtig darin zu betragen, und auch besser zu schreiben als ich es tue. Denn siehst Du, sie macht mich auf alle meine[[Besitz]] Fehler aufmerksam, und das ist doch ein Beweis, daß sie mich sehr liebt. Sie[[1]] hat mir nur empfohlen, Mama nichts von den Büchern zu sagen, weil das aussehen könnte, als hätte Mama meine[[Besitz]] Erziehung vernachlässigt und das könnte sie ärgern. Ich werde ihr auch nichts davon sagen. Es ist doch eigentlich sonderbar, daß eine Frau, die kaum mit mir verwandt ist, sich mehr um mich kümmert als meine[[Besitz]] Mutter. Es ist wirklich ein Glück für mich, mit ihr bekannt zu sein. Sie[[1]] hat Mama gebeten, daß sie mich übermorgen in die Oper mitnehmen dürfe in ihre Loge und sie sagte mir, daß wir ganz allein sein werden und daß wir uns die ganze Zeit dabei unterhalten können ohne zu fürchten, daß man uns dort hört. Und das ist mir noch lieber als die Oper. Wir werden uns auch über meine[[Besitz]] Heirat unterhalten; denn sie sagte mir auch, daß das wahr wäre mit dem Verheiraten, aber mehr wüßte sie auch nicht darüber. Ist das nicht sehr wunderlich, daß Mama mir nichts darüber sagt? Adieu, meine[[Besitz]] Sophie, ich schreibe jetzt an den Chevalier Danceny. O, ich bin so glücklich! &&ar Paris, den 24. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="30._Brief" &&fa Dreissigster Brief Cécile Volanges an den Chevalier Danceny. &&fe &&ax &&lg=x Endlich, mein Herr, willige ich darein, Ihnen zu schreiben, um Sie[[1]] meiner Freundschaft zu versichern, meiner Liebe, weil Sie[[1]] ohne die unglücklich wären. Sie[[1]] sagen, ich hätte kein gutes Herz, aber ich versichere Ihnen, daß Sie[[1]] sich irren und hoffe, daß Sie[[1]] jetzt nicht mehr daran zweifeln werden. Wenn Sie[[1]] Kummer darüber hatten, daß ich Ihnen nicht schrieb, so glauben Sie[[1]] mir, daß es auch mir leid tat. Aber ich möchte um alles nichts tun, was unrecht wäre, und ich hätte ganz sicher meine[[Besitz]] Liebe nicht zugegeben, wenn ich es hätte anders machen können, aber Ihre Traurigkeit tat mir so leid. Ich hoffe, daß sie jetzt vorüber ist, und daß wir sehr glücklich sein werden. Ich rechne bestimmt darauf, Sie[[1]] heute abend zu sehen und daß Sie[[1]] früh kommen werden – es wird doch nie so früh sein als ich es mir wünsche. Mama wird zu Hause speisen und ich glaube, sie wird Ihnen vorschlagen zu bleiben – ich hoffe, Sie[[1]] sind nicht vergeben wie vorgestern abend. War es denn so amüsant, das Souper, zu dem Sie[[1]] gingen? Denn Sie[[1]] sind schon sehr früh hingegangen. Aber, sprechen wir nicht davon. Jetzt, da Sie[[1]] wissen, daß ich Sie[[1]] liebe, hoffe ich, daß Sie[[1]] so lange bleiben wie Sie[[1]] können, denn ich bin nur zufrieden, wenn ich mit Ihnen bin und möchte, daß es bei Ihnen auch so ist. Es ärgert mich, daß Sie[[1]] jetzt noch traurig sind, aber es ist nicht meine[[Besitz]] Schuld. Ich werde um meine[[Besitz]] Harfe bitten, sobald Sie[[1]] da sind, damit Sie[[1]] den Brief gleich haben. Ich weiß es nicht besser einzurichten. Adieu! Ich liebe Sie[[1]] sehr und von ganzem Herzen – je mehr ich Ihnen das sage, desto zufriedener bin ich und hoffe, daß Sie[[1]] es auch werden. &&ar Paris, den 24. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="31._Brief" &&fa Einunddreißigster Brief Der Chevalier Danceny an Cécile Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Ja, ja, wir werden glücklich sein! Mein Glück ist gesichert, weil ich von Ihnen geliebt bin und das Ihre wird kein Ende nehmen, wenn es so lange dauern wird, als die Liebe, die Sie[[1]] in mir erweckten. Sie[[1]] lieben mich! Sie[[1]] fürchten sich nicht mehr, mir Ihre Liebe zu gestehen! Und je öfter Sie[[1]] es mir sagen, desto zufriedener sind Sie[[1]]! Als ich dieses entzückende »Ich liebe Sie[[1]]« las, glaubte ich das Geständnis aus Ihrem süßen Munde zu hören. Ich sah diese Augen auf mich gerichtet, die die Zärtlichkeit noch schöner macht. Ich bekam Ihr Wort, immer für mich leben zu wollen. Ach! mein ganzes Leben will ich Ihrem Glücke weihen! Nehmen Sie[[1]] es hin und seien Sie[[1]] versichert, daß ich es nie verraten werde. Was für einen glücklichen Tag hatten wir gestern! Warum hat Frau von Merteuil nicht immer wichtige Dinge mit Ihrer Mama allein zu besprechen, und warum muß sich der Gedanke an den Zwang, der uns erwartet, in meine[[Besitz]] süßen Erinnerungen mischen? Warum kann ich nicht immer diese reizende kleine Hand, die mir das »Ich liebe Sie[[1]]« geschrieben hat, zwischen meinen[[Besitz]] Fingern halten und sie mit Küssen bedecken, um mich so dafür zu rächen, daß Sie[[1]] mir eine größere Gunst verweigert haben! Sagen Sie[[1]] mir, süße Cécile, als Ihre Mama eintrat und wir durch ihre Gegenwart gezwungen waren, füreinander bloß gleichgültige Blicke zu haben, als Sie[[1]] mich nicht mehr mit der Versicherung Ihrer Liebe trösten konnten – haben Sie[[1]] es da nicht bedauert, mir die Beweise verweigert zu haben? Haben Sie[[1]] sich nicht gesagt: Ein Kuß hätte ihn glücklicher gemacht, und ich habe ihm dieses Glück versagt? Versprechen Sie[[1]] es mir, daß Sie[[1]] bei der nächsten Gelegenheit weniger streng mit mir sein werden, und mit der Hilfe dieses Versprechens werde ich den Mut finden, all das Unannehmliche zu ertragen, das die Umstände mit sich bringen, und die grausamen Entbehrungen wird mir die Gewißheit mildern, daß Sie[[1]] das Bedauern mit mir teilen. Adieu, meine[[Besitz]] reizende Cécile, die Stunde ist da, wo ich zu Ihnen darf. Ich könnte Sie[[1]] nicht verlassen, wäre es nicht, um Sie[[1]] wiederzusehen. Adieu, Geliebte, die ich immer mehr liebe! &&ar Paris, den 25. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="32._Brief" &&fa Zweiunddreißigster Brief Frau von Volanges an Frau von Tourvel. &&fe &&ax &&lg=x Sie[[1]] wollen also durchaus, gnädige Frau, daß ich an die Tugendhaftigkeit des Herrn von Valmont glaube. Ich muß sagen, daß ich mich nicht dazu entschließen kann, und daß ich ebensoviel Mühe hätte, nach der einzigen guten Tat, die Sie[[1]] mir von Valmont erzählen, ihn für anständig zu halten und einen durchaus guten Menschen deshalb für lasterhaft, weil man mir von ihm einen Fehler hinterbringt. Die Menschen sind nach keiner Richtung hin vollkommen, nicht nach dem Guten hin und nicht nach dem Bösen. Der Verbrecher hat seine guten Seiten wie der Anständige seine Schwächen. Diese Wahrheit scheint mir um so glaubensnötiger, weil aus ihr die Notwendigkeit der Nachsicht für die Bösen wie für die Guten kommt und die einen vor Stolz bewahrt, wie sie die anderen vor der Verzweiflung rettet. Sie[[1]] werden in diesem Augenblick sicher denken, daß ich von der Nachsicht, die ich predige, für mich selber einen schlechten Gebrauch mache; ich sehe aber darin nichts als eine gefährliche Schwäche, wenn sie uns dazu bringt, den Schlechten wie den Guten gleich zu behandeln. Ich will mir die Motive der Handlungsweise des Herrn von Valmont zu untersuchen nicht erlauben und will glauben, daß sie ebenso lobenswert sind wie die Tat selber. Aber hat er deshalb weniger sein Leben damit hingebracht, Unehre, Zwietracht und Skandal in die Familien zu bringen? Hören Sie[[1]], wenn Sie[[1]] wollen, die Stimme des Unglücklichen, dem er geholfen hat, aber es soll Sie[[1]] das nicht hindern, die Stimmen der hundert Opfer, die er betrogen hat, zu hören. Wenn er auch, wie Sie[[1]] meinen[[Meinung]], nur ein Beispiel für die Gefahren der leichten Liaisons wäre, ist er selbst deshalb weniger eine gefährliche Liaison? Sie[[1]] halten ihn einer Umkehr zum Besseren für fähig, ja, sagen wir mehr, nehmen wir dieses Wunder als wirklich geschehen an – würde nicht gegen ihn die öffentliche Meinung bestehen bleiben und müßte das nicht genügen, Ihr Verhältnis zu ihm danach einzurichten? Gott allein kann im Augenblick der Reue verzeihen, denn er liest in den Herzen – die Menschen aber können die Gedanken nur nach den Worten beurteilen, und keiner, der einmal die Achtung der anderen verloren hat, hat ein Recht, sich über das natürliche Mißtrauen zu beklagen, das es diesem Verlust der Achtung so schwer macht, wieder zum Guten zu kommen. Bedenken Sie[[1]], meine[[Besitz]] junge Freundin, daß es oft genügt, diese Achtung dadurch zu verlieren, daß man so tut als mache man sich nichts aus ihr, und nennen Sie[[1]] diese Strenge nicht Ungerechtigkeit. Wer da glaubt, daß man auf dieses kostbare Gut, auf das man alles Anrecht hat, verzichten kann, der ist in Wirklichkeit sehr nahe daran, Unrechtes zu tun, da er sich durch dieses mächtige Band nicht mehr gehalten fühlt. So würde man es ansehen, wenn Sie[[1]] eine intime Verbindung mit Herrn von Valmont zeigten, so unschuldig diese auch immer sein möchte. Die Wärme, mit der Sie[[1]] ihn verteidigen, erschreckt mich und ich beeile mich, den Einwänden, die ich voraussehe, zuvorzukommen. Sie[[1]] werden mir Frau von Merteuil nennen, der man diese Liaison verziehen hat; Sie[[1]] werden mich fragen, weshalb ich ihn bei mir empfange; Sie[[1]] werden sagen, daß er, weit davon entfernt, von anständigen Leuten abgewiesen zu werden, er in dem was man die gute Gesellschaft nennt empfangen, ja sogar gesucht ist. Ich kann, glaube ich, auf alles das erwidern. Was Frau von Merteuil betrifft, die wirklich eine durchaus achtenswerte Frau ist, so hat sie vielleicht keinen andern Fehler als zu viel Vertrauen in ihre eigene Kraft. Sie[[1]] ist ein geschickter Lenker, der sich darin gefällt, einen Wagen zwischen Felsen und Abgrund zu lenken, und den der Erfolg allein rechtfertigt: es ist recht und billig, sie zu loben, aber töricht, ihr zu folgen, und sie selbst gibt das zu und klagt sich dessen an. Je mehr sie gesehen hat, desto strenger wurden ihre Grundsätze, und ich glaube Ihnen versichern zu können, daß sie wie ich denken würde. Was mich betrifft, werde ich mich nicht mehr rechtfertigen als die andern. Gewiß empfange ich Herrn von Valmont, und er wird überall empfangen, das ist nur eine der tausend Inkonsequenzen, welche die Gesellschaft regieren: Sie[[1]] wissen so gut wie ich, daß man sein Leben damit verbringt, sie zu bemerken, sich darüber zu beklagen und sich ihnen zu unterwerfen. Herr von Valmont mit seinem guten Namen, seinem großen Vermögen, seinen vielen liebenswürdigen Eigenschaften hat bald erkannt, daß es, um die Herrschaft in der Gesellschaft zu behaupten, genüge, mit gleicher Geschicklichkeit das ernste Lob wie den Spott der Lächerlichkeit zu handhaben. Keiner besitzt wie er dieses zweifache Talent: er bezaubert mit dem einen und macht sich mit dem anderen gefürchtet. Man achtet ihn nicht, aber man schmeichelt ihm. Das ist seine Existenz inmitten einer Welt, die mehr vorsichtig als mutig es vorzieht, ihn behutsam zu umgehen als zu bekämpfen. Aber weder Frau von Merteuil noch irgendeine andere Frau dürfte es wagen, sich auf dem Lande mit einem solchen Mann, fast im {{tête à tête}} einzuschließen. Es war der Vernünftigsten, der Bescheidensten unter allen vorbehalten geblieben, dieses Beispiel der Inkonsequenz zu geben – verzeihen Sie[[1]] mir dieses Wort, es entspringt der Freundschaft. Meine[[Besitz]] schöne Freundin, Ihre Ehrenhaftigkeit selbst betrügt Sie[[1]] durch die Sicherheit, die sie Ihnen einflößt. Bedenken Sie[[1]], wen Sie[[1]] zum Richter haben werden: auf der einen Seite frivole Leute, die an keine Tugend glauben, weil sie davon bei sich kein Beispiel finden, auf der andern aber böse Menschen, die so tun werden, als ob sie nicht an Ihre Tugend glaubten, um Sie[[1]] dafür zu strafen, Tugend gehabt zu haben. Bedenken Sie[[1]], daß Sie[[1]] in diesem Augenblick etwas tun, was selbst manche Männer zu tun nicht wagen würden. Es gibt tatsächlich unter den jungen Leuten, für die Herr von Valmont nur zu sehr zum Muster wurde, einige ganz Vorsichtige, die es befürchten, zu eng mit ihm befreundet zu scheinen – und Sie[[1]], Sie[[1]] fürchten das nicht! Kommen Sie[[1]] zurück, kommen Sie[[1]] zurück, ich beschwöre Sie[[1]]... Genügen meine[[Besitz]] Gründe nicht, Sie[[1]] zu überzeugen, so geben Sie[[1]] meiner Freundschaft Gehör; sie läßt mich meine[[Besitz]] dringende Bitte erneuern, sie muß mich rechtfertigen. Sie[[1]] werden meine[[Besitz]] Freundschaft streng finden und ich wünschte, die Strenge wäre überflüssig. Aber ich will lieber, daß Sie[[1]] sich über meine[[Besitz]] zu große Fürsorge als über Vernachlässigung zu beklagen haben mögen. &&ar Paris, den 24. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="33._Brief" &&fa Dreiunddreißigster Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Seitdem Sie[[1]] sich vor dem Erfolg fürchten, mein lieber Vicomte, seitdem Ihr Plan darin besteht, Waffen gegen sich selbst zu schmieden und Sie[[1]] weniger zu siegen als zu kämpfen wünschen, habe ich Ihnen nichts mehr zu sagen. Ihr Manöver ist ein Meisterwerk kluger Vorsicht – anders wäre es eins der Dummheit, ich meine[[Meinung]], wenn man den gegenteiligen Standpunkt einnimmt – und um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich fürchte, Sie[[1]] machen sich Illusionen. Was ich Ihnen vorwerfe, ist nicht, daß Sie[[1]] den rechten Moment nicht ausgenutzt haben, denn einmal sehe ich nicht ganz deutlich, ob er da war, und dann weiß ich ganz gut, daß eine einmal verfehlte Gelegenheit wiederkommt, während man einen übereilten Schritt niemals gutmachen kann. Aber die wahre gute Schule war es, daß Sie[[1]] sich zum Schreiben entschlossen haben. Ich kann mir denken, daß Sie[[1]] jetzt nicht wissen, wohin Sie[[1]] das führen wird. Glauben Sie[[1]] vielleicht, dieser Frau zu beweisen, daß sie sich ergeben muß? Mir scheint, daß das nur eine Gefühlswahrheit ist, die nicht bewiesen werden kann, und um mit ihr etwas auszurichten, muß man rühren und nicht nur räsonnieren. Aber was nützt es Ihnen, mit Briefen zu rühren und weich zu machen, wenn Sie[[1]] nicht dabei sind, um von dieser Wirkung zu profitieren? Wenn Ihre schönen Sätze die verliebte Ekstase wirklich hervorbringen sollten, glauben Sie[[1]], daß diese Ekstase so lange anhalten wird, um der Überlegung nicht Zeit zu geben und das Geständnis zu verhindern? Denken Sie[[1]] doch an die Zeit, die es braucht, einen Brief zu schreiben, ihn zuzustellen und bedenken Sie[[1]], ob eine Frau mit Prinzipien, Ihre Nonne, so lange das wollen kann, was sie nie zu wollen sich bemüht! Mit Kindern geht das, die wenn sie schreiben: »ich liebe Sie[[1]]« nicht wissen, daß sie sagen: »ich gebe mich hin«. Aber die wohlbedachte Tugend der Frau von Tourvel scheint mir Wert und Sinn der Worte genau zu kennen. So schlägt sie Sie[[1]] trotz des Vorteils, den Sie[[1]] im Gespräche über sie gewannen, schlägt sie Sie[[1]] doch mit ihrem Briefe. Und dann – wissen Sie[[1]], was dann geschieht? Durch Reden allein will man sich nicht überwältigen lassen. Wenn man mit Gewalt nach guten Gründen sucht, findet man sie auch und spielt sie aus; und hält daran fest, nicht weil sie so gut sind, sondern um sich nicht zu widersprechen. Noch etwas! Eine Beobachtung haben Sie[[1]] merkwürdigerweise nicht gemacht: in der Liebe gibt es nichts, das schwieriger wäre, als Unempfundenes zu schreiben. Nicht daß man sich nicht der richtigen Worte bedient, aber man ordnet sie nicht in der rechten Weise, oder man ordnet sie eben, und das genügt. Lesen Sie[[1]] doch Ihren Brief noch einmal: es ist ein Arrangement darin, das sich bei jedem Satz verrät. Ich will hoffen, daß Ihre keusche Dame nicht geübt genug ist, das zu bemerken, aber darauf kommt es gar nicht an: der Effekt bleibt derselbe und deshalb nicht weniger verfehlt. Das ist der Fehler in den Romanen: der Autor schlägt sich krumm und klein, um sich warm zu machen, und der Leser bleibt kalt. »{{Hé¬loise}}« ist die einzige Ausnahme, und trotz allem Talent des Autors hat mich diese Beobachtung immer glauben lassen, daß das Buch aus dem Leben ist. Schreiben und Sprechen ist nicht dasselbe. Die Gewohnheit, an der Modulation seiner Stimme zu arbeiten, gibt ihr den Gefühlston; und dazu kommt noch die Leichtigkeit der Tränen; und der Ausdruck des Verlangens mischt sich in den Augen leicht und wirksam mit jenen der Zärtlichkeit; und dann macht das ungeordnete Reden leicht den guten Eindruck des Betäubt- und Verwirrtseins – was die wahre Eloquenz der Liebe ist. Schließlich und endlich hindert die Gegenwart der geliebten Person die Überlegung und läßt uns danach verlangen, besiegt zu werden. Glauben Sie[[1]] mir, Vicomte: man wird von Ihnen verlangen, daß Sie[[1]] nicht mehr schreiben. Nützen Sie[[1]] das, um Ihren Fehler wieder gut zu machen, und warten Sie[[1]] auf eine Gelegenheit zu sprechen. Wissen Sie[[1]], daß diese Frau mehr Kraft hat, als ich ihr zutraute? Sie[[1]] verteidigt sich geschickt. Und ohne die verdächtige Länge ihres Briefes und ohne diesen Vorwand der Dankbarkeit – um Ihnen zu schreiben – hätte sie sich gar nicht verraten. Was mich noch veranlassen könnte, Sie[[1]] über Ihren Sie[[1]]g zu beruhigen, ist, daß sie zu viel Kraft auf einmal aufwendet: sie wird sich in der Verteidigung des Wortes ausgeben, so daß ihr für die Verteidigung der Sache selbst nichts mehr bleibt. Ich schicke Ihnen Ihre beiden Briefe zurück, die wohl, wenn Sie[[1]] klug sind, die letzten bleiben werden bis zum kritischen Moment. Wenn es nicht so spät wäre, erzählte ich Ihnen noch von der kleinen Volanges, die prächtige Fortschritte macht und mit der ich sehr zufrieden bin. Ich glaube, ich werde vor Ihnen fertig sein und Sie[[1]] sollten sich dessen schämen. Adieu für heute. &&ar Paris, den 24. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="34._Brief" &&fa Vierunddreißigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Sie[[1]] sagen ja ganz entzückende Sachen, meine[[Besitz]] schöne Freundin, aber warum geben Sie[[1]] sich so viel Mühe, etwas zu beweisen, was niemandem unbekannt ist? Ich glaube, Ihr ganzer Brief lautet: um rascher in der Liebe vorwärts zu kommen, ist es besser zu reden als zu schreiben. Aber das ist ja das ABC der Verführungskunst! Ich möchte jedoch bemerken, daß Sie[[1]] nur eine Ausnahme von dieser Regel machen und daß es deren zwei gibt. Zu den Kindern, die den Weg aus Schüchternheit gehen und sich aus Unwissenheit hingeben, muß man noch die schöngeistigen Frauen rechnen, die aus Eitelkeit darauf eingehen und die die Eitelkeit in die Falle führt. Zum Beispiel bin ich fest davon überzeugt, daß die Gräfin B..., die damals ohne Umstände auf meinen[[Besitz]] Brief antwortete, mich ebenso wenig liebte wie ich sie, und daß sie da nichts weiter als eine Gelegenheit sah, ein Opfer zu haben, das ihr Ehre machen sollte – ein Renommierverhältnis. Sei das wie es sei, ein Jurist würde Ihnen sagen, daß sich das Prinzip nicht auf meinen[[Besitz]] Fall anwenden läßt. Sie[[1]] glauben tatsächlich, ich hätte die Wahl zwischen Schreiben und Sprechen, was aber nicht der Fall ist. Seit der Geschichte vom 19. letzten Monats hat meine[[Besitz]] Keusche, die sich in der Defensive hält, mit einer solchen Geschicklichkeit jede Begegnung mit mir zu vermeiden verstanden, daß meine[[Besitz]] Geschicklichkeit daran zuschanden wurde. Wenn das so weiter geht, wird sie mich zwingen, daß ich mich ganz ernstlich mit den Mitteln beschäftige, wieder meinen[[Besitz]] Vorteil zu erlangen denn ich will durch sie auf keine Weise besiegt sein. Selbst meine[[Besitz]] Briefe sind die Ursache eines kleinen Krieges: nicht genug daran, daß sie sie nicht beantwortet, refüsiert {{[re¬fü¬siert]}} sie sie sogar. Jeder Brief verlangt eine neue List und die gelingt nicht immer. Sie[[1]] erinnern sich, durch welches einfache Mittel ich ihr den ersten Brief zustellte und auch der zweite machte keine Schwierigkeiten. Sie[[1]] hatte verlangt, daß ich ihr ihren Brief zurückgebe, und ich gab ihr statt dessen den meinen[[Besitz]], ohne daß sie den geringsten Verdacht hatte. Sei es nun Ärger, von mir überlistet worden zu sein, oder Eigensinn, oder endlich diese Tugend – sie bringt es noch so weit, daß ich daran glaube –, den dritten Brief nahm sie nicht an. Ich hoffe aber, daß die Verlegenheit, in die sie sich infolge der Nichtannahme des Briefes brachte, ihr in Zukunft eine Warnung sein wird. Ich war gar nicht sehr erstaunt, daß sie diesen Brief nicht annehmen wollte, den ich ihr ganz einfach hinhielt; denn das wäre schon ein Entgegenkommen gewesen, und ich mache mich auf einen längeren Widerstand gefaßt. Nach diesem Versuch, der nichts als eine Probe war, legte ich meinen[[Besitz]] Brief in ein Kuvert und benutzte die Zeit ihrer Toilette, da Frau von Rosemonde und ihre Kammerjungfer anwesend waren, ihn ihr durch meinen[[Besitz]] Jäger zuzuschicken mit dem Auftrag: es sei das jenes Papier, das sie von mir verlangt hätte. Ich riet ganz richtig, daß sie die etwas skandalöse Auseinandersetzung fürchten mußte, die ein Refus mit sich bringen würde: – sie nahm also den Brief, und mein Bote, der ihr Gesicht genau zu beobachten hatte – und er sieht nicht schlecht – bemerkte nur eine leichte Röte und mehr Verlegenheit als Zorn. Ich war meiner Sache nun sicher. Denn entweder mußte sie den Brief behalten oder wenn sie ihn mir zurückgeben wollte, mußte sie einen Moment des Alleinseins mit mir wählen, was eine Gelegenheit mit ihr zu sprechen war. Nach ungefähr einer Stunde kommt einer ihrer Leute zu mir und überreicht mir ein Kuvert ganz anderer Form als jenes, das meinen[[Besitz]] Brief enthielt, und ich erkenne darauf die ersehnte Handschrift. Ich öffne schnell... es war mein eigener Brief, der gar nicht geöffnet, sondern nur gefaltet worden war – ein diabolischer Streich. Sie[[1]] kennen mich. Ich brauche Ihnen meine[[Besitz]] Wut nicht zu beschreiben. Aber kaltes Blut war nötig und ein neues Mittel. Ich fand dieses einzige. Man holt von hier jeden Morgen die Briefe von der Post, die ungefähr dreiviertel Stunden von hier entfernt ist, und braucht dazu eine Art Büchse, zu der der Postmeister einen Schlüssel hat und Frau von Rosemonde den anderen. Jeder tut tagsüber seine Briefe da hinein, abends werden sie auf die Post getragen und des Morgens holt man die angekommenen. Die Leute besorgen abwechselnd den Dienst. Es war nicht die Reihe an meinem Diener, aber er übernahm ihn, da er ohnedies in der Gegend zu tun hätte. Ich schrieb also meinen[[Besitz]] Brief, verstellte auch die Adresse, verstellte meine[[Besitz]] Handschrift und machte ziemlich geschickt den Stempel von Dijon nach. Ich wählte Dijon, weil es mir Spaß machte, aus derselben Stadt zu schreiben wie ihr Mann, da ich dieselben Rechte bei ihr beanspruchte wie er, und weil meine[[Besitz]] Schöne den ganzen Tag von dem Wunsch gesprochen hatte, Nachrichten aus Dijon zu bekommen. Es war doch nur recht, daß ich ihr diese Freude verschaffte. Nun war es leicht, diesen Brief zu den anderen zu geben. Ich gewann bei diesem Arrangement noch, daß ich Zeuge des Empfanges sein konnte, denn es ist hier der Brauch, daß alle zum Frühstück beisammen sind und die Ankunft der Post erwarten, ehe jedes seine Wege geht. Die Post kam endlich. Frau von Rosemonde öffnet die Büchse. – »Von Dijon!« und sie gab Frau von Tourvel den Brief. »Das ist nicht die Handschrift meines Mannes,« sagte sie in etwas besorgtem Tone und brach schnell das Sie[[1]]gel auf. Der erste Blick sagte ihr alles und gleichzeitig kam eine solche Veränderung über ihr Gesicht, daß Frau von Rosemonde es bemerkte und sagte: »Was haben Sie[[1]] denn?« Ich trat ebenfalls näher und meinte: »Dieser Brief ist wohl sehr schlimm?« Die schüchterne Nonne wagte nicht die Augen aufzuschlagen, sprach kein Wort und suchte sich damit über ihre Verlegenheit zu helfen, daß sie so tat, als durchflöge sie den Brief, den sie zu lesen nicht fähig war. Ich genoß ihre Verlegenheit und sagte nicht ohne Vergnügen: »Ihr etwas ruhigeres Aussehen läßt mich hoffen, daß der Brief Ihnen doch nur mehr Erstaunen als Schmerz bereitet hat.« Der Zorn beriet sie in diesem Moment besser als es die Klugheit hätte tun können. »Er enthält Dinge,« antwortete sie, »die mich beleidigen und über die ich erstaunt bin, daß man sie mir zu schreiben gewagt hat.« »Ja, wer denn?« fragte Frau von Rosemonde. »Er ist nicht unterzeichnet,« antwortete die schöne Stolze, »aber der Brief verursacht mir die gleiche Verachtung wie sein Schreiber. Sie[[1]] würden mich verbinden, wenn Sie[[1]] nicht weiter davon sprächen.« Und da zerriß sie das verwegene Schriftstück, steckte die Fetzchen in die Tasche, stand auf und ging. Bei allem Zorn – sie hat doch meinen[[Besitz]] Brief gehabt, und ich halte etwas auf diese Neugierde, die ihr riet, den ganzen Brief zu lesen. Die Einzelheiten des Tages zu schildern, würde mich zu weit führen. Ich füge diesem die Konzepte meiner beiden anderen Briefe bei, die Sie[[1]] genau von allem unterrichten werden. Wenn Sie[[1]] in dieser Korrespondenz auf dem Laufenden bleiben wollen, müssen Sie[[1]] sich schon die Mühe geben, meine[[Besitz]] Minuten zu entziffern, denn um nichts in der Welt könnte ich die Langeweile hinunterwürgen, sie abzuschreiben. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin. &&ar Schloß ..., den 25. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="35._Brief" &&fa Fünfunddreißigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Frau von Tourvel. &&fe &&ax &&lg=x Man muß Ihnen gehorchen, gnädige Frau. Man muß Ihnen beweisen, daß bei allem Üblen, das Sie[[1]] in mir zu glauben sich gefallen, mir doch genug Zartgefühl übrig bleibt, daß ich mir keinen Vorwurf erlaube, und genug Mut, daß ich mir die schmerzlichsten Opfer auferlege. Sie[[1]] befehlen mir Schweigen und Vergessen – gut. Ich werde meine[[Besitz]] Liebe zum Schweigen zwingen, und werde, wenn es möglich ist, die grausame Art, mit der Sie[[1]] meine[[Besitz]] Liebe aufnahmen, vergessen. Ohne Zweifel gab mir das Verlangen, Ihnen zu gefallen, nicht auch das Recht dazu, und ich bekenne auch, daß meine[[Besitz]] bedürftige Bitte um Ihre Nachsicht kein Recht bedeutete, diese Nachsicht zu beanspruchen. Aber Sie[[1]] betrachten meine[[Besitz]] Liebe als eine Beleidigung und vergessen, daß, wenn meine[[Besitz]] Liebe ein Unrecht wäre, Sie[[1]] zugleich ihre Ursache und Entschuldigung sind. Sie[[1]] vergessen auch, daß ich, gewöhnt, Ihnen mein Inneres zu vertrauen, auch da, wo mir dieses Vertrauen hätte schaden können, Ihnen die Gefühle, von denen ich voll war, nicht verbergen konnte – und was das Werk meines guten ehrlichen Glaubens war, betrachten Sie[[1]] als ein Werk der Verwegenheit. Zum Lohn für meine[[Besitz]] aufrichtigste, zärtlichste und ehrerbietigste Liebe halten Sie[[1]] mich von sich fern. Und sprechen sogar von Ihrem Haß... Wer würde sich über eine solche Behandlung nicht beklagen? Aber ich unterwerfe mich; ich leide und beklage mich nicht; Sie[[1]] schlagen und ich bete an. Durch eine unbegreifliche Macht, die Sie[[1]] über mich haben, sind Sie[[1]] die unumschränkte Herrin meiner Gefühle; und wenn Ihnen meine[[Besitz]] Liebe allen Widerstand leistet, wenn Sie[[1]] sie nicht zerstören können, so ist es, weil sie Ihr Werk ist und nicht das meine[[Besitz]]. Ich verlange keine Gegenliebe, mit der ich mir nie schmeichelte. Ich erwarte nicht einmal dieses Mitleid, das mich das Interesse, das Sie[[1]] mir manchesmal zeigten, hoffen ließ. Aber Ihre Gerechtigkeit darf ich fordern. Ich erfahre von Ihnen, gnädige Frau, daß man versucht hat, mir in Ihrer Meinung über mich zu schaden. Wenn Sie[[1]] den Ratschlägen Ihrer Freunde gefolgt wären, hätten Sie[[1]] mich nicht einmal in Ihre Nähe kommen lassen, – das sind Ihre eigenen Worte. Wer sind denn diese geschäftigen Freunde? Ohne Zweifel haben diese strengen und unbeugsamen und so tugendhaften Menschen nichts dagegen, genannt zu werden und werden sich nicht in ein Dunkel verstecken, das sie mit den gewöhnlichen Verleumdern zusammenbrächte; dann blieben mir allerdings ihre Namen wie ihre Vorwürfe unbekannt. Bedenken Sie[[1]] aber, gnädige Frau, daß ich ein Recht darauf habe, sowohl das eine wie das andere zu wissen, da Sie[[1]] mich danach beurteilen. Man verurteilt nie einen Beschuldigten, ohne ihm sein Verbrechen zu nennen, ohne ihm seine Ankläger zu bezeichnen. Ich verlange keine andere Gnade und verpflichte mich zum voraus, mich zu rechtfertigen und meine[[Besitz]] Verleumder zu zwingen, zu widerrufen. Wenn ich vielleicht aus dem nichtigen Klatsch der Menge, an der mir wenig liegt, mir zu wenig gemacht habe, so halte ich das nicht auch so mit Ihrer Achtung; und wenn ich mein Leben daran setze, sie zu verdienen, so werde ich sie mir nicht ungestraft rauben lassen. Und diese Achtung wird mir um so wertvoller, als ich ihr ohne Zweifel diese Bitte, die Sie[[1]] an mich zu stellen fürchten, verdanken werde, und die mir, wie Sie[[1]] sagen, ein »Recht auf Ihre Dankbarkeit« gäbe. Ah! weit davon entfernt, Dank zu verlangen, werde ich glauben, Ihnen welchen schuldig zu sein, wenn Sie[[1]] mir Gelegenheit geben, Ihnen zu dienen. Beginnen Sie[[1]] doch damit, mir Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, indem Sie[[1]] mir sagen, was Sie[[1]] von mir wünschen. Wenn ich es erraten könnte, würde ich Ihnen die Mühe ersparen, es mir zu sagen. Fügen Sie[[1]] doch dem Vergnügen, Sie[[1]] zu sehen, noch dieses Glück hinzu, Ihnen dienen zu dürfen, und ich würde stolz auf Ihre Nachsicht sein. Wer kann Sie[[1]] daran hindern? Ich hoffe, nicht die Furcht vor meinem Nein? Das könnte ich Ihnen nie verzeihen. Und das ist's doch nicht, daß ich Ihnen Ihren Brief nicht wiedergebe? Ich wünschte mehr als Sie[[1]], daß ich seiner nicht mehr bedürfte. Aber daran gewöhnt, Sie[[1]] sanft und gütig zu glauben, finde ich Sie[[1]] nur in diesem Briefe so wie Sie[[1]] scheinen wollen. Wenn ich den Wunsch aussprach, Sie[[1]] nachgiebig zu stimmen, so sehe ich aus dem Brief, daß Sie[[1]] eher hundert Meilen zwischen sich und mich legen wollten; und wenn alles an Ihnen meine[[Besitz]] Liebe rechtfertigt und steigert, so sagt mir Ihr Brief wieder, daß Sie[[1]] sich dadurch beleidigt fühlen; und wenn ich Sie[[1]] sehe, scheint mir diese meine[[Besitz]] Liebe das Höchste, und ich muß Ihren Brief lesen, um zu fühlen, daß sie nur eine schreckliche Qual ist. Sie[[1]] verstehen jetzt, daß es mein größtes Glück wäre, Ihnen diesen Brief zurückzugeben, aber ihn von mir zurückverlangen, hieße mich berechtigen, das nicht mehr zu glauben, was darin steht. So hoffe ich, Sie[[1]] zweifeln nicht an meiner Bereitwilligkeit, ihn Ihnen zurückzuschicken. &&ar Auf Schloß ..., den 21. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="36._Brief" &&fa Sechsunddreissigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Frau von Tourvel. (Von Dijon datiert.) &&fe &&ax &&lg=x Jeden Tag nimmt Ihre Strenge zu, gnädige Frau, und wenn ich es sagen darf, so scheinen Sie[[1]] weniger das Unrecht als die Nachsicht zu fürchten. Nachdem Sie[[1]] mich verurteilten, ohne mich zu hören, fühlten Sie[[1]] wohl, daß es Ihnen leichter sein dürfte, meine[[Besitz]] Gründe nicht zu lesen, als darauf zu antworten. Sie[[1]] nehmen meine[[Besitz]] Briefe mit Hartnäckigkeit nicht an, Sie[[1]] schicken sie mir voll Verachtung zurück, Sie[[1]] zwingen mich, schließlich zur List meine[[Besitz]] Zuflucht zu nehmen, und das in einem Augenblick, wo ich kein anderes Ziel kenne, als Sie[[1]] von meiner ehrlichen Aufrichtigkeit zu überzeugen. Die Notwendigkeit meiner Verteidigung muß aber wohl genügen, mein Mittel zu entschuldigen; von der Aufrichtigkeit meiner Gefühle überzeugt, glaubte ich mir diese kleine List erlauben zu dürfen. Ich wage auch zu glauben, daß Sie[[1]] mir das verzeihen und nicht darüber erstaunt sein werden, daß die Liebe erfinderischer ist, sich zu zeigen, als die Gleichgültigkeit, sich zu verbergen. Erlauben Sie[[1]] mir also, gnädige Frau, daß ich Ihnen mein Herz völlig enthülle. Es gehört Ihnen, und es ist nur billig, daß Sie[[1]] es kennen. Als ich hier ankam, war ich weit davon, das Schicksal zu ahnen, das mich erwartete. Ich wußte nicht, daß Sie[[1]] hier wären, und aufrichtig, wie ich bin, bemerke ich noch, daß, wenn ich es auch gewußt hätte, davon meine[[Besitz]] Ruhe nicht verwirrt worden wäre. Nicht, daß ich mich nicht vor Ihrer Schönheit wie natürlich gebeugt hätte; aber gewohnt, nur Begierden zu empfinden und mich denjenigen nur zu überlassen, die die Hoffnung ermutigt, kannte ich die Qualen der Liebe nicht. Sie[[1]] waren Zeuge, wie Frau von Rosemonde mich bat, zu bleiben. Ich hatte schon einen Tag mit Ihnen verbracht, und gab mich – oder glaubte es wenigstens – nur diesem doch so natürlichen und so legitimen Vergnügen hin, aufmerksam zu einer liebenswürdigen und verehrten Verwandten zu sein. Die Art, wie man hier lebt, weicht sehr von der mir gewohnten ab, aber es kostete mich keine Mühe, mich hineinzufinden, und ohne mich viel um die Ursache zu kümmern, die diese Veränderung in mir hervorrief, meinte ich, es läge das nur in der leichten Beweglichkeit meines Charakters, von der ich, wie ich glaube, schon einmal mit Ihnen sprach. – Als ich Sie[[1]] unglücklicherweise – und warum muß es denn ein Unglück sein? – besser kennen lernte, sah ich bald, daß dieses entzückende Gesicht, das mir zuerst auffiel, der geringste Ihrer Vorzüge ist. Ihre himmlische Seele überraschte und bezauberte die meine[[Besitz]]. Ich bewunderte die Schönheit, und ich betete die Tugend an. Ohne den Gedanken, Sie[[1]] zu besitzen, beschäftigte ich mich damit, Sie[[1]] zu verdienen. Ich bat um Ihre Nachsicht für meine[[Besitz]] Vergangenheit und bemühte mich um Ihren Beifall für meine[[Besitz]] Zukunft. Ich suchte ihn in Ihren Worten, spähte nach ihm in Ihren Blicken, in denen ein so schlimmes Gift ist und ein um so schlimmeres Gift, als es sich ohne Absicht mitteilte und ohne Argwohn aufgenommen wurde. Da erkannte ich die Liebe. Aber wie war ich weit davon, mich darüber zu beklagen! Entschlossen, sie in einem ewigen Schweigen zu begraben, gab ich mich ohne Angst und ohne Zurückhaltung diesem köstlichen Gefühle hin. Jeder Tag vergrößerte ihr Reich. Bald wurde das Vergnügen, Sie[[1]] zu sehen, zum Bedürfnis. Gingen Sie[[1]] einen Augenblick fort, so wurde mein Herz traurig, hörte ich Sie[[1]] kommen, so zitterte es vor Freude. Ich lebte nur noch durch Sie[[1]] und für Sie[[1]]. Aber ich rufe Sie[[1]] zum Zeugen: entkam mir je im Scherz oder im ernsthaften Gespräch ein Wort, das das Geheimnis meines Herzens verraten hätte? Da kam ein Tag, der mein Unglück beginnen sollte, und durch einen unbegreiflichen Zufall gab eine nichts als anständige Handlung dazu den Anlaß. Ja, gnädige Frau, bei jenen armen Leuten, denen ich geholfen hatte, gaben Sie[[1]] sich diesem edlen Mitgefühle hin, das selbst die Schönheit noch verschönert und die Tugend noch erhöht, und verwirrten Sie[[1]] mein Herz, das schon zu viel Liebe berauschte. Sie[[1]] erinnern sich vielleicht, wie mit mir selbst beschäftigt ich auf unserem Rückweg war. Ah, ich versuchte ein Gefühl zu unterdrücken, das schon stärker war als ich selbst! Nachdem ich in diesem ungleichen Kampfe meine[[Besitz]] Kräfte erschöpft hatte, war es ein Zufall, den ich nicht voraussehen konnte, der mich mit Ihnen allein ließ. Und da unterlag ich... Mein allzu volles Herz konnte weder seine Worte noch seine Tränen zurückhalten. Aber ist das denn ein Verbrechen? Und wenn es eines ist, bin ich nicht schon bestraft genug durch die Qualen, die ich leide? Von einer hoffnungslosen Liebe verzehrt, rufe ich Ihr Mitleid an und finde nur Ihren Haß. Ohne anderes Glück, als das, Sie[[1]] zu sehen, suchen Sie[[1]] meine[[Besitz]] Augen gegen meinen[[Besitz]] Willen, und ich zittere davor, Ihren Blicken zu begegnen. In dem schrecklichen Zustand, in den Sie[[1]] mich gebracht haben, lebe ich die Tage damit hin, meinen[[Besitz]] Schmerz zu verbergen, und die Nächte, mich ihm hinzugeben – während Sie[[1]] ruhig und friedlich von diesen Qualen nur wissen, um ihnen die Ursache zu sein und sich darüber zu freuen. Und doch sind Sie[[1]] es, die sich beklagt, und ich bin der, der sich entschuldigt. Hier ist, gnädige Frau, der getreue Bericht von dem, was Sie[[1]] mein Unrecht nennen, und den Sie[[1]] besser den Bericht meines Unglückes nennen sollten. Eine reine und aufrichtige Liebe, eine Ehrerbietung, die sich nie verleugnete, eine vollständige Ergebenheit – das sind die Gefühle, die Sie[[1]] mir gaben. Ich hätte mich nicht gescheut, sie der Gottheit selbst darzubringen. Sie[[1]], die Sie[[1]] ihr schönstes Ebenbild sind, folgen Sie[[1]] ihrem Beispiel der gütigen Nachsicht. Denken Sie[[1]] an meine[[Besitz]] Leiden und denken Sie[[1]], daß ich zwischen Verzweiflung und höchster Glückseligkeit stehe und daß das erste Wort, das Sie[[1]] sprechen werden, mein Schicksal auf ewig entscheiden wird. &&ar Auf Schloß ..., den 23. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="37._Brief" &&fa Sie[[1]]benunddreissigster Brief Frau von Tourvel an Frau von Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Ich füge mich den Ratschlägen Ihrer Freundschaft, gnädige Frau, weil ich gewohnt in allem Ihre Meinungen zu billigen glaube, daß sie immer der besten Überlegung entspringen. Ich gebe selbst zu, daß Herr von Valmont wirklich sehr gefährlich sein muß, wenn er gleichzeitig das scheinen kann, was er hier ist und das sein, als was Sie[[1]] ihn schildern. Aber sei das wie immer, ich werde ihn von mir fernhalten, weil Sie[[1]] es wünschen, oder ich werde wenigstens mein möglichstes dazu tun, denn oft werden die im Grunde einfachsten Dinge verfänglich durch die Form. Seine Tante um die Beschleunigung seiner Abreise zu bitten, scheint mir immer noch untunlich; es wäre das für sie wie für ihn in gleicher Weise unhöflich. Ich könnte mich auch nicht ohne Widerstreben zur Abreise entschließen, denn abgesehen von den Gründen, die meinen[[Besitz]] Mann betreffen und die ich Ihnen schon mitgeteilt habe, würde ich voraussichtlich mit meiner Abreise Herrn von Valmont nur die Möglichkeit geben, mir nach Paris zu folgen; und seine plötzliche Rückkehr nach Paris, für die man den Grund doch sicher bei mir suchte, wäre mir doch noch unangenehmer als dieses zufällige Zusammentreffen auf dem Lande und bei einer Dame, von der man weiß, daß sie seine Verwandte und meine[[Besitz]] Freundin ist. Es bleibt mir so kein anderer Ausweg, als von ihm selbst zu verlangen, daß er abreist. Ich fühle, daß das schwer zu machen ist; da ihm aber, wie mir scheint, etwas daran liegt, mir zu beweisen, daß er in Wirklichkeit mehr Ehrenhaftigkeit besitzt, als man in ihm vermutet, so gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß es mir gelingt. Es ist mir sogar ganz recht, ihm das selbst zu sagen und so eine Gelegenheit zu haben, zu sehen, ob die anständigen Frauen, wie er immer behauptete, sich wirklich nie über ihn zu beklagen Grund hatten und haben werden. Wenn er, wie ich es wünsche, geht, so wird das auch wirklich nur Rücksicht für mich sein; denn ich weiß, daß er die bestimmte Absicht hatte, den größten Teil des Herbstes hier zu verbringen. Lehnt er ab und bleibt er, so ist es für mich immer noch Zeit, selbst abzureisen, und ich verspreche Ihnen das. Das ist, glaube ich, alles, gnädige Frau, was Ihre Freundschaft von mir verlangt hat, und ich beeile mich, dem zu entsprechen und Ihnen zu beweisen, daß ich trotz der »Wärme«, mit der ich Herrn von Valmont verteidigt habe, doch nicht weniger geneigt bin, die Ratschläge meiner Freundin nicht nur anzuhören, sondern auch zu befolgen. &&ar Auf Schloß ..., den 25. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="38._Brief" &&fa Achtunddreissigster Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Gerade bekomme ich Ihr großes Briefpaket, mein lieber Vicomte. Wenn das Datum stimmt, hätte ich es vierundzwanzig Stunden früher erhalten müssen, aber so oder so – nähme ich mir die Zeit, es zu lesen, so bliebe mir keine, darauf zu antworten. Ich bestätige Ihnen daher bloß den Empfang und sprechen wir von was anderem. Nicht als ob ich Ihnen von mir nichts zu erzählen hätte. Der schöne Herbst läßt fast keine Menschenseele in Paris, und so bin ich seit einem Monate von einer Solidität – zum Umkommen: jeder andere als mein Chevalier wäre meiner Beständigkeit schon müde. Da ich also untätig sein muß, amüsiere ich mich mit der kleinen Volanges – und von ihr will ich Ihnen erzählen. Sie[[1]] haben mehr verloren als Sie[[1]] ahnen, daß Sie[[1]] sich dieses Kindes nicht annehmen wollen! Die Kleine ist nämlich wirklich entzückend, hat weder Charakter noch »Grundsätze« – danach können Sie[[1]] sich denken, wie angenehm und nett ihre Gesellschaft ist. Gefühl? Nein, das wird nie ihr Fall sein, aber Sinne, ja, die hat sie und wie lebhafte! Ohne Geist und ohne Raffinement hat sie doch so eine Art natürlicher Falschheit, wenn man so sagen kann, die mich manchmal erstaunt, und mit der sie um so mehr Erfolg haben wird, als ihr Gesicht das Bild der Unerfahrenheit und Naivität ist. Sie[[1]] ist sehr verliebter Natur, und ich amüsiere mich manches Mal darüber; ihr kleines Köpfchen erhitzt sich mit einer unglaublichen Leichtigkeit und sie ist dann um so reizender, weil sie nichts, aber gar nichts von all dem weiß, was sie so gern wissen möchte. Es überkommt sie da eine Ungeduld, die sehr amüsant ist; sie lacht, sie ärgert sich, sie weint und dann bittet sie mich mit einer wirklich verführerischen Aufrichtigkeit um meine[[Besitz]] Belehrung. Ich bin wirklich beinahe eifersüchtig auf den, dem dieses Vergnügen aufbehalten ist. Habe ich Ihnen schon gesagt, daß ich seit vier oder fünf Tagen die Ehre ihres Vertrauens genieße? Sie[[1]] erraten wohl, daß ich zuerst die strenge Frau markierte, aber als ich bemerkte, daß sie mich mit ihren unvernünftigen Gründen überzeugt zu haben glaubte, tat ich, als nähme ich sie für vernünftige, und sie ist natürlich überzeugt, daß sie diesen Erfolg ihrer Beredsamkeit verdankt. – Diese Vorsicht war nötig, um mich nicht zu kompromittieren. Ich erlaubte ihr also zu schreiben und zu sagen »ich liebe«, und verschaffte ihr am selben Tage ein natürlich »zufälliges« {{Tête¬-à¬-Tête}} mit ihrem Danceny. Aber der ist noch so blöde, daß er nicht einmal einen Kuß bekam. Doch macht er schöne Verse! Mein Gott, wie sind doch die geistreichen Leute dumm! Und der da ist es in einer Weise, die mich noch in Verlegenheit bringen wird; denn ihn kann ich doch nicht führen, schon seinetwegen nicht! Jetzt wären Sie[[1]] mir sehr von Nutzen. Sie[[1]] sind mit Danceny gut genug befreundet, um sein Vertrauen zu gewinnen, und wenn Sie[[1]] dieses einmal haben, könnten Sie[[1]] ihn etwas auf die Beine bringen. Treiben Sie[[1]] doch Ihre Nonne ein bißchen zur Eile; denn ich will nicht, daß Gercourt davon verschont bleibt; übrigens sprach ich gestern von ihm zu der Kleinen, und habe ihn ihr so gut beschrieben, daß sie ihn nicht mehr hassen könnte, wenn sie schon zehn Jahre seine Frau wäre. Ich habe ihr aber doch auch sehr viel von der ehelichen Treue gepredigt; nichts kommt meiner Strenge in diesem Punkte gleich. So sorge ich auf einer Seite um den guten Ruf meiner Tugend, den ein zu viel Eingehen auf die Liebesangelegenheiten der Kleinen zerstören könnte, und mehre auf der anderen Seite den Haß, mit dem ich ihren künftigen Mann beglücken will. Und dann hoffe ich ihr damit begreiflich zu machen, daß es ihr nur während ihrer kurzen Mädchenzeit erlaubt ist, von der Liebe Gebrauch zu machen, und so wird sie sich schneller entschließen, nichts von dieser kostbaren Zeit zu verlieren. Adieu, Vicomte. Ich will jetzt Toilette machen und dabei Ihren Briefband lesen. &&ar Paris, den 27. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="39._Brief" &&fa Neununddreissigster Brief Cécile Volanges an Sophie Carnay. &&fe &&ax &&lg=x Ich bin traurig und unruhig, meine[[Besitz]] liebe Sophie. Und ich habe fast die ganze Nacht geweint. Nicht als ob ich im Augenblick nicht sehr glücklich wäre, aber ich seh es voraus, es wird nicht dauern. Gestern war ich mit Frau von Merteuil in der Oper. Wir sprachen viel von meiner Heirat, und ich hörte nichts Gutes darüber. Es ist der Graf von Gercourt, den ich heiraten soll, und zwar im Oktober. Er ist reich, vornehm und Oberst in einem Husarenregiment. – Bis dahin ist alles ganz gut. Aber zuerst einmal ist er alt. Denk Dir, er ist mindestens sechsunddreißig! Und dann, sagt Frau von Merteuil, ist er ein Sauertopf und streng, und daß sie fürchtet, ich würde nicht glücklich mit ihm sein. Ich habe es ganz deutlich gemerkt, daß sie das ganz sicher weiß und daß sie es mir nur nicht sagen wollte, um mich nicht zu betrüben. Sie[[1]] hat mich fast den ganzen Abend darüber unterhalten, was für Pflichten die Frauen gegenüber ihren Männern hätten, und dann gibt sie zu, daß Herr von Gercourt gar nicht liebenswürdig ist und sagt, ich müßte ihn dennoch lieben. Hat sie mir aber nicht auch gesagt, daß ich, einmal verheiratet, den Chevalier von Danceny nicht mehr lieben dürfte? Als ob das möglich wäre! Aber ich versichere Dir, ich werde ihn immer lieben. Sie[[1]]hst Du, eher würde ich mich gar nicht verheiraten. Soll sich dieser Herr von Gercourt einrichten wie er will, ich habe ihn nicht gerufen. Er ist jetzt in Korsika, und das ist sehr weit weg von hier, und ich möchte, er soll zehn Jahre dort bleiben. Wenn ich nicht Angst hätte, ins Kloster zurück zu müssen, so würde ich Mama sagen, daß ich diesen Mann nicht mag; aber das Kloster wäre doch noch schlimmer. Du siehst, ich bin in einer schrecklichen Verlegenheit. Ich fühle, daß ich Herrn von Danceny noch nie so geliebt habe wie jetzt, und wenn ich bedenke, daß mir nur noch ein Monat bleibt, das zu sein, was ich jetzt bin, so kommen mir immer gleich die Tränen in die Augen. Mein einziger Trost ist die Freundschaft mit Frau von Merteuil. Sie[[1]] hat so ein gutes Herz, und sie fühlt all meinen[[Besitz]] Kummer mit mir, und sie ist so lieb, daß, wenn ich bei ihr bin, ich fast gar nicht mehr an die schreckliche Sache denke. Dann ist sie mir auch sehr nützlich, denn das wenige, das ich weiß, verdanke ich nur ihr und sie ist so gut, daß ich ihr alles sage, was ich denke, ohne mich zu schämen. Wenn sie findet, daß etwas nicht recht ist, zankt sie mich auch mal, aber das tut sie so lieb, und dann küsse ich sie so von Herzen, bis sie nicht mehr bös ist. Sie[[1]] kann ich wenigstens lieben soviel ich Lust habe, ohne daß dabei was Schlimmes ist und das macht mir viel Freude. Wir sind jedoch übereingekommen, daß wir vor den Leuten uns nicht so zeigen, wie wir uns lieben, besonders nicht vor Mama, damit sie wegen Danceny nichts denkt. Ich versichere Dir, wenn ich immer so leben könnte wie jetzt, würde ich sehr glücklich sein. Nur dieser ekelhafte Herr von Gercourt... Aber ich mag Dir nicht mehr darüber schreiben, denn ich würde wieder traurig werden. Statt dessen werde ich lieber an den Chevalier Danceny schreiben und ihm nur von meiner Liebe erzählen und nichts von meinem Kummer sagen, denn ich will ihn nicht traurig machen. Adieu, meine[[Besitz]] liebe Freundin. Du siehst wohl, daß Du Unrecht hattest, Dich zu beklagen, und daß ich, auch noch so beschäftigt, wie Du sagst, doch immer so viel Zeit übrig habe, Dich zu lieben und Dir zu schreiben. &&ar Paris, den 27. August 17.. &&ax [Wir unterdrücken in der Folge Briefe von Cécile Volanges und Danceny, da sie weder interessant sind noch Begebenheiten mitteilen. C D L] &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="40._Brief" &&fa Vierzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Das ist für meine[[Besitz]] grausame Schöne noch zu wenig, nicht auf meine[[Besitz]] Briefe zu antworten und sie nicht anzunehmen – sie will mir ihren Anblick entziehen, sie verlangt, daß ich abreise. Worüber Sie[[1]] aber staunen werden: ich unterwerfe mich und reise. Sie[[1]] werden mir Unrecht geben. Doch ich habe geglaubt, die Gelegenheit, mir etwas befehlen zu lassen, nicht besser nützen zu können, denn ich bin davon überzeugt, daß der, der befiehlt, sich verpflichtet; und dann ist diese scheinbare Macht, die wir den Frauen so gerne geben, eine der Fallen, denen sie am schwersten entgehen. Und noch eins: die Geschicklichkeit, mit der sie ein Alleinsein mit mir vermied, brachte mich in eine ganz gefährliche Situation, aus der ich um jeden Preis herausmußte: ich war immer um sie ohne die Möglichkeit, sie mit meiner Liebe zu beschäftigen, und so war die Gefahr nahe, daß sie sich schließlich daran gewöhnte, mich zu sehen und ohne Erregung zu sehen. Und das ist, wie Sie[[1]] gut wissen, eine Situation, aus der herauszukommen sehr schwer ist. Übrigens können Sie[[1]] sich denken, daß ich mich nicht bedingungslos gefügt habe. Ich hatte sogar die Vorsicht, eine Bedingung zu stellen, die unmöglich zu erfüllen ist, um einerseits immer Herr zu bleiben, mein Wort zu halten oder zu brechen, und dann auch, um einen Verkehr – mündlich oder schriftlich – in dem Augenblick einleiten zu können, wo meine[[Besitz]] Schöne zufriedener mit mir ist und das Bedürfnis hat, daß ich zufriedener mit ihr wäre. Zu all dem noch dies, daß ich sehr ungeschickt wäre, wenn ich keine Mittel fände, eine Entschädigung für das Aufgeben dieser meiner Bedingung zu bekommen, so unhaltbar sie auch ist. Nachdem ich Ihnen in dieser langen Einleitung meine[[Besitz]] Gründe auseinandergesetzt habe, erzähle ich Ihnen die Geschichte dieser zwei letzten Tage. Als Belege dienen die Briefe meiner Dame und meine[[Besitz]] Antwort darauf. Es wird wenige Historiker geben, die so exakt sind wie ich, nicht wahr? Sie[[1]] erinnern sich der Wirkung meines Briefes aus Dijon. Der Rest des Tages war recht bewegt. Die schöne Frau erschien erst zum Diner wieder und kündigte eine schwere Migräne an, – ein Vorwand, um eine dieser heftigen Stimmungskrisen zu maskieren, die Frauen haben können. Ihr Gesicht war wirklich merkwürdig verändert; der sanfte Ausdruck, den Sie[[1]] an ihr kennen, bekam eine Nuance Trotz, was eine ganz neue Schönheit aus ihr machte. Ich will mir diese Entdeckung für den späteren Gebrauch merken und manchmal die sanfte Geliebte von dieser seltsam trotzigen ablösen lassen. Ich sah einen trüben Nachmittag voraus, vor dessen Langeweile ich mich damit rettete, daß ich Briefe schreiben zu müssen vorgab und mich auf mein Zimmer zurückzog. Ich kam gegen sechs Uhr in den Salon zurück. Frau von Rosemonde schlug eine Spazierfahrt vor, was angenommen wurde. Aber gerade da wir in den Wagen steigen wollten, bekam meine[[Besitz]] angebliche Kranke höchst boshaft einen neuen Kopfschmerzanfall – vielleicht auch um sich an meinem »Briefschreiben« zu rächen – und ließ mich erbarmungslos ein {{Tête¬-à¬-Tête}} mit meiner alten Tante genießen. Ich weiß nicht, ob die Verwünschungen, die ich gegen diesen weiblichen Satan ausstieß, erhört wurden, aber bei unserer Rückkehr fanden wir ihn zu Bett. Am nächsten Tage war ihre natürliche Sanftmut wieder da, und ich glaubte, mir wäre verziehen. Das Frühstück war kaum zu Ende, als diese nun wieder so sanfte Frau sich ruhig-gleichgültig erhob und in den Park ging; ich folgte natürlich, wie Sie[[1]] sich denken können. »Woher diese Lust spazieren zu gehen?« fragte ich. – »Ich habe heute morgen viel geschrieben.« sagte sie, »und mein Kopf ist etwas müde.« – »Bin ich nicht so glücklich,« erwiderte ich, »mir die Ursache dieser Müdigkeit geben zu dürfen?« – »Ich habe Ihnen wohl geschrieben, aber ich weiß noch nicht, ob ich Ihnen den Brief geben soll. Er enthält eine Bitte, und Sie[[1]] haben mich nicht daran gewöhnt, von einer Bitte Erfüllung zu hoffen.« – »Ich schwöre, wenn es mir möglich ist ...« – »Nichts ist leichter« – unterbricht sie mich – »und trotzdem Sie[[1]] sie aus Gerechtigkeit erfüllen sollten, werde ich es als eine Gnade ansehen.« Sie[[1]] gab mir ihren Brief; ich nahm ihn, und nahm auch ihre Hand, die sie ohne Unwillen und mit mehr Verlegenheit als Eile zurückzog. »Die Hitze ist doch stärker als ich dachte,« sagte sie, »wir müssen ins Haus zurück.« – Und sie nahm den Weg zum Schloß. Umsonst waren alle Versuche, sie zur Verlängerung des Spazierganges zu bewegen, und ich mußte mich daran erinnern, daß man uns sehen könnte, um nicht mehr als Worte aufzuwenden. Sie[[1]] kehrte um und sprach kein Wort; und mir war klar, daß sie mit diesem Spaziergang keinen anderen Zweck hatte, als mir ihren Brief zu geben. Sie[[1]] ging in ihre Zimmer und ich in die meinen[[Besitz]], um die Epistel {{[Epistel]}} zu lesen, die ich Ihnen ebenfalls zu lesen rate, wie auch meine[[Besitz]] Antwort, bevor ich weiter erzähle. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="41._Brief" &&fa Einundvierzigster Brief Frau von Tourvel an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Es kommt mir vor, Vicomte, als ob Sie[[1]] mit Ihrem Benehmen Tag für Tag nur die Gründe meiner Klagen über Sie[[1]] vermehren wollten. Hartnäckig sind Sie[[1]] darauf aus, mir von Ihrer Liebe zu sprechen, was ich weder hören will noch darf. Sie[[1]] treiben Mißbrauch mit meinem Vertrauen oder meiner Schüchternheit und scheuen sich nicht, mir Ihre Briefe zukommen zu lassen und das auf eine wenig delikate Weise, wie ich wohl sagen kann. Den letzten Brief schickten Sie[[1]] mir, ohne im mindesten die Wirkung einer Überraschung zu befürchten, die mich hätte arg bloßstellen können. Alles das gäbe mir wohl Anlaß genug, Ihnen die stärksten und verdientesten Vorwürfe zu machen. Doch ich will statt all dem nur eine Bitte an Sie[[1]] stellen, und wenn Sie[[1]] mir ihre Erfüllung zusagen, dann soll alles vergessen sein. Sie[[1]] selbst haben mir gesagt, daß ich für alles, was ich Sie[[1]] bitte, keinen abschlägigen Bescheid zu fürchten brauche, und trotzdem dieser Zusage mit der Ihnen eigenen Inkonsequenz die einzige Ablehnung folgte, die Sie[[1]] mir geben konnten, so will ich doch glauben, daß Sie[[1]] heute ebenso formell Ihr Wort halten werden, wie Sie[[1]] es mir vor einigen Tagen gegeben haben. Ich wünsche also, daß Sie[[1]] die Güte haben, abzureisen, den Ort zu verlassen, wo Ihr längeres Verweilen mich nur noch mehr dem Gerede der Welt aussetzen könnte, die ja immer schnell dabei ist, von anderen schlecht zu denken, und die Sie[[1]] nur allzu sehr daran gewöhnt haben, sich jene Frauen ganz besonders anzusehen, die Sie[[1]] mit Ihrer Gesellschaft auszeichnen. Meine[[Besitz]] Freunde haben mich schon lange vor der Gefahr gewarnt, aber ich habe diese Warnung ignoriert, ja sogar die schlimme Meinung bekämpft, solange Ihr Betragen mir gegenüber mich in dem Glauben ließ, daß Sie[[1]] mich nicht in die große Zahl jener Frauen einschließen, die alle Ursache hatten, sich über Sie[[1]] zu beklagen. Heute, wo Sie[[1]] mich so wie jene behandeln und wo ich das nicht länger ignorieren kann, heute bin ich es der Welt, meinen[[Besitz]] Freunden und mir selbst schuldig, einem notwendigen Entschluß zu folgen. Ich könnte noch dies bemerken, daß Sie[[1]] durch eine Weigerung nichts gewinnen würden, da ich entschlossen bin, selbst zu reisen, wenn Sie[[1]] darauf bestehen, zu bleiben. Aber ich will die Verpflichtung, die ich Ihnen für Ihre Gefälligkeit schuldig sein werde, nicht verkleinern, und so sage ich Ihnen, daß es mir momentan nicht angenehm wäre, abzureisen. Beweisen Sie[[1]] mir also, wessen Sie[[1]] mich so oft versicherten: daß anständige Frauen sich nie über Sie[[1]] zu beklagen haben, oder beweisen Sie[[1]] mir wenigstens, daß Sie[[1]] es wieder gut zu machen wissen, wenn Sie[[2]] ihnen Unrecht getan haben. Habe ich es noch nötig, meine[[Besitz]] Bitte zu rechtfertigen? Es würde dazu genügen, Ihnen zu sagen, daß Sie[[1]] eben Ihr Leben so verbrachten, daß diese meine[[Besitz]] Bitte nötig ist, und daß es nicht meine[[Besitz]] Schuld ist, wenn ich sie stelle. Aber wir wollen uns nicht an Dinge erinnern, die ich vergessen will und die mich zur Strenge zwingen würden und dies in einem Augenblick, wo ich Ihnen Gelegenheit gebe, sich meine[[Besitz]] Dankbarkeit zu verdienen. Adieu. Und was Sie[[1]] tun, wird mir sagen, mit welchen Gefühlen ich für das Leben sein werde Ihre ergebene von T. &&ar Schloß ...,25. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="42._Brief" &&fa Zweiundvierzigster Brief Vicomte von Valmont an die Frau von Tourvel. &&fe &&ax &&lg=x So schwer auch Ihre Bedingungen sind, gnädige Frau, – ich will sie erfüllen. Ich fühle, daß es mir unmöglich wäre, irgendeinem Ihrer Wünsche entgegen zu sein. Nun, da wir darüber einig sind, darf ich wohl hoffen, daß Sie[[1]] auch mir um etwas zu bitten erlauben, das leichter zu gewähren ist, als um was Sie[[1]] mich baten, und das ich doch nur durch meine[[Besitz]] völlige Unterwerfung unter Ihren Willen erlangen will. Das eine, das mir hoffentlich Ihr Gerechtigkeitssinn zugestehen wird, ist, daß Sie[[1]] mir die Namen jener meiner Ankläger nennen; sie tun mir doch, scheint es, Schlimmes genug, als daß ich nicht das Recht beanspruchen könnte, zu wissen, wer sie sind. Das andere, um das ich Sie[[1]] bitte, ist, daß Sie[[1]] mir auch in Zukunft erlauben, Ihnen manchmal die Huldigung einer Liebe zu Füßen zu legen, die mehr denn je Ihres Mitleids bedarf. Bedenken Sie[[1]], gnädige Frau, daß ich mich beeile, Ihnen zu gehorchen – selbst auf Kosten meines Glückes, ja trotz meiner festen Überzeugung, daß Sie[[1]] meine[[Besitz]] Abreise nur wünschen, um nicht mehr das Opfer Ihrer Herzlosigkeit zu sehen, was immer ein peinlicher Anblick ist. Gestehen Sie[[1]] doch, gnädige Frau, daß Sie[[1]] das Gerede der Gesellschaft nicht fürchten, die, daran gewöhnt, Sie[[1]] zu respektieren, nie eine schlechte Meinung über Sie[[1]] haben wird, – daß Sie[[1]] doch nur die Gegenwart eines Mannes lästig empfinden, den Sie[[1]] wohl leicht bestrafen, aber schwer verurteilen können. Sie[[1]] verbannen mich, – wie man den Blick von einem Unglücklichen abwendet, dem man nicht helfen will. Aber wenn nun die Trennung meine[[Besitz]] Qualen, verdoppelt, an wen anders als an Sie[[1]] kann ich meine[[Besitz]] Klagen richten? Von wem sonst kann ich den Trost erwarten, der mir so nötig sein wird? Werden Sie[[1]] ihn mir verweigern, wo Sie[[1]] doch allein meiner Leiden Ursache sind? So werden Sie[[1]] wohl auch nicht darüber erstaunt sein, daß mir viel und alles daran liegt, vor meiner Abreise die Gefühle zu rechtfertigen, die Sie[[1]] mir einflößten, so wie ich auch den Mut zu reisen nicht fände, bevor ich nicht den Befehl aus Ihrem Munde habe. Das beides läßt mich um einen Augenblick der Aussprache bitten. Vergeblich würden wir uns darüber Briefe schreiben – man schreibt Bände und sagt schlecht, wozu eine Viertelstunde miteinander Sprechens genügt, um sich zu verstehen. Sie[[1]] werden leicht eine Zeit für diese Unterredung finden. Ich will mich ja beeilen, Ihnen zu gehorchen, aber Sie[[1]] wissen, daß Frau von Rosemonde meine[[Besitz]] Absicht kennt, den Herbst bei ihr zu verbringen, und ich müßte wenigstens einen Brief von Paris abwarten, der mir den Vorwand zu einer plötzlichen Abreise gäbe. Leben Sie[[1]] wohl, gnädige Frau. Nie noch ist mir dieses Wort so schwer geworden als hier, wo es mich an unsere Trennung erinnert. Wenn Sie[[1]] ahnten, was ich davon leide, wüßten Sie[[1]] mir wohl einen Dank für meine[[Besitz]] Folgsamkeit. Empfangen Sie[[1]] wenigstens mit einiger Nachsicht die Versicherung meiner zärtlichsten und ehrfurchtsvollsten Liebe. V[[Steno]] &&ar Schloß ..., 26. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="43._Brief" &&fa Dreiundvierzigster Brief Frau von Tourvel an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Weshalb wollen Sie[[1]] meine[[Besitz]] Erkenntlichkeit kleiner machen, Vicomte? Warum wollen Sie[[1]] nur halb folgen und bei einem doch so ehrlichen Handel feilschen? Ist es Ihnen nicht genug, daß ich den Preis voll schätze? Sie[[1]] verlangen von mir nicht nur viel, Sie[[1]] verlangen Unmögliches! Wenn mir wirklich meine[[Besitz]] Freunde von Ihnen erzählt haben, so haben sie das doch nur aus Freundschaft für mich getan, und selbst wenn sie sich irrten, so wäre ihre Absicht deshalb nicht weniger gut gewesen. Und nun verlangen Sie[[1]], daß ich diese Beweise guter Freundschaft damit belohne, daß ich Ihnen meine[[Besitz]] Freunde preisgebe! Es war schon nicht recht, daß ich Ihnen davon etwas sagte, und Sie[[1]] lassen mich das jetzt genug fühlen. Was für jeden andern bloß Aufrichtigkeit gewesen wäre, wird Ihnen gegenüber zum Leichtsinn, und würde gemeine Verleumdung, wenn ich Ihrem Verlangen nachgäbe. Ich appelliere an Sie[[1]] selbst, an Ihre Ehrenhaftigkeit – halten Sie[[1]] mich wirklich einer solchen Handlung für fähig? Durften Sie[[1]] mir das zumuten? Doch sicher nicht; und ich bin fest davon überzeugt, Sie[[1]] werden nicht mehr darauf zurückkommen, wenn Sie[[1]] darüber nachdenken. Der andere Wunsch, daß Sie[[1]] mir schreiben wollen, ist kaum leichter zu gewähren. Ich will Sie[[1]] nicht beleidigen – aber welche Frau könnte bei dem schlimmen Ruf, den Sie[[1]] haben und den Sie[[1]] nach Ihrem eigenen Geständnis wenigstens zum Teil verdienen, welche Frau könnte da ruhig sagen, daß sie mit Ihnen Briefe wechsle, und welche anständige Frau könnte etwas tun, was sie zu verheimlichen genötigt wäre? Ja, wenn Ihre Briefe so wären, daß ich niemals mich darüber zu beklagen Ursache hätte und ich es immer vor mir selber rechtfertigen könnte, sie empfangen zu haben, dann würde mich vielleicht der Wunsch, Ihnen zu beweisen, daß mich Vernunft und nicht Haß leitet, über die starken Bedenken wegkommen und mich mehr tun lassen als ich dürfte, indem ich Ihnen erlaube, mir manchmal zu schreiben. Wenn Sie[[1]] das wirklich so sehr wünschen, wie Sie[[1]] sagen, werden Sie[[1]] sich gern der einzigen Bedingung fügen, unter der ich darein willige. Und wenn Sie[[1]] nur etwas Dankbarkeit für das haben, was ich jetzt für Sie[[1]] tue, werden Sie[[1]] Ihre Abreise sofort ins Werk setzen. Sie[[1]] bekamen doch heute morgen einen Brief und haben diese Gelegenheit doch nicht, wie Sie[[1]] mir versprachen, benutzt, Frau von Rosemonde Ihre dringend nötige Abreise mitzuteilen. Hoffentlich hält Sie[[1]] nun nichts mehr davon ab, Ihr Wort zu halten, und ich erwarte bestimmt, daß Sie[[1]] nicht erst auf die von Ihnen verlangte mündliche Unterredung warten, zu der ich mich unter keiner Bedingung bestimmen lassen werde. Statt des Befehles, den Sie[[1]] angeblich nötig haben, werden Sie[[1]] sich wohl nun mit der wiederholten Bitte zufrieden geben. Und so Adieu. von T &&ar Schloß ..., den 27. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="44._Brief" &&fa Vierundvierzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Nun wollen wir überlegen, meine[[Besitz]] schöne Freundin. Sie[[1]] wissen wie ich, daß die höchst gewissenhafte und sehr anständige Frau von Tourvel die erste meiner zwei Forderungen einfach nicht gewähren kann – sie wird das Vertrauen ihrer Freunde nicht verraten, indem sie mir die Namen meiner guten Feinde nennt. Da ich aber alles nur auf die Erfüllung dieser Bedingung hin verspreche, verspreche ich gar nichts. Nun wird aber die abschlägige Antwort, die sie mir sicher geben wird, für mich ein Anrecht auf alles übrige, wobei ich nur gewinne: ich reise ab und korrespondiere mit ihr. Denn auf das verlangte Rendezvous lege ich keinen Wert und hatte das keinen andern Zweck, als sie so allmählich daran hinzuführen, mir spätere wichtigere und nötigere Zusammenkünfte nicht abzuschlagen. Eines bleibt mir vor meiner Abreise noch zu tun: ich muß herausbekommen, wer die Leute sind, die sich bei ihr mit meiner Person so liebenswürdig beschäftigen. Vielleicht ihr Idiot von Mann, und das wäre mir nicht unangenehm. Abgesehen davon, daß die eheliche Notwehr dem Verlangen eine Lust mehr ist, bin ich sicher, daß ich von dem Augenblick an, da mein Schatz in die Korrespondenz einwilligt, nichts mehr von ihrem Manne zu fürchten habe, denn da betrügt sie ihn schon. Sollte es aber eine intime Freundin von ihr sein, die bei ihr gegen mich hetzt, so muß ich die beiden natürlich auseinanderbringen, und das werde ich schon fertig bekommen. Aber wissen muß ich es vor allem. Gestern dachte ich schon, daß mir die nötige Aufklärung würde, aber diese sonderbare Frau tut alles anders als andere Frauen. Wir waren bei ihr, als man zum Diner ruft. Sie[[1]] war gerade mit der Toilette fertig, beeilt sich, entschuldigt sich und läßt darüber, wie ich bemerkte, den Schlüssel zu ihrem Schreibtisch stecken; den zu ihren Räumen zieht sie nie ab. Während der Mahlzeit höre ich ihre Kammerjungfer herunterkommen, ich schütze Nasenbluten vor und gehe hinaus. Stürme an den Schreibtisch, dessen Schubladen alle offen sind – und finde nicht ein einziges beschriebenes Blatt. Und jetzt heizt man doch nicht! Aber was macht sie denn mit den vielen Briefen, die sie bekommt? Ich habe alles durchsucht und nichts dabei gewonnen als die Überzeugung, daß die kostbaren Briefe in ihrer Tasche bleiben. Aber wie sie da herausbekommen? Seit gestern denke ich über ein Mittel nach, und ich muß die Briefe haben! Man kann so viel und hat kein Talent zum Taschendieb. Die Liebe und ihre Künste sollten wirklich in den Erziehungsplan des Menschen aufgenommen werden. Aber unsere Eltern und Lehrer denken an gar nichts, und ich muß es tun und komme nur darauf, daß ich ungeschickt bin und das nicht ändern kann. Ich setze mich also wieder und sehr verstimmt zu Tisch. Meine[[Besitz]] Dame besserte etwas meine[[Besitz]] schlechte Laune, da sie mich teilnahmsvoll nach meinem gar nicht vorhandenen Unwohlsein fragte, und ich versäumte es natürlich nicht, ihr zu gestehen, daß ich in letzter Zeit viel an heftigen Aufregungen litte, die meine[[Besitz]] Gesundheit zugrunde richteten. Sie[[1]] ist doch davon überzeugt, daß sie davon die Ursache sein muß, aber ihre Frömmigkeit kennt die Barmherzigkeit nicht – sie verweigert die kleinste Liebesgabe, und das gibt doch ein Recht auf den Raub, nicht? Aber Adieu! Während ich Ihnen schreibe, denke ich an nichts sonst als an diese verfluchten Briefe. &&ar Auf Schloß ..., den 27. August 17.. V[[Steno]] &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="45._Brief" &&fa Fünfundvierzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Freuen Sie[[1]] sich mit mir, schöne Freundin – ich werde geliebt! Ich habe dieses widerspenstige Herz gezähmt und besiegt. Umsonst verstellt sie sich noch und tut anders – meine[[Besitz]] Geschicklichkeit hat ihr das Geheimnis entlockt, und ich weiß nun alles, was ich zu wissen brauche. Seit der Nacht, seit der glücklichen gestrigen Nacht, bin ich wieder in meinem Element und lebe ich wieder mein Leben. Zwei Geheimnisse habe ich entdeckt: das der Liebe und das der Gemeinheit, das eine werde ich voll genießen und an dem andern mich rächen, und so ist mein Weg von Vergnügen zu Vergnügen. Der bloße Gedanke daran gibt mir solche Wonnen, daß ich mich zusammennehmen muß, um mit einiger Ordnung zu erzählen, wie alles das kam. Also: Kaum hatte ich Ihnen gestern geschrieben, als ich von Frau von T einen Brief bekam, den ich Ihnen beilege; Sie[[1]] finden darin, wie sie mir so wenig ungeschickt als sie kann die Erlaubnis gibt, ihr zu schreiben. Sie[[1]] drängt auf meine[[Besitz]] Abreise, und ich weiß wohl, daß ich sie nicht zu lange hinausschieben kann, ohne mir zu schaden. Aber mich plagte es noch immer, zu erfahren, wer gegen mich intrigiert haben konnte, und so wußte ich nicht was tun. Ich versuchte es bei der Kammerjungfer, sie sollte mir die Taschen ihrer Herrin ausliefern. Ich bot ihr zehn Louis für die kleine ganz gefahrlose Gefälligkeit, aber das Mädel ist eine ängstliche oder eine gewissenhafte Gans, die sich weder von meiner Beredsamkeit noch von meinem Geld gewinnen ließ. Ich rede noch in sie hinein, da läutet es zum Souper. Ich muß sie stehen lassen, froh genug, daß sie mir wenigstens versprach, reinen Mund zu halten, denn ich erwartete nicht einmal das. Ich war in einer miserablen Laune und machte mir den ganzen Abend Vorwürfe wegen meiner Unvorsichtigkeit. Etwas beunruhigt zog ich mich zurück und sprach mit meinem Diener, der als glücklicher Liebhaber doch einigen Einfluß auf das Frauenzimmer haben mußte. Er sollte von dem Mädel verlangen, was ich gewollt hatte oder sich wenigstens ihrer absoluten Verschwiegenheit versichern. Aber diesem Menschen, dem sonst nichts unmöglich vorkommt, schien der Erfolg dieses Handels unsicher, und er machte darüber eine Bemerkung, deren tiefer Sinn mich verblüffte. »Der gnädige Herr wissen gewiß besser als ich, daß mit einem Mädchen ins Bett liegen nichts weiter bedeutet als das zu tun, was ihr Spaß macht. Aber von da bis dahin, daß sie macht was wir wollen, ist's oft noch sehr weit. Für dieses Frauenzimmer steh ich um so weniger, weil ich, und mit Grund, glaube, daß sie einen seriösen Liebhaber hat, und ich ihre Gunst nur dem etwas regellosen Leben auf dem Lande verdanke – ich stellvertrete nur.« Der Junge ist doch ein Juwel, nicht? »Und was nun das Stillschweigen anlangt, was würde uns ihr Versprechen nützen, da sie doch gar nichts dabei riskiert, wenn sie nicht schweigt und uns anlügt? Mit ihr darüber reden, das würde ihr nur noch mehr zeigen, wie wichtig uns das ist, und da bekäme sie nur noch größere Lust, sich bei ihrer Herrin als treue Dienerin zu inszenieren.« Das war alles nur zu wahr, und meine[[Besitz]] Situation wurde nicht besser. Glücklicherweise war der Schlingel im besten Zug und ich ließ ihn reden. Er erzählt mir also von seinem Verhältnis mit dem Mädchen und kommt dabei auch darauf, daß ihr Zimmer nur durch eine Art Verschlag von dem ihrer Herrin getrennt ist, und weil man da jedes Geräusch hindurch hören könne, kämen sie jede Nacht in seinem Zimmer zusammen. Darauf baute ich meinen[[Besitz]] Plan, zusammen mit meinem Diener, und führten ihn mit bestem Erfolg aus. Ich wartete, bis es zwei Uhr morgens war und begab mich dann wie verabredet in das Zimmer, in dem die beiden ihre Zusammenkünfte pflegten. Mit einem Licht in der Hand trat ich ein: ich hätte wiederholt umsonst geklingelt. Mein Diener war vollendet in seiner Rolle, spielte sehr geschickt eine kleine Überraschungsszene mit Verzweiflung und tausend Entschuldigungen, die ich damit zum Schluß brachte, daß ich ihn wegschickte, mir Wasser wärmen zu lassen. Die treue Kammerjungfer wußte vor Scham nicht wohin; mein Junge hatte nämlich noch ein Übriges getan und die Kleine zu einer Toilette veranlaßt, wie sie die Jahreszeit wohl mit sich brachte, aber nicht ganz entschuldigte. Ich gestattete ihr natürlich weder die Position noch die Toilette zu ändern, denn je größer die Scham, desto leichter bekam ich das Geschöpf in meine[[Besitz]] Hand. Mein Diener erwartete mich auf meinem Zimmer, und so setzte ich mich ruhig neben die Kleine aufs Bett, das etwas sehr in Unordnung war, und fing an. Ich durfte die Macht, die mir die Situation über das Mädchen gab, nicht riskieren und blieb kalt, kalt ... ich erlaubte mir nicht den geringsten Scherz mit ihr, was zu erwarten ihr die Situation und ihr hübsches Gesicht wohl das Recht gaben, und sprach mit ihr, nüchtern und sachlich wie ein Magistratsbeamter. Ich würde ihr verliebtes Geheimnis bewahren, wenn sie mir nächsten Tages zur selben Stunde ausliefert, was ihre Herrin in den Taschen hat. Und bei den zehn Louis bliebe es außerdem. Wie Sie[[1]] sich denken können, versprach das Mädchen alles; ich zog mich zurück und gestattete dem glücklichen Paar, die verlorene Zeit wieder einzubringen; die meine[[Besitz]] benutzte ich zum Schlafen. Des Morgens dachte ich an einen Vorwand, den Brief meiner Widerspenstigen nicht zu beantworten, bevor ich nicht ihre Papiere durchgesehen hatte, ging also auf die Jagd und blieb fast den ganzen Tag aus. Bei meiner Rückkehr war es ein etwas kühler Empfang – man war sicher pikiert, daß ich so wenig Eifer zeigte, die kurze Zeit meines Bleibens auszunützen, besonders nach dem liebenswürdigen Brief, den sie mir geschrieben hatte. Ich schließe das aus ihrer Antwort auf Vorwürfe, die mir Frau von Rosemonde über meine[[Besitz]] lange Abwesenheit machte; meine[[Besitz]] Dame sagte darauf nämlich etwas spitz: »Ach, machen wir Herrn von Valmont doch nicht Vorwürfe darüber, daß er sich dem einzigen Vergnügen hingibt, das er hier finden kann.« Ich beklagte mich natürlich über diese falsche Meinung und benutzte die Gelegenheit, zu versichern, daß ich mich in der Gesellschaft der Damen so wohl fühle, daß ich ihr zu Liebe einen sehr wichtigen Brief, den ich zu schreiben hätte, versäume. Und fügte noch hinzu, daß ich seit manchen Nächten den Schlaf nicht fände und versucht hätte, ob ihn mir vielleicht die Ermüdung bringen würde – und mein Blick erklärte genügend Brief und Schlaflosigkeit. Ich war den ganzen Abend sehr um eine melancholische Zärtlichkeit bemüht, was mir gut zu gelingen schien, und unter der ich die Ungeduld verbarg, mit der ich die Stunde herbeisehnte, die mir die Entdeckung des ängstlich gewahrten Geheimnisses bringen sollte. Endlich trennten wir uns, und bald darauf brachte mir die treue Kammerjungfer den bedungenen Preis meines Stillschweigens. Ich war also endlich der Herr des Schatzes und ging mit aller Vorsicht an seinen Inhalt; denn es war wichtig, das alles wieder richtig auf seinen Platz kam. Zuerst fand ich zwei Briefe des Gatten, ein unverdauliches Gemisch von Prozeßdetails und ehelichen Liebestiraden, was ich mit Geduld zu Ende las und worin ich kein Wort fand, das mich betraf. Verstimmt legte ich dieses Geschreibsel wieder zurück, aber meine[[Besitz]] Laune wurde besser, als ich die Stücke meines hübschen Briefes aus Dijon fand, sorgfältig zusammengelegt. Ich hatte den guten Einfall, ihn durchzulesen und können Sie[[1]] sich meine[[Besitz]] Freude vorstellen, als ich darin deutliche Spuren von Tränen meiner angebeteten Frau sah? Ich benahm mich wie ein Jüngling und küßte den Brief mit einer Leidenschaft, die ich mir gar nicht mehr zutraute. Ich suchte weiter und fand alle meine[[Besitz]] Briefe, einen um den andern nach dem Datum geordnet. Was mich höchst angenehm überraschte, war, meinen[[Besitz]] ersten, den ich mir schnöde zurückgegeben glaubte, von ihrer Hand sorgfältig abgeschrieben zu finden, mit einer zitternden bewegten Hand, dem Zeugen der süßen Erregtheit ihres Herzens. Bis dahin war alles Liebe, nun kam die Wut. Wer, glauben Sie[[1]], ist es, der mich bei dieser angebeteten Frau verleumdet? Welche Kanaille halten Sie[[1]] für niederträchtig genug, so etwas auszuhecken? Sie[[1]] kennen sie, es ist Ihre Freundin, Ihre Verwandte – Frau von Volanges! Sie[[1]] glauben nicht, was für Scheußlichkeiten diese Megäre {{[Me¬gä¬re]}} über mich geschrieben hat. Sie[[1]], nur sie allein, hat die Ruhe dieser engelgleichen Frau gestört, und auf ihre Ratschläge, auf ihre Befehle hin bin ich gezwungen, von hier weg zu gehen; diesem Weibe opfert man mich. Ja wahrhaftig, man muß ihr ihre Tochter verführen, und nicht genug daran, sie soll sie verlieren! Da das Alter diese verdammte Frau in seinen Schutz nimmt, muß man sie in ihrer Tochter treffen. Diese Frau will also, daß ich nach Paris zurückkehre! Sie[[1]] zwingt mich dazu! Gut, ich kehre zurück; aber sie wird über meine[[Besitz]] Rückkunft jammern. Dumm ist, daß Danceny der Held dieses Abenteuers werden soll; er besitzt solche bedeutende Hintergründe von Ehrlichkeit, was uns die Sache erschweren wird. Aber er ist verliebt, und ich sehe ihn oft; man muß daraus profitieren. Mein Zorn macht mich ganz vergessen, daß ich Ihnen ja noch erzählen muß, was heute geschehen ist. Also weiter. Heute morgen sah ich meine[[Besitz]] empfindsame Nonne wieder – nie noch habe ich sie so schön gefunden! Und das mußte wohl so sein: der schönste Augenblick im Leben einer Frau, der einzige, der diesen Rausch der Seele hervorbringen kann, von dem man immer spricht, den man aber so selten erlebt, ist der, wo wir die Gewißheit ihrer Liebe, aber noch nicht deren Gnaden haben. Und das war mein Fall. Vielleicht war es auch der Gedanke, daß ich bald nicht mehr die Lust ihres Anblicks genießen würde, was zu ihrer Verschönerung half. Endlich kam die Post und ich erhielt Ihren Brief vom 27.; und während ich ihn las, zögerte ich noch, ob ich mein Wort halten sollte; als ich den Blick meiner Schönen traf, da war es mir unmöglich, ihr nicht zu gehorchen. Ich habe also meine[[Besitz]] Abreise angekündigt. Einen Moment darauf ließ uns Frau von Rosemonde allein – aber ich machte kaum vier Schritte auf meine[[Besitz]] scheue Freundin hin, als sie aufsprang und wie entsetzt rief: »Lassen Sie[[1]] mich! lassen Sie[[1]] mich! Um Gotteswillen. lassen Sie[[1]] mich!« – Was mich nur noch mehr erregte. Schon war ich bei ihr und hielt ihre Hände, die sie mit einer rührenden Gebärde ineinander legte, und begann sehr zärtlich von meinen[[Besitz]] Qualen zu reden, als ein feindlicher Dämon Frau von Rosemonde zurückführte, was die fromme Schöne, die schon einigen Anlaß zur Furcht hatte, benutzte, sich zurückzuziehen. Ich reichte ihr noch einmal die Hand und sie nahm sie, und ich drückte die ihre. Erst wollte sie sie wieder zurückziehen, aber ich bat, daß sie sie mir ließe. Doch sie antwortete auf das, was ich sagte, mit keiner Gebärde, mit keinem Wort. An ihrer Türe angekommen, wollte ich ihre Hand küssen und sie sträubte sich wieder sehr ernsthaft; aber ein sehr zärtliches »Bedenken Sie[[1]] doch, daß ich fortgehe!« machte ihre Verteidigung zögernd und ungeschickt. Doch kaum fühlte die Hand den Kuß, als sie auch schon die Kraft fand, mir zu entschlüpfen, und sie trat in ihr Zimmer, vor dem meine[[Besitz]] Geschichte endet. Wie ich vermute, sind Sie[[1]] morgen bei der Marschallin von {{**}}, wo ich Sie[[1]] sicher nicht aufsuchen werde. Wir dürften, glaube ich, sehr vieles zu besprechen haben, besonders auch die Geschichte mit der kleinen Volanges, die ich nicht aus den Augen verliere, und so lasse ich diesen Brief, so lang er auch ist, mir vorausgehen und will ihn erst schließen, wenn die Post abgeht: denn wie die Dinge jetzt stehen, kann ein Zufall alles wieder ändern, und diesen möglichen Zufall will ich noch abwarten. P. S.: Abends acht Uhr. Nichts Neues; keinen Augenblick für die kleinste Freiheit, »Sie[[1]]« zeigt aber so viel Traurigkeit, als es der Anstand mindestens erlaubt. Etwas vielleicht nicht ganz Unbedeutendes ist eine Einladung, mit der mich Frau von Rosemonde an Frau von Volanges beauftragt hat, einige Zeit bei ihr auf dem Lande zu verbringen. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin – auf morgen oder spätestens übermorgen! &&ar Schloß ..., den 28. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="46._Brief" &&fa Sechsundvierzigster Brief Frau von Tourvel an Frau von Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Gnädige Frau! Herr von Valmont ist diesen Morgen abgereist; es schien Ihnen an dieser Abreise so viel gelegen, daß ich glaube, Sie[[1]] davon benachrichtigen zu müssen. Frau von Rosemonde bedauert sie sehr, denn die Gesellschaft ihres Neffen ist, wie man zugeben muß, sehr angenehm. So brachte sie den ganzen Vormittag damit zu, mir von ihm zu erzählen, mit jener Zärtlichkeit, die Sie[[1]] an ihr ja kennen, und ließ nichts über ihn kommen. Ich glaubte ihr die Höflichkeit schuldig zu sein, zuzuhören ohne ihr zu widersprechen, und dies um so mehr, als man zugeben muß, daß sie in Manchem wirklich recht hat. Und ich fühlte um so stärker, daß ich mir die Ursache dieser Trennung vorzuwerfen habe und weiß, daß ich sie dafür nicht entschädigen kann. Sie[[1]] wissen ja, daß meine[[Besitz]] Natur nur wenig heiter ist, und das Leben, das wir hier führen, ist nicht dazu angetan, meine[[Besitz]] geringe Heiterkeit zu vermehren. Wenn ich nicht nach Ihrem Befehl gehandelt hätte, würde ich fürchten, etwas zu leichtsinnig gewesen zu sein; denn ich war wirklich betrübt über den Schmerz meiner würdigen Freundin, der mich in einer Weise rührte, daß ich gerne meine[[Besitz]] Tränen mit den ihrigen vereint hätte. Wir leben jetzt in der Hoffnung, daß Sie[[1]] die Einladung annehmen werden, die Herr von Valmont Ihnen von Frau von Rosemonde zu überbringen hat, und einige Zeit bei uns weilen. Sie[[1]] zweifeln wohl nicht an der Freude, die ich darüber haben werde, Sie[[1]] hier zu sehen; und wirklich sind Sie[[1]] uns auch diese Entschädigung schuldig. Ich würde mich freuen, bei dieser Gelegenheit die schnellere Bekanntschaft von Fräulein von Volanges zu machen und Ihnen mündlich die Versicherung meiner ehrfurchtsvollen Gefühle zu geben. &&ar Schloß ..., den 29. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="47._Brief" &&fa Sie[[1]]benundvierzigster Brief Chevalier Danceny an Cécile von Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Was ist denn passiert, meine[[Besitz]] anbetungswürdige Cécile? Was konnte denn eine so schnelle und ach so grausame Änderung in Ihnen hervorrufen? Was wurde aus Ihren Schwüren der ewigen Gefühle für mich? Gestern noch wiederholten Sie[[1]] sie mir – was konnte Sie[[1]] sie heute vergessen machen? Ich mag mich fragen wie ich will, in mir kann ich keine Ursache finden, und doch ist mir schrecklich, sie bei Ihnen zu suchen. Ach, ich weiß! Sie[[1]] sind weder leichtsinnig noch kokett, und selbst in diesem Augenblick der Verzweiflung kann ein kränkender Zweifel meiner Seele nichts anhaben. Durch welchen unseligen Zufall sind Sie[[1]] nicht mehr dieselbe? Nein, Grausame, Sie[[1]] sind es nicht mehr! Die zärtliche Cécile, die Cécile, die ich anbete, und von der ich diese Schwüre bekam, hätte meinen[[Besitz]] Blick nicht gemieden, wäre nicht dem glücklichen Zufall ausgewichen, der mich in ihre Nähe führte; oder, wenn irgendein mir unbegreiflicher Grund sie dazu veranlaßt hätte, mich so streng zu behandeln, hätte sie es nicht verschmäht, mich davon zu unterrichten. Ah! Sie[[1]] wissen nicht, Sie[[1]] werden nie wissen, meine[[Besitz]] Cécile, was Sie[[1]] mich heute leiden ließen, was ich jetzt noch leide. Glauben Sie[[1]] denn, daß ich ohne Ihre Liebe leben kann? Als ich ein Wort von Ihnen verlangte, ein einziges Wort, das meine[[Besitz]] Furcht zerstreuen sollte, da haben Sie[[1]] statt mir zu antworten getan, als ob Sie[[1]] fürchteten, von Unberufenen gehört zu werden; und dieses Hindernis, das nicht einmal existierte, ließen Sie[[1]] durch den Platz, den Sie[[1]] sich im Kreise wählten, wachsen. Als ich gezwungen war, Sie[[1]] zu verlassen, und ich Sie[[1]] nach der Stunde fragte, zu welcher ich Sie[[1]] morgen wieder sehen könnte, da taten Sie[[1]], als wüßten Sie[[1]] es nicht, und es mußte Frau von Volanges sein, die mich davon unterrichtete! So wird der so sehr ersehnte Moment, mich Ihnen zu nähern, mich morgen unruhig finden, und das Vergnügen, Sie[[1]] zu sehen, das bis jetzt meinem Herzen so teuer war, wird nun von der Furcht ersetzt werden, Ihnen lästig zu sein. Schon jetzt fühle ich diese Furcht, die mich zurückhält, Ihnen von meiner Liebe zu sprechen. Das »ich liebe Sie[[1]]«, das ich so gerne wiederholte, wenn ich es wieder hören könnte, dieses selige Wort, das meinem Glück genügte, gibt mir, wenn Sie[[1]] sich geändert haben, nur noch ewige Verzweiflung. Ich kann es nicht glauben, daß dieser Talisman der Liebe seine ganze Macht verloren hat, und ich versuche noch ihn zu benutzen. Ja, meine[[Besitz]] Cécile, ich liebe Sie[[1]]! Wiederholen Sie[[1]] mit mir dieses Wort meines Glücks! Bedenken Sie[[1]], daß Sie[[1]] mich daran gewöhnt haben, es zu hören, und daß mir es rauben heißt, mich zu einer Qual verdammen, die so wie meine[[Besitz]] Liebe nur mit meinem Leben endigt. &&ar Paris, den 29. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="48._Brief" &&fa Achtundvierzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Ich werde Sie[[1]] heute noch nicht sehen, meine[[Besitz]] schöne Freundin, und davon sind das meine[[Besitz]] Gründe, die ich Sie[[1]] in Gnade hinzunehmen bitte. Statt gestern direkt zurückzukehren, habe ich mich bei der Komtesse {{**}} aufgehalten, deren Schloß beinahe auf meinem Weg liegt, und wo ich mich zum Diner einlud. So kam ich erst gegen 7 Uhr in Paris an und ging in die Oper, wo ich Sie[[1]] zu sehen hoffte. Als die Oper aus war, ging ich zu meinen[[Besitz]] Freunden hinter der Bühne und fand da meine[[Besitz]] alte Emilie, umgeben von einem zahlreichen Hof von Herren und Damen, denen sie am selben Abend noch ein Souper bei P... gab. Ich war kaum hinzugetreten, als mich auch schon alles bat, mit von der Partie zu sein. Ein kleines, dickes und kurzes Gesicht war darunter, das mich in einem schrecklichen Holländisch-Französisch einlud und dessen Besitzer sich später als der wirkliche Held des Abends herausstellte. Ich nahm an. Unterwegs erfuhr ich denn, daß das Haus unseres Rendezvous der bedungene Preis für Emiliens Güte für das groteske kurze Gesicht und daß das Souper in aller Form ein Hochzeitsmahl wäre. Der kleine Mann kannte sich nicht mehr vor Freude und in Erwartung des Glückes, das ihm bevorstand; er schien mir so über die Maßen glücklich, daß mich die Lust ankam, ihn darin ein bißchen zu stören – was ich denn auch tat. Die einzige Schwierigkeit kam von Emilie, die der Reichtum dieses holländischen Bürgermeisters etwas nachdenklich machte. Nach einigem Hin und Her ging sie aber doch auf meinen[[Besitz]] Plan ein, dieses kleine Bierfaß mit Wein voll zu gießen und für den Rest der Nacht unschädlich zu machen. Die großartige Idee, die wir uns von einem holländischen Trinker gemacht hatten, ließ uns alle Mittel anwenden. Und die Absicht gelang so gut, daß der Kleine beim Dessert schon nicht mehr die Kraft hatte, das Glas zu halten: die gütige Emilie half aber bereitwilligst zum Letzten, so daß er endlich unter den Tisch fiel, in einer Betrunkenheit, die wohl ihre acht Tage brauchen wird. Wir beschlossen also, ihn nach Paris zurückzubefördern, und da er seinen Wagen weggeschickt hatte, so luden wir ihn in den meinen[[Besitz]], und ich vertrat seine Stelle. Ich erhielt die Komplimente und Gratulationen der ganzen Gesellschaft, die bald darauf verschwand und mich Herrn des Feldes ließ. Die lustige Stimmung und vielleicht auch die lange Enthaltsamkeit ließen mich Emilie so wünschenswert erscheinen, daß ich ihr versprach, bis zur Wiederauferstehung des Holländers bei ihr zu bleiben. Meine[[Besitz]] Belohnung ist unter anderem auch dies, daß mir Emilie als Schreibpult dient, während ich an meine[[Besitz]] schöne fromme Liebe schreibe; es macht mir Spaß, ihr eine Epistel in dem Bette und beinahe in den Armen eines Mädchens zu schreiben, unterbrochen von vollkommenster Untreue, und ihr in dem Brief eine genaue Schilderung meiner Situation und meines Verhaltens zu geben. Emilie, die las, was ich schrieb, lachte darüber wie eine Verrückte, und ich glaube, Sie[[1]] werden es nicht anders machen. Da mein Brief von Paris aus gestempelt sein muß, schicke ich ihn Ihnen und ich lasse ihn offen. Wollen Sie[[1]] ihn gütigst lesen, ihn schließen und zur Post befördern. Bitte benutzen Sie[[1]] aber nicht Ihr Sie[[1]]gel, auch sonst keines mit einem Liebesemblem, und Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin. P. S.: Ich öffne noch einmal den Brief; ich habe Emilie ins Theater geschickt und will die Zeit benutzen, Sie[[2]] zu sehen. Ich werde spätestens um sechs Uhr bei Ihnen sein, und wenn es Ihnen recht ist, gehen wir zusammen um sieben Uhr zu Frau von Volanges. Ich darf anständigerweise mit der Einladung, die ich ihr von Frau von Rosemonde zu überbringen habe, nicht mehr länger verziehen. Und dann wäre es mir auch lieb, die kleine Volanges zu sehen. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Dame. Ich werde ein solches Vergnügen haben, Sie[[1]] zu umarmen, daß der Chevalier darüber eifersüchtig sein kann. &&ar P..., den 30. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="49._Brief" &&fa Neunundvierzigster Brief Der Vicomte von Valmont an Frau von Tourvel. (Mit dem Poststempel Paris). &&fe &&ax &&lg=x Nach einer stürmischen Nacht, während welcher ich kein Auge schloß, und die ich in einer verzehrenden Glut der Erregung zubrachte, oder in der völligen Niedergeschlagenheit aller Kräfte meiner Seele, komme ich zu Ihnen, gnädige Frau, um die Ruhe zu suchen, deren ich bedarf, und die zu erlangen ich noch kaum zu hoffen wage. Die Situation, in der ich mich befinde und aus der ich Ihnen schreibe, läßt mich wahrhaftig mehr denn je die unwiderstehliche Gewalt der Liebe erkennen, und es wird mir schwer, so viel Gewalt über mich zu gewinnen, nur einige Ordnung in meine[[Besitz]] Gedanken zu bringen; und jetzt sehe ich schon, daß ich diesen Brief ohne Unterbrechung nicht beendigen werde. Könnte ich hoffen, daß Sie[[1]] einmal diese Erregung teilen, die ich in diesem Augenblicke empfinde? Doch wage ich zu glauben, Sie[[1]] könnten nicht unempfindlich dagegen sein, würden Sie[[1]] meinen[[Besitz]] Zustand ganz kennen. Glauben Sie[[1]] mir, gnädige Frau, die kühle Ruhe, der friedliche Schlaf der Seele, das Bild des Todes – das führt nicht zum Glück, dies können nur die tätigen, wirkenden Leidenschaften; und trotz der Schmerzen, die Sie[[1]] mich jetzt erdulden lassen, glaube ich Ihnen mit gutem Gewissen versichern zu können, daß ich in diesem Augenblicke glücklicher bin als Sie[[1]]. Umsonst überschütten Sie[[1]] mich mit Ihrer verzweifelnden Unerbittlichkeit; sie hindert mich nicht, mich ganz meiner Liebe hinzugeben und in dem Rausch, den sie mir gibt, die Verzweiflung zu vergessen, der Sie[[1]] mich ausliefern. So räche ich mich für die Verbannung, zu der Sie[[1]] mich verurteilen. Niemals machte mir das Schreiben an Sie[[1]] so viel Freude; niemals empfand ich während dieser Beschäftigung eine so wunderbare weiche und doch intensive Erregtheit. Alles scheint meine[[Besitz]] Ekstase zu vermehren: die Luft, die ich atme, ist voll Wollust, der Tisch, auf dem ich Ihnen schreibe, ist zum erstenmal diesem Zwecke geweiht und wird zum geheiligten Liebesaltar für mich werden, und ich werde darauf den Schwur schreiben, Sie[[1]] ewig zu lieben! ... Verzeihen Sie[[1]], ich bitte Sie[[1]], die Verwirrtheit meiner Sinne. Ich sollte mich vielleicht weniger einer Leidenschaft ergeben, die Sie[[1]] nicht teilen ... und ich muß Sie[[1]] für einen Augenblick verlassen, um eines tollen Rausches Herr zu werden, der mit jedem Augenblick wächst und stärker ist als ich ... Ich kehre zu Ihnen zurück, gnädige Frau, und nicht anders als in der gleichen Ergebenheit. Doch ist das Gefühl des Glückes weit von mir geflohen, und hat dem der grausamsten Entbehrung Platz gemacht. Was nützt es, Ihnen von meinen[[Besitz]] Gefühlen zu sprechen, wenn ich umsonst nach den Mitteln suche, Sie[[1]] davon zu überzeugen? So vieles habe ich versucht und nun verläßt mich das Vertrauen und die Kraft zugleich. Wenn ich mir noch die Freuden der Liebe zurückrufe, so nur um desto stärker deren Entbehrnis zu empfinden. Ich sehe nirgends sonst Trost als in Ihrer nachsichtigen Güte und ich fühle in diesem Augenblicke nur zu sehr, wie ich sie nötig habe. Niemals war meine[[Besitz]] Liebe ehrfurchtsvoller, niemals weiter von aller Kränkung, und ich darf es wohl sagen: sie ist so, daß die strengste Tugend sie nicht zu fürchten brauchte. Aber ich selbst fürchte, Ihnen allzulange von den Qualen zu erzählen, die ich empfinde. Da ich sicher bin, daß Sie[[1]], die Sie[[1]] die Ursache meiner Schmerzen sind, diese nicht teilen, darf ich auch Ihre Güte nicht mißbrauchen, und das wäre es, wollte ich Ihnen noch länger meinen[[Besitz]] trostlosen Zustand beschreiben. Nur dieses noch: Ich beschwöre Sie[[1]], mir zu antworten, und niemals an der Wahrheit meiner Gefühle zu zweifeln. &&ar Paris, den 30. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="50._Brief" &&fa Fünfzigster Brief Cécile Volanges an den Chevalier Danceny. &&fe &&ax &&lg=x Ohne falsch noch kokett zu sein, genügt es mir, Herr Chevalier, über mein Betragen aufgeklärt, die Notwendigkeit von dessen Änderung zu fühlen; ich habe Gott dieses Opfer versprochen, bis ich ihm auch dieses meiner Gefühle für Sie[[1]] bringen kann. Ich fühle ganz gut, was mir das für Schmerzen bereiten wird, und ich verhehle Ihnen nicht, daß ich seit vorgestern jedesmal weinte, wenn ich an Sie[[1]] dachte. Ich hoffe aber, daß Gott mir die Gnade der nötigen Kraft schenken wird, Sie[[1]] zu vergessen, – ich bitte ihn jeden Morgen und jeden Abend darum. Ich erwarte sogar von Ihrer Freundschaft und Ihrer Anständigkeit, daß Sie[[1]] mich in dem guten Vorsatz, den man mir eingeflößt hat, nicht irre machen werden. Ich bitte Sie[[1]] deshalb, die Güte zu haben, mir nicht mehr zu schreiben, so wie ich Ihnen jetzt schon sage, daß ich Ihnen nicht mehr antworten werde, und daß Sie[[1]] mich anders zwingen würden, Mama all das Vorgefallene zu beichten, was mir das Vergnügen, Sie[[1]] zu sehen, ja ganz rauben würde. Ich werde trotzdem alle erlaubte Anhänglichkeit für Sie[[1]] bewahren, ohne daß darin ein Unrecht ist, und wünsche ich Ihnen aus ganzer Seele alles Glück. Ich fühle, Sie[[1]] werden mich bald nicht mehr so lieben, und daß Sie[[1]] bald eine andere mehr als mich lieben werden. Und das wird dann eine weitere Strafe für den Fehltritt sein, den ich begangen habe, indem ich Ihnen mein Herz gab, das nur Gott gehören sollte und meinem Gemahl, wenn ich einen bekommen werde. Ich hoffe, daß die göttliche Barmherzigkeit Mitleid mit meiner Schwäche haben wird und mich nicht stärker dafür bestrafen wird als ich ertragen kann. Leben Sie[[1]] wohl. Ich kann Ihnen versichern, daß, wenn mir erlaubt wäre, jemanden zu lieben, es niemand anders als Sie[[1]] wären, den ich lieben würde. Aber das ist auch alles, was ich Ihnen sagen kann, und das ist vielleicht mehr, als ich darf. &&ar den 31. August 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="51._Brief" &&fa Einundfünfzigster Brief Frau von Tourvel an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x So erfüllen Sie[[1]] die Bedingungen, unter denen ich Ihnen erlaubte, mir hin und wieder zu schreiben? Und sollte ich mich nicht darüber beklagen, wenn Sie[[1]] mir nur von einem Gefühl sprechen, dem mich hinzugeben ich mich auch dann noch fürchtete, wenn ich es selbst ohne Verletzung all meiner Pflichten tun dürfte. Übrigens: wenn ich noch neue Gründe nötig hätte, mir diese heilsame Furcht zu bewahren, hätte ich sie, wie mir scheint, in Ihrem letzten Briefe gefunden. Denn in dem Augenblick, wo Sie[[1]] glauben, der Liebe eine Verteidigung zu schreiben, was machen Sie[[1]] da? – Sie[[1]] zeigen mir nur ihre schlimmsten Leidenschaften. Wer wird aber ein Glück um den Preis der Vernunft kaufen, ein Glück, dessen Freuden von kurzer Dauer sind und dem langes Bedauern wenn nicht gar Reue nachfolgt? Selbst Sie[[1]], bei dem die Gewöhnung an diese gefährlichen Ekstasen deren Effekt abschwächen sollte, müssen Sie[[1]] nicht selbst zugeben, daß die Leidenschaft oft stärker wird als Sie[[1]] selber, und sind Sie[[1]] es nicht auch, der sich über die ungewollte Verwirrung, die sie hervorruft, beklagt? Welche schreckliche Verwüstung brächte das nicht über ein unerfahrenes und empfängliches Herz, eine Verwüstung, deren Macht das Opfer, das dieses Herz bringen müßte, noch vergrößerte? Sie[[1]] glauben, oder Sie[[1]] wollen mich glauben machen, daß die Liebe zum Glück führt; und ich bin so fest überzeugt, daß sie mich so unglücklich machen würde, daß ich nie mehr das Wort Liebe hören möchte. Bloß davon reden stört mir die Ruhe, und es ist ebenso Geschmack wie Pflicht, daß ich Sie[[1]] bitte, darüber zu schweigen. Und nach allem muß Ihnen diese Bitte zu gewähren leicht fallen. In Paris werden Sie[[1]] Gelegenheit genug finden, ein Gefühl zu vergessen, das seinen Ursprung vielleicht nur in Ihres Lebens Gewohnheit hat und seine Stärke nur in dem Nichtstun auf dem Lande. Sind Sie[[1]] denn nun nicht an demselben Ort, wo Sie[[1]] mich so oft ganz gleichgültig angesehen haben? Können Sie[[1]] denn da einen Schritt tun, ohne einem Beispiel Ihrer Flatterhaftigkeit zu begegnen? Und sind Sie[[1]] da nicht von Frauen umgeben, die viel liebenswerter sind als ich und mehr Recht auf Ihre Gunst haben? Ich besitze nicht diese Eitelkeit, die man meinem Geschlecht vorwirft, und noch weniger jene falsche Bescheidenheit, die nichts als ein raffinierter Stolz ist. Und mit ehrlicher Überzeugung kann ich es Ihnen hier sagen, daß ich wenige Mittel zu gefallen an mir kenne; aber wenn ich auch alle hätte, würde ich sie nicht für stark genug halten, Sie[[1]] festzuhalten. Von Ihnen zu verlangen, sich nicht mehr um mich kümmern zu wollen, wäre nur Sie[[1]] zu bitten, heute wieder zu tun, was Sie[[1]] schon einmal taten und was Sie[[1]] ganz bestimmt in einiger Zeit wieder tun würden, auch wenn ich Sie[[1]] um das Gegenteil bäte. Diese Tatsache, die ich nicht außer Augen lasse, wäre allein schon ein Grund, stark genug, Sie[[1]] nicht mehr anhören zu wollen. Ich habe noch tausend andere: aber ohne mich darüber weiter auszulassen, halte ich mich an dieses, Sie[[1]] zu bitten – zum wievielten Male! – mir nicht mehr von einem Gefühl zu sprechen, auf das ich nicht hören, und das ich noch weniger beantworten darf. &&ar Den 1. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="52._Brief" &&fa Zweiundfünfzigster Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Wirklich, Vicomte, Sie[[1]] sind unausstehlich. Sie[[1]] behandeln mich, als ob ich Ihre Maitresse wäre. Wissen Sie[[1]], daß ich sehr böse bin, daß ich wütend bin? Was soll das: Sie[[1]] wollen morgen früh zu Danceny, und Sie[[1]] wissen ganz gut, wie sehr notwendig es ist, daß ich mit Ihnen vor dieser Zusammenkunft spreche. Aber ohne sich um alles das zu kümmern, lassen Sie[[1]] mich den ganzen Tag warten, um ich weiß nicht wo herumzulaufen. Sie[[1]] sind Ursache, daß ich unentschuldbar spät zu Frau von Volanges gekommen bin, und daß alle alte Damen mich »köstlich« fanden. Ich mußte ihnen den ganzen Abend hindurch den Hof machen, um sie zu beruhigen; denn man darf alte Damen nicht ärgern, da sie die Reputation der jungen machen. Jetzt ist es ein Uhr früh, und statt ins Bett zu gehen, wozu ich die größte Lust habe, muß ich Ihnen diesen langen Brief schreiben, der meine[[Besitz]] Schläfrigkeit verdoppeln wird durch die Langeweile, die er mir verursacht. Sie[[1]] haben Glück, daß mir die Zeit fehlt, Sie[[1]] länger auszuzanken. Aber glauben Sie[[1]] deshalb nicht, daß ich Ihnen verzeihe – es ist nur, weil ich in Eile bin. Also: Wenn Sie[[1]] auch nur ganz wenig geschickt sind, so haben Sie[[1]] morgen Dancenys volles Vertrauen; der Moment dazu ist günstig; denn der Herr ist unglücklich. Das kleine Mädchen war in der Beichte gewesen und sagte da alles, einfach alles, wie ein kleines Kind; und seit der Zeit quält sie die Angst vor dem Teufel, und sie will alles aufgeben. Sie[[1]] erzählte mir all ihre kleinen Gewissensnöte mit einer Lebhaftigkeit, die mir genügend zeigte, wie sehr voll sie von allem ist. Sie[[1]] zeigte mir ihren Abschiedsbrief, eine wahre Kapuzinade {{[Ka¬pu¬zi¬na¬de]}}. Sie[[1]] plauderte eine ganze Stunde mit mir, ohne ein Wort zu sagen, das einen Sinn gehabt hätte. Doch brachte sie mich deshalb in nicht geringere Verlegenheit, denn Sie[[1]] können sich denken, daß ich mich einem so schlecht funktionierenden Gehirn zu eröffnen nicht riskieren kann. In all dem Geschwätz sah ich das eine deutlich, daß sie ihren Danceny liebt wie zuvor; ich bemerkte sogar eines jener Hilfsmittel, die der Liebe nie fehlen, und die das kleine Mädchen ganz reizend düpiert. Von dem Wunsch, sich mit ihrem Geliebten zu beschäftigen, gequält und in Angst vor der ewigen Verdammnis, wenn sie es tut, erfand sie sich: zu Gott zu beten, daß er sie ihren Geliebten vergessen mache, und da sie dieses Gebet zu jeder Tageszeit betet, findet sie so das Mittel, ununterbrochen an ihren Geliebten zu denken. Bei einem, der erfahrener ist als Danceny, würde dieser kleine Zwischenfall eher ihm günstig sein als umgekehrt; aber der junge Mann ist so sehr schmachtender Seladon {{[Se¬la¬don]}}, daß wenn wir ihm nicht dabei helfen, er eine schön lange Zeit brauchen würde, auch das allerkleinste Hindernis zu überwinden, eine Zeit, die wir für die Ausführung unserer Pläne nicht haben. Ja, Sie[[1]] haben ganz recht, es ist schade, und ich bin so geärgert darüber wie Sie[[1]], daß er der Held dieses Abenteuers sein soll. Aber was wollen Sie[[1]] – was geschehen ist, ist geschehen, und es ist Ihre Schuld. Ich verlangte von der Kleinen seine Antwort zu sehen und die ist zum Mitleid haben. Er beweist ihr mit Gründen, darüber den Atem zu verlieren, daß ein unwillkürliches Gefühl kein Verbrechen sei; als wenn es nicht aufhörte unwillkürlich zu sein von dem Moment an, da man aufhört, es zu bekämpfen! Ein Gedanke, so einfach, daß er selbst der Kleinen kam. Er jammert über sein Unglück auf eine ganz rührende Weise; aber sein Schmerz ist so süß und äußert sich so stark und aufrichtig, daß es mir unmöglich scheint, daß eine Frau, die einen Mann bis zu solcher Verzweiflung brachte und noch dazu mit so wenig Gefahr und Mühe, nicht Lust bekommen sollte, das noch weiter zu treiben. Aber wie dem auch sei – statt meine[[Besitz]] Zeit mit Erklärungen zu verlieren, die mich kompromittiert und vielleicht gar nicht überzeugt hätten, hieß ich den Bruch gut, sagte aber, daß es in solchen Fällen anständiger wäre, seine Gründe zu sagen und nicht zu schreiben, und daß es auch Brauch wäre, Briefe und kleine Geschenke einander zurückzugeben; damit schien ich den Lieblingsgedanken der Kleinen nahzukommen und konnte sie leicht überreden, Danceny ein Rendezvous zu gewähren. Wir besprachen sofort alles dazu nötige, und ich nahm es auf mich, die Mutter zu bewegen, einmal ohne die Tochter auszugehen, und das wird morgen nachmittag sein. Danceny ist schon unterrichtet, aber, ich beschwöre Sie[[1]]! wenn Sie[[1]] Gelegenheit finden, bringen Sie[[1]] doch diesem Schläfer bei, etwas weniger platonisch zu sein, und lehren Sie[[1]] ihn, da man ihm doch alles sagen muß, daß die wahre Art, Bedenken zu besiegen, darin besteht, diejenigen, die welche haben, dahin zu bringen, daß sie nichts mehr verlieren können. Im übrigen habe ich, damit diese lächerliche Szene sich nicht erneuert, nicht versäumt, in der Kleinen einige Zweifel über die Diskretion der Beichtväter aufkommen zu lassen, und sie bezahlt jetzt die Angst, die sie mir machte, mit der eignen, ihr Beichtvater möchte vielleicht alles ihrer Mama sagen. Hat sie erst noch ein oder zweimal mit mir gesprochen, wird sie hoffentlich nicht mehr dem Erstbesten ihre Dummheiten erzählen. Adieu, Vicomte, und machen Sie[[1]] sich an Danceny und seien Sie[[1]] ihm ein Führer! Es wäre eine Schande, wenn wir nicht täten, was wir wollen, mit zwei Kindern! Wenn es uns etwas mehr Mühe macht, als wir anfangs glaubten, so wollen wir unseren Eifer damit anfeuern, daß es sich für Sie[[1]] um die Tochter der Frau von Volanges handelt und für mich, daß sie Gercourts Frau werden soll. Adieu. &&ar Den 2. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="53._Brief" &&fa Dreiundfünfzigster Brief Der Vicomte von Valmont an Frau von Tourvel. &&fe &&ax &&lg=x Sie[[1]] verbieten mir, gnädige Frau, Ihnen von meiner Liebe zu sprechen – wo aber soll ich den Mut finden, Ihnen zu gehorchen? Nur diesem Gefühle hingegeben, das so süß sein sollte, und das Sie[[1]] mir so grausam erwidern, mich langweilend in der Verbannung, zu der Sie[[1]] mich verurteilten, lebe ich nur von Entbehrungen und Klagen, eine Beute um so schmerzlicherer Qualen, da sie mich an Ihre fühllose Gleichgültigkeit erinnern. Soll ich da noch den einzigen Trost verlieren, der mir blieb? Und kann ich einen andern finden, als Ihnen manchmal mein Herz zu öffnen, das Sie[[1]] mit Unruhe und Bitterkeit erfüllen? Werden Sie[[1]] Ihre Augen abwenden, um die Tränen nicht zu sehen, die Sie[[1]] vergießen machen? Wollen Sie[[1]] die Opfer zurückweisen, die Sie[[1]] so verlangen? Wäre es Ihrer und Ihres gütigen und vornehmen Herzens nicht würdiger, einen Unglücklichen zu bedauern, der es nur durch Sie[[1]] ist, als seine Qualen noch durch eine ebenso ungerechte wie strenge Abwehr zu vermehren? Sie[[1]] tun, als ob Sie[[1]] die Liebe fürchteten, und Sie[[1]] wollen nicht sehen, daß Sie[[1]] allein die Leiden verursachen, die Sie[[1]] der Liebe vorwerfen. Ach wohl: sie ist ein schlimmes Gefühl, wenn der Gegenstand, der sie einflößt, sie nicht teilt. Wo aber das Glück finden, das ohne gegenseitige Liebe wäre? Die zärtliche Freundschaft, das volle hingebende Vertrauen, die versüßten Schmerzen, die erhöhten Freuden, die entzückende Hoffnung, die köstlichen Erinnerungen – wo sie anders finden als in der Liebe? Sie[[1]] verleumden die Liebe, Sie[[1]], die Sie[[1]], um alles Glück, das sie bietet, zu genießen, nichts brauchten, als sich ihr nicht mehr zu verweigern – und ich vergesse die Schmerzen, die ich empfinde, da ich die Liebe verteidige. Aber Sie[[1]] zwingen mich auch, mich selbst zu verteidigen; denn während ich mein Leben Ihrer Anbetung weihe, verwenden Sie[[1]] das Ihre dazu, mir weh zu tun. Schon nennen Sie[[1]] mich leichtsinnig und flatterhaft, indem Sie[[1]] Irrungen, die ich Ihnen selbst gestand, gegen mich mißbrauchen und sich darin gefallen, mich heute noch so sein zu lassen, wie ich einmal war. Sie[[1]] sind nicht zufrieden damit, mich aus Ihrer Nähe verbannt zu haben, Sie[[1]] fügen zu all dem noch diese grausame Persiflage[[2]], da sie von meinen[[Besitz]] Pariser Amüsements sprechen, wo Sie[[1]] doch genau wissen, wie unempfindlich Sie[[1]] mich gegen diese Amüsements gemacht haben. Sie[[1]] glauben weder an meine[[Besitz]] Versprechungen noch an meine[[Besitz]] Schwüre – gut; es bleibt mir so nur eines übrig, das Sie[[1]] nicht verdächtigen können: Sie[[1]] selbst. Ich verlange nur, daß Sie[[1]] sich ehrlich selbst befragen. Wenn Sie[[1]] an meine[[Besitz]] Liebe nicht glauben, wenn Sie[[1]] einen Moment daran zweifeln, daß Sie[[1]] allem über mich herrschen, wenn Sie[[1]] nicht davon überzeugt sind, dieses Herz festzuhalten, das bis jetzt nur allzu leicht war – dann willige ich ein, den Schmerz dieses Irrtums zu tragen; ich werde darunter stöhnen, aber ich werde mich fügen. Wenn wir aber gerecht gegeneinander sind, dann sind Sie[[1]] von sich selber aus zu der Überzeugung gezwungen, daß Sie[[1]] keine Rivalin haben und nie eine haben werden, und dann lassen Sie[[1]] mich nicht mehr, ich bitte Sie[[1]], gegen Phantome kämpfen, und lassen Sie[[1]] mir wenigstens diesen Trost, daß Sie[[1]] nicht mehr an meiner Liebe zweifeln, die nur mit meinem Leben enden kann. Erlauben Sie[[1]] mir, gnädige Frau, Sie[[1]] um bestimmteste Antwort auf dieses Entweder-Oder meines Briefes zu bitten. Wenn ich jedoch dieses mein leichtsinniges Leben aufgebe, das mir so sehr bei Ihnen zu schaden scheint, so ist es nicht deshalb, weil mir es zu erklären die Gründe fehlen. Was tat ich denn mehr, als daß ich dem Strudel, in den ich geworfen worden war, nicht widerstand? Ich bin jung und ohne Erfahrung in die Welt getreten, bin da sozusagen von Hand zu Hand gegangen, durch die Hände einer Menge von Frauen, die sich alle beeilen, durch die Leichtigkeit, mit der sie zu haben sind, einer Überlegung zuvorzukommen, von der sie fühlen, daß sie ihnen nicht günstig sein möchte. Wäre es denn da an mir gewesen, das Beispiel des Widerstandes zu geben, den man mir nicht entgegenbrachte? Oder sollte ich mich für den Augenblick eines Irrtums bestrafen, den man oft provoziert hatte, bestrafen mit einer Beständigkeit und Treue, die so sicher unnötig war, und die man nur lächerlich gefunden hätte? Was für ein anderes Mittel aber als rascher Bruch konnte den Irrtum einer schändlichen Wahl wieder gut machen? Das aber kann ich sagen: diese Trunkenheit der Sinne, meinetwegen sogar dieses Delirium einer lächerlichen Eitelkeit, hat mein Herz nie erreicht. Zur Liebe geboren konnten mich Liebschaften wohl zerstreuen, aber ich konnte nie völlig darin aufgehen; umgeben von den tollsten und gemeinsten Liebesintrigen kam doch nichts davon bis an meine[[Besitz]] Seele. Man gab mir Vergnügungen, wo ich Tugend suchte, und ich selbst hielt mich für unbeständig, weil ich reinlich und empfindlich war. Erst als ich Sie[[1]] sah, wurde ich mir völlig klar. Ich erkannte, daß der Reiz der Liebe mit der Seele verbunden ist, ja daß die Seele die Liebe erst zum Höchsten steigert und rechtfertigt. Da fühlte ich, daß es mir ebenso unmöglich wäre, Sie[[1]] nicht zu lieben, als eine andere als Sie[[1]] zu lieben. Hier, gnädige Frau, ist das Herz, dem sich hinzugeben Sie[[1]] so Angst haben, und über dessen Schicksal Sie[[1]] den Spruch sagen sollen. Aber wie der auch immer ausfallen möge, er wird nichts an den Gefühlen ändern, die mich an Sie[[1]] binden; denn sie sind unänderbar wie die Tugenden, durch die sie zum Leben kamen. &&ar Paris, den 3. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="54._Brief" &&fa Vierundfünfzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Ich habe Danceny gesehen, er schenkte mir aber nur sein halbes Vertrauen. Er ist so obstinat {{[ob¬sti¬nat]}}, daß er mir sogar den Namen der kleinen Volanges durchaus nicht nennen wollte, von der er mir übrigens wie von einer höchst klugen und sogar ein wenig frommen Frau sprach. Nach dieser Versicherung erzählte er mir ziemlich aufrichtig sein Abenteuer, und besonders dessen letzte Phase. Ich habe ihm so heiß gemacht als möglich, habe ihn über seine Gewissensängste und seinen Platonismus ausgelacht, aber es scheint, daß er an beidem festhalten will, und somit stehe ich nicht für ihn. Übrigens kann ich Ihnen übermorgen mehr darüber sagen, denn ich nehme ihn morgen nach Versailles mit und werde unterwegs meine[[Besitz]] Zeit mit ihm schon nicht verlieren. Ihr heutiges Rendezvous mit der Kleinen gibt mir auch noch einige Hoffnung: vielleicht ist dabei alles gegangen wie wir es wünschen, und bleibt uns nur noch übrig, das Geständnis zu entreißen und die Beweise zu sammeln, was Ihnen leichter fallen wird als mir; denn dieses kleine Mädel ist vertrauensseliger, oder was auf dasselbe herauskommt, gesprächiger als ihr diskreter Liebhaber. Aber ich werde mein Möglichstes tun. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin. Ich bin sehr in Eile und kann Sie[[1]] weder heute abend noch morgen sehen. Wenn Sie[[1]] Ihrerseits etwas herausbekommen haben, schreiben Sie[[1]] mir ein Wort; zur Nacht bin ich sicher wieder in Paris. &&ar Den 3. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="55._Brief" &&fa Fünfundfünfzigster Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Aus Danceny etwas herauszubekommen! Wenn er etwas gesagt hat, war das einfach Großtuerei. Ich kenne niemanden, der in der Liebe so dumm ist wie er, und ich fange an, mir meine[[Besitz]] Güte für ihn vorzuwerfen. Wissen Sie[[1]], daß ich schon fürchtete, durch meine[[Besitz]] Beziehungen zu ihm kompromittiert zu sein? Und noch dazu ohne den geringsten Vorteil! Aber ich werde mich rächen, das verspreche ich ihm. Als ich gestern Frau von Volanges abzuholen kam, wollte sie nicht mehr ausgehen: sie fühlte sich nicht ganz wohl. Es bedurfte meiner ganzen Kunst, sie zu überreden, und ich sah schon den Moment kommen, Danceny zu sehen, ehe wir weg waren; was um so blöder gewesen wäre, als Frau von Volanges ihm am Tage vorher gesagt hatte, daß sie nicht zu Hause sein würde. Die Kleine und ich, wir standen auf Kohlen. Endlich! Die Kleine drückte mir so zärtlich-glücklich die Hand, als sie mir adieu sagte, daß ich trotz ihrer Absicht, Schluß zu machen, auf einen wunderreichen Abend riet. Aber meine[[Besitz]] Angst sollte noch kein Ende haben. Kaum waren wir eine halbe Stunde bei Frau von L{{**}}, da wird Frau von Volanges plötzlich unwohl, ganz ernstlich unwohl und will natürlich nach Hause zurück. Das wollte ich um so weniger, als ich Angst hatte, daß wir da ja nicht nur sicher die jungen Leute überraschten, als daß ich selbst mit meiner Überredung zu dem Spaziergang in einen schlimmen Verdacht kommen würde. So übertrieb ich der guten Dame schlechtes Aussehen, was glücklicherweise wirklich keine Übertreibung war, und hielt sie so anderthalb Stunden hin, erlaubte ihr nicht, heimzugehen, was ihr nur noch schlimmer bekommen würde usw. Als wir dann endlich zur festgesetzten Stunde zurückkamen, glaubte ich aus der gewissen verschämten Art, die ich bemerkte, hoffen zu können, daß meine[[Besitz]] große Mühe nicht umsonst war. Ich wollte natürlich alles wissen und blieb bei Frau von Volanges, die sich sofort zu Bett legte; und nachdem wir bei ihr zu Abend gegessen hatten, verließen wir sie rasch und unter dem Vorwand, daß sie der Ruhe bedürfe, und gingen auf das Zimmer der Tochter. Diese hat ihrerseits alles getan, was ich erwartet hatte: das Gewissen betäubt, erneute Schwüre ewiger Liebe – mit einem Wort: sie hat sich mit dem besten Willen ausgeliefert. Aber dieser Esel von Danceny ist nicht einen Schritt weiter gegangen! Er steht dort, wo er vorher war! Man kann sich wahrhaftig mit diesem Menschen zerstreiten; denn die Versöhnung ist so ungefährlich! Die Kleine versichert zwar, daß er mehr wollte, daß sie sich aber zu verteidigen verstanden hätte. Ich möchte wetten, daß sie aufschneidet, oder daß sie ihn entschuldigen will, und davon habe ich mich beinahe überzeugt. Es lag mir nämlich wirklich daran zu wissen, worin die Verteidigung besteht, deren sie fähig ist. Und ich einfache Frau habe – ein Wort gibt das andere – sie dahin gebracht, wo ... Nun – Sie[[1]] können es mir glauben: nie war ein Mädchen empfänglicher für eine Überrumpelung durch die Sinne. Das Mädel ist wirklich entzückend und verdiente einen besseren Liebhaber. Aber sie wird wenigstens an mir eine gute Freundin haben. Ich versprach ihr, sie zu bilden, und ich werde mein Wort halten. Ich habe oft das Bedürfnis empfunden, eine vertraute Freundin zu haben, und die kleine Volanges wäre mir lieber als irgendeine – aber ich kann nichts mit ihr machen, solange sie nicht ... und das muß sie sein. Und das ist ein Grund mehr, sie dem Danceny endlich zu geben. Adieu, Vicomte. Kommen Sie[[1]] morgen nicht zu mir, oder wenn, dann nur des Morgens. Ich gab dem Chevalier nach zu einer Abendunterhaltung in seinem Pavillon. &&ar Paris, den 4. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="56._Brief" &&fa Sechsundfünfzigster Brief Cécile Volanges an Sophie Carnay. &&fe &&ax &&lg=x Du hattest Recht, meine[[Besitz]] liebe Sophie, – mit Deinen Prophezeiungen hast Du mehr Glück als mit Deinen Ratschlägen. Danceny war, wie Du voraussahst, stärker als der Beichtvater, stärker als Du und als ich selber – und somit stehen wir wieder genau da, wo wir vorher waren. Ach! Es tut mir nicht leid darum; und Du, wenn Du mich zankst, tust es nur, weil Du nicht weißt, wie schön es ist, Danceny zu lieben. Du hast leicht reden, was man tun darf und was nicht. Wenn Du aber selbst erfahren hättest, wie sehr einem der Kummer eines, den man liebt, weh tut, wie seine Freude die unsere wird, und wie schwer es ist, nein zu sagen, wenn man ja sagen möchte, da würdest Du Dich über nichts mehr wundern. Ich hab's gefühlt und sehr lebhaft gefühlt und versteh es doch nicht. Glaubst Du, daß ich Danceny weinen sehen kann, ohne selbst mitzuweinen? Ich versichere Dir, es ist mir ganz unmöglich. Und wenn er zufrieden ist, bin ich so glücklich wie er selbst. Du hast leicht sagen: das was man spricht, ändert nicht das was ist, und ich bin sicher, daß es doch ist. Ich möchte Dich an meiner Stelle sehen – nein, das ist's nicht, was ich sagen will; denn ich möchte meinen[[Besitz]] Platz wahrhaftig mit niemandem tauschen, aber ich möchte, daß Du auch einen liebst – nicht nur, weil damit Du mich dann verstündest, und mich weniger zanktest, als darum, weil Du dann auch glücklicher wärest, oder um es besser auszudrücken: Du würdest erst dann anfangen, glücklich zu werden. Unsere Amüsements, siehst Du, unser Lachen und so, das ist nichts als Kinderspiel, es bleibt nichts davon zurück, wenn's vorüber ist. Aber die Liebe ...! die Liebe ...! ein Wort, ein Blick, ihn nur da zu wissen – das ist das Glück! Wenn ich Danceny sehe, wünsche ich mir gar nichts mehr; wenn ich ihn nicht sehe, wünsche ich nur ihn. Ich weiß nicht, wie das ist, aber man möchte fast sagen, daß alles, was mir gefällt, ihm ähnlich sieht. Wenn er nicht bei mir ist, denke ich an ihn, und wenn ich ohne Ablenkung ganz an ihn und nur an ihn denken kann, bin ich auch glücklich; ich mache die Augen zu, und gleich sehe ich ihn; ich rufe mir seine Worte zurück, und ich höre ihn; das macht mich so atmen und dann fühle ich alles wie Feuer und Bewegung und kann kaum ruhig bleiben. Es ist wie eine Marter und doch ist diese Marter ein unaussprechlicher Genuß. Ich glaube, wenn man einmal Liebe fühlt, gibt man davon selbst auf die Freundschaft weiter. Meine[[Besitz]] Freundschaft für Dich hat sich nicht geändert und ist immer noch gerade so wie im Kloster, aber was ich Dir da sage, bezieht sich auf Frau von Merteuil. Es kommt mir vor, als liebe ich sie mehr als Danceny und als Dich, und manchmal möchte ich, sie wäre er. Das kommt vielleicht daher, daß das keine Freundschaft aus der Kinderzeit ist wie die unsere; oder daher, weil ich sie so oft mit Danceny zusammen sehe, daß ich mich so irre. Sicher ist, daß sie beide mich sehr glücklich machen; und nach allem glaube ich nicht, daß es ein großes Unrecht ist was ich tue. Ich verlange auch nur zu bleiben wie ich bin, und es ist auch nur der Gedanke an meine[[Besitz]] Heirat, der mir Kummer macht. Denn ist Herr von Gercourt so, wie man mir sagt, und ich zweifle gar nicht daran, was wird dann aus mir werden!? Adieu, meine[[Besitz]] Sophie, ich habe Dich immer gleich lieb. &&ar Paris, den 4. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="57._Brief" &&fa Sie[[1]]benundfünfzigster Brief Frau von Tourvel an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Was hätten Sie[[1]] von der Antwort, die Sie[[1]] von mir verlangen? Ihren Gefühlen glauben, – ist das nicht ein Grund mehr, diese Gefühle zu fürchten? Und ohne deren Aufrichtigkeit zu bezweifeln noch zuzugeben, genügt es denn nicht, soll es Ihnen denn nicht genügen, zu wissen, daß ich weder darauf antworten will noch darf? Angenommen, daß Sie[[1]] mich wirklich liebten – um nun nicht mehr auf diese Sache zurückzukommen, machen wir diese Annahme –, wären die Hindernisse, die uns trennten, nicht unübersteiglich? Und bliebe mir etwas anderes zu tun übrig, als nur innig zu wünschen, Sie[[1]] möchten diese Leidenschaft bekämpfen, wobei ich Ihnen nach Kräften helfen würde, indem ich Ihnen jede Hoffnung nehme. Sie[[1]] geben selbst zu, daß dieses Gefühl schmerzlich ist, wenn der Gegenstand, der es einflößt, es nicht teilt. Nun wissen Sie[[1]] doch zur Genüge, daß es mir unmöglich ist, Ihre Liebe zu teilen. Und wenn selbst dieses Unglück passieren sollte, wäre ich mehr darum zu bedauern, als daß Sie[[1]] darüber glücklicher wären. Ich hoffe, Sie[[1]] schätzen mich genug, um keinen Moment daran zu zweifeln. Hören Sie[[1]] also auf, ich beschwöre Sie[[1]], hören Sie[[1]] damit auf, ein Herz zu beunruhigen, dem die Ruhe so sehr nötig ist! Zwingen Sie[[1]] mich nicht, es zu bedauern, Sie[[1]] je kennen gelernt zu haben. Geliebt und geachtet von einem Manne, den ich liebe und achte, habe ich alle meine[[Besitz]] Pflichten und Freuden in diesem Manne. Ich bin glücklich und habe ein Recht darauf. Gibt es lebhaftere Freuden, so verlange ich sie mir nicht, und ich will sie nicht kennen lernen. Gibt es denn etwas Besseres, als in Frieden mit sich selbst zu leben, nur heiterruhige Tage zu haben, ohne Unruhe einzuschlafen und ohne Reue aufzuwachen? Was Sie[[1]] Glück nennen, ist nur Sinnenrausch, ein Sturm der Leidenschaften, dessen Schauspiel erschreckend ist, selbst wenn man es vom anderen Ufer aus betrachtet. Und wie diesen Stürmen denn begegnen? Wie sich auf ein Meer hinauswagen, das mit tausend und abertausend Schiffbrüchigen bedeckt ist? Und – mit wem? Nein, mein Herr Vicomte, ich bleibe an Land; ich liebe die Bande, die mich daran festhalten; ich könnte sie brechen, wenn ich sie nicht wollte; wenn ich sie nicht hätte, würde ich mich beeilen, sie zu nehmen. Warum heften Sie[[1]] sich an meinen[[Besitz]] Schritt? Warum bestehen Sie[[1]] darauf, mir zu folgen? Ihre Briefe, die selten kommen sollten, folgen einander Tag auf Tag. Sie[[1]] sollten vernünftig sein, und Sie[[1]] sprechen darin nur von Ihrer verrückten Liebe. Sie[[1]] umgeben mich mit Ihrer fixen Idee mehr als Sie[[1]] es mit Ihrer Person taten. Man bittet Sie[[1]], von gewissen Dingen nicht mehr zu sprechen, und Sie[[1]] kommen wieder damit, bloß in einer anderen Form. Es macht Ihnen Vergnügen, mich mit zwingenden Raisonnements {{[Rai¬son¬ne¬ments]}} in Verlegenheit zu setzen – dem, was ich sage, weichen Sie[[1]] aus. Ich will Ihnen nicht mehr antworten, ich werde Ihnen nicht mehr antworten ... Wie Sie[[1]] die Frauen behandeln, die Sie[[1]] verführt haben! Wie verächtlich Sie[[1]] über sie sprechen! Ich will glauben, daß es einige verdienen, aber alle? Ach ja, doch wohl, da sie ihre Pflicht verließen, um sich einer verbrecherischen Liebe hinzugeben. In dem Augenblick haben sie wohl alles verloren, bis auf die Achtung desjenigen sogar, dem sie alles geopfert haben. Diese Strafe ist gerecht, aber der bloße Gedanke daran macht erzittern. Aber was geht mich das alles an? Weshalb kümmere ich mich um diese Frauen und um Sie[[1]]? Mit welchem Recht kommen Sie[[1]] meine[[Besitz]] Ruhe stören? Lassen Sie[[1]] mich, schreiben Sie[[1]] mir nicht mehr, ich bitte Sie[[1]] darum, ich fordere es. Dies ist der letzte Brief, den Sie[[1]] von mir erhalten. &&ar Schloß ..., den 5. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="58._Brief" &&fa Achtundfünfzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Ich fand Ihren Brief gestern bei meiner Rückkunft. Ihr Zorn hat mir Spaß gemacht. Sie[[1]] würden Dancenys Dummheit nicht intensiver empfinden können, wenn er sie sich gegen Sie[[1]] selbst hätte zuschulden kommen lassen. Aus Rache bringen Sie[[1]] sicher seiner Maitresse bei, ihm Hörner aufzusetzen. Ach ja, Sie[[1]] sind, was man ein Luder nennt, aber was für ein entzückendes! Und ich wundere mich gar nicht darüber, daß man Ihnen weniger widersteht als Danceny. Jetzt kenne ich ihn auswendig, diesen schönen Helden aus dem Roman! Er hat kein Geheimnis mehr vor mir. Ich erzählte ihm, so oft er es hören wollte, daß die reine Liebe das kostbarste Gut wäre, daß ein schönes Gefühl mehr wert wäre als zehn Liebesverhältnisse, daß ich in dem Augenblick selber schon ganz Gefühl und reine Liebe war. Daraufhin fand er natürlich meine[[Besitz]] Anschauungen den seinen so verwandt, daß er vor Entzücken darüber einfach alles sagte und mir unverbrüchliche Freundschaft schwor. Dabei sind wir nun unseren Absichten allerdings nicht näher gekommen. Erst schien mir dieses sein System zu sein, daß ein Mädchen viel mehr Vorsicht in der Behandlung verdiene als eine Frau, weil ein Mädchen nur zu verlieren habe. Er findet weiters und insbesondere, daß nichts einen Mann rechtfertigen könne, der ein Mädchen in die Notwendigkeit versetzt, ihn zu heiraten oder ohne ihn entehrt zu leben, wenn die Frau viel mehr Geld hat als der Mann, was sein eigener Fall ist. Die absolute Sorglosigkeit der Mutter, die reine Unschuld der Tochter, alles das macht ihn schüchtern und hält ihn zurück. Die Schwierigkeit besteht nun nicht darin, diese seine Bedenken zu bekämpfen, wie wahr sie auch sein mögen. Mit ein bißchen Geschicklichkeit und Leidenschaftlichkeit hätte man sie bald zerstört, einmal schon, weil sie ans Lächerliche grenzen, und dann, weil man doch die Autorität des alten Brauches für sich hat. Aber was es verhindert, daß man ihm beikommt, ist: er fühlt sich in diesem Zustand ganz glücklich! Und daran ist etwas. Wenn die erste Liebe im allgemeinen aufrichtiger, inniger scheint, »reiner«, wie man sagt, –wenn sie weniger schnell vorwärts geht zum Ziel, so ist das nicht, wie man meint, Schüchternheit oder besondere Delikatesse, als vielmehr das Staunen des Herzens über dieses unbekannte Gefühl, worüber es sozusagen bei jedem Schritt stehen bleibt, um das Entzücken, das es empfindet, zu genießen. Und dieser Zauber ist so mächtig über ein junges Herz und beschäftigt es so sehr, daß es darüber alle andern Freuden und Genüsse vergißt. Das ist so war, daß selbst ein verliebter Wüstling, wenn anders ein Wüstling so lieben kann, in diesem Zustand viel weniger Eile, zum Genuß zu kommen, verspürt – so daß zwischen dem, wie es Danceny mit der kleinen Volanges hat, wie es ich mit der spröden Frau von Tourvel habe, der Unterschied nur mehr minder ist. Es wären, um unseren jungen Mann in Hitze zu bringen, mehr Hindernisse nötig gewesen als er vorfand. Besonders hätte mehr Geheimnisvolles dabei sein müssen, denn das Geheimnisvolle macht kühn. Ich glaube fast, daß Sie[[1]] uns geschadet haben, indem Sie[[1]] die zwei so gut bedienten. Ihr Arrangement wäre bei einem Manne, der sich auskennt, vorzüglich gewesen, bei einem Manne, der nur die Begierde gehabt hätte. Aber Sie[[1]] hätten voraussehen müssen, daß für einen jungen, honetten {{[ho¬net¬ten]}} und verliebten Menschen die größte Gunstbezeigung die ist, seine Liebe auf die Probe gestellt zu sehen; und daß er, je sicherer er geliebt zu sein ist, auch desto weniger unternehmend ist. Was jetzt tun? Ich weiß nichts. Ich habe aber keine Hoffnung, daß die Kleine vor der Heirat genommen wird, und wir haben nichts für unsere Mühe. Es tut mir leid, aber ich sehe kein Mittel. Während ich schreibe, tun Sie[[1]] etwas Besseres mit Ihrem Chevalier. Das erinnert mich daran, daß Sie[[1]] mir eine Untreue zu meinen[[Besitz]] Gunsten versprochen haben, und ich habe Ihr Versprechen schriftlich. Ich gebe zu, daß der Wechsel noch nicht präsentiert würde, aber es wäre generös von Ihnen, nicht darauf zu warten, die Zinsen zahle ich. Was meinen[[Meinung]] Sie[[1]], meine[[Besitz]] schöne Freundin? Sind Sie[[1]] von Ihrer Treue noch nicht müde? Ist dieser Chevalier denn wirklich so über alle Maßen? Aber lassen Sie[[1]] mich nur machen, und ich will Sie[[1]] zuzugeben zwingen, daß Sie[[1]] an ihm einiges Verdienst nur entdeckten, weil Sie[[1]] mich vergessen hatten. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin; ich küsse Sie[[1]], wie ich nach Ihnen verlange, und spreche den Küssen des Chevaliers diese meine[[Besitz]] Glut durchaus ab. &&ar ..., den 5. September 17... &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="59._Brief" &&fa Neunundfünfzigster Brief Der Vicomte von Valmont an Frau von Tourvel. &&fe &&ax &&lg=x Wodurch, gnädige Frau, habe ich Ihre Vorwürfe und Ihren Unwillen verdient? Meine[[Besitz]] leidenschaftliche und doch verehrende Liebe, meine[[Besitz]] Ergebung in den geringsten Ihrer Wünsche – das ist in zwei Worten, was ich fühle und tue. Von den Leiden einer unglücklichen Liebe übermannt, wußte ich mir keinen anderen Trost als den, Sie[[1]] zu sehen – Sie[[1]] haben befohlen, daß ich mich dieses Trostes beraube, und ich gehorchte ohne Widerrede. Als Belohnung für dieses mein Opfer haben Sie[[1]] mir erlaubt, Ihnen zu schreiben, und heute wollen Sie[[1]] mir diese einzige Freude nehmen. Soll ich mir das entreißen lassen, ohne eine Verteidigung zu versuchen? Es ist das einzige, was mir bleibt, und ich habe es von Ihnen. Sie[[1]] sagen, ich schriebe Ihnen zu oft. Ich bitte Sie[[1]], zehn Tage dauert meine[[Besitz]] Verbannung, kein Augenblick war ohne Gedanken an Sie[[1]], und doch haben Sie[[1]] nur zwei Briefe von mir bekommen. Sie[[1]] sagen, ich spräche zu Ihnen von nichts sonst als von meiner Liebe! Ach, was sonst soll ich sagen als das, woran ich immer denke? Alles, was ich da tun könnte, wäre, meine[[Besitz]] Worte zu mäßigen – aber Sie[[1]] können es mir glauben, ich habe Sie[[1]] nur sehen lassen, was zu verbergen über meine[[Besitz]] Kraft ging. Sie[[1]] drohen, mir nicht mehr zu antworten. So streng behandeln Sie[[1]] also den Mann, der Sie[[1]] über alles liebt und der Sie[[1]] noch höher schätzt als er Sie[[1]] liebt. Und so streng zu sein ist Ihnen nicht genug – Sie[[1]] wollen mich auch noch verachten! Und warum denn diese Drohungen, diesen Zorn? Wozu brauchen Sie[[1]] denn das? Sind Sie[[1]] denn nicht sicher, daß ich selbst Ihren ungerechtesten Befehlen gehorche? Ist es mir denn möglich, einem einzigen Ihrer Wünsche nicht zu folgen? Habe ich das nicht schon bewiesen? Aber Sie[[1]] wollen diese Herrschaft, die Sie[[1]] über mich haben, mißbrauchen. Sie[[1]] haben mich unglücklich gemacht, Sie[[1]] behandeln mich ungerecht, kann es Ihnen denn da leicht werden, diese Ruhe zu genießen, die Ihnen, wie Sie[[1]] sagen, so nötig ist? Sagen Sie[[1]] es sich doch einmal: dieser Mann macht aus mir die Herrin über sein Geschick, und ich mache ihn unglücklich, dieser Mann bittet mich um meine[[Besitz]] Hilfe, und ich sehe ihn ohne Mitleid leiden. Aber Sie[[1]] wissen nicht, wohin mich meine[[Besitz]] Verzweiflung führen kann! Daß Sie[[1]] meinen[[Besitz]] Schmerz kennten, dazu müßten Sie[[1]] wissen, wie sehr ich Sie[[1]] liebe; und Sie[[1]] kennen mein Herz nicht. Wem opfern Sie[[1]] mich? Eingebildeten Ängsten. Und wer gibt die Ihnen? Ein Mann, der Sie[[1]] anbetet, ein Mann, über den Sie[[1]] eine ewige Herrschaft haben werden. Was befürchten Sie[[1]] also, was können Sie[[1]] von einem Gefühl befürchten, dessen Herrin Sie[[1]] sind und das Sie[[1]] nach Gutdünken und Laune lenken können? Aber Ihre Phantasie hat sich da Ungeheuer geschaffen, und die Angst, die sie Ihnen machen, sagen Sie[[1]], käme von der Liebe. Haben Sie[[1]] nur ein wenig Vertrauen, und diese Phantome verschwinden. Ein Weiser sagte, um die Furcht zu vertreiben, genüge es fast immer, ihre Ursache zu ergründen. Nirgends ist diese Wahrheit wahrer als in der Liebe. Lieben Sie[[1]], und was Ihnen Angst macht, wird verschwinden. Wo Sie[[1]] etwas erschreckte, dort werden Sie[[1]] ein berauschendes Gefühl finden, einen zärtlichen und ergebenen Geliebten, und alle Ihre Tage, die das Glück zeichnet, werden Ihnen keine andere Reue hinterlassen als die um jene Tage, die Sie[[1]] ohne dieses Glück verloren haben. Ich selbst lebe seit der Stunde, da ich aus meinen[[Besitz]] Irrungen und Wirrungen erwachte, für nichts sonst als für die Liebe und bedaure eine Zeit, von der ich glaubte, daß ich sie dem Vergnügen hingegeben. Nun fühle ich, daß Sie[[1]] allein mich glücklich machen können. Aber ich bitte Sie[[1]] um dieses eine: daß Sie[[1]] mir die Freude, Ihnen zu schreiben, nicht mit der Furcht, Ihnen damit zu mißfallen, trüben möchten. Ich will Ihnen gehorchen – aber ich bitte Sie[[1]] auf den Knien, lassen Sie[[1]] mir dieses mein einziges Glück, hören Sie[[1]], ich schreie es laut, mein einziges Glück ...! Und sehen Sie[[1]] meine[[Besitz]] Tränen ... Stoßen Sie[[1]] mich nicht von sich! &&ar Den 7. September 17... &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="60._Brief" &&fa Sechzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Wenn Sie[[1]] es wissen, schreiben Sie[[1]] mir doch, was alles das mit Danceny bedeutet. Was ist denn geschehen und was hat er verloren? Hat sich seine Geliebte vielleicht über seinen Respekt ohne Ende geärgert? Was soll ich ihm heute abend bei unserer Zusammenkunft, um die er mich bat, sagen? Ich werde meine[[Besitz]] Zeit gewiß nicht damit verlieren, seine Klagegesänge anzuhören, wenn uns das zu nichts führen soll. Liebesklagen sind nur als obligates Rezitativ oder als große Arie anzuhören. Unterrichten Sie[[1]] mich also darüber, was los ist und was ich tun soll, oder ich reiße aus vor der Langweile, die ich voraussehe. Kann ich diesen Vormittag mit Ihnen sprechen? Wenn Sie[[1]] beschäftigt sind, so schreiben Sie[[1]] mir wenigstens ein Wort, mein Stichwort. Wo waren Sie[[1]] denn gestern? Es gelingt mir nicht mehr, Sie[[1]] zu sehen. Es lohnt sich wahrhaftig nicht, deshalb den September in Paris zu bleiben. Entschließen Sie[[1]] sich rasch, denn ich habe eine sehr dringende Einladung von der Komtesse B{{**}}, sie auf dem Lande zu besuchen, was sie mir sehr hübsch damit empfiehlt, »daß ihr Gemahl die schönste Jagd der Welt hat, die er sorgfältig für das Vergnügen seiner Freunde reserviert ». Sie[[1]] wissen ja, daß ich einiges Recht auf diese Jagd habe, auf die ich mich begebe, wenn ich Ihnen nicht dienlich sein kann. Adieu! Vergessen Sie[[1]] nicht, daß Danceny gegen vier Uhr bei mir sein wird. &&ar Paris, den 8. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="61._Brief" &&fa Einundsechzigster Brief Der Chevalier Danceny an den Vicomte von Valmont. (Beilage zu Vorhergehendem.) &&fe &&ax &&lg=x Verehrter Herr! Ich bin verzweifelt, ich habe alles verloren. Ich wage es nicht, dem Papier das Geheimnis meiner Schmerzen anzuvertrauen: ich habe das Bedürfnis, es an dem Busen eines treuen und sicheren Freundes auszuweinen. Wann kann ich Sie[[1]] sehen und bei Ihnen Trost und Rat holen? Ich war an dem Tage, an dem ich Ihnen mein Innerstes eröffnete, so glücklich! Und jetzt – welch ein Unterschied! Alles hat sich geändert! Was ich erdulde, ist noch der kleinste Teil meiner Qualen, aber meine[[Besitz]] Angst, meine[[Besitz]] Sorge um ein mir teures Wesen ist es, was ich nicht ertragen kann. Sie[[1]] sind glücklicher als ich, Sie[[1]] können sie sehen, und ich erwarte von Ihrer Freundschaft, daß Sie[[1]] mir eine Zusammenkunft mit Ihnen nicht abschlagen. Ich muß Sie[[1]] sprechen, muß Sie[[1]] von allem unterrichten. Sie[[1]] werden mich bedauern und mir beistehen; Sie[[1]] sind meine[[Besitz]] letzte Hoffnung. Sie[[1]] kennen die Liebe und Sie[[1]] sind der einzige, dem ich mich anvertrauen kann; entziehen Sie[[1]] mir nicht Ihre Hilfe. Die einzige Erleichterung, die ich in meinem Schmerz empfinde, ist zu denken, daß mir ein Freund bleibt wie Sie[[1]]. Lassen Sie[[1]] mich bitte wissen, zu welcher Zeit ich Sie[[1]] treffen kann. Wenn es diesen Vormittag nicht möglich ist, dann vielleicht früh am Nachmittag. Auf Wiedersehen! &&ar Den 8. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="62._Brief" &&fa Zweiundsechzigster Brief Cécile Volanges an Sophie Carney. &&fe &&ax &&lg=x Meine[[Besitz]] liebe Sophie, bedaure Deine Cécile, Deine arme Cécile – sie ist sehr unglücklich! Mama weiß alles. Ich begreife nicht, wie sie das alles nur hat erraten können und doch weiß sie alles. Gestern abend kam's mir so vor, als ob Mama etwas schlechter Laune wäre, aber ich gab nicht weiter acht darauf; währenddem sie sich Patience {{[Pa¬tience]}} legte, unterhielt ich mich noch mit Frau von Merteuil, die bei uns zu Abend gegessen hatte, viel über Danceny. Ich glaube aber nicht, daß man uns hören konnte. Sie[[1]] ging fort und ich auf mein Zimmer. Ich war gerade beim Ausziehen, als Mama eintrat und meine[[Besitz]] Kammerjungfer hinausschickte; sie verlangte den Schlüssel zu meinem Schreibtisch! Der Ton, mit dem sie mir das sagte, machte mich so zittern, daß ich mich nur mit Mühe aufrecht erhalten konnte. Ich tat, als wenn ich den Schlüssel nicht finden könnte; aber endlich mußte ich ihn ja doch hergeben. Und gleich im ersten Schubfach, das sie öffnete, waren die Briefe von Danceny. Ich war so bestürzt, daß ich auf ihre Frage, was das wäre, nichts anderes sagen konnte als daß es nichts wäre: ich sah noch, wie sie den ersten, den sie fand, zu lesen anfing, wankte zu einem Stuhl und fiel in Ohnmacht. Sobald ich wieder bei Besinnung war, hatte meine[[Besitz]] Mutter das Zimmermädchen hereingerufen und sagte, ich solle sofort zu Bett gehen. Sie[[1]] ging und nahm alle Briefe von Danceny mit. Ich zittere, wenn ich daran denke, ihr wieder unter die Augen zu treten. Ich habe die ganze Nacht hindurch geweint. Ich schreibe jetzt bei Tagesgrauen, in der Hoffnung, daß Josephine bald kommt. Wenn ich allein mit ihr sprechen kann, werde ich sie bitten, Frau von Merteuil ein kurzes Billet zu überbringen, das ich ihr schreiben will; geht es nicht, so lege ich es Deinem Briefe bei und Du wirst so gut sein, es ihr zu geben so als ob es von Dir käme. Nur von ihr kann ich einigen Trost erwarten. Wenigstens werden wir von ihm sprechen, denn ich kann nicht hoffen, ihn je wiederzusehen. Ich bin so unglücklich! Vielleicht ist sie so gut und bestellt einen Brief an Danceny. Ich darf mich dafür nicht Josephine anvertrauen und noch weniger meiner Kammerfrau; die hat es vielleicht gerade meiner Mutter gesagt, daß ich Briefe in meinem Schreibtische habe. Ich kann Dir nicht länger schreiben, denn ich muß noch an Frau von Merteuil und an Danceny schreiben. Dann lege ich mich wieder ins Bett, damit man nichts merkt, wenn jemand ins Zimmer kommt. Ich werde sagen, daß ich krank bin, um der Zusammenkunft mit Mama zu entgehen. Und lüge dabei nicht einmal viel, denn ich leide wirklich mehr als wenn ich das Fieber hätte. Meine[[Besitz]] Augen tun mir weh vor lauter Weinen; und auf dem Magen liegt es mir wie ein Gewicht, das mich nicht atmen läßt. Wenn ich nur daran denke, daß ich Danceny nicht mehr sehen soll, möchte ich am liebsten gleich tot sein. Adieu, meine[[Besitz]] liebe Sophie. Ich kann nicht mehr, meine[[Besitz]] Tränen ersticken mich. &&ar den 7. September 17.. &&ax [Nota: Der Brief Cécile Volanges an die Marquise von Merteuil enthält, was diese an Sophie Carnay meldet, mit noch weniger Details. Der Brief an den Chevalier Danceny hat sich nicht wiedergefunden – der Grund dafür findet sich im 64. Briefe der Frau von Merteuil an den Vicomte.] &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="63._Brief" &&fa Dreiundsechzigster Brief Frau von Volanges an den Chevalier Danceny. &&fe &&ax &&lg=x Nachdem Sie[[1]], mein Herr, das Vertrauen einer Mutter ebenso mißbraucht haben wie die Unschuld eines Kindes, werden Sie[[1]] wohl nicht erstaunt sein, in einem Hause nicht mehr empfangen zu werden, wo Sie[[1]] die aufrichtigste Freundschaft, die man Ihnen entgegenbrachte, mit völligem Vergessen jeder Lebensart erwidert haben. Ich ziehe es vor, Sie[[1]] zu bitten, nicht mehr zu mir zu kommen, als der Dienerschaft Order zu geben, was uns beide kompromittieren würde, und hoffe, daß Sie[[1]] mich nicht zu diesem äußersten Mittel zwingen werden. Ich mache Sie[[1]] darauf aufmerksam, daß, wenn Sie[[1]] den geringsten Versuch machen sollten, meine[[Besitz]] Tochter weiter zu belästigen, eine dauernde und sichere Abschließung mein Kind vor Ihren Verfolgungen schützen wird. Es steht also bei Ihnen, mein Herr, ob Sie[[1]] ebensowenig davor zurückschrecken, ihr Unglück zu veranlassen, als Sie[[1]] sich fürchteten, ihre Ehre zu vernichten. Was mich betrifft, so ist mein Entschluß gefaßt und ich habe Cécile davon Mitteilung gemacht. Beiliegend Ihre Briefe; ich rechne darauf, daß Sie[[1]] mir dagegen alle Briefe meiner Tochter zurückschicken, und daß Sie[[1]] sich bemühen werden, keine Spuren dieses Ereignisses zurückzulassen, an das wir uns nur, ich mit Abscheu, meine[[Besitz]] Tochter mit Schande und Sie[[1]] mit Reue erinnern würden. &&ar den 7. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="64._Brief" &&fa Vierundsechzigster Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Ich will Ihnen Dancenys Billett erklären. Was ihn den Brief zu schreiben veranlaßte, ist mein Werk, und ist, wie ich glaube, mein Meisterstück. Ich habe seit Ihrem letzten Brief meine[[Besitz]] Zeit nicht verloren. Er braucht Hindernisse, dieser schöne Romanheld, wenn er nicht im Glück einschlafen soll. Ich machte ihm, wenn ich nicht irre, seinen Schlaf ein bißchen unruhig. Man mußte ihm den Wert der Zeit beibringen, und es ist mein Verdienst, daß er jetzt schon diejenige bedauert, die er verloren hat. Er brauchte, wie Sie[[1]] sagen, auch etwas mehr Heimliches, Geheimnishaftes –es wird ihm nicht mehr fehlen. Sie[[1]] sehen, man braucht mich nur auf meine[[Besitz]] Fehler aufmerksam zu machen und ich lasse mir keine Ruhe, bis ich nicht alles wieder in gute Ordnung gebracht habe. Als ich vorgestern morgen nach Hause kam, las ich Ihren Brief, der mir alles klar machte. Sie[[1]] haben ganz richtig die Ursache des Übels gefunden, und ich beschäftige mich mit nichts sonst, als das Mittel für die Kur zu finden. An fing ich aber damit, daß ich mich zu Bett legte, denn der unermüdliche Chevalier hat mich kein Auge zumachen lassen, und es kam mir vor, als hätte ich Schlaf. Aber es war nicht. Ganz mit diesem Danceny beschäftigt, ihn aus seiner Indolenz herauszureißen, oder ihn dafür zu strafen, ging aller Schlaf zuschanden. Erst als ich mit meinem Plan völlig im Klaren war, fand ich für ein paar Stunden die ach so nötige Ruhe. Abends ging ich zu Frau von Volanges und sagte ihr ganz im Vertrauen, daß ich fast sicher wäre, zwischen ihrer Tochter und Danceny bestünde ein gefährliches Verhältnis. Diese Frau, die Sie[[1]] doch so gut durchschaut, war in dieser Hinsicht so blind, daß sie zuerst bestimmt meinte, ich täuschte mich, ihre Tochter wäre ein Kind usw. Ich sagte ihr natürlich nicht alles, was ich darüber weiß und erzählte nur von Blicken, Worten, die meine[[Besitz]] Tugendhaftigkeit und meine[[Besitz]] Freundschaft alarmiert hätten. Kurz und gut, ich redete wie eine fromme Betschwester und um endlich den sicheren Schlag zu führen, sagte ich, daß ich gesehen zu haben glaube, wie Briefe ausgetauscht wurden und ließ mir ganz zufällig einfallen, daß Cécile eines Tages, die Schublade ihres Schreibtisches vor mir öffnete, in dem ich viele Briefschaften sah, die sie da aufbewahrt. Aber vielleicht führt sie mit sonst jemandem eine rege Korrespondenz, wenn ich auch nicht wüßte usw. Hier wurde das Gesicht der guten Frau von Volanges etwas merklich anders, und ich sah Tränen in ihre Augen kommen. – Ich danke Ihnen, meine[[Besitz]] teure Freundin, sagte sie und drückte mir die Hand – ich werde Licht in die Sache bringen. Ich bat sie noch, mich ihrer Tochter gegenüber nicht zu verraten, was sie mir um so leichter versprach, als ich sie darauf aufmerksam machte, daß es ja nur um so besser wäre, wenn das Kind Vertrauen zu mir habe, mir ihr Herz zu eröffnen, und es mir so möglich mache, ihr meinen[[Besitz]] guten Rat zu geben. Daß sie mir dieses ihr Versprechen halten wird, ist sicher, denn sie wird sich bei ihrer Tochter etwas mit ihrem Scharfblick inszenieren wollen. Und ich kann des jungen Mädchens Freundin markieren, ohne daß mich deshalb die Mutter für falsch und unredlich hält. Und ich profitierte in der Folge auch noch dies, daß ich so oft und so lang es mir paßt mit der Kleinen zusammen sein kann, ohne daß es der Mutter verdächtig auffällt. Noch an demselben Abend machte ich Gebrauch davon; nachdem wir unseren Whist gespielt hatten, zog ich die Kleine in eine Ecke und sprach mit ihr über Danceny, ein Thema, zu dem sie immer Lust hat. Ich amüsierte mich damit, sie ein bißchen aufzuregen, indem ich ihr das Vergnügen, ihn am nächsten Tage zu sehen, gehörig ausmalte – keine Torheit, die ich sie nicht sagen ließ. Ich mußte ihr wohl in der Hoffnung das wiedergeben, was ich ihr in Wirklichkeit genommen hatte, und dann wohl auch, um sie gegen den Schlag, der kommen sollte, empfindlicher zu machen; denn ich bin überzeugt, je mehr sie davon gelitten haben wird, um so eiliger wird sie es haben, sich bei der nächsten Gelegenheit dafür zu entschädigen. Es ist übrigens ganz gut, denjenigen an große Ereignisse zu gewöhnen, den man zu großen Abenteuern bestimmt. Übrigens kann sie wohl das Vergnügen, ihren Danceny wiederzuhaben, mit einigen Tränen bezahlen. Sie[[1]] ist ja ganz verrückt auf ihn. Ich werde ihr also versprechen, daß sie ihn haben soll, und schneller als sie ihn ohne dieses Gewitter gehabt hätte. Ein böser Traum, aus dem zu erwachen um so entzückender sein wird – wofür sie mir alles in allem nur dankbar sein sollte. Und dann – wenn auch etwas Malice dabei ist, man will sich doch amüsieren! Ich ging sehr zufrieden mit mir. Denn ich sagte mir, entweder wird Danceny nach all diesen Schwierigkeiten seine Liebe verdoppeln, und dann werde ich ihm mit aller Macht helfen, oder, wenn er ein Dummkopf ist, wie ich manchmal glaube, wird er verzweifelt sein und alles für verloren halten – und in diesem Falle habe ich mich wenigstens an ihm gerächt, so viel es in meiner Kraft stand. Jedenfalls habe ich dann die Achtung der Mutter gegen mich vermehrt wie die Freundschaft der Tochter und das Vertrauen beider. Und was Gercourt betrifft, meine[[Besitz]] Hauptsorge, so müßte ich schon sehr viel Pech haben oder sehr ungeschickt sein, wenn ich in meiner Macht über seine künftige Frau nicht tausend Mittel fände, ihn das werden zu lassen, was ich ihn werden lassen will. Mit diesen angenehmen Gedanken schlief ich ein und schlief ich gut und erwachte sehr spät. Da fand ich zwei kleine Briefe – einen von der Mutter, den andern von der Tochter. Ich mußte lachen, als ich in beiden Briefen wörtlich denselben Satz las: »Von Ihnen allein erwarte ich einigen Trost.« Es ist wirklich amüsant, für und gegen zu trösten und der einzige Vertreter zweier Interessen zu sein, die sich direkt gegenüberstehen. Ich komme mir wie Gott vor, da ich die entgegengesetzten Wünsche der blinden Sterblichen empfange und nichts in meinen[[Besitz]] unbeweglichen Ratschlüssen ändere. Ich gab jedoch diese göttliche Rolle auf, um die des tröstenden Engels zu spielen und machte, wie man wünschte, bei meinen[[Besitz]] trostlosen Freundinnen Besuch. Ich fing bei der Mutter an und fand sie in einer Traurigkeit, die Sie[[1]] schon einigermaßen für alle Widerwärtigkeiten, die sie Ihnen in Sachen der schönen Präsidentin bereitet hat, entschädigen könnte. Alles ging vortrefflich. Meine[[Besitz]] einzige Sorge war, Frau von Volanges zu verhindern, das Vertrauen ihrer Tochter zu gewinnen, was nicht schwer gewesen wäre, denn sie brauchte zu dem Mädel nur sanft und freundlich zu reden, die Vernunftgründe in gütige und zärtliche Worte einzuwickeln. Glücklicherweise war sie streng und unerbittlich bis dort hinaus und benahm sich überhaupt so ungeschickt als möglich, daß ich uns dazu nur gratulieren konnte. Erst war sie fest entschlossen, alle unsere hübschen Pläne zu zerstören: ihre Tochter in ein Kloster zu stecken. Davon brachte ich sie nun glücklich ab, indem ich ihr riet, nur damit zu drohen für den Fall, daß Danceny seine Geschichten fortsetzen würde, womit ich das Liebespaar zu einer Vorsicht zwinge, die mir für den Erfolg nötig scheint. Von der Mutter ging ich zur Tochter. Sie[[1]] glauben nicht, wie gut ihr der Schmerz steht! Wenn sie sich einmal auf die Koketterie verstehen wird, weint sie sicher öfter. Diesmal weinte sie aber noch ganz gewöhnlich ehrlich. Erst war ich von dieser mir ganz neuen Sache so frappiert, daß ich sie mit nicht geringem Vergnügen genoß und nur so ganz dürftig tröstete, was ihren Schmerz eher vermehrte als erleichterte; und damit brachte ich sie an den kritischen Punkt: Sie[[1]] weinte nicht mehr, und ich fürchtete schon einen Augenblick das Schlimmste. Ich riet ihr sich schlafen zu legen, was sie auch tat. Ich war ihre Kammerfrau, und bald fiel ihr das Haar offen über die Schultern und die entblößte Brust. Ich küßte sie, nahm sie in die Arme und sie ließ mich gewähren; und nun kamen ihre Tränen wieder, leise, zwanglos. Gott, wie war sie schön! War Magdalena so, dann war sie als Büßerin gefährlicher denn als Sünderin. Als die schöne Untröstliche im Bette lag, tröstete ich sie mit wirklichem Trost. Ich beruhigte sie erst einmal über ihre Furcht vor dem Kloster. Ich gab ihr die Hoffnung, Danceny im Geheimen wiedersehen zu können. Ich setzte mich zu ihr auf's Bett und sagte: »Nicht wahr, wenn er jetzt hier wäre«; ich blieb bei Danceny, ich führte sie von einem zum andern in der Lust vorgenossener Freuden, bis sie gar nicht mehr daran dachte, daß sie traurig war. Wir hätten uns sehr zufrieden miteinander getrennt, wäre sie mir nicht mit einem Briefe an Danceny gekommen, den ich bestellen sollte, worauf ich nicht einging. Die Gründe werden Sie[[1]] mir billigen, lieber Vicomte. Erst der, daß es mich vor Danceny kompromittieren könnte. Und wenn das der einzige Grund der Kleinen gegenüber war, so gibt es noch andere mehr, die mich und Sie[[1]] angehen. Wäre die Mühe meiner Arbeit nicht verscherzt, wenn wir dem Paar ein so leichtes Mittel gäben, sich ihre Schmerzen zu mindern? Dann täte es mir gar nicht leid, wenn auch einige Dienstboten in diese Liebesgeschichte eingeweiht werden müßten; denn benimmt sich, wie ich hoffe, die Kleine nach unserem Wunsch, so muß die Geschichte gleich nach der Hochzeit herauskommen, und dafür sind die Dienstboten das beste Mittel. Und halten die, was ein Wunder wäre, den Mund, so sagten wir es eben und könnten es bequem auf die Dienstboten schieben. Darauf müssen Sie[[1]] heute Danceny bringen. Da ich der Kammerfrau der kleinen Volanges nicht ganz sicher bin – sie selbst scheint ihr nicht zu trauen – raten Sie[[1]] ihm die meinige, meine[[Besitz]] durchaus treue Viktoria. Ich werde schon dafür sorgen, daß die Sache geht. Dieses Arrangement gefällt mir um so mehr, als es nur uns nützen wird und ihnen gar nicht. Aber ich bin mit meinem Bericht noch nicht zu Ende. Während ich also gegen die Überbringung des Briefes der Kleinen protestiere, fürchtete ich immer, sie müsse darauf kommen, daß ich ihn der Post übergebe, was ich ihr nicht hätte abschlagen können. Glücklicherweise sprach sie nicht davon, vielleicht weil sie es nicht wußte, oder weil sie weniger an den Brief als an die Antwort darauf dachte, die sie durch die Post doch nicht hätte haben können; und um zu vermeiden, daß ihr diese Idee doch noch käme, machte ich sofort meine[[Besitz]] Pläne. Ich überredete die Mama, ihre Tochter für einige Zeit aufs Land zu schicken – raten Sie[[1]] wohin? Und schlägt Ihnen nicht das Herz vor Freude? Zu Ihrer Tante! Zur alten Rosemonde! Was für Sie[[1]] so viel bedeutet, als daß Sie[[1]] zu Ihrer frommen Dame zurückkehren können, die Ihnen nun nicht mehr mit dem Skandal, den das Zusammensein zu zweien mache, kommen kann. So wird durch mich Frau von Volanges das Unrecht wieder gutmachen, das sie an Ihnen begangen hat. Aber passen Sie[[1]] auf und beschäftigen Sie[[1]] sich nicht gar zu sehr mit Ihren eigenen Angelegenheiten, daß Sie[[1]] diese andere darüber versäumen. Ich will also, daß Sie[[1]] die Korrespondenz der jungen Leute vermitteln. Machen Sie[[1]] Danceny Mitteilung von Ihrer Reise und bieten Sie[[1]] ihm Ihre Dienste an. Finden Sie[[1]] – angeblich – nur darin eine Schwierigkeit, den ersten Brief, das Beglaubigungsschreiben, in die Hände der Kleinen zu bringen, und heben Sie[[1]] diese Schwierigkeit damit, daß Sie[[1]] ihm meine[[Besitz]] Kammerfrau empfehlen. Zweifellos wird er's annehmen, und als Lohn für Ihre Mühe werden Sie[[1]] das Vertrauen eines naiven unschuldigen Kindes genießen, was immer interessant ist. Die arme Kleine! Wie wird sie rot werden, wenn sie Ihnen den ersten Brief übergibt! Diese Rolle des Vertrauten ist zu Unrecht zu einer dummen Rolle gemacht worden – ich finde, sie ist eine angenehme Entlastung, wenn man anderweitig stark beschäftigt ist – und das werden Sie[[1]] ja sein! Bei Ihnen steht nun die ganze Entwicklung dieser Sache. Sie[[1]] haben alle Fäden in der Hand. Das Leben auf dem Lande gibt ja tausend Gelegenheiten, und Danceny kommt auf das erste Zeichen von Ihnen. Eine Nacht, eine Verkleidung, ein Fenster – was weiß ich? Wenn aber das kleine Mädchen so zurückkommt wie sie jetzt fortgeht, dann halte ich mich an Sie[[1]]. Wenn Sie[[1]] glauben, daß sie von meiner Seite irgendwelches Encouragement {{[En¬courage¬ment]}} braucht, so schreiben Sie[[1]] es mir. Ich glaube, ich gab ihr eine genügende Lektion über die Gefahr aufbewahrter Briefe, daß ich es jetzt wohl wagen kann, ihr zu schreiben – und ich will doch meine[[Besitz]] Schülerin aus ihr machen! Vielleicht vergaß ich noch Ihnen zu sagen, daß sie zuerst Ihre Kammerjungfer wegen der Briefsache im Verdacht hatte, – ich habe ihn auf ihren Beichtvater gelenkt. So trifft man zwei Fliegen mit einem Schlag. Adieu Vicomte! Jetzt habe ich Ihnen einen langen Brief geschrieben und habe darüber mein Diner verspätet. Aber Eitelkeit und Freundschaft, die ihn diktierten, sind schwatzhaft. Jetzt beklagen Sie[[1]] sich über mich, wenn Sie[[1]] sich trauen; und gehen Sie[[1]], wenn Sie[[1]] jetzt noch Lust haben, in das Revier des Grafen B{{**}}, das er, wie Sie[[1]] sagen, dem Vergnügen seiner Freunde reserviert. Ist denn dieser Mann jedermanns Freund? Aber Adieu, ich bin hungrig. &&ar Paris, den 9. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="65._Brief" &&fa Fünfundsechzigster Brief Der Chevalier Danceny an Frau von Volanges. (Dem Briefe des Vicomte an die Marquise beigelegt.) &&fe &&ax &&lg=x Gnädige Frau! Ohne mein Betragen rechtfertigen zu wollen, noch mich über das Ihrige zu beklagen, kann ich nur tief das Ereignis bedauern, das Unglück über drei Menschen gebracht hat, die eines glücklicheren Loses würdig wären. Empfindlicher davon getroffen, die Ursache dieses Kummers zu sein als dessen Opfer, habe ich gestern öfter versucht, Ihnen zu schreiben und fand die Kraft nicht dazu. Ich habe Ihnen jedoch so vieles zu sagen, daß ich meine[[Besitz]] Schwäche zwingen muß; und wenn dieser Brief wenig Ordnung und Folge hat, müssen Sie[[1]] das aus der schmerzlichen Situation erklären, in der ich mich befinde, und nachsichtig entschuldigen. Erlauben Sie[[1]], daß ich zuerst ein Wort gegen den ersten Satz Ihres Briefes sage. Denn dies darf ich aussprechen: ich habe weder mit Ihrem Vertrauen noch mit der Unschuld von Fräulein von Volanges sträflich gespielt und habe beides in dem, was ich tat, durchaus respektiert. Und allein das, was ich tue, habe ich in meiner Gewalt, und wenn Sie[[1]] mich für ein Gefühl verantwortlich machen, über das wir keine Macht haben, so muß ich sagen, daß das Gefühl, das mir Ihr Fräulein Tochter einflößte, Ihnen vielleicht mißfallen, nie Sie[[1]] aber beleidigen kann. Über diese Sache, die mir näher geht, als ich Ihnen sagen kann, sollen Sie[[1]] allein richten und meine[[Besitz]] Briefe sollen Zeugen sein. Sie[[1]] verbieten mir, mich in Zukunft bei Ihnen zu zeigen, und ich werde nicht verfehlen, mich in dieser Angelegenheit ganz Ihren Befehlen unterzuordnen; aber dieses völlige und plötzliche Fernbleiben wird ebensoviel Anlaß zu Bemerkungen geben wie der Befehl, den Sie[[1]] aus diesem Grunde Ihrer Dienerschaft nicht erteilen wollten. Ich lege um so mehr Wert auf dieses Detail, weil es für Fräulein von Volanges wichtiger ist als für mich. Und deshalb bitte ich Sie[[1]] inständig, alle Ihre Vorkehrungen genau zu überlegen und Ihre Vorsicht nicht von Ihrer Strenge Schaden leiden zu lassen. Überzeugt, daß allein das Interesse Ihres Fräulein Tochter Ihre Maßnahmen bestimmt, erwarte ich von Ihnen neue Befehle, was ich tun soll und was nicht. Für den Fall jedoch, daß Sie[[1]] mir erlaubten, von Zeit zu Zeit meine[[Besitz]] Aufwartung zu machen, verpflichte ich mich, gnädige Frau (und Sie[[1]] können sich an mein Versprechen halten), keine dieser Gelegenheiten zu mißbrauchen; ich werde nie den Versuch machen, Fräulein von Volanges allein zu sprechen oder ihr einen Brief zukommen zu lassen. Die Furcht, daß das ihrem guten Ruf schaden könnte, zwingt mich zu diesem Opfer, und das Glück, sie doch wenigstens manchmal zu sehen, wird mich entschädigen. Das ist alles, was ich Ihnen auf Ihre mir mitgeteilte Absicht mit Fräulein von Volanges antworten kann, deren wirkliche Tatwerdung Sie[[1]] von meinem Betragen abhängig machen wollen. Es wäre Betrug, verspräche ich Ihnen mehr. Ein gemeiner Verführer kann seine Pläne nach den Umständen richten und mit den Umständen rechnen – die Liebe aber, die mich beseelt, kennt nur zwei Gefühle: den Mut und die Beständigkeit. Wie? Ich sollte darein willigen, von Fräulein von Volanges vergessen zu werden, sollte selbst sie vergessen? Nein, niemals! Ich werde ihr treu bleiben. Sie[[1]] hat meinen[[Besitz]] Schwur und ich wiederhole ihn zu dieser Stunde. Verzeihen Sie[[1]], gnädige Frau, daß ich mich hinreißen lasse – ich will wieder auf Ihren Brief kommen. Es ist noch etwas, worüber ich mit Ihnen sprechen muß; es betrifft die Briefe, die Sie[[1]] von mir verlangen. Es tut mir sehr weh, zu all dem Unrecht, das Sie[[1]] schon an mir finden, auch noch dieses fügen zu müssen: ich kann die Briefe nicht zurückgeben. Aber hören Sie[[1]] meine[[Besitz]] Gründe, ich bitte Sie[[1]] darum. Habe ich auch schon Ihre Freundschaft verloren, so ist die Hoffnung, mir Ihre Achtung zu erhalten, mein einziger Trost. Die Briefe von Fräulein von Volanges sind mir in diesem Augenblick noch kostbarer als sie es schon waren. Sie[[1]] sind das einzige, was mir von ihr bleibt, und Zeugen einer Liebe, die das Glück meines Lebens ausmacht. Doch dürfen Sie[[1]] mir glauben, daß ich keinen Augenblick zögern würde, Ihnen das Opfer zu bringen; der Schmerz, mich von den Briefen trennen zu müssen, würde dem Wunsche weichen, Ihnen einen Beweis meiner Ergebenheit zu geben: und doch kann ich die Briefe nicht zurückgeben und bin überzeugt, Sie[[1]] werden die Gründe, die mich dazu bestimmen, nicht mißbilligen. Es ist wahr, Sie[[1]] wissen nun das Geheimnis durch Fräulein von Volanges; aber ich fühle mich zu dem Glauben berechtigt, daß Sie[[1]] Ihr Wissen um diese Angelegenheit der Überraschung verdanken und nicht dem Vertrauen. Ich kann ein Vorgehen nicht tadeln, zu dem vielleicht die mütterliche Autorität ein Recht gibt, und dieses Ihr Recht respektiere ich. Es reicht aber nicht so weit, mich von meinen[[Besitz]] Pflichten zu entbinden, deren heiligste die ist, nie ein bewiesenes Vertrauen zu verraten. Und ein solcher Verrat wäre es, die Geheimnisse eines Herzens vor einem anderen zu enthüllen, für den sie nicht bestimmt waren. Wenn Ihr Fräulein Tochter wünscht, daß ich Ihnen die Briefe übergebe, so möge sie es sagen; will sie aber selbst ihr Geheimnis bewahren, so werden Sie[[1]] doch nicht von mir erwarten, daß ich es Ihnen anvertraue. Was Ihren Wunsch betrifft, daß diese Angelegenheit im Schweigen begraben bleiben möge, so können Sie[[1]], gnädige Frau, darüber beruhigt sein. Über alles, was Fräulein von Volanges angeht, kann ich selbst das Herz einer Mutter beruhigen. Um Ihnen jede Unruhe zu nehmen, habe ich alles getan. Das kleine Paket der kostbaren Briefe, das zur Aufschrift hatte »Zu verbrennen«, zeigt jetzt: »Eigentum der Frau von Volanges« – was Ihnen noch beweisen kann, daß Sie[[1]] in diesen Briefen nichts finden würden, worüber Sie[[1]] sich persönlich beklagen könnten. Dieser lange Brief, gnädige Frau, wäre noch nicht lang genug, ließe er in Ihnen auch nur einen einzigen Zweifel über die Ehrlichkeit meiner Gefühle übrig, über das aufrichtige Bedauern, Ihr Mißfallen erregt zu haben und der tiefsten Hochachtung Ihres sehr ergebenen Danceny. &&ar Paris, den 9. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="66._Brief" &&fa Sechsundsechzigster Brief Der Chevalier Danceny an Cécile Volanges. (Der Marquise von Merteuil offen im 67. Brief durch den Vicomte geschickt.) &&fe &&ax &&lg=x Ach, meine[[Besitz]] Cécile, was soll aus uns werden? Welcher Gott wird uns aus dem Unglück retten, das uns verfolgt? Die Liebe möge wenigstens die Kraft geben, es zu ertragen! Wie soll ich Ihnen meinen[[Besitz]] Schrecken ausdrücken, meine[[Besitz]] Verzweiflung, als ich das Billett Ihrer Mama las! Wer hat uns verraten können? Auf wen haben Sie[[1]] Verdacht? Sollten Sie[[1]] eine Unvorsichtigkeit begangen haben? Was machen Sie[[1]] jetzt? Was hat man Ihnen gesagt? Alles möchte ich wissen und weiß nichts. Aber vielleicht wissen Sie[[1]] selbst nicht mehr als ich. Ich schicke Ihnen hier das Billett Ihrer Mama und eine Abschrift meiner Antwort. Ich hoffe, Sie[[1]] bestätigen, was ich darin sage. Ich muß auch wissen, ob Sie[[1]] gutheißen, was ich seit jenem unseligen Ereignis unternommen habe, um Nachricht von Ihnen zu bekommen und von mir zu geben, und Sie[[1]] vielleicht – wer kann's wissen – wiederzusehen und das besser, günstiger als bisher. Ach, meine[[Besitz]] Cécile, wieder beisammen sein, und aufs neue ewige Liebe schwören, in die Augen sehen, in unsern Herzen fühlen, daß diese Schwüre treu und wahr und ewig sind, – was für Schmerzen würde ein solch süßer Moment nicht vergessen machen! Und ich hoffe, nein, ich weiß, dieser Moment wird sein, ich habe alles getan, um ihn möglich zu machen, und was ich tat, bedarf nur Ihrer Zustimmung. Die Hoffnung verdanke ich der tröstenden Sorge eines lieben Freundes, und meine[[Besitz]] einzige Bitte ist, Sie[[1]] möchten erlauben, daß dieser Freund auch der Ihrige werde. Vielleicht hätte ich mich ihm ohne Ihre Erlaubnis nicht anvertrauen sollen, aber mich entschuldigt das Unglück und die Notwendigkeit. Die Liebe hat mich dabei geleitet, und die Liebe verlangt Ihre Nachsicht, bittet um Verzeihung dafür, daß ich unser Geheimnis einem Dritten preisgab, ohne welchen notwendigen Schritt wir vielleicht auf ewig getrennt blieben. Sie[[1]] kennen den Freund, von dem ich Ihnen spreche, er ist auch der der Frau, die Sie[[1]] am meisten lieben, der Vicomte von Valmont. Als ich mich an ihn wandte, war meine[[Besitz]] Absicht vor allem diese, ihn dafür zu gewinnen, daß er Frau von Merteuil bitte, einen für Sie[[2]] bestimmten Brief zu übernehmen. Er meinte, daß das nicht gelingen würde, aber empfahl mir für die Herrin deren Kammerjungfer, die ihm verpflichtet ist. Sie[[1]] wird Ihnen also den Brief überbringen und ihr können Sie[[1]] die Antwort geben. Diese Aushilfe wird uns nun allerdings gar nichts nützen, wenn Sie[[1]], wie Herr von Valmont glaubt, sofort abreisen müssen. In dem Falle aber will er uns selbst dienen. Die Dame, zu der Sie[[1]] gehen, ist seine Verwandte. Er wird diesen Umstand benutzen, um zur selben Zeit wie Sie[[1]] dahin abzureisen, und durch ihn wird dann unsere gegenseitige Korrespondenz gehen. Er gab mir sogar die Versicherung, daß er es uns, wenn Sie[[1]] sich ihm anvertrauten, möglich machen würde, uns dort wiederzusehen, ohne zu riskieren, daß Sie[[1]] sich irgendwie kompromittieren. Wenn Sie[[1]] mich lieben, Cécile, wenn Sie[[1]] Mitleid mit meinem Unglück haben und mit mir leiden, dann werden Sie[[1]] einem Manne, der unser Schutzgeist sein will, Ihr Vertrauen nicht versagen können. Ohne ihn bin ich der Verzweiflung verfallen und außerstande, den Schmerz, den ich Ihnen bereite, zu lindern. Ich hoffe, er wird enden, aber versprechen Sie[[1]] mir, Cécile, sich ihm nicht allzusehr hinzugeben, sich nicht ganz von ihm niederdrücken zu lassen. Der Gedanke, daß Sie[[1]] leiden, ist mir unerträglich. Ich würde mein Leben darum geben, Sie[[1]] glücklich zu machen! Sie[[1]] wissen es. Möge die Gewißheit, daß ich Sie[[1]] anbete, einigen Trost in Ihr Herz bringen! Das meine[[Besitz]] hat die Versicherung nötig, daß Sie[[1]] der Liebe die Schmerzen verzeihen, die sie Ihnen zu leiden gibt. Adieu, meine[[Besitz]] Cécile, meine[[Besitz]] Geliebte! &&ar den 9. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="67._Brief" &&fa Sie[[1]]benundsechzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Meine[[Besitz]] schöne Freundin! Aus den beiden beiliegenden Briefen werden Sie[[1]] ersehen, daß ich Ihre Pläne gewissenhaft ausgeführt habe. Obschon beide Briefe von heute datiert sind, wurden sie doch gestern geschrieben, und zwar unter meinen[[Besitz]] Augen: der an das kleine Mädchen sagt alles, was wir gesagt haben wollten. Man kann nicht anders als vor Ihrer genialen Strategie eine Verbeugung machen, wenn man nach deren Erfolg urteilt. Danceny ist ganz Feuer und Brand, und werden Sie[[1]] bei der nächsten Gelegenheit keine Vorwürfe mehr zu machen haben, sicher nicht. Wenn seine schöne Naive gelehrig ist, ist kurze Zeit nach seiner Ankunft hier die Sache gemacht und geschehen – ich habe hundert Mittel bereit. Er ist wirklich noch sehr jung, dieser Danceny! Werden Sie[[1]] es glauben, daß ich von ihm nicht erreichen konnte, der Mutter zu erklären, daß er die Liebe zu ihrer Tochter aufgebe? Als ob es irgendwie lästig wäre, etwas zu versprechen, wenn man entschlossen ist, es nicht zu halten! Das wäre ja Betrug, erwidert er mir jedesmal – ist diese Gewissenhaftigkeit nicht erbaulich, besonders wenn man die Tochter verführen will? Aber so sind wir Männer! Alle ganz gleich Verbrecher in unseren Absichten, und wo wir uns zu schwach zur Tat finden, nennen wir diese Schwäche Anständigkeit. Es ist Ihre Sache, dafür zu sorgen, daß Frau von Volanges nicht wild wird über die kleinen Eskapaden, die sich der junge Mann in seinem Briefe erlaubt hat. Schützen Sie[[1]] uns vorm Kloster und sehen Sie[[1]] zu, daß man auf der Herausgabe der Briefe nicht weiter besteht. Danceny will sie nicht zurückgeben, und ich gebe ihm darin ganz recht: Liebe und Verstand sind hier gleicher Meinung. Ich habe übrigens diese höchst langweiligen Briefe gelesen. Sie[[1]] können uns nützlich sein. Nämlich: Trotz der Vorsicht, mit der wir die Sache inszenieren, kann es doch dabei zu einem Eklat kommen, der die Heirat und damit alle unsere Absichten mit Gercourt unmöglich machen könnte. Da ich nun aber an der Mutter meine[[Besitz]] kleine Privatrache haben muß, so reserviere ich für diesen Fall das Recht, die Tochter zu entehren. Man kann aus der Korrespondenz ganz hübsche Stücke wählen; und wenn man nur die vorzeigt, ist es die kleine Volanges, die angefangen und sich einem an den Hals geworfen hat. Ein paar von den Briefen könnten sogar die Mama kompromittieren, oder mindestens in den Verdacht unverzeihlicher Nachlässigkeit bringen. Ich fühle wohl, der sehr gewissenhafte Danceny wäre anfangs ja gegen eine solche Verwertung der Briefe; aber da er persönlich angegriffen wäre, meine[[Meinung]] ich, käme man schon ans Ziel mit ihm. Man kann übrigens tausend gegen eins wetten, daß die Sache diese Wendung nicht bekommt, aber man muß schließlich auf alles vorbereitet sein. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin. Es wäre sehr lieb von Ihnen, wenn Sie[[1]] morgen bei der Marschallin von {{**}} soupieren wollten; ich konnte nicht abschlagen. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen: Kein Wort zu Frau von Volanges über meine[[Besitz]] Abreise. Sie[[1]] wäre imstande, die Kleine in der Stadt zu behalten oder gleich nach ihrer Ankunft wieder zurückzuholen. Habe ich sie nur acht Tage, stehe ich für alles. &&ar Paris, den 9. September 17.. Ihr Valmont. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="68._Brief" &&fa Achtundsechzigster Brief Frau von Tourvel an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Mein Herr! Ich wollte Ihnen nicht mehr antworten, und die Verlegenheit, die ich in diesem Augenblick empfinde, ist wohl ein Beweis, daß ich es nicht tun sollte; aber ich will Ihnen keinen Grund zur Klage über mich geben und will Sie[[1]] überzeugen, daß ich für Sie[[1]] tat, was ich konnte. Ich habe Ihnen erlaubt, mir zu schreiben, sagen Sie[[1]]. Ich gebe das zu. Wenn Sie[[1]] mich aber daran erinnern, glauben Sie[[1]], daß ich die Bedingungen vergessen habe, unter denen ich Ihnen diese Erlaubnis gab? Hätte ich diese Bedingungen nicht so genau erfüllt wie Sie[[1]] schlecht, hätten Sie[[1]] eine einzige Antwort von mir bekommen? Und jetzt ist dies schon die dritte. Und wenn Sie[[1]] alles tun, um mich zu zwingen, diese Korrespondenz abzubrechen, bin ich es, die sich mit der Möglichkeit beschäftigt, sie herbeizuführen. Es gibt eine Möglichkeit und sie ist die einzige. Wollen Sie[[1]] sie nicht erfüllen, so ist mir das, was Sie[[1]] auch immer sagen werden, der klare Beweis dafür, wie wenig Wert Sie[[1]] darauf legen. Sie[[1]] dürfen mir nicht so schreiben, wie ich es weder anhören darf noch will. Geben Sie[[1]] ein Gefühl auf, das mich beleidigt und beunruhigt, und an dem Sie[[1]] um so weniger hängen sollten, als es das Hindernis ist, das uns trennt. Lebt denn kein anderes Gefühl in Ihnen und hat denn die Liebe auch dieses Schlimme mehr noch in meinen[[Besitz]] Augen, daß sie die Freundschaft ausschließt? Und möchten Sie[[1]] selbst nicht die zur Freundin haben, deren zärtliches Gefühl Sie[[1]] wünschten? Ich will das nicht glauben; dieser Gedanke hat etwas so Niedriges, daß ich mich dagegen sträube, und er würde mich von Ihnen so entfernen, daß es kein Zurück mehr gäbe. Wenn ich Ihnen so meine[[Besitz]] Freundschaft anbiete, gebe ich Ihnen alles, was in mir ist, alles, worüber ich verfügen kann. Was können Sie[[1]] mehr wünschen? Nur ein Wort verlange ich von Ihnen. Um mich ganz diesem wunderbaren Gefühl der Freundschaft hinzugeben, für das mein Herz so geschaffen ist, – nur dieses Wort verlange ich von Ihnen, daß diese Freundschaft Ihrem Glück genüge. Ich werde alles vergessen, was man mir sagen konnte und zu Ihnen halten, um die Wahl dieses meines Freundes zu rechtfertigen. Meine[[Besitz]] Aufrichtigkeit sollte Ihnen ein Beweis meines Vertrauens sein – es zu vermehren, das wird nur bei Ihnen liegen. Aber ich mache Sie[[1]] auf eines aufmerksam: das erste Wort von Liebe wird mein Vertrauen für immer zerstören, und ich werde kein Wort mehr zu Ihnen sagen. Wenn Sie[[1]], wie Sie[[1]] schreiben, von Ihren Verirrungen zurückgekommen sind, würden Sie[[1]] da nicht lieber der Gegenstand der Freundschaft einer ehrlichen Frau sein als der Reue einer schuldigen? Leben Sie[[1]] wohl. Nachdem ich so gesprochen habe, kann ich, das fühlen Sie[[1]] wohl, nichts mehr sagen, bevor Sie[[1]] mir nicht geantwortet haben. &&ar Schloß ..., den 9. September 17.. von T. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="69._Brief" &&fa Neunundsechzigster Brief Der Vicomte von Valmont an Frau von Tourvel. &&fe &&ax &&lg=x Wie soll ich Ihnen auf Ihren letzten Brief antworten, gnädige Frau? Wie kann ich wahr sein, wenn meine[[Besitz]] Aufrichtigkeit mich Sie[[1]] verlieren macht? Wenn auch: – es muß sein, und ich habe den Mut dazu. Ich sage mir, und ich wiederhole es mir: – besser ist es, Sie[[1]] zu verdienen als Sie[[1]] zu besitzen. Und wenn Sie[[1]] mir auch immer das Glück versagen, nach dem ich ewig verlangen werde, so muß ich Ihnen wenigstens beweisen, daß mein Herz dieses Glückes mindest würdig ist. Wie schade, daß ich, wie Sie[[1]] sagen, »von meinen[[Besitz]] Verirrungen zurückgekommen bin«. Mit welch seliger Freude hätte ich sonst und nicht »zurückgekommen« diesen selben Brief gelesen, dessen Beantwortung mir heute so schwer wird! Sie[[1]] sprechen mit »Aufrichtigkeit« darin, Sie[[1]] schenken mir Ihr »Vertrauen«, Sie[[1]] bieten mir Ihre Freundschaft an – was Gutes alles, gnädige Frau, und wie traurig, davon nicht profitieren zu können! Warum bin ich nicht mehr derselbe? Ja, wenn ich der von früher noch wäre, wenn ich für Sie[[1]] nur diese gewöhnliche Lust empfände, diese leichte Lust, das Kind der Verführung und des Vergnügens, das man heute überall Liebe nennt, ja, dann würde ich mich beeilen, aus all dem meinen[[Besitz]] Vorteil zu ziehen, zu gewinnen, was ich gewinnen kann. Wenig wählerisch in den Mitteln, wenn sie mir nur den Erfolg sichern, würde ich Ihre Aufrichtigkeit ermutigen, um Ihre Bedürfnisse zu erraten, würde ich Ihr Vertrauen suchen, um es zu verraten, würde ich Ihre Freundschaft annehmen mit der Absicht, sie zu meinem Zweck zu mißbrauchen ... Dies Bild erschreckt Sie[[1]], gnädige Frau? Und es wäre doch getreu nach meiner Natur gezeichnet, wenn ich Ihnen sagte, daß ich darauf einginge, nur um nichts sonst als Ihr Freund zu sein. Ich? Ich sollte darauf eingehen, mit irgendeinem ein Gefühl Ihrer Seele zu teilen? Wenn ich Ihnen das jemals sage, so glauben Sie[[1]] es nicht; denn in dem Augenblick versuche ich Sie[[1]] zu, täuschen – ich könnte Sie[[1]] noch begehren, aber sicherlich würde ich Sie[[1]] nicht mehr lieben. Nicht daß herzliche Aufrichtigkeit, gütiges Vertrauen, empfindende Freundschaft für mich ohne Wert wären. Aber die Liebe! Die wirkliche Liebe, die Liebe, die Sie[[1]] einflößen, vereinigt all diese Empfindungen, doch gibt sie ihnen die Lebendigkeit des Lebens und kann sie sich nicht wie die Freundschaft dieser Ruhe, dieser Kühle der Seele hingeben, die Vergleiche erlaubt und selbst Bevorzugungen duldet. Nein, gnädige Frau, ich werde nicht Ihr Freund sein, ich werde Sie[[1]] mit der heftigsten Liebe lieben. Diese Liebe können Sie[[1]] zur Verzweiflung treiben, aber nicht vernichten. Mit welchem Recht beanspruchen Sie[[1]], über ein Herz zu verfügen, dessen Hingabe zu verschmähen? Mit welchem Raffinement der Grausamkeit mißwünschen Sie[[1]] mir selbst das Glück, Sie[[1]] zu lieben? Das gehört mir und geht Sie[[1]] nichts an; ich werde es zu verteidigen wissen. Und ist es die Quelle meiner Leiden, so ist es auch deren Heilung. Nein und wieder nein. Bleiben Sie[[1]] in Ihrer Grausamkeit, aber lassen Sie[[1]] mir meine[[Besitz]] Liebe. Es gefällt Ihnen, mich unglücklich zu machen – gut, es sei; versuchen Sie[[1]] es, meinen[[Besitz]] Mut müde zu machen, ich werde Sie[[1]] zu zwingen wissen, über mein Los zu entscheiden – vielleicht noch ein paar Tage und Sie[[1]] werden gerecht gegen mich sein. Nicht daß ich hoffe, Sie[[1]] je empfänglicher zu machen, aber ohne Überredung werden Sie[[1]] überzeugt sein – Sie[[1]] werden sich sagen: ich habe ihn falsch beurteilt. Sagen wir es besser: Sie[[1]] tun sich selbst Unrecht. Sie[[1]] zu kennen, ohne Sie[[1]] zu lieben, Sie[[1]] zu lieben, ohne treu zu sein, das sind zwei gleich unmögliche Dinge; und trotz der Bescheidenheit, die Sie[[1]] ziert, sollte es Ihnen leichter sein, sich über die Gefühle, die Sie[[1]] einflößen, zu beklagen, als darüber zu erstaunen. Mein einziges Verdienst ist, Ihren Wert erkannt zu haben, und das will ich nicht verlieren. Weit davon was Sie[[1]] mir anbieten anzunehmen, schwöre ich zu Ihren Füßen aufs neue, Sie[[1]] ewig zu lieben. V[[Steno]] &&ar Paris, den 10. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="70._Brief" &&fa Sie[[1]]bzigster Brief Cécile Volanges an den Chevalier Danceny. (Mit Bleistift geschriebenes und von Danceny abgeschriebenes Billett.) &&fe &&ax &&lg=x Sie[[1]] fragen, was ich tue – ich liebe Sie[[1]] und weine. Meine[[Besitz]] Mutter spricht nicht mehr mit mir; sie hat mir Papier, Feder und Tinte weggenommen; ich schreibe mit einem Bleistift, der mir zum Glück geblieben ist, und auf einem Stück Ihres Briefes. Ich muß wohl alles billigen, was Sie[[1]] getan haben, ich liebe Sie[[1]] zu sehr, um nicht alle Mittel zu ergreifen, von Ihnen zu hören und Ihnen von mir Nachricht zu geben. Ich mag Herrn von Valmont nicht und glaubte auch nicht, daß er so sehr Ihr Freund ist; aber ich will mich bemühen, mich an ihn zu gewöhnen, und werde ihn Ihretwegen gern mögen. Ich weiß noch immer nicht, wer uns verraten hat, es kann nur meine[[Besitz]] Kammerjungfer sein oder mein Beichtvater. Ich bin schrecklich unglücklich. Wir reisen morgen aufs Land, aber ich weiß nicht auf wie lange. Mein Gott, Sie[[1]] nicht mehr sehen dürfen! Ich habe keinen Platz zum Schreiben mehr. Leben Sie[[1]] wohl! Können Sie[[1]] lesen, was ich geschrieben habe? Diese mit Bleistift geschriebenen Worte werden vielleicht vergehen, nie aber die Gefühle, die in meinem Herzen stehen. &&ar Paris, den 10. September 17.. C &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="71._Brief" &&fa Einundsiebzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen, meine[[Besitz]] liebe Freundin. Ich soupierte gestern, wie Sie[[1]] wissen, bei der Marschallin von B{{**}}. Man sprach da von Ihnen, ich sagte nicht alles Gute, das ich darüber denke, aber alles, was ich nicht darüber denke. Alle Welt schien meiner Meinung zu sein, und die Konversation zog sich so hin, wie immer, wenn man nur Gutes von jemandem spricht, – bis ein Gegner auftrat, nämlich Prévan {{[Pré¬van]}}. Gott bewahre mich, fing er an, an der Klugheit der Frau von Merteuil etwa zu zweifeln! Aber ich möchte glauben, daß sie diese Klugheit mehr ihrem leichten Sinn verdankt als ihren Grundsätzen. Es ist vielleicht schwerer, ihr zu folgen, als ihr zu gefallen, und wenn man einer Frau nachfolgt, trifft man gewöhnlich auch andere auf diesem Wege, und da alles in allem diese andern ebenso viel wert sein können oder auch mehr als die Dame selbst, so bekommen die einen einen andern Geschmack, die andern bleiben stehen aus Müdigkeit: sie ist vielleicht die Pariserin, die sich am wenigsten zu verteidigen hat. Was mich betrifft (das Lächeln einiger Damen ermutigte den Redner), so glaube ich an die Tugend von Frau von Merteuil erst, wenn ich für sie sechs Pferde zuschanden geritten habe. Dieser schlechte Scherz hatte Erfolg wie alle witzigen Verleumdungen. Man lachte und sprach von was anderem. Aber die beiden Komtessen von B{{**}}, bei denen der witzige Prévan saß, fingen mit ihm eine Privatunterhaltung über das Thema an, die ich glücklicherweise hörte. Dieser Prévan, den Sie[[1]] nicht kennen, ist sehr liebenswürdig und höchst chick. Wenn Sie[[1]] mich manchmal das Gegenteil davon sagen hörten, so war das nur, weil ich ihn nicht leiden mag, weil ich gerne seinen Erfolgen entgegenarbeite, und weil ich ganz genau weiß, von welcher Bedeutung mein Urteil bei ungefähr dreißig Damen ist, die momentan in der Mode sind. Ich habe es ihm tatsächlich durch dieses Mittel lange unmöglich gemacht, in der Gesellschaft – was wir unsere Gesellschaft nennen – aufzukommen; er verrichtete einfach Wunderdinge, gewann aber nicht den geringsten Ruf davon. Nun zog er mit dem Eklat seines dreifachen Abenteuers die Augen auf sich, und das gab ihm erst das Selbstbewußtsein, das ihm bis jetzt fehlte, und das ihn nun gefährlich macht. Er ist heute vielleicht der einzige Mann, den ich auf meinem Weg zu begegnen fürchte. Abgesehen von dem Interesse, das Sie[[1]] selbst dabei haben, würden Sie[[1]] mir einen wirklichen Dienst erweisen, wenn Sie[[1]] den Menschen so nebenbei etwas lächerlich machen könnten. Bei Ihnen lasse ich ihn in guten Händen – hoffentlich ist er, wenn ich wieder zurück bin, ein toter Mann. Als Gegenleistung verspreche ich Ihnen, bei Ihrer Schülerin mein Bestes zu tun und mich um sie ebensosehr zu kümmern wie um meine[[Besitz]] schöne keusche Dame, die mir einen Vorschlag zur Kapitulation geschickt hat. In dem ganzen Briefe verlangt sie betrogen zu werden – kein bequemeres und verbrauchteres Mittel als das. Sie[[1]] will, ich soll »ihr Freund sein!« Aber ich liebe die neuen und schwierigen Methoden und will die Gute nicht so billig haben. Ich habe mir doch wahrhaftig nicht so viel Mühe gemacht, um mit einer gewöhnlichen Verführung zu schließen. Ich will vielmehr, daß sie den Wert und die Tragweite jedes Opfers, das sie mir bringt, fühlt und ordentlich fühlt. Ich will sie nicht so schnell mit mir nehmen, daß die Reue ihr nicht nachfolgen kann. Ich will ihre Tugend in einer langen Agonie sterben lassen, und ihren Blick immer auf dieses trostlose Schauspiel fixiert halten. Und will ihr das Glück, mich in ihren Armen zu halten, nur dann gewähren, wenn ich sie so weit habe, daß sie ihr Verlangen danach nicht mehr verbirgt. Da wäre ich bei Gott wenig wert, wenn ich nicht die Mühe wert bin, begehrt zu werden! Kann ich mich weniger an einer stolzen Frau rächen, die sicher rot wird, wenn sie ein Liebesgeständnis macht? Ich habe also diese kostbare Freundschaft abgelehnt und hielt mich an Titel und Würde[[würdig]] des Liebhabers. Da ich mir aber nicht verschweige, daß dieser Titel, der erst nichts mehr als ein Spiel mit Worten scheint, doch von sehr realer Wichtigkeit ist, so habe ich in meiner Antwort viel Sorgfalt darauf verwendet, so sinnlos und willkürlich als möglich zu reden, denn das allein macht den Eindruck des tief Gefühlten. Also: mein Brief ist voller Unsinn, Satz für Satz, – denn ohne Unsinn keine Zärtlichkeit. Ich glaube, das ist der Grund, weshalb die Frauen uns so überlegen sind in ihren Liebesbriefen. Ich schloß meinen[[Besitz]] Liebesbrief mit einem Schmeichelwort. Auch das ist eine meiner tiefen Beobachtungen: Wenn man das Herz einer Frau einige Zeit hindurch aufgeregt hat, ist es ruhebedürftig; und ich habe beobachtet, daß eine Schmeichelei das weichste Ruhekissen ist, das man den erregten Frauenherzen bieten kann. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin. Ich reise morgen ab. Wenn Sie[[1]] an die Gräfin {{**}} etwas auszurichten haben, so will ich mich wenigstens über Mittag bei ihr aufhalten. Es tut mir leid abzureisen, ohne Sie[[1]] zu sehen. Lassen Sie[[1]] mir Ihre Instruktionen zukommen, und helfen Sie[[1]] mir im entscheidenden Augenblick mit Ihrem weisen Rat. Und dies noch: hüten Sie[[1]] sich vor Prévan. Adieu! V[[Steno]] &&ar den 11. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="72._Brief" &&fa Zweiundsiebzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Mein Windbeutel von Jäger hat mein Portefeuille in Paris gelassen! Die Briefe der Tourvel, die von Danceny für die kleine Volanges, alles ist da geblieben, und ich brauche es hier. Er reist zurück, um seine Dummheit wieder gut zu machen, und während er sattelt, will ich Ihnen die Geschichte der vergangenen Nacht erzählen – Sie[[1]] können mir glauben, daß ich meine[[Besitz]] Zeit nicht verliere. Das Abenteuer an sich bedeutet ja nicht viel – es ist nur so was wieder Aufgewärmtes mit der Vicomtesse von M{{**}}. Aber es interessierte mich in den Details. Es freut mich übrigens, Ihnen zeigen zu können, daß, wenn ich auch das Talent habe, Frauen zu Fall zu bringen, ich nicht minder das andere besitze – wenn ich will –, nämlich: Frauen zu retten. Ich wähle immer den schwierigsten oder den amüsantesten Teil an einer Sache, und ich werfe mir durchaus keine gute Tat vor, vorausgesetzt, daß sie mich etwas gelehrt oder mich amüsiert hat. Ich traf also die Vicomtesse, und da sie so schön bat und darauf bestand, daß ich die Nacht im Schlosse verbringe, willigte ich ein – »unter der Bedingung,« sagte ich, »daß ich die Nacht mit Ihnen verbringen darf.« »Das ist unmöglich – Vressac {{[Vres¬sac]}} ist hier.« Bis da hatte ich nichts weiter als eine Liebenswürdigkeit sagen wollen, aber dieses Wort »unmöglich« brachte mich wie immer in Rage. Ich sah eine Erniedrigung darin, Vressac geopfert zu werden, und es war mir klar, daß ich das nicht dulden konnte. Also bestand ich darauf. Die Umstände waren mir nicht günstig. Dieser Vressac beging die Unvorsichtigkeit, dem Vicomte Verdacht zu geben: die Vicomtesse konnte ihn nicht einmal mehr bei sich empfangen. Diese Reise zur Gräfin, die zwischen den beiden beschlossen wurde, hatte den Zweck, es vielleicht zu einigen gemeinsamen Nächten zu bringen. Der Vicomte machte anfangs kein angenehmes Gesicht, als er Vressac im Schloß sah und ging nicht auf die Jagd, trotzdem er darin leidenschaftlicher ist als in der Eifersucht. Sie[[1]] kennen ja die Gräfin! Die logiert also die Vicomtesse in den großen Korridor, den Gemahl rechts neben ihr Schlafzimmer, den Liebhaber links davon und ließ die zwei sich arrangieren wie sie wollten. Das schlimme Geschick der beiden aber wollte, daß ich gerade gegenüber einquartiert wurde. Denselben Tag, das heißt also gestern, ging Vressac, der, wie Sie[[1]] sich denken können, so liebenswürdig als wie gegen den Vicomte war, mit ihm auf die Jagd – an der er gar keinen Geschmack findet – und dachte sich zur Nacht in den Armen seiner Frau für die Langeweile zu entschädigen, die ihm der Mann tagsüber bereitete. Ich aber dachte, der gute Vressac würde doch sicher der Ruhe bedürftig sein und sann darüber, womit ich seine Geliebte bestimmen könnte, ihn die verdiente Ruhe genießen zu lassen. Es gelang: ich setzte durch, daß sie mit Vressac Streit über diese Jagdpartie anfangen würde, die er zweifellos nur ihretwegen mitgemacht hatte. Man konnte keinen schlechtern Vorwand finden als den; aber keine Frau übt dieses allen Frauen gemeinsame Talent besser als die Vicomtesse, die Laune an Stelle der Vernunft zu setzen und nie so schwierig zu beruhigen zu sein, als wenn sie im Unrecht sind. Der Moment war übrigens nicht bequem zu Erklärungen, und da ich nur eine Nacht wollte, ging ich darauf ein, daß sie sich den nächsten Tag wieder aussöhnten. Vressac kriegt also bei seiner Heimkehr alles zu hören, nur nichts Gutes. Er will wissen weshalb, aber es wird nur gestritten. Er versucht sich zu rechtfertigen, und der Gatte, der hinzukommt, dient als Vorwand, die Konversation abzubrechen. Schließlich versucht er noch einen Moment zu erwischen, wo der Mann gerade abwesend ist, und fragt um seine Nacht – und da war die Vicomtesse wirklich sublim. Voller Entrüstung über die Kühnheit der Männer, die, weil sie die Güte einer Frau genossen haben, das Recht zu haben glauben, sie auch noch zu mißbrauchen und selbst dann, wenn die Frau sich über sie zu beklagen hat. Und dann sprang sie höchst geschickt vom Thema ab, sprach wunderbar über Delikatesse und Gemüt, und Vressac machte ein dummes Gesicht, sprachlos. Ich war selber nahe daran zu glauben, daß sie Recht hatte – denn als Freund beider war ich der dritte in dieser hübschen Unterhaltung. Zum Schluß erklärte sie auf das bestimmteste, daß sie zu der Müdigkeit von der Jagd nicht auch noch die von der Liebe fügen wollte und daß sie sich Vorwürfe darüber machen müßte, einen so wohlverdienten Schlaf zu stören. Der verzweifelte Vressac, der gar nicht zum Wort kam, wandte sich schließlich an mich, setzte mir des langen und breiten seine Gründe, warum er auf die Jagd gegangen war, auseinander, die ich so gut wußte wie er, und bat mich, ich sollte mit der Vicomtesse reden – was ich auch versprach. Ich redete auch wirklich mit ihr, aber von was anderem. Ich dankte ihr und wir besprachen unser Rendezvous. Sie[[1]] teilte mir mit, daß sie ihr Zimmer zwischen ihrem Mann und ihrem Geliebten und es klüger gefunden habe, zu Vressac zu gehen, als ihn in ihr Zimmer zu nehmen; und da ich {{vis-à-vis}} wohnte, hielte sie es auch für sicherer, zu mir zukommen; und daß sie käme, sobald ihre Kammerjungfer sie allein gelassen haben würde; und daß ich nur meine[[Besitz]] Türe angelehnt haben sollte und sie erwarten. Alles ging wie es abgemacht war – sie kam gegen ein Uhr früh zu mir, »... nur ganz so schlicht bedeckt, Wie eine Schöne, jäh dem Schlaf entweckt«, wie es im »{{Bri¬tan¬ni¬cus}}« heißt. Da ich nicht eitel bin, halte ich mich nicht bei den Details der Nacht auf – Sie[[1]] kennen mich und ich war zufrieden mit mir. Gegen Morgen mußte man sich trennen. Und hier beginnt das Interessante. Die leichtsinnige Person glaubte ihre Türe offen gelassen zu haben, wir fanden sie verschlossen, und der Schlüssel stak inwendig: Sie[[1]] können sich die Verzweiflung nicht vorstellen, mit der mir die Vicomtesse sagte: »Ich bin verloren.« Man muß zugeben, daß es scherzhaft gewesen wäre, sie in dieser Situation zu lassen; aber konnte ich dulden, daß eine Frau für mich verloren würde, ohne es durch mich zu sein? Und sollte ich mich wie die durchschnittlichen Männer von den Umständen beherrschen lassen? Ich mußte ein Mittel finden. Was hätten Sie[[1]] getan, meine[[Besitz]] schöne Freundin? Ich tat dies, und es gelang. Ich sah, daß die Türe sich eindrücken ließ und mit viel Spektakel. Ich brachte nicht ohne Mühe die Vicomtesse so weit, daß sie schrecklich viel und laut Dieb, Mörder usw. schreien sollte, und machten aus, daß ich beim ersten Schrei die Türe eindrückte, und sie in ihr Bett springt. Sie[[1]] glauben nicht, wie viel Zeit es bedurfte, sie zum ersten »Mörder« zu bringen, nachdem sie schon in alles eingewilligt hatte. Endlich! Und beim ersten Schrei gab die Türe nach. Die Vicomtesse hatte wahrhaftig keine Zeit zu verlieren; denn im Augenblick waren der Vicomte und Vressac im Korridor; und die Kammerjungfer kam auch noch ins Zimmer ihrer Herrin gelaufen. Ich allein behielt kaltes Blut, blies rasch ein Nachtlicht aus, das noch brannte und warf es zu Boden; denn Sie[[1]] können sich denken, wie lächerlich es ist, einen furchtbaren Schrecken zu markieren, wenn man Licht im Zimmer hat. Dann zankte ich mit dem Manne und dem Liebhaber über ihren lethargischen Schlaf, indem ich ihnen versicherte, daß das Geschrei, auf welches ich herbeigesprungen wäre, und meine[[Besitz]] Bemühungen, die Türe einzudrücken, mindestens fünf Minuten gedauert hätten. Die Vicomtesse, die im Bett ihren Mut wiedergefunden hatte, sekundierte ganz gut und schwur einen Gott um den andern, daß ein Dieb in ihrem Zimmer gewesen wäre. Ehrlicher versicherte sie, daß sie in ihrem Leben noch keinen solchen Schrecken ausgestanden hätte. Wir suchten überall und fanden nichts, als ich auf das umgeworfene Nachtlicht zeigte und daraus schloß, daß vielleicht eine Maus den Schaden und die Angst angerichtet hätte, – auf welche Erklärung sich alle einigten. Man machte noch ein paar alte Witze über Mäuse und dann war der Vicomte der erste, der sein Zimmer und sein Bett wieder aufsuchte; seine Frau bat er noch, in Zukunft etwas ruhigere Mäuse zu haben. Vressac war nun allein mit uns und ging zur Vicomtesse ans Bett, um ihr zärtlich zu versichern, daß es eine Rache der Liebe gewesen wäre, worauf sie erwiderte, – und mich dabei ansah: »Die Liebe war allerdings in großer Wut; denn sie hat sich mächtig gerächt; jetzt aber bin ich todmüde und möchte schlafen.« Ich fühlte einen gütigen Moment: so sprach ich für Vressac, bevor wir uns trennten und machte Aussöhnung. Das Liebespaar umarmte einander und mich küßten sie. Aus den Küssen der Vicomtesse machte ich mir nichts mehr, aber ich muß gestehen, die Vressacs machten mir Spaß. Wir gingen zusammen hinaus und nachdem er mich noch seiner ewigen Dankbarkeit eine Weile versichert hatte, ging jeder wieder in sein Bett. Wenn Sie[[1]] diese Geschichte amüsant finden, verlange ich nicht, daß Sie[[1]] sie geheimhalten. Jetzt, wo ich meinen[[Besitz]] Spaß daran gehabt habe, ist es nur gerecht, daß unser Publikum an die Reihe kommt – vorläufig für die Geschichte, vielleicht später auch für die Heldin. Adieu! Seit einer Stunde wartet mein Jäger. Ich nehme mir noch den Augenblick, Sie[[1]] zu umarmen und Ihnen nochmals zu empfehlen, sich vor Prévan zu hüten. &&ar Schloß ..., den 13. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="73._Brief" &&fa Dreiundsiebzigster Brief Der Chevalier Danceny an Cécile Volanges. (Dem folgenden Brief beigelegt.) &&fe &&ax &&lg=x Meine[[Besitz]] Cécile! Wie ich Valmont beneide! Morgen wird er Sie[[1]] sehen. Er wird Ihnen diesen Brief geben, und ich werde mich nach Ihnen sehnen in Klage und Jammer. Meine[[Besitz]] Liebe, meine[[Besitz]] zärtliche Liebe, bedauern Sie[[1]] mich in meinem Schmerz und besonders bedauern Sie[[1]] mich des Ihren wegen, den zu ertragen mich der Mut verläßt. Wie ist das schrecklich, schuld an Ihrem Unglück zu sein! Ohne mich wären Sie[[1]] glücklich und zufrieden. Werden Sie[[1]] mir verzeihen? Ach sagen Sie[[1]] es mir, daß Sie[[1]] mir verzeihen, und sagen Sie[[1]] mir, daß Sie[[1]] mich lieben, daß Sie[[1]] mich immer lieben werden. Ich muß es immer wieder hören. Nicht, daß ich daran zweifle; aber es ist so schön, es immer wieder zu hören, je sicherer man es weiß und fühlt. Sie[[1]] lieben mich, nicht wahr? Ja, ich weiß, Sie[[1]] lieben mich! Ich vergesse nie, daß es das letzte Wort war, das Sie[[1]] mir sagten – es ist in meinem Herzen aufgehoben und tief eingegraben! In jenem Augenblick des Glückes, – wie weit war ich davon, das schreckliche Schicksal zu ahnen, das uns erwartete. Aber wir müssen die Mittel finden, es wieder gut gegen uns zu machen. Wenn ich meinem Freunde glaube, liegt dies in dem Vertrauen, das er verdient und das Sie[[1]] ihm schenken müssen. Es tut mir leid, daß Sie[[1]] eine so schlechte Meinung von ihm haben – ich sehe darin den Einfluß Ihrer Mama, um derentwillen und ihr zu gefallen ich diesen wirklich liebenswürdigen Menschen einige Zeit vernachlässigte und der heute alles für mich tut, der daran arbeitet, uns zu vereinigen, wo Ihre Mama uns getrennt hat. Ich beschwöre Sie[[1]], meine[[Besitz]] liebe Cécile, seien Sie[[1]] ihm ein bißchen gnädiger. Bedenken Sie[[1]], daß er mein Freund ist, und daß er der Ihre sein will, daß er mir das Glück verschaffen kann, Sie[[1]] zu sehen! Wenn Sie[[1]] diese Gründe nicht bestimmen können, Cécile, so lieben Sie[[1]] mich nicht wie ich Sie[[1]] liebe, so lieben Sie[[1]] mich nicht mehr, wie Sie[[1]] mich geliebt haben. Aber ich weiß, das Herz meiner Cécile gehört mir und mir fürs Leben, und wenn ich auch die Schmerzen einer unglücklichen Liebe befürchten muß, so weiß ich doch, daß es nie die Schmerzen einer verratenen Liebe sein werden. Leben Sie[[1]] wohl, meine[[Besitz]] Innigstgeliebte! Vergessen Sie[[1]] nicht, daß ich leide und daß es nur an Ihnen liegt, mich glücklich zu machen. Erhören Sie[[1]] den Wunsch meines Herzens und seien Sie[[1]] geküßt von Ihrem treuen D &&ar Paris, den 11. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="74._Brief" &&fa Vierundsiebzigster Brief Der Vicomte von Valmont an Cécile Volanges. (Mit dem vorhergehenden Brief.) &&fe &&ax &&lg=x Der Freund, der Ihnen dient, weiß, daß Sie[[1]] nicht haben, was Sie[[1]] zum Schreiben brauchen, und so hat er dafür gesorgt. Sie[[1]] finden im Vorzimmer Ihres Appartements unter dem großen Schrank zur linken Hand Papier, Feder und Tinte. Sie[[1]] können alles das an demselben Ort lassen, wenn Sie[[1]] keinen sicherern wissen. Ihr Freund bittet Sie[[1]], nicht beleidigt zu sein, wenn er Ihnen in Gesellschaft wenig Aufmerksamkeit schenkt und Sie[[1]] wie ein Kind behandelt. Dieses Benehmen scheint mir notwendig der Sicherheit wegen, die ich brauche, um ungenierter am Glücke meines Freundes und des Ihren arbeiten zu können. Ich will Gelegenheiten herbeiführen, Sie[[1]] zu sprechen, sobald ich Ihnen etwas zu sagen oder zu übergeben habe; wenn Sie[[1]] mir dabei helfen, wird es gelingen. Ich rate Ihnen noch, mir die Briefe, die Sie[[1]] bekommen, wieder zurückzugeben, um weniger zu riskieren. Wenn Sie[[1]] mir vertrauen, werde ich alles tun, die Strenge zu mildern, mit der eine allzu grausame Mutter meinen[[Besitz]] besten Freund und eine Dame verfolgt, der zu dienen mir eine ebenso ernste wie liebe Pflicht ist. V[[Steno]] &&ar Auf Schloß ..., am 24. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="75._Brief" &&fa Fünfundsiebzigster Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Seit wann sind Sie[[1]] so ängstlich, mein Freund? Ist dieser Prévan wirklich so schrecklich? Aber da sehen Sie[[1]], wie einfach und bescheiden ich bin! Ich bin ihm oft genug begegnet, diesem wunderbaren Sie[[1]]ger und habe ihn kaum beachtet. Erst Ihr Brief machte mich auf ihn aufmerksam, und so machte ich es gestern wieder gut. Er war in der Oper, saß mir fast gegenüber und da konnte ich mich mit ihm beschäftigen. Hübsch ist er, sogar sehr hübsch. Ein sehr delikates Gesicht, das in der Nähe noch gewinnen muß. Und Sie[[1]] sagen, daß er mich will? Sicher wird er mir die Ehre und das Vergnügen machen. Im Ernst – ich habe wirklich Lust auf ihn und ich habe, wie ich gestehe, den ersten Schritt dazu getan. Ob es gelingen wird, das weiß ich noch nicht. Es ging so: Beim Opernausgang war er zwei Schritte von mir, und ich machte ganz laut ein Rendezvous aus mit der Marquise {{**}} für Freitag abend bei der Marschallin. Ich glaube, das ist das einzige Haus, wo ich ihn treffen kann. Ich zweifle nicht daran, daß er mich gehört hat. Wenn der unverschämte Mensch nicht hinkommt ... Aber, was meinen[[Meinung]] Sie[[1]], glauben Sie[[1]], daß er kommt? Wenn er nicht kommt, bin ich den ganzen Abend hindurch schlecht aufgelegt. Sie[[1]] sehen, er wird bei mir nicht viel Schwierigkeiten finden, in meiner Bahn zu wandeln, und wird noch weniger Schwierigkeit finden, mir zu gefallen. Er will, wie er sagte, sechs Pferde zugrunde richten, um mir den Hof zu machen –ich werde diesen Pferden das Leben retten. Ich hätte auch nicht die Geduld, so lange zu warten. Sie[[1]] wissen, daß es nicht zu meinen[[Besitz]] Grundsätzen gehört, jemanden lange schmachten zu lassen, wenn ich einmal entschlossen bin, und ich bin es in diesem Falle. Sie[[1]] müssen zugeben, daß es ein Vergnügen ist, mir Vernunft zu predigen. Hat Ihre wichtige Warnung nicht einen großen Erfolg gehabt? Aber was wollen Sie[[1]]? Ich vegetiere schon so lange! Seit mehr als sechs Wochen habe ich mir nichts mehr erlaubt. Und nun, wo sich etwas bietet, soll ich es mir versagen? Und ist der Gegenstand nicht die Mühe wert? Gibt es einen angenehmeren, wie Sie[[1]] das Wort auch immer nehmen wollen? Sie[[1]] selbst müssen ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen, denn Sie[[1]] tun noch mehr als seinen Ruhm singen, und das, weil Sie[[1]] eifersüchtig darauf sind. Und so will ich mich als Richter zwischen Sie[[1]] beide stellen. Aber vorher muß man sich doch informieren, nicht wahr, und das will ich tun. Ich werde ein höchst unparteiischer Richter sein, und werde Sie[[1]] beide mit gleichem Maß messen. Was Sie[[1]] betrifft, so habe ich Ihre Denkschrift schon und bin über Ihre Sachlage unterrichtet. Da ist es doch nur gerecht, wenn ich mich nun mit Ihrem Gegner beschäftige. Unterstellen Sie[[1]] sich also meinem Richtspruch und sagen Sie[[1]] mir bitte vor allem, was es mit diesem dreifachen Abenteuer, dessen Held er ist, für eine Bewandtnis hat. Sie[[1]] sprechen in Ihrem Brief davon, als ob ich nichts anderes wüßte als das, und ich weiß kein Wort davon. Die Geschichte passierte wohl während meiner Genfer Reise und Ihre Eifersucht ließ Sie[[1]] mir nichts darüber schreiben. Machen Sie[[1]] das so schnell wie möglich wieder gut. Bedenken Sie[[1]], daß ich alles wissen muß, was ihn angeht. Ich erinnere mich dunkel, daß man noch von der Geschichte sprach, als ich zurückkam: aber ich war mit anderen Dingen beschäftigt und höre selten auf Dinge, die nicht von heute oder gestern sind. Wenn Sie[[1]] das, was ich von Ihnen verlange, auch etwas verdrießt, so ist das doch ein geringer Preis für all die Mühe, die ich mir Ihretwegen gemacht habe, nicht? Ich habe Sie[[1]] doch wieder näher zu Ihrer Präsidentin gebracht, nachdem Ihre Dummheit Sie[[1]] von ihr getrennt hatte. Und war nicht ich es, die in Ihre Hände die Möglichkeit legte, sich an Frau von Volanges zu rächen? Sie[[1]] haben sich so oft beklagt, daß Sie[[1]] so viel Zeit damit verlieren, sich Abenteuer aufzustöbern – nun haben Sie[[1]] sie unter den Händen! Liebe, – Haß, – Sie[[1]] brauchen nur zu wählen, beides schläft unter demselben Dach, und Sie[[1]] können Ihr Wesen verdoppeln: mit einer Hand streicheln, mit der andern schlagen. Mir verdanken Sie[[1]] auch das Abenteuer mit der Vicomtesse, mit dem ich sehr zufrieden bin. Sie[[1]] haben ganz recht, man muß es weiter erzählen: denn wenn die Gelegenheit Sie[[1]] auch begreiflicherweise veranlaßte, diskret zu sein und den Skandal zu vermeiden, so muß man doch zugeben, daß diese Frau kaum Diskretion verdient. Außerdem habe ich etwas gegen sie. Der Chevalier von Belleroche findet sie hübscher als mir lieb ist, und auch aus andern Gründen wäre es mir ganz angenehm, einen Grund zu haben, mit ihr zu brechen, und den hab ich jetzt – man kennt diese Dame nicht mehr. Adieu, Vicomte. Bedenken Sie[[1]], daß Ihre Zeit kostbar ist; ich will die meine[[Besitz]] damit verbringen, mich mit dem Glück Prévans zu beschäftigen. &&ar Paris, den 15. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="76._Brief" &&fa Sechsundsiebzigster Brief Cécile Volanges an Sophie Carnay. &&fe &&ax &&lg=x (N B: In diesem Briefe gibt Cécile Volanges genaue Details von all dem, was aus dem 60. Brief und den darauf folgenden bereits bekannt ist – weshalb dieser Teil unterdrückt wurde. Zum Schlusse spricht sie über den Vicomte von Valmont, was hier folgt.) ... Ich versichere Dir, er ist ein ganz außergewöhnlicher Mensch. Mama hat sehr viel Schlechtes von ihm gesagt, aber der Chevalier Danceny spricht sehr viel Gutes von ihm, und ich glaube, er hat recht. Ich habe nie einen gewandteren Mann gesehen. Als er mir Dancenys Brief gab, war es mitten in einer Gesellschaft und niemand hat etwas davon bemerkt; ich habe solche Angst gehabt, denn ich war auf nichts vorbereitet; aber jetzt werde ich immer aufpassen. Ich habe schon ganz gut begriffen, wie ich es machen muß, um ihm meine[[Besitz]] Antwort zu geben. Man kann sich sehr leicht mit ihm verständigen, denn er sagt mit den Augen alles, was er will. Ich weiß nicht, wie er das macht: er schreibt mir in dem Brief, von dem ich Dir erzählte, daß er vor Mama so tun wolle, als kümmere er sich gar nicht um mich, und man glaubt wirklich immer, daß er nicht daran denkt – und doch, so oft ich seinen Blick suche, bin ich sicher, daß er mich gleich sieht. Es ist hier eine gute Freundin von Mama, die ich noch nicht kannte und die auch Herrn von Valmont nicht zu leiden scheint, obschon er sehr aufmerksam zu ihr ist. Ich fürchte, er wird sich bald bei dem Leben langweilen, das man hier führt, und daß er wieder nach Paris geht; und das wäre sehr unangenehm. Er muß doch ein gutes Herz haben, daß er hierher kam, um seinem Freunde und mir zu helfen. Ich möchte ihm so gern meine[[Besitz]] Dankbarkeit dafür beweisen, weiß aber nicht, wie es anfangen, um mit ihm zu sprechen; und wenn sich auch die Gelegenheit dazu finden möchte, würde ich mich so schämen, daß ich nicht wüßte was sagen. Nur mit Frau von Merteuil kann ich offen von meiner Liebe reden. Vielleicht würde ich mich auch vor Dir, der ich alles sage, genieren, wenn ich mich mit Dir mündlich davon unterhielte. Selbst mit Danceny fühlte ich oft, wie mich ganz gegen meinen[[Besitz]] Willen eine unbestimmte Furcht zurückhielt, ihm alles zu sagen, was ich dachte. Ich werfe mir das jetzt vor, und ich würde alles in der Welt darum geben, wenn ich es ihm sagen, nur ein einziges Mal sagen könnte, wie sehr ich ihn liebe. Herr von Valmont hat mir versprochen, wenn ich mich nur von ihm leiten ließe, würde er uns sicher Gelegenheit verschaffen, uns wiederzusehen. Ich will alles tun was er verlangt, aber ich kann mir nicht denken, daß es möglich sein sollte. Adieu, meine[[Besitz]] liebe Freundin, ich habe keinen Platz mehr zum Schreiben. Deine Cécile. &&ar Auf Schloß ..., den 14. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="77._Brief" &&fa Sie[[1]]benundsiebzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Entweder ist Ihr Brief eine Persiflage[[2]], die ich nicht verstehe, oder Sie[[1]] hatten, während Sie[[1]] schrieben, ein sehr gefährliches Fieber. Kennte ich Sie[[1]] weniger gut, meine[[Besitz]] schöne Freundin, so wäre ich wirklich erschreckt, und was Sie[[1]] auch sagen mögen, Sie[[1]] wissen, daß ich nicht leicht erschrecke. Ich mag Ihren Brief wieder und wieder lesen, ich versteh ihn nicht; denn ihn so zu nehmen, wie er da steht, ist unmöglich. Was wollten Sie[[1]] denn sagen? Nur das, daß es nicht nötig sei, sich so sehr vor einem so wenig gefährlichen Feind zu hüten? In diesem Falle könnten Sie[[1]] vielleicht doch Unrecht haben. Prévan ist ja wirklich sehr liebenswürdig, und er ist es mehr als Sie[[1]] glauben. Er besitzt das Talent, viele mit seinen Liebesangelegenheiten zu beschäftigen, da er sehr geschickt in Gesellschaft darüber zu sprechen versteht, und das vor aller Welt – das erste beste Gespräch dient ihm dazu. Es gibt wenig Frauen, die sich vor der Falle hüten: sie gehen auf das Gespräch ein, weil alle an ihre große Schlauheit glauben und keine die Gelegenheit versäumen will, sie zu zeigen. Nun wissen Sie[[1]] ganz gut, daß eine Frau, die darauf eingeht, von der Liebe zu reden, damit endet, zu lieben oder wenigstens so zu tun. Er gewinnt von der Methode, die er sehr ausgebildet hat, daß er oft die Frauen selbst als Zeugen ihrer Niederlagen anruft; und das sage ich, weil ich es selbst gesehen habe. Ich weiß von all dem nur durch Hören aus zweiter Hand, denn ich war nie mit Prévan liiert. Einmal waren wir zu sechs: und die Komtesse P{{**}}, die sich für sehr schlau und raffiniert hält und auch ganz geschickt über Dinge, zu denen kein Wissen gehört, sprechen kann, erzählte uns mit allen Details, wie sie sich Prévan hingegeben habe und was alles zwischen ihnen passiert sei. Sie[[1]] erzählte ihre Geschichte mit einer solchen Sicherheit, daß sie nicht einmal unser lautes Auflachen irritieren konnte. Ich werde nie vergessen, wie einer von uns, der, um das Lachen zu entschuldigen, so tat, als zweifelte er an der Wahrheit ihrer Geschichte oder wenigstens an der Art, wie sie sie erzählte, – wie sie dem ganz ernst erwiderte, daß sie es wohl besser wissen müsse als irgendeiner von uns und wandte sich sogar an Prévan, ob auch nur ein Wort ihrer Geschichte falsch sei. So konnte ich diesen Mann wohl für gefährlich halten – genügte es bei Ihnen, Marquise, nicht, daß er hübsch, ja sehr hübsch ist, wie Sie[[1]] selbst sagen? Oder daß er auf Sie[[1]] eine seiner Attacken machte, die es Ihnen manchmal zu belohnen gefällt, aus keinem andern Grund als weil Sie[[1]] den Angriff hübsch ausgeführt finden? Oder weil es Ihnen aus irgendeinem Grunde Spaß machte, sich ihm hinzugeben? Aber was weiß ich! Wer kann die tausend Launen erraten, die den Kopf einer Frau regieren und durch die allein Sie[[1]] noch zu Ihrem Geschlechte gehören? Jetzt, wo Sie[[1]] vor der Gefahr gewarnt sind, zweifle ich nicht daran, daß Sie[[1]] sich ihr leicht entziehen werden; aber warnen mußte ich Sie[[1]] doch. Ich frage also wieder: Was wollten Sie[[1]] in Ihrem Brief sagen? Wenn Sie[[1]] sich nur über Prévan lustig machen wollten und mit so vielen Worten – was soll das für mich? Vor[[Präpos]] der Welt müssen Sie[[1]] ihn lächerlich machen – worum ich Sie[[1]] nochmals bitte. Ach, nun glaube ich zu verstehen! Ihre Absicht ist, Prévan an Ihre Liebe glauben zu machen und ihn in dem Augenblick zu stürzen, da er meint, auf den Gipfel seines Glücks zu kommen – ja, der Plan ist gut. Aber er verlangt große Vorsicht. Sie[[1]] wissen so gut wie ich, daß es für die öffentliche Meinung ganz dasselbe ist, ob man einen Mann wirklich hat oder nur sein Kurmachen hinnimmt, vorausgesetzt, dieser Mann ist kein Esel, und das ist Prévan nicht, aber schon gar nicht. Wenn er auch nur den Schein gewinnen kann, so ist das für ihn schon alles, für ihn und für die Welt, denn er versteht es, sehr geschickt zu sprechen. Die Dummen glauben daran, die Boshaften werden so tun, als ob sie's glaubten – was haben Sie[[1]] dann dabei gewonnen? Sie[[1]] sehen, ich habe Angst. Nicht, daß ich an Ihrer Geschicklichkeit zweifle, aber es sind gerade die guten Schwimmer, die ertrinken. Ich halte mich nicht für dümmer als ein anderer. Mittel, eine Frau zu verführen, habe ich hundert, habe ich tausend gefunden; wenn ich aber darüber nachdachte, wie sich eine Frau vor der Verführung retten könnte, kam ich immer vor die Unmöglichkeit. Sie[[1]] selbst arbeiten ganz meisterhaft, und doch habe ich fast immer mehr an Ihr Glück geglaubt als an Ihr gutes Spiel. Aber vielleicht suche ich einen Grund für etwas, das keinen hat. Ich wundere mich selbst, wie ich seit einer Stunde ganz ernsthaft behandle, was sicher nichts weiter als ein Scherz von Ihnen ist. Und Sie[[1]] werden mich auslachen. Lachen Sie[[1]] schnell und sprechen wir von was anderem. Von was anderem! Als wäre es nicht immer dasselbe: von den Frauen, die man besitzen oder die man verderben will, und oft beides in einem. Ich habe hier, wie Sie[[1]] ganz richtig bemerkt haben, Gelegenheit, mich in beiden Arten zu üben, aber nicht ganz gleich leicht. Ich sehe schon jetzt, daß das Werk der Rache rascher gelingen wird als das der Liebe. Die kleine Volanges ist gemacht, dafür stehe ich. Zum letzten fehlt nur noch die Gelegenheit, aber für die will ich schon sorgen. So weit bin ich mit Frau von Tourvel noch lange nicht. Diese Frau bringt mich zum Verzweifeln, denn ich versteh sie nicht. Ich habe hundert Beweise ihrer Liebe, aber tausend von ihrem Widerstand, und ich fürchte fast, daß sie mir auskommt. Der erste Eindruck, den meine[[Besitz]] Rückkunft machte, ließ mich mehr erwarten. Sie[[1]] können sich denken, daß ich den Effekt unmittelbar erleben wollte und so ließ ich mich durch niemanden anmelden und hatte meine[[Besitz]] Reise so eingerichtet, daß ich gerade zur Tischzeit ankam. So fiel ich aus den Wolken wie ein Operngott, der den Konflikt löst. Um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, war ich beim Eintreten etwas geräuschvoll und bemerkte gleichzeitig die Freude meiner alten Tante, den Ärger der Frau von Volanges und die freudige Überraschung der Tochter. Die Präsidentin saß mit dem Rücken gegen die Türe und war mit ihrem Teller beschäftigt. Sie[[1]] wandte nicht einmal den Kopf herum. Als sie aber beim ersten Wort, das ich an meine[[Besitz]] Tante richtete, meine[[Besitz]] Stimme erkannte, entschlüpfte ihr ein Schrei, und in dem war mehr Liebe als Überraschung oder gar Schrecken. Ich trat etwas vor, um ihr Gesicht zu sehen, auf dem sich der tumultuöse Zustand ihrer Seele höchst mannigfach ausdrückte. Ich setzte mich an den Tisch neben sie, und sie wußte nicht was tun noch was sagen. Sie[[1]] versuchte weiter zu essen, und es war ihr nicht möglich; nach nicht weniger als einer Viertelstunde wurden endlich ihre Verlegenheit und ihre Freude stärker als sie, und da erfand sie nichts Besseres als um die Erlaubnis zu bitten, die Tafel verlassen zu dürfen; sie ging in den Park: sie bedürfe frischer Luft. Frau von Volanges wollte sie begleiten, sie erlaubte es nicht, ohne Zweifel glücklich, einen Vorwand zu haben, allein zu sein und ungestört sich ihren angenehmen Emotionen hinzugeben. Ich beeilte mich sehr mit dem Diner. Kaum war das Dessert erledigt, als die perfide Volanges, offenbar um mir einen Tort anzutun, aufstand, um der luftbedürftigen Kranken nachzugehen; aber ich hatte das vorausgesehen und kam zuvor. Ich tat so, als ob es das Zeichen zur Aufhebung der Tafel wäre und stand ebenfalls auf, welchem Beispiel auch die kleine Volanges und der Pfarrer des Ortes folgten, so daß Frau von Rosemonde mit dem alten Kommandanten von T{{**}} allein übrig blieb. So gingen wir also alle zusammen die Geliebte aufsuchen, die wir in einer Laube ganz nahe beim Schloß fanden; und da sie nach Einsamkeit und nicht nach einem Spaziergang Lust hatte, zog sie es vor, lieber mit uns ins Schloß zu gehen, als uns bei sich zu behalten. Sobald ich mich versichert hatte, daß Frau von Volanges keine Gelegenheit fände, mit der Tourvel allein zu sprechen, dachte ich an Ihre Befehle und beschäftigte mich mit Ihrer Schülerin. Gleich nach dem Kaffee ging ich auf mein Zimmer und sah mir auch die anderen Räume an, um das Terrain zu studieren. Ich traf meine[[Besitz]] Dispositionen, um die Korrespondenz mit der Kleinen zu sichern und schrieb ihr ein Billett, um sie davon zu benachrichtigen und sie um ihr Vertrauen zu bitten; den Brief Dancenys legte ich bei. Ich ging wieder in den Salon, und da fand ich meine[[Besitz]] Schöne auf einem Liegestuhl in einer entzückenden Verträumtheit. Dieser Anblick weckte meine[[Besitz]] Begier und gab meinem Blick, was ich brauchte. Der erste Effekt war, daß sie die Augen niederschlug. Eine Zeit versenkte ich mich in dieses engelskeusche Gesicht, dann glitt mein Blick ihren Körper hinab und es amüsierte mich, sie mit meinen[[Besitz]] Augen zu entkleiden bis auf die Füße. Ich fühlte ihren Blick, sah auf und sofort neigten sich wieder ihre Augen. Ich sah weg, um es ihr leichter zu machen, mich anzusehen. So spann sich zwischen uns diese wortlose Unterhaltung, das erste Kapitel schüchterner Liebe: die Augen, die sich schauend vermeiden, in der Erwartung einander zu treffen. Da ich überzeugt war, daß meine[[Besitz]] Geliebte ganz in dieser neuen Lust aufging, kümmerte ich mich um die Sicherheit dieses unseres Gespräches; die übrige Gesellschaft unterhielt sich lebhaft genug, um uns nicht sonderlich zu beachten; so wollte ich ihre Augen zwingen, die Wahrheit zu sagen. Ich überraschte einen Blick, aber mit so viel Reserve, daß nichts davon zu fürchten war, und um es der schüchternen Person leichter zu machen, stellte ich mich ebenso verlegen wie sie es tatsächlich war. Nach und nach gewöhnten sich unsere Augen daran, einander zu begegnen, verweilten länger und jetzt verließen sie sich nicht mehr – in ihrem Blick war dieses schmachtende Verlangen, dieses glückverheißende Zeichen der Liebe und der Sehnsucht, aber nur für einen Moment: kaum war sie wieder bei sich selbst, als sie nicht ohne etwas Scham Haltung und Blick änderte. Es lag mir daran, sie nicht wissen zu lassen, daß ich, was in ihr vorgegangen war, bemerkt hatte; ich sprang deshalb schnell auf und fragte ganz erschrocken, ob sie sich nicht wohl fühlte. Natürlich liefen alle sofort herbei bis auf die kleine Volanges, die an einem Fenster über einer Stickerei saß und von ihrem Rahmen nicht gleich loskommen konnte; ich benutzte den günstigen Moment, ihr den Brief von Danceny zu geben. Ich war nicht nahe genug und mußte ihr die Epistel in den Schoß werfen. Und die Kleine wußte wirklich nicht, was damit anfangen. Zu komisch war dieses überraschte und verlegene Gesicht; aber ich blieb ernst, denn eine Ungeschicktheit konnte uns verraten. Ein Blick und eine sehr deutliche Bewegung machten ihr endlich klar, daß sie das Paket in die Tasche stecken solle. Der Rest des Tages brachte nichts Besonderes. Was inzwischen vorging, wird vielleicht auswirken, womit Sie[[1]] zufrieden sein werden, wenigstens in bezug auf Ihre Schülerin. Aber die Zeit ist besser damit verbracht, etwas zu tun, als Geschehenes zu erzählen – und ich schreibe schon an der achten Seite und bin müde, also adieu! Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß die Kleine Danceny geantwortet hat. Auch ich bekam von meiner schwierigen Frau eine Antwort auf einen Brief, den ich ihr am nächsten Tag nach meiner Ankunft geschrieben hatte. Ich schicke Ihnen beide Briefe. Sie[[1]] können sie lesen oder auch nicht, denn dieses ewige Gequatsch, das mich schon nicht amüsiert, muß erst recht öde für jemanden sein, den das Ganze nichts angeht. Also adieu. Ich liebe Sie[[1]] so sehr wie immer. Aber wenn Sie[[1]] wieder von Prévan schreiben, muß ich Sie[[1]] schon bitten so, daß ich Sie[[1]] verstehe. &&ar Schloß ..., den 17. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="78._Brief" &&fa Achtundsiebzigster Brief Der Vicomte von Valmont an Frau von Tourvel. &&fe &&ax &&lg=x Woher diese Angst, daß Sie[[1]] mich meiden? Wie kommt das, daß Sie[[1]] meinem zärtlichen Eifer mit einem Benehmen begegnen, das man sich kaum gegenüber einem Manne erlaubt, über den man sich schwer zu beklagen hat? Die Liebe zwingt mich vor Ihnen auf die Knie, und so oft ein glücklicher Zufall mich an Ihre Seite bringt, ziehen Sie[[1]] vor, ein Unwohlsein vorzuschützen, Ihre Freunde zusammenzurufen, statt bei mir zu bleiben! Wie oft haben Sie[[1]] nicht gestern weggesehen, um mir die Gunst eines Blickes zu rauben? Und wenn ich nur für einen Moment etwas weniger Abweisung darin erblickte, so war dieser Moment so kurz, daß es mir vorkommt, Sie[[1]] wollten mich ihn weniger genießen als mich fühlen lassen, wie viel ich verliere, seiner beraubt zu sein. Ich wage es zu sagen: das ist weder die Behandlung, die die Liebe verdient, noch die, die sich die Freundschaft erlauben darf – und Sie[[1]] wissen, daß mir von beiden Gefühlen das eine das Leben gibt und von dem andern gaben Sie[[1]] mir doch das Recht zu glauben, daß Sie[[1]] sich ihm nicht entziehen würden. Diese kostbare Freundschaft, deren Sie[[1]] mich würdig fanden, da Sie[[1]] mir sie anboten, – was habe ich denn getan, um sie nun zu verlieren? Sollte ich mir durch mein Vertrauen geschadet haben, und bestrafen Sie[[1]] mich für meine[[Besitz]] Aufrichtigkeit? Fürchten Sie[[1]] denn zum mindesten nicht, das eine oder das andere zu mißbrauchen? Ist es denn nicht in die Brust meiner Freundin, wohin ich das Geheimnis meines Herzens gelegt habe? Der Freundin gegenüber glaubte ich mich verpflichtet, Bedingungen auszuschlagen, die anzunehmen mir genügt hätte, sie leichten Herzens nicht zu halten und für mich nützlich zu mißbrauchen. Möchten Sie[[1]] mich denn durch eine so wenig verdiente Härte zu glauben zwingen, daß es nur eines Betruges bedurft hätte, um mehr Nachsicht und Duldung zu erlangen? Ich bereue meine[[Besitz]] Handlungsweise nicht, die ich Ihnen schuldete, und die ich mir schuldete – aber durch welches Verhängnis wird jede gute Tat mir zu einem neuen Unglück? Ich habe mich völlig Ihrem Wunsche unterworfen, da ich mich des Glückes, Sie[[1]] zu sehen, beraubte, und kaum daß Sie[[1]] mich – zum ersten und einzigen Male! – ob dieser meiner Handlungsweise lobten, wollten Sie[[1]] auch schon die Korrespondenz mit mir abbrechen, mir diesen schwachen Ersatz für das Opfer nehmen, das Sie[[1]] von mir verlangt hatten, mir das letzte rauben – wozu Ihnen nur die Liebe ein Recht geben konnte. Und nun, da ich zu Ihnen mit einer Ehrlichkeit gesprochen habe, die selbst das Interesse der Liebe nicht mindern konnte, nun fliehen Sie[[1]] mich wie einen gefährlichen Verführer, dessen Perfidie Sie[[1]] durchschaut haben! Werden Sie[[1]] denn nie dessen müde, ungerecht gegen mich zu sein? Sagen Sie[[1]] mir wenigstens, was es ist, das Sie[[1]] aufs neue zu solcher grausamen Kälte veranlaßte, und verschmähen Sie[[1]] es nicht, mir zu sagen, was ich tun soll. Wenn ich mich verpflichte, Ihren Wünschen wie Befehlen zu gehorchen, ist es dann zu viel verlangt, wenn ich Sie[[1]] bitte, mir Ihre Befehle mitzuteilen? &&ar am 15. September 17.. Valmont. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="79._Brief" &&fa Neunundsiebzigster Brief Frau von Tourvel an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Mein Herr! Sie[[1]] scheinen über mein Benehmen erstaunt, und es fehlt nicht viel, daß Sie[[1]] von mir Rechenschaft darüber verlangen, als ob Sie[[1]] das Recht hätten, mir Vorschriften zu machen. Ich muß sagen, daß ich mich für berechtigter hielt als Sie[[1]], erstaunt zu sein und mich zu beklagen. Aber seit der Weigerung in Ihrem letzten Brief habe ich mich entschlossen, gleichgültig zu sein und so weder Bemerkungen noch Vorwürfen Raum zu geben. Da Sie[[1]] mich aber um Aufklärungen bitten, und Gott sei Dank nichts in mir ist, was mich hinderte, sie Ihnen zu geben, so will ich mich also noch einmal in Erklärungen mit Ihnen einlassen. Wer Ihre Briefe läse, würde meinen[[Meinung]], ich sei ungerecht oder bizarr. Ich glaube es aber wohl zu verdienen, daß niemand eine solche Meinung von mir hat und Sie[[1]] am allerwenigsten. Ohne Zweifel haben Sie[[1]], als Sie[[1]] von mir meine[[Besitz]] Rechtfertigung verlangten, gedacht, Sie[[1]] würden mich damit zwingen, auf alles das zurückzukommen, was zwischen uns vorgefallen ist, und Sie[[1]] glaubten, bei dieser Nachprüfung sicher zu gewinnen. Wie ich nun meinerseits nicht glaube, dabei zu verlieren – wenigstens nicht in Ihren Augen – so fürchte ich mich auch nicht vor dieser Nachprüfung. Vielleicht ist es auch tatsächlich das einzige Mittel, herauszubekommen, wer von uns beiden Recht hat, sich über den andern zu beklagen. Um mit dem Tag Ihrer Ankunft auf dem Schloß anzufangen: Sie[[1]] werden wohl zugeben, daß mich Ihr Ruf zu einiger Reserviertheit gegen Sie[[1]] berechtigte, und daß ich es, ohne für prüde gehalten zu werden, mit einer kühlen Höflichkeit hätte genug sein lassen können. Sie[[1]] selbst würden mich mit Nachsicht behandelt und es ganz natürlich gefunden haben, daß eine so einfache und gar nicht raffinierte Frau nicht einmal diesen notwendigen Vorzug besitzt, Ihre Vorzüge anzuerkennen. Das war Vorsicht, der zu folgen mich um so weniger Mühe gekostet hat, als ich, wie ich Ihnen nicht verhehle, mich meiner Freundschaft für Frau von Rosemonde und der ihren für mich erinnern mußte, um ihr, als man Ihre Ankunft meldete, nicht zu zeigen, wie sehr peinlich mir diese Nachricht war. Ich gebe gerne zu, daß Sie[[1]] sich zuerst von einer besseren Seite zeigten, als ich mir ein Bild gemacht hatte. Aber Sie[[1]] werden zugeben müssen, daß das bloß sehr kurz dauerte, und daß Sie[[1]] des Zwanges sehr bald müde wurden, da Sie[[1]] sich dafür offenbar nicht genügend entschädigt fühlten durch die gute Meinung, die ich über Sie[[1]] bekommen hatte. Da haben Sie[[1]] dann meinen[[Besitz]] naiven Glauben, meine[[Besitz]] Sicherheit mißbraucht und haben sich nicht gescheut, mir von einem Gefühle zu sprechen, von dem Sie[[1]] nicht im Zweifel waren, daß es mich beleidigen mußte. Und während Sie[[1]] nur darauf aus waren, diese Beleidigung zu verstärken und zu erschweren, suchte ich nach einem Mittel, die Beleidigung zu vergessen, indem ich Ihnen Gelegenheit bot, es wieder gut zu machen oder wenigstens zum Teil. Mein Verlangen war so durchaus recht, daß Sie[[1]] selber nicht glaubten, sich ihm widersetzen zu dürfen. Aber Sie[[1]] machten sich aus meiner Nachsicht ein Recht, das Sie[[1]] dazu benutzten, von mir eine Erlaubnis zu verlangen, die ich jedenfalls nicht hätte geben sollen und die Sie[[1]] trotzdem erreichten. Von den Bedingungen, die daran geknüpft waren, haben Sie[[1]] keine gehalten, und Ihre Briefe waren so, daß jeder von ihnen es mir zur Pflicht machte, nicht mehr darauf zu antworten. Als mich Ihre Hartnäckigkeit zwang, Sie[[1]] aus meiner Umgebung zu entfernen, versuchte ich in beklagenswertem Nachgeben das einzige mir erlaubte Mittel, in Beziehung mit Ihnen zu bleiben – aber welchen Wert hat in Ihren Augen ein anständiges Gefühl? Sie[[1]] verachten die Freundschaft, und in Ihrer sinnlosen Leidenschaft sind Ihnen Unglück und Schande nichts, und Sie[[1]] suchen Vergnügen und Opfer. Ebenso leichtsinnig in Ihrem Tun als inkonsequent in Ihren Vorwürfen vergessen Sie[[1]] Ihre Versprechungen, oder Sie[[1]] machen sich vielmehr einen Spaß daraus, sie nicht zu halten. Sie[[1]] waren damit einverstanden, von hier fortzugehen, und nun kommen Sie[[1]] zurück und ohne daß jemand Sie[[1]] gerufen hätte, nachsichtslos gegen mein Bitten, gegen meine[[Besitz]] Gründe, ja selbst ohne mich davon zu benachrichtigen. Sie[[1]] haben sich nicht gescheut, mich einer Überraschung auszusetzen, dessen Effekt, obschon er nicht besonders war, doch von meiner Umgebung ungünstig für mich hätte ausgelegt werden können. Sie[[1]] sahen meine[[Besitz]] Verlegenheit und halfen mir nicht darüber hinweg, ja Sie[[1]] schienen Ihre ganze Sorgfalt darauf zu wenden, sie noch zu vermehren. Bei Tisch setzten Sie[[1]] sich gerade neben mich; ein leichtes Unwohlsein zwingt mich, vor den andern hinauszugehen; statt mein Alleinseinwollen zu respektieren, fordern Sie[[1]] noch die andern auf, mich zu stören. Bei jedem Schritt, den ich tue, finde ich Sie[[1]] an meiner Seite, frage ich etwas, sind immer Sie[[1]] es, der mir antwortet. Das gewöhnlichste Wort dient Ihnen als Vorwand zu einem Gespräch, das ich nicht anhören will, das mich sogar kompromittieren kann, denn so geschickt Sie[[1]] das auch immer machen – was ich verstehe, das, glaube ich, könnten die andern auch verstehen. Sie[[1]] zwingen mich, mich nicht zu rühren und zu schweigen, und trotzdem hören Sie[[1]] nicht auf, mich zu verfolgen; ich kann die Augen nicht aufschlagen, ohne den Ihrigen zu begegnen. Ich bin immerfort gezwungen, wegzusehen, und durch eine unverständliche Inkonsequenz fixieren Sie[[1]] die Blicke der Gesellschaft gerade immer dann auf mich, wo ich mich immer am liebsten vor meinen[[Besitz]] eigenen Blicken möchte verbergen können. Und Sie[[1]] beklagen sich über mich! Und Sie[[1]] wundern sich über meine[[Besitz]] Eile, Sie[[1]] zu fliehen! Werfen Sie[[1]] mir lieber zu große Nachsicht vor und wundern Sie[[1]] sich darüber, daß ich nicht im Moment, als Sie[[1]] ankamen, abgereist bin. Das hätte ich vielleicht tun sollen, und Sie[[1]] werden mich zu diesem auffallenden aber nötigen Schritt treiben, wenn Sie[[1]] Ihre beleidigenden Nachstellungen nicht aufgeben. Nein, ich vergesse nicht und werde nie vergessen, was ich mir schuldig bin, was ich dem Bunde schuldig bin, den ich eingegangen und den ich hochhalte. Das können Sie[[1]] mir glauben: wenn ich mich jemals vor diese traurige Wahl gestellt sähe, meine[[Besitz]] Ehre zu opfern oder mich selber, ich würde keinen Augenblick schwanken. Leben Sie[[1]] wohl. &&ar den 16. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="80._Brief" &&fa Achtzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. &&fe &&ax &&lg=x Ich wollte heute morgen auf die Jagd gehen, aber das Wetter ist scheußlich und ich habe nichts zu lesen als einen neuen Roman, der selbst ein Pensionsmädchen langweilen würde. Zum Frühstück sind es noch zwei Stunden, also plaudern wir, trotz meines langen Briefes von gestern ... Ich werde Sie[[1]] schon nicht langweilen, denn ich will Ihnen vom schönen Prévan erzählen. Wie kommt es, daß Sie[[1]] von seinem berühmten Abenteuer nicht gehört haben, die Geschichte von der Trennung der Unzertrennlichen? Sie[[1]] haben sie nur vergessen; aber da Sie[[1]] es wünschen, so ist hier die Geschichte. Sie[[1]] erinnern sich, wie ganz Paris sich mit den drei Frauen beschäftigte, die alle drei gleich hübsch, alle drei gleich talentiert, alle drei mit ihren Prätentionen auf derselben Linie von ihrem Eintritt in die Gesellschaft an so eng liiert blieben, daß man sie die Unzertrennlichen nannte. Erst glaubte man, der Grund davon sei unsichere Schüchternheit; aber bald machte man ihnen reichlich den Hof, was sie graziös hinnahmen; sie lernten ihren Wert kennen und sie blieben trotzdem unzertrennlich wie zuvor: man hätte sagen mögen, der Triumph der einen sei auch der der beiden andern. Man hoffte auf die Liebe, daß die doch einige Rivalität da hineinbringen würde, und ich hätte mich selbst wohl daran beteiligt, wäre mir nicht gerade in dieser Zeit die große Gunst der Gräfin von {{**}} geworden, was mir keine Untreue erlaubte, bevor nicht das Ziel erreicht war. Es kam der Karneval und unsere drei trafen ihre Wahl. Man hatte sich davon den großen Sturm erwartet, aber er kam nicht nur nicht, sondern die Freundschaft der Unzertrennlichen zeigte sich nur noch auffallender. Die abgeschlagenen Liebhaber taten sich mit den eifersüchtigen Frauen zusammen, um diese skandalöse Beständigkeit gehörig unter die Leute zu bringen. Die einen wußten, daß das Fundamentalgesetz der Unzertrennlichen die Gütergemeinschaft sei, unter welchem Gesetz auch die Liebe stünde; andere versicherten, daß die drei Liebhaber unter Rivalen gewählt untereinander keine Rivalen wären, ja man sagte sogar, daß die drei Erwählten nur den Titel, aber nicht dessen Funktionen hätten. Das Gerede hatte, ob wahr oder falsch, nicht den Effekt, den man sich davon versprochen hatte. Die drei Paare fühlten im Gegenteil, daß sie verloren wären, wenn sie sich in diesem Moment trennten, und sie hielten dem Sturme stand. Die Gesellschaft wird schließlich alles müde, so auch der ergebnislosen Scherze über die drei Paare: man beschäftigte sich mit was anderem, und als man wieder darauf zurückkam, geschah es mit dieser der Gesellschaft eigentümlichen Inkonsequenz: wo man früher boshafte Witze gemacht hatte, dort kannte man nun des Lobes kein Ende. Das wurde wie alles Mode und die Begeisterung für die drei wuchs ins Sinnlose. Da unternahm es Prévan, der Sache nachzugehen. Er suchte also die drei Damen auf, die schon zu Mustern der Vollkommenheit avanciert waren. In ihre Gesellschaft zugelassen zu werden, war nicht schwer, woraus er sich schon manches versprach. Denn er wußte ganz gut, daß glückliche Menschen keine so offene Türe haben, und sah bald, daß dieses über alle Himmel gepriesene Glück der drei nur das Glück der Könige war, mehr beneidet als des Wunsches wert. Er bemerkte, daß diese angeblichen Unzertrennlichen anfingen, das Vergnügen etwas außerhalb ihres Kreises zu suchen, sich anderswo zu amüsieren, und er schloß daraus, daß die Bande der Freundschaft gelockert oder gar schon zerrissen sein müßten und nur Egoismus und Gewohnheit die Sache noch zusammenhielten. Die Frauen behielten untereinander noch den Anschein der alten Intimität, aber die größere Freiheit der Männer fand wieder Pflichten, die zu erfüllen, oder Geschäfte, denen nachzugehen; sie taten wohl so, als ob sie darüber klagten, doch dispensierten sie sich weder von Geschäft noch Pflicht, und selten waren die Abende komplett. Dem sehr eifrigen Prévan, der immer Zeit hatte, war das sehr angenehm, denn ihm fiel es natürlicherweise zu, die jeweils Verlassene des Tages zu trösten. Das wußte er, daß er unter den Dreien nicht wählen dürfe, ohne alle drei zu verlieren, daß die falsche Scham, die erste Ungetreue zu sein, die Bevorzugte scheu machen würde, und daß die verletzte Eitelkeit der beiden andern sie zu Feindinnen des neuen Geliebten machen müßte, und er dann die ganze Strenge der großen Prinzipien zu spüren bekäme; und schließlich war es sicher, daß die Eifersucht der einen Rivalen warm machen und ihn zurückbringen würde. Mit einer anzufangen, da wäre alles Hindernis geworden – mit allen dreien war die Sache ein Kinderspiel. Denn dann ist jede der drei Frauen nachsichtig, weil sie selbst beteiligt ist, und jeder Mann, weil er glaubt, er sei es nicht. Prévan hatte damals nur eine Frau, der er opferte und war glücklich, etwas zu ihrem Ruhme zu tun, der schon nicht klein war; denn als Fremde und nach einem refüsierten Prinzen war sie bei Hof und in der Stadt in ziemlichem Ansehen. Prévan teilte die Ehre und profitierte davon bei seinen drei neuen Geliebten. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, diese drei Intrigen gleichzeitig zu führen, wodurch das Tempo naturgemäß ein sehr langsames sein mußte. Ich habe es von einem seiner Intimen, daß das Allerschwerste darin bestand, die eine von den Dreien aufzuhalten, die aus dem Ei kriechen wollte vierzehn Tage vor den andern. Endlich kam der große Tag. Prévan hatte die drei Zusagen erhalten und traf seine Bestimmungen. Von den drei Eheherren war der eine verreist, der andere wollte früh den nächsten Tag verreisen, und der dritte war in der Stadt. Die Unzertrennlichen sollten bei der zukünftigen Strohwitwe zu Abend essen, aber der neue Herr hatte es nicht erlaubt, daß die alten Diener dort zugezogen würden. Am selben Morgen machte er aus den Briefen seiner aufgegebenen Geliebten drei Pakete: in eines legte er das Miniaturporträt, das er von ihr bekommen hatte, in das zweite ein verliebtes Monogramm, das sie selbst gezeichnet hatte und in das dritte eine Locke von ihrem Haar. Jede der drei erhielt dieses Drittel des Opfers und willigte dafür ein, dem in Ungnade gefallenen Liebhaber einen deutlichen Absagebrief zu schreiben. Das war viel, doch nicht genug. Die, deren Gatte in der Stadt war, konnte nur über den Tag verfügen; es wurde daher ausgemacht, daß sie, ein Unwohlsein vorschützend, sich vor dem Diner bei der Freundin dispensieren und diese Zeit Prévan gehören sollte –; die Nacht bewilligte die, deren Mann verreist war, und den Morgen, wo der dritte Gatte abreisen sollte, bestimmte die Dritte für ihre Schäferstunde. Prévan, der an alles denkt, läuft zu seiner schönen Fremden und provoziert dort einen Streit, der ihm vierundzwanzig Stunden absolute Freiheit gibt. Nachdem er seine Dispositionen getroffen hat, geht er nach Hause und will ein paar Stunden schlafen, aber da erwarten ihn schon neue Geschäfte. Mit den Abschiedsbriefen war den verabschiedeten Liebhabern ein Licht aufgegangen: jedem war es klar, daß er Prévan geopfert wurde. Der Ärger, zum Narren gehalten zu sein und diese Demütigung, die in einer Verabschiedung liegt, ließen die drei in Gnaden Entlassenen gleichzeitig alle unabhängig voneinander zu dem Entschluß kommen, Prévan zur Rechenschaft zu ziehen. Der fand also bei sich zu Hause die drei Schriftstücke und erledigte sie völlig korrekt. Aber da er das Vergnügen und den Eklat des Abenteuers nicht entbehren wollte, setzte er das Rendezvous auf den nächsten Vormittag an und bestellte alle drei an denselben Ort und zur selben Stunde an eines der Tore des {{Bois de Bou¬log¬ne}}. Der Abend kam und er lief seine dreifache Bahn mit gleichbleibendem Erfolg – jedenfalls hat er sich später gerühmt, daß jede seiner drei Damen dreimal Wort und Pfand der Liebe erhielt. Hier fehlen, wie Sie[[1]] sehen, die Beweise für die Geschichte, und alles, was der unparteiische Historiograph {{[Histo¬rio¬graph]}} tun kann, ist: dem ungläubigen Leser zu bedenken geben, daß Eitelkeit und exaltierte Phantasie Wunderdinge verrichten können, und dieses noch, daß der Morgen, der dieser außerordentlichen Nacht folgen sollte, in Zukunft von aller solcher Mühe dispensierte. Sei das wie immer – was folgt, ist historisch. Prévan war pünktlich beim Rendezvous, und fand da seine drei Rivalen, die ein wenig überrascht über ihr Zusammentreffen waren und vielleicht jeder auch schon ein bißchen getröstet, da er Leidensgenossen fand. Prévan begrüßte sie sehr höflich und ganz Kavalier und hielt ihnen folgende mir wörtlich hinterbrachte Rede: »Meine[[Besitz]] Herren, da Sie[[1]] sich alle drei hier versammelt finden, haben Sie[[1]] wohl ohne Zweifel erraten, daß Sie[[1]] alle drei denselben Grund haben, sich über mich zu beklagen. Ich bin bereit, Ihnen jede Genugtuung zu geben, und es soll das Los entscheiden, wer von Ihnen zuerst mich seine Rache fühlen läßt, zu der Sie[[1]] alle ein gleiches Recht haben. Ich habe weder Sekundanten noch Zeugen mitgenommen – ich hatte keine für die Beleidigung, ich verlange keine für die Genugtuung. Ich weiß, man gewinnt selten siebenmal den Satz; aber welches Los mich auch erwartet, man hat immer genug gelebt, wenn man Zeit gehabt hat, die Liebe der Frauen und die Achtung der Männer zu erwerben.« Während sich seine Gegner erstaunt und schweigend ansahen und sich ihr Zartgefühl vielleicht ausrechnete, daß dieser dreifache Kampf eine etwas ungleiche Sache sei, nahm Prévan wieder das Wort: »Ich verhehle Ihnen nicht, daß mich die letzte Nacht ziemlich müde gemacht hat. Es wäre liebenswürdig von Ihnen, wenn Sie[[1]] mir gestatteten, meinen[[Besitz]] Kräften etwas aufzuhelfen. Ich habe ein Frühstück angeordnet – ich bitte Sie[[1]] um die Ehre, meine[[Besitz]] Einladung dazu anzunehmen. Frühstücken wir gemeinsam und frühstücken wir insbesondere lustig. Man kann sich um solche Bagatellen wohl schlagen, aber um unsere gute Laune sollen sie uns, glaube ich, nicht bringen dürfen.« Die Einladung wurde angenommen. Man sagt, Prévan sei nie liebenswürdiger gewesen. Er war so höflich, keinen seiner Gegner die etwas lächerliche Situation spüren zu lassen und überzeugte sie, daß alle drei mit derselben Leichtigkeit das Gleiche hätten tun können, und daß keiner von ihnen eine ähnliche Gelegenheit hätte vorübergehen lassen. Man gab das allseits zu, und nun ging das übrige ganz von selbst. Das Frühstück war noch nicht zu Ende und man hatte sich schon zehnmal die Versicherung gegeben, solche Frauen wären es nicht wert, daß man sich für sie schlage. Das gab eine angenehme Eintracht, wobei der Wein das seine tat, und es dauerte nicht lange, und man schwor sich ewige Freundschaft. Vom Duell war keine Rede mehr. Prévan, dem diese Lösung ebenso angenehm war wie den andern, wollte jedoch nichts von seinem Ruhme verlieren, und so machte er einen geschickt auf die Umstände eingerichteten Vorschlag: »Tatsächlich haben Sie[[1]] sich nicht an mir, sondern an Ihren untreuen Geliebten zu rächen, und ich will Ihnen Gelegenheit dazu geben. Ich weiß jetzt schon, daß ich mich selber bald mit Ihnen in die Beleidigung werde teilen können, die Ihnen widerfahren ist; denn da es keinem von Ihnen gelang, eine einzige festzuhalten, wie sollte es mir da mit dreien gelingen? Also Ihre Sache wird auch die meine[[Besitz]]. Kommen Sie[[1]] heute abend auf ein kleines Souper zu mir in meine[[Besitz]] {{Pe¬tite Mai¬son}} – ich hoffe, daß Sie[[1]] da Ihre Rache haben werden.« Man wollte etwas Bestimmtes wissen, aber Prévan bemerkte mit dem überlegenen Ton, den ihm die Umstände erlaubten: »Ich glaube Ihnen, meine[[Besitz]] Herren, bewiesen zu haben, daß es mir an Geist, solche Dinge ganz gut einzurichten, nicht fehlt, also verlassen Sie[[1]] sich auf mich.« Man war einverstanden, die neuen Freunde umarmten einander und man trennte sich bis zum Abend. Prévan verliert keine Zeit, geht nach Paris zurück und lädt seine drei Damen für denselben Abend zu einem intimen Souper in seine {{Pe¬tite Mai¬son}}. Zwei von ihnen machten wohl einige Schwierigkeiten – aber was läßt sich abschlagen »am Tag nachher?« Er bestimmte das Rendezvous in Abständen von je einer Stunde, wie er es für seinen Plan brauchte. Er traf alle Vorbereitungen, benachrichtigte seine Mitverschworenen und zu viert zogen sie in bester Stimmung hinaus, die Opfer zu erwarten. Es kommt die erste. Prévan zeigt sich allein, und voll Eifer führt er sie gleich ins Allerheiligste, als dessen Gottheit sie sich fühlt. Hierauf verschwindet er unter irgendeinem Vorwand und läßt sich durch den beleidigten Liebhaber ersetzen. Sie[[1]] begreifen, daß die Bestürzung einer Frau, die noch keine Übung in Abenteuern hat, den Triumph leicht und billig macht – jeder gar nicht geäußerte Vorwurf zählte als eine Gnade, und die entflohene Sklavin war ihrem alten Herrn wieder ausgeliefert, nur zu glücklich, Verzeihung zu erhoffen, indem sie ihre Kette wieder aufnahm. Der Friedensschluß wurde an einem etwas einsameren Ort unterzeichnet, und auf die leer gewordene Bühne traten jetzt der Reihe nach die übrigen Akteure – mit demselben Stück und der gleichen Lösung des Konflikts, ohne daß eine der Frauen darum wußte, denn jede glaubte sich allein im Spiel. So war ihre Verblüffung und ihre Verlegenheit nicht gering, als sich die drei Paare zum Souper trafen. Aber die Überraschung erreichte ihre Höhe, als Prévan jetzt mitten unter den drei Paaren erschien und die Grausamkeit hatte, die drei ungetreuen Damen um Entschuldigung zu bitten, was ihr Geheimnis preisgab, und sie so wissen ließ, wie arg ihnen mitgespielt worden war. Man setzte sich zu Tisch und bald kam wieder etwas Haltung in die Gesellschaft: die Herren wurden vertraulich, die Damen schwach. Alle hatten sie wohl den Haß im Herzen, aber was man sich sagte, war voll zärtlichster Gefühle. Ausgelassenheit weckte die Begierde, die wieder zu neuen Reizen half. Diese sonderbare Orgie dauerte bis in den Morgen, und als man sich trennte, konnten die Frauen glauben, es wäre ihnen verziehen – aber die Männer hatten ihr Ressentiment bewahrt und brachen schon am nächsten Tage das Verhältnis gründlich. Sie[[1]] begnügten sich nicht einmal damit, ihre leichtsinnigen Geliebten bloß aufzugeben: sie erzählten ihr Abenteuer auch jedem, der es hören wollte. Da kam die eine der drei ins Kloster und die beiden andern langweilen sich in der Provinzverbannung auf ihren Gütern. Das ist die Geschichte Prévans. Es ist Ihre Sache, ob Sie[[1]] seiner Glorie noch etwas beifügen und sich vor seinen Triumphwagen spannen wollen. Ihr Brief hat mich wirklich unruhig gemacht, und ich warte mit Ungeduld auf eine etwas klügere und deutlichere Antwort als die letzte war. Adieu, meine[[Besitz]] schöne Freundin. Hüten Sie[[1]] sich vor den allzu lustigen oder bizarren Einfällen, denen Sie[[1]] so leicht unterliegen. Bedenken Sie[[1]], daß in dem Leben, das Sie[[1]] führen, der Geist nicht genügt, und daß eine einzige Unvorsichtigkeit ein Übel nicht mehr gut machen wird. Erlauben Sie[[1]] es, daß Sie[[1]] eine weise Freundschaft hie und da leitet. Leben Sie[[1]] wohl. Ich liebe Sie[[1]] trotzdem, als ob Sie[[1]] vernünftig wären. &&ar Schloß ..., den 18. September 17... &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="81._Brief" &&fa Einundachtzigster Brief Der Chevalier Danceny an Cécile Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Cécile, meine[[Besitz]] liebe Cécile, wann kommt die Zeit, wo wir uns wiedersehen? Wer bringt es mir bei, fern von Ihnen leben zu können? Wer gibt mir die Kraft und den Mut? Nie und nimmer kann ich diese unselige Trennung ertragen. Tag um Tag dieses Unglücklichsein und kein Ende sehen! Valmont, der mir Hilfe versprochen hat und Trost, Valmont vernachlässigt mich und vergißt mich vielleicht. Er ist mit dem, was er liebt, zusammen, und weiß nicht, was man leidet, wenn man davon getrennt ist. Er hat mir Ihren letzten Brief geschickt und keine Zeile dazu geschrieben. Und von ihm soll ich es doch erfahren, wann ich Sie[[1]] sehen kann und wie. Hat er mir denn nichts zu sagen? Sie[[1]] selbst sprechen auch nichts davon – haben Sie[[1]] den Wunsch danach nicht mehr? Ah, Cécile, ich bin sehr unglücklich. Ich liebe Sie[[1]] mehr denn je: aber die Liebe, die das Glück meines Lebens bedeutet, wird nun zur Qual. Nein, so will ich nicht weiter leben, ich muß Sie[[1]] sehen und wenn auch nur für einen Augenblick. Wenn ich aufstehe, sage ich mir: ich werde sie heute nicht sehen. Ich lege mich zu Bett und sage mir: ich habe sie nicht gesehen. Die langen Tage haben keine Sekunde Glück für mich. Alles ist Entbehrung, alles Klage, alles Verzweiflung. Und alle diese Leiden kommen von dort, woher ich alle meine[[Besitz]] Freuden erwartete! Zu all diesen meinen[[Besitz]] Schmerzen noch die Unruhe über die Ihren, und Sie[[1]] werden eine Ahnung von meinem Zustand bekommen. Ich denke ohne Unterlaß an Sie[[1]] und nie ohne innere Unruhe. Wenn ich Sie[[1]] betrübt sehe, unglücklich sehe, erleide ich all Ihren Kummer; wenn ich Sie[[1]] ruhig und getröstet sehe, sind es die meinen[[Besitz]] Schmerzen, die stärker kommen. Überall finde ich das Unglück. Ach, wie war das anders, als Sie[[1]] noch in Paris, an demselben Ort waren wie ich! Alles war da Freude. Die Gewißheit, Sie[[1]] zu sehen, verschönte selbst die Zeit, die ich nicht bei Ihnen war, und die Zeit, die verging, brachte mich Ihnen nahe und näher. Was ich in der Zeit tat, war Ihnen immer bekannt – hatte ich Pflichten zu erfüllen, so machte mich dies Ihrer würdiger; übte ich ein Talent, so hoffte ich Ihnen damit besser zu gefallen. Selbst wenn mich die Zerstreuungen des Lebens fortrissen, von Ihnen konnten sie mich nicht trennen. Im Theater fragte ich mich, ob Ihnen das wohl gefiele, im Konzert dachte ich an Ihr Singen, in Gesellschaft wie auf Spaziergängen suchte ich nach den kleinsten Ähnlichkeiten, die jemand mit Ihnen haben könnte. Ich verglich Sie[[1]] mit allen und vor allen hatten Sie[[1]] den Vorzug. Jeder Moment des Tages hatte seine neue Huldigung und jeden Abend legte ich sie als Tribut vor Ihre Füße. Was bleibt mir jetzt noch? Schmerzhaftes Klagen, ewige Entbehrungen und eine schwanke Hoffnung, daß Valmont endlich sein Stillschweigen breche und das Ihre sich unruhig rühre. Nur zehn Meilen trennen uns und diese so kleine Entfernung wird für mich eine Unendlichkeit von Hindernissen! Und wenn ich meinen[[Besitz]] Freund und meine[[Besitz]] Gebieterin bitte, daß sie mir sie zu überwinden helfen, bleiben beide kalt und ruhig? Nicht nur, daß sie mir nicht helfen – sie schweigen! Was ist denn aus Valmonts tathelfender Freundschaft geworden? Und was besonders aus Ihren zärtlichen Gefühlen, die Sie[[1]] doch einmal so erfinderisch machten, es einzurichten, daß ich Sie[[1]] jeden Tag sehen konnte? Einigemal zwangen mich Pflichten oder Vorsicht, nicht zu kommen – erinnern Sie[[1]] sich, was Sie[[1]] da sagten, womit nicht alles Sie[[1]] meine[[Besitz]] Gründe bekämpften? Und erinnern Sie[[1]] sich auch daran, Cécile, wie meine[[Besitz]] Gründe immer Ihren Wünschen nachgaben? Ich mache mir kein Verdienst daraus, nicht einmal das des Opfers. Was Sie[[1]] zu erlangen wünschten, das brannte ich zu erfüllen. Aber nun bitte ich und bitte, Sie[[1]] für einen Augenblick nur sehen zu dürfen, Ihnen mein Versprechen ewiger Liebe erneuern, es von Ihnen wieder hören zu dürfen. Ist dies denn nicht mehr Ihr Glück so wie das meine[[Besitz]]? Aber was frage ich – ich weiß, daß Sie[[1]] mich lieben, mich immer lieben werden! Ich glaube es, ich weiß es und will nie daran zweifeln – aber mein Zustand ist entsetzlich, ich kann es nicht länger ertragen, Cécile! D &&ar Paris, den 18. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="82._Brief" &&fa Zweiundachtzigster Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Was mir Ihre Angst leid tut! Sie[[1]] beweist mir meine[[Besitz]] Überlegenheit über Sie[[1]], – und Sie[[1]] wollen mich lehren, wie ich mich betragen soll? Ach, mein armer Valmont, was für ein Abstand ist noch zwischen Ihnen und mir! Der ganze Stolz Ihres Geschlechtes genügte nicht, ihn auszufüllen. Weil Sie[[1]] meine[[Besitz]] Absichten nicht ausführen könnten, denken Sie[[1]] sie unausführbar! Wer so hochmütig und so schwach ist, dem steht es wohl an, meine[[Besitz]] Pläne berechnen, meine[[Besitz]] Ressourcen beurteilen zu wollen! Wirklich, Vicomte, Ihre guten Ratschläge haben mich sehr amüsiert, ich kann es nicht anders sagen. Daß Sie[[1]], um Ihre unglaubliche Ungeschicklichkeit bei Ihrer Präsidentin zu maskieren, mir es als einen Triumph hinstellen, die schöne Frau, die Sie[[1]], wie Sie[[1]] zugeben, liebt, einen Moment in Verlegenheit gesetzt, von ihr einen Blick erhalten zu haben, einen einzigen Blick, darüber lächle ich nur, und laß es Ihnen hingehen. Und da Sie[[1]] heimlich doch den geringen Wert Ihres »Triumphes« fühlen, hofften Sie[[1]] meine[[Besitz]] Aufmerksamkeit davon abzulenken, indem Sie[[1]] mir wegen meiner sublimen Kunst schmeicheln, zwei Kinder zueinander zu bringen, die beide danach brennen; welches starke Verlangen sie, nebenbei gesagt, mir allein zu danken haben, und worin ich ihnen auch weiter gut will. Daß Sie[[1]] sich nun gar dieser außerordentlichen Taten Urheber und Vollender halten, um mir im dozierenden Ton zu sagen, »daß es besser ist, seine Zeit mit der Ausübung seiner Absichten zu verbringen, als damit, sie zu erzählen« – diese Eitelkeit tut mir nicht weh und sei Ihnen verziehen. Aber daß Sie[[1]] glauben, ich brauchte Ihre Klugheit, glauben, daß ich vom rechten Wege abkäme, befolgte ich nicht Ihre höchst weisen Ermahnungen, daß ich Ihrer Klugheit gar ein Vergnügen, eine Laune opfern sollte – das, Vicomte, das heißt doch gar zu eingebildet sein auf das Vertrauen, das ich ja sonst ganz gern zu Ihnen haben will! Was haben Sie[[1]] denn geleistet, was ich nicht tausendmal besser gemacht hätte? Sie[[1]] haben viele Frauen verführt, meinetwegen sogar zugrunde gerichtet – aber, was für Schwierigkeiten gab es denn da zu überwinden? Welche Hindernisse zu nehmen? Wo ist Ihr wirkliches Verdienst dabei? Eine gute Figur – ein bloßer Zufall; Manieren – lernt man; Geist – ersetzt der geistreiche Jargon nach Bedarf; eine recht lobenswerte Kühnheit – verdanken Sie[[1]] vielleicht nur der Leichtigkeit Ihrer ersten Erfolge: das sind, wenn ich nicht irre, alle Ihre Talente. Denn, was Ihre Zelebrität betrifft, werden Sie[[1]], wie ich glaube, nicht von mir verlangen, daß ich diese Kunst, die Gelegenheit zu einem Skandal zu geben oder eine solche Gelegenheit zu schaffen, nicht besonders hoch einschätze. Was nun Klugheit und Raffinement betrifft, will ich von mir gar nicht sprechen, aber welche Frau hätte nicht mehr davon als Sie[[1]]? Ihre Präsidentin führt Sie[[1]] ja wie ein Kind. Glauben Sie[[1]] mir, Vicomte, man erwirbt selten die Qualitäten, die man entbehren kann. Da Sie[[1]], ohne irgendwas zu riskieren, kämpfen, brauchen Sie[[1]] auch keine besondere Vorsicht dabei. Für euch Männer ist eine Niederlage nur ein Erfolg weniger. In dieser höchst ungleichen Partie ist es unser Glück, nicht zu verlieren, euer Unglück, nicht zu gewinnen. Wenn ich Ihnen ebensoviel Talent zuerkannte wie uns Frauen, um wie viel würden wir Sie[[1]] nicht doch noch übertreffen durch die Notwendigkeit, daß wir immer alle unsere Talente gebrauchen müssen! Nehmen Sie[[1]] an, Sie[[1]] wendeten ebensoviel Geschicklichkeit darauf, uns zu besiegen, als wir, uns zu verteidigen oder besiegen zu lassen, so werden Sie[[1]] doch zugeben, daß Ihnen diese Geschicklichkeit nach dem Erfolg unnütz wird. Ganz mit Ihrer neuen Eroberung beschäftigt, ergeben Sie[[1]] sich ihr ohne Furcht, ohne Rückhalt: die Dauer kümmert Sie[[1]] nicht. Gewiß: diese Fesseln – um im gewöhnlichen Liebesjargon zu reden – diese Fesseln gegenseitig gegeben und genommen, Sie[[1]] allein können sie nach Lust und Laune fester machen oder brechen – ein Glück, wenn Sie[[1]] Ihrem Leichtsinn entsprechend das Schweigen dem Skandal vorziehen und Sie[[1]] sich mit dem demütigenden Verlassen begnügen, und nicht das Idol des einen Tages am nächsten als Opfer schlachten! Wenn aber eine Frau das Unglück hat, als erste das Gewicht ihrer Kette zu fühlen, was riskiert sie nicht alles, wenn sie es wagt, sie zu zerbrechen oder bloß sie ein bißchen zu lockern! Nur mit Zittern versucht sie den Mann von sich fern zu halten, den ihr Herz mit aller Kraft von sich stößt. Ist er hartnäckig und bleibt, so muß sie das, was sie früher der Liebe gewährte, nun der Furcht hingeben. Die Arme öffnen sich noch, wenn das Herz bereits geschlossen ist. Die weibliche Schlauheit muß nun dieselben Fesseln mit Geschicklichkeit lösen, die Sie[[1]] brutal zerrissen hätten. Der Gnade ihres Feindes ausgeliefert, ist sie hilflos, wenn er Großmut nicht kennt. Wie soll man aber die von ihm erwarten, wenn man ihn wohl manchmal lobt, wenn er Großmut zeigt, niemals aber tadelt, wenn sie ihm fehlt? Sie[[1]] werden wohl diese Wahrheiten nicht leugnen, deren Evidenz sie schon trivial gemacht hat. Wenn Sie[[1]] mich aber gesehen haben, wie ich über Ereignisse und Meinungen disponiere, diese so sehr gefürchteten Männer zum Spielzeug meiner Launen mache, dem einen den Willen, dem andern die Macht, mir zu schaden, nehme, wie ich sie mir einen nach dem andern und nach meinem wechselnden Geschmack erobere oder fernhalte, und doch inmitten dieser fortwährenden Revolutionen mein guter Ruf sich rein erhalten hat – haben Sie[[1]] daraus nicht geschlossen, daß ich geboren bin, um mein Geschlecht zu rächen und das Eure zu beherrschen, und daß ich mir dazu Mittel schuf, unbekannt bis auf mich? Heben Sie[[1]] Ihre Ratschläge und Ihre Ängste für die bewußtlos wollüstigen Frauen auf und für die andern, die mit den »Gefühlen«, deren exaltierte Phantasie glauben macht, die Natur habe ihnen die Sinne im Kopfe angebracht, die niemals dachten und deshalb immer die Liebe mit dem Geliebten verwechseln, die in ihrer verrückten Illusion glauben, daß der allein, mit dem sie das Vergnügen suchten, der einzige Besitzer desselben wäre und abergläubig für den Priester Glauben und Respekt haben, die nur der Gottheit gebühren! Fürchten Sie[[1]] auch für die Frauen, die mehr stolz als klug nicht wissen, wann sie einwilligen sollen, daß man sie verläßt. Und fürchten Sie[[1]] ganz besonders für jene in Müßigkeit tätigen Frauen, die Sie[[1]] die Sensiblen nennen, und über welche die Liebe so leicht und mit solcher Macht kommt; die das Bedürfnis haben, sich auch dann noch mit der Liebe zu beschäftigen, wenn sie sie nicht mehr unmittelbar genießen, die sich ganz den Erregtheiten ihrer Phantasie hingeben und damit zärtliche Briefe füllen, die zu schreiben so gefährlich ist, und die sich nicht davor fürchten, diese Zeichen ihrer Schwäche dem Geliebten zu zeigen, der davon Ursache ist. Das sind unkluge Frauen, die in ihrem gegenwärtigen Geliebten nicht den zukünftigen Feind erkennen. Aber was habe ich mit solchen unüberlegten Frauen zu schaffen? Wann haben Sie[[1]] gesehen, daß ich von den Regeln abweiche, die ich mir vorgeschrieben habe, und daß ich meine[[Besitz]] Prinzipien verleugne? Ich sage meine[[Besitz]] Prinzipien, und ich sage es so mit Absicht, – denn sie sind nicht wie jene anderer Frauen aus dem Zufall geworden, ohne Prüfung hingenommen und aus Gewohnheit befolgt; sie sind Ergebnisse meines letzten Denkens; ich habe sie geschaffen und kann sagen, daß ich mein eigenes Werk bin. Als ich in die Welt trat, war ich noch ein Mädchen und dadurch zur Untätigkeit und zum Schweigen verurteilt, was ich dafür zu nutzen verstand, daß ich beobachtete und nachdachte. Man hielt mich für zerstreut und gedankenlos und wenig achtsam auf die schönen Reden und Lehren, die man mir gab, aber ich hörte aufmerksam auf die Reden und Lehren, die man mir zu verbergen suchte. Diese nutzbringende Neugierde war mein Unterricht und lehrte mich auch rechten Ortes zu schweigen; oft war ich gezwungen, den Gegenstand meiner Aufmerksamkeit den Augen meiner Umgebung zu verbergen, und so versuchte ich, meine[[Besitz]] Augen nach meinem Gefallen zu leiten; da lernte ich diesen scheinbar zerstreuten wie abwesenden Blick, den Sie[[1]] so oft an mir bewunderten. Der erste Erfolg gab mir Mut, und ich versuchte den Ausdruck meines Gesichts in meine[[Besitz]] Gewalt zu bekommen. War es mir schlecht zumute, so bemühte ich mich um den Ausdruck der Zufriedenheit, ja selbst großer Freude –ich ging im Eifer so weit, mir absichtlich Schmerzen zu bereiten, um während dieser Zeit den Ausdruck der Freude zu studieren. Und mit derselben Sorgfalt habe ich an mir gearbeitet, den Ausdruck der Überraschung über eine unerwartete Freude zu bekämpfen. Ich war noch sehr jung und ziemlich uninteressiert – aber mein Denken hatte ich und ganz für mich, und alles sträubte sich in mir dagegen, daß man mir es nehmen könnte oder mich gegen meinen[[Besitz]] Willen dabei überraschen. Ich versuchte diese ersten Waffen zu gebrauchen: mich nicht durchschauen zu lassen, war mir zu wenig, und so belustigte ich mich damit, mich unter verschiedenen Masken zu zeigen. Meiner Bewegungen war ich sicher, so studierte ich meine[[Besitz]] Worte: ich änderte und veränderte das eine, das andere – je nach den Umständen, oder auch je nach meiner Laune: meine[[Besitz]] Art zu denken gehörte mir allein und ließ nicht mehr davon sehen, als was mir gerade nützlich war. Diese Arbeit an mir selber lenkte meine[[Besitz]] Aufmerksamkeit auf den Ausdruck und den Charakter der Physiognomie, und ich gewann dabei diesen Scharfblick, von dem mich die Erfahrung wohl lehrte, sich nicht ganz darauf zu verlassen, der mich aber doch selten täuschte. Sie[[1]] können sich denken, daß ich wie alle jungen Mädchen hinter die Geheimnisse der Liebe und ihrer Freuden zu kommen suchte. Aber da ich nie im Kloster war, auch keine gute Freundin hatte, und mich eine wohlaufmerkende Mutter überwachte, hatte ich nur ganz vage Vorstellungen von der Sache, und selbst die Natur, über die ich mich seitdem nur höchst lobend aussprechen kann, gab mir noch keinen Schlüssel zu der verschlossenen Tür. Man hätte sagen können, daß sie im stillen an der Vollendung ihres Werkes arbeitete. Nur mein Kopf war tätig: ich wollte nicht genießen, ich wollte wissen, und der Wunsch, mich zu unterrichten, gab mir auch die Mittel dazu. Ich dachte, der einzige Mensch, mit dem ich über diese Sache sprechen konnte, ohne mich bloßzustellen, wäre mein Beichtvater. So faßte ich meinen[[Besitz]] Entschluß. Ich überwandt meine[[Besitz]] kleine Scheu und indem ich mich einer Sünde rühmte, die ich gar nicht begangen hatte, beichtete ich, das getan zu haben, was die Frauen machen! – Das waren meine[[Besitz]] Worte. Als ich sie sagte, wußte ich wirklich nicht, was ich gesagt hatte. Meine[[Besitz]] Hoffnung ward nicht ganz enttäuscht, und doch auch nicht ganz erfüllt; die Angst, mich zu verraten, hinderte mich, mich besser auszudrücken, aber der gute Priester machte aus dieser Sünde eine so große Sache, daß ich daraus schloß, das Vergnügen müsse ganz außerordentlich sein, – dem Wunsche, es kennen zu lernen, folgte die Begierde, davon zu kosten. Ich weiß nicht, wohin mich diese Begierde geführt hätte, und ohne jede Erfahrung, wie ich war, wer weiß, ob ich nicht die erste beste Gelegenheit vielleicht töricht benutzt hätte. Glücklicherweise teilte mir meine[[Besitz]] Mutter wenige Tage nachher mit, daß ich mich verheiraten würde, und sofort wurde meine[[Besitz]] Neugier vor dieser Aussicht gestillt, und ich kam jungfräulich in die Arme des Herrn von Merteuil. Ich erwartete ruhig den Moment, der mich instruieren sollte, und ich brauchte alle meine[[Besitz]] Kunst, um mich verwirrt und ängstlich zu zeigen. Die erste Nacht, von der man sich gewöhnlich eine so grausame oder so angenehme Vorstellung macht, gab mir nur die Gelegenheit einer Erfahrung: Schmerz und Lust, ich studierte beides, und sah in diesen verschiedenen Sensationen nur Tatsachen, mit denen zu rechnen ist. Dieses Studium machte mir bald viel Vergnügen. Aber meinen[[Besitz]] Prinzipien treu und vielleicht aus Instinkt, daß keiner meinem Vertrauen ferner stehen sollte als mein Mann, beschloß ich, gerade weil ich wollüstig war, mich vor ihm unempfindlich und kalt zu zeigen. Und diese scheinbare Kälte hätte zur Folge, daß er mir blind vertraute. Dazu fügte ich noch so etwas wie kindliche Unbesonnenheit, die mir meine[[Besitz]] Jugend ganz gut erlaubte, und der gute Merteuil fand mich nie kindlicher, als gerade dann, wo ich mit der größten Frechheit Komödie spielte. Das war ja nicht gleich von Anfang an so, wie ich bekennen muß. In der ersten Zeit ließ ich mich von dem Trubel der Welt fortreißen und vergaß mich ganz darin. Aber als mich nach einigen Monaten Herr von Merteuil auf sein trauriges Landgut führte, da brachte mich die Langeweile wieder zu mir selbst zurück. Da ich mich hier nur von Leuten umgeben sah, deren Stellung so tief unter der meinen[[Besitz]] war, daß kein Verdacht an mich heran konnte, so profitierte ich davon, indem ich meinen[[Besitz]] Experimenten ein weiteres Feld gab. Es war gerade hier auf dem Lande, wo ich die Gewißheit bekam, daß die Liebe, die man uns als Quelle unserer Freuden preist, nichts weiter als ein Vorwand ist. Die Krankheit Herrn von Merteuils unterbrach mich in meinen[[Besitz]] angenehmen Studien – er mußte wieder in die Stadt, zu den Ärzten. Er starb, wie Sie[[1]] wissen, bald darauf, und obschon ich mich im großen ganzen über ihn nicht beklagen konnte, fühlte ich doch die Freiheit, die mir mein Witwentum gab, nicht unangenehm, und ich nahm mir vor, davon zu profitieren. Meine[[Besitz]] Mutter meinte allerdings, ich würde nun ins Kloster gehen, oder wenigstens wieder bei ihr wohnen. Ich tat weder das eine noch das andere, und alles, was ich des Dekorum wegen tat, war, daß ich wieder aufs Land ging, wo ich noch einiges zu studieren hatte. Ich half mir dabei mit Lektüre, – aber glauben Sie[[1]] ja nicht, daß sie alle von der Art war, die Sie[[1]] meinen[[Meinung]]. Ich studierte, was wir tun in den Romanen, was wir meinen[[Meinung]] bei den Philosophen, ich suchte sogar bei den ganz strengen Moralisten, was sie von uns verlangen, und so unterrichtete ich mich genau darüber, was man tun kann, was man denken soll, und was scheinen. Bloß machte das in der Praxis einige Schwierigkeiten, die rustikalen Freuden begannen mich zu langweilen, – es war da zu wenig Abwechslung für meine[[Besitz]] lebhafte Aktivität. Ich empfand das Bedürfnis nach Koketterie, die mich zu der Liebe wieder in ein gutes Verhältnis bringen sollte – nicht um sie selber zu erleben, sondern um sie einzuflößen, um sie zu mimen. Was man mir da gesagt und was ich da gelesen hatte, daß man die Liebe nicht mimen könne, das glaubte ich nicht. Ich sah, daß es dazu nur nötig sei, den Esprit eines Autors mit dem Talent eines Schauspielers geschickt zu verbinden. Ich übte mich in beidem und vielleicht mit einigem Erfolg. Aber ich suchte nicht den Applaus des Theaters damit, es lag mir daran, das in den Dienst meines Glückes zu stellen, was andere dem Wahn opfern. Damit verging ein Jahr. Die Trauerzeit war vorüber und ich ging nach Paris zurück, mit all meinen[[Besitz]] großen Plänen. Die erste Schwierigkeit, auf die ich stieß, erwartete ich allerdings nicht. Die lange Einsamkeit und Zurückgezogenheit hatte mich mit einer Prüderie patiniert, die unsere nettesten jungen Leute so erschreckte, daß sie sich von mir fern hielten, und mich einer Gesellschaft höchst langweiliger Leute überließen, die mich alle heiraten wollten. Die Schwierigkeit war nicht, die angetragenen Hände zu refüsieren, aber einige dieser Körbe mißfielen meiner Familie, und ich verlor mit diesen Umständlichkeiten viel Zeit, von der ich mir einen angenehmern Gebrauch versprochen hatte. So war ich gezwungen, um die einen zu mir zu bringen, die andern von mir zu entfernen, einige Dummheiten zu machen und dafür zu sorgen, meinem Ruf etwas zu schaden, wo ich so viel Sorge darauf verwandt hatte, ihn mir gut zu erhalten. Aber, da keine Leidenschaft mit mir dabei durchging, tat ich nur, was ich für notwendig hielt, und dosierte meine[[Besitz]] kleinen Streiche sehr vorsichtig. Nachdem ich meinen[[Besitz]] Zweck erreicht hatte, kam ich wieder auf meinen[[Besitz]] rechten Weg und gab einigen jener Frauen die Ehre meines Amendements {{[Amende¬ments]}}, die sich auf Würde[[würdig]] und Tugend werfen, – weil ihnen das andere versagt ist. Dieser Verkehr nützte mir mehr als ich dachte. Die dankbaren Duennas {{[Duen¬nas]}} wurden zu Verkünderinnen meiner Tugend und ihr blinder Eifer für das, was sie ihr Werk nannten, ging so weit, daß sie beim geringsten Wort, das man gegen mich sagte, sofort über Infamie und Beleidigung schrien. Das gleiche Mittel nützte mir auch bei den andern Frauen, jenen mit dem nicht ganz guten Ruf. Die waren überzeugt, daß meine[[Besitz]] Karriere nicht die ihre sei, und so sangen sie mein Lob in allen Tonarten immer dann, wenn sie zeigen wollten, daß sie nicht bloß {{Mé¬di¬san¬cen}} zu sagen wüßten. So brachte meine[[Besitz]] geschickte Lebensführung die Liebhaber wieder hübsch zu mir zurück, und um mich zwischen ihnen und meinen[[Besitz]] tugendsamen Beschützerinnen einzurichten, gab ich mich für eine zwar zugängliche, aber schwierige Frau, die in einer übertriebenen Delikatesse Waffen gegen die Liebe findet. Nun zeigte ich meine[[Besitz]] mir erworbenen Talente auf der großen Bühne. Vor[[Präpos]] allem lag mir daran, in den Ruf der Unbesiegbarkeit zu kommen, und ich machte das so: Mit den Männern, die mir gar nicht gefielen, tat ich so, als ob sie etwas von mir erwarten könnten, was sie natürlich nie bekamen – so hatte ich in ihnen die lautesten Verkünder meiner Uneinnehmbarkeit, während ich mich sorglos meinem erwählten Geliebten hingab. Den aber hatte ich mit meiner vorgeblichen Ängstlichkeit so weit gebracht, daß er sich nie in der Gesellschaft, in der ich verkehrte, oder in meiner zeigen durfte, und so sahen und kannten alle nur den schmachtenden, unglücklichen Verehrer. Sie[[1]] wissen, daß ich mich immer rasch entscheide, und dies, weil ich beobachtet habe, daß die lang vorbereitenden Mühen fast immer die Frau verraten. Was man auch tun mag, der Ton vor und nach dem Erfolg ist nicht der gleiche. Und der Unterschied entgeht einem aufmerksamen Beobachter nie. Ich habe es weniger gefährlich gefunden, mich in der Wahl zu irren, als das irgendwie durchblicken zu lassen. Ich gewinne dabei auch noch, Ähnlichkeiten zu vermeiden, auf welche hin allein man uns beurteilen kann. Diese und die andere Vorsicht, nie einen Brief zu schreiben, nie den kleinsten Beweis einer Niederlage zu geben, könnte man für übertrieben halten und doch schienen sie mir noch nie genügend. Ich studierte mich und damit die andern. Ich sah, daß es keinen Menschen gibt, der nicht ein Geheimnis hat, an dem ihm liegt, daß er es für sich bewahrt. Das wußte man in den alten Zeiten besser, wofür die Geschichte von Simson wohl ein geniales Symbol ist. Eine neue Dalila, habe ich, wie die der Bibel meine[[Besitz]] ganze Macht in diesen Dienst gestellt, auf dieses eine Geheimnis eines jeden zu kommen. Von wie vielen unserer Simsone halte ich nicht das Haar unter meiner Schere! Und die habe ich zu fürchten aufgehört und sie sind die einzigen, die ich mir manchmal zu demütigen erlaubte. Mit den andern war ich gütiger, übte die Kunst, sie mir untreu zu machen, wenn ich genug von ihnen hatte, und daß sie mich nicht unbeständig nennen, spielte die Freundin, affektierte tiefes Vertrauen, machte gnädige Zugeständnisse, gab jedem die schmeichelnde Meinung, er sei mein einziger Geliebter gewesen – mit all dem verpflichtete ich sie mir zur Diskretion. Und wenn diese Mittel versagten und ich den Bruch voraussah, so kam ich dem schlimmen Reden dieser gefährlichen Herren damit zuvor, daß ich sie lächerlich machte oder verleumdete. Was ich Ihnen hier sage, praktiziere ich seit Jahren – und Sie[[1]] zweifeln an meiner Weisheit? Erinnern Sie[[1]] sich doch der Zeit, da Sie[[1]] mir zuerst den Hof machten – es war sehr schmeichelhaft für mich, denn meine[[Besitz]] Lust stand nach Ihnen, schon bevor ich Sie[[1]] sah. Ihr Ruf lockte mich, und es kam mir vor, als fehlten Sie[[1]] meiner Glorie. Es verlangte mich, Brust an Brust mit Ihnen zu ringen, und dies war das einzige Mal, daß für einen Augenblick die Begierde Herrschaft über mich bekam. Aber, um mich zu bekommen, was hätten Sie[[1]] getan? Sie[[1]] hätten geredet, leere Worte ohne Spur und Folge, Worte, die Ihr Ruf schon verdächtig gemacht hätte, und hätten unwahrscheinliche Geschichten erzählt, deren aufrichtige Erzählung wie ein schlechter Roman geklungen hätte. Inzwischen habe ich Ihnen nun allerdings alle meine[[Besitz]] Geheimnisse verraten – aber Sie[[1]] wissen, was uns verbindet, und ob von uns beiden ich es bin, der man Unvorsichtigkeit vorwerfen kann. Da ich dabei bin, Ihnen Rechenschaft abzulegen, will ich es genau nehmen. Ich höre Sie[[1]] von hier aus sagen, daß ich der Gnade meines Kammermädchens ausgeliefert bin, und es ist wahr, wenn sie auch nicht das Geheimnis meiner Gedanken besitzt, so doch das meiner Handlungen. Als Sie[[1]] mir seinerzeit davon sprachen, sagte ich Ihnen bloß, daß ich ihrer sicher sei; und die Probe dafür, daß diese Probe Ihrer Ruhe genügen könnte, war, daß Sie[[1]] dem Mädchen inzwischen auf Ihre eigene Rechnung und Gefahr ziemlich gefährliche Geheimnisse anvertraut haben. Aber, da nun Prévan seinen Schatten auf Sie[[1]] wirft, und Ihnen davon der Kopf nicht ganz klar ist, bin ich gar nicht im Zweifel, daß Sie[[1]] mir auf mein bloßes Wort nicht mehr glauben. Also ausführlicher. Einmal ist dieses Mädchen meine[[Besitz]] Milchschwester, das bedeutet uns natürlich nichts, aber noch viel Leuten ihres Standes. Ich weiß das Geheimnis des Mädchens und habe noch besseres: sie ist das Opfer einer Liebestorheit und wäre ohne meine[[Besitz]] Hilfe verloren gewesen. Ihre Familie, totanständige Leute, mit Ehrgefühlen nur so gespickt, wollte nichts Geringeres als sie einsperren lassen. Sie[[1]] wandten sich an mich, und mir war sofort klar, daß mir hier etwas sehr gut zustatten kommen konnte. Ich half den Eltern, rief die Behörden an, und der Befehl erging, das Mädchen festzusetzen. Da schlug ich mich auf die Seite der milden Güte, wozu ich auch die Eltern bewog. Ich profitierte von meinen[[Besitz]] Beziehungen zum alten Minister, und ließ mir den Haftbefehl geben und mit Zustimmung aller Beteiligten das Recht, ihn vollstrecken oder aufhalten zu lassen, je nach dem Betragen des Mädchens, das ich so völlig in der Hand habe, was sie weiß. Und hilft auch das nicht, – was mir kaum möglich scheint – so nimmt doch die authentische Bestrafung und deren Ursache ihrem Worte jede Glaubwürdigkeit. Zu all diesen Vorsichtsmaßregeln, die ich fundamentale nennen möchte, kommen noch tausend andere, örtliche oder gelegentliche, die Überlegung und Gewohnheit finden, wenn es nötig ist, die vielleicht an sich kleinlich, in der Praxis aber oft sehr wichtig sind. Die aber zu suchen, müssen Sie[[1]] sich schon die Mühe nehmen – das Ganze meines Lebens zu studieren, wenn Sie[[1]] auf diese Kenntnis Wert legen. Aber, daß ich mir alle die Mühe gemacht haben soll, um keine Früchte davon zu genießen, daß ich nun, nachdem ich mich so über die andern Frauen hinausgearbeitet habe, einwilligen sollte, so wie sie auf meinem Wege zwischen Unvorsichtigkeit und Schüchternheit hin und her zu stolpern, daß ich mich endlich vor einem Manne so fürchten sollte, daß ich nur mehr in der Flucht mein Heil finden könnte, nein, Vicomte, das niemals, das können Sie[[1]] nicht von mir verlangen. Für mich heißt es: Sie[[1]]gen oder untergehen. Was Prévan betrifft, so will ich ihn eben haben, und ich werde ihn haben; er will es sagen, und er wird es nicht sagen – das ist in zwei Worten unser Roman. Adieu! &&ar Paris, den 20. September 17... &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="83._Brief" &&fa Dreiundachtzigster Brief Cécile Volanges an den Chevalier Danceny. &&fe &&ax &&lg=x Mein Gott, welchen Schmerz hat mir Ihr Brief bereitet! Ich hatte die große Ungeduld wirklich nicht nötig, mit der ich ihn erwartete! Ich hoffte Trost darin zu finden, und jetzt bin ich betrübter, als ich es vorher war. Ich habe sehr geweint, als ich ihn las; aber das ist es nicht, was ich Ihnen vorwerfe: ich habe schon oft Ihretwegen geweint, ohne daß mir das leid tut. Aber dieses Mal ist es nicht dasselbe. Was wollen Sie[[1]] denn damit sagen, daß Ihre Liebe Ihnen zur Qual wird, daß Sie[[1]] nicht mehr so leben können, noch Ihre Situation länger ertragen? Wollen Sie[[1]] aufhören, mich zu lieben, weil es jetzt nicht mehr so angenehm ist wie vorher? Es scheint mir, daß ich nicht glücklicher bin als Sie[[1]], ganz im Gegenteil, und trotzdem liebe ich Sie[[1]] darum nur noch mehr. Wenn Herr von Valmont Ihnen nicht geschrieben hat, so ist das nicht meine[[Besitz]] Schuld; ich konnte ihn nicht darum bitten, weil ich nicht allein mit ihm war, und weil wir übereingekommen sind, daß wir uns nie vor Leuten sprechen, und das wieder nur Ihretwegen, damit er besser das tun kann, was Sie[[1]] wünschen. Ich sage nicht, daß ich es nicht auch wünsche, und Sie[[1]] sollen davon überzeugt sein – aber, was wollen Sie[[1]] denn, daß ich tue? Wenn Sie[[1]] glauben, daß das so leicht ist, erfinden Sie[[1]] doch das Mittel, ich verlange ja nicht mehr. Glauben Sie[[1]] denn, daß es mir angenehm ist, von Mama jeden Tag gezankt zu werden, die mir vorher nie ein böses Wort sagte, ganz im Gegenteil? Jetzt ist es schlimmer, als wenn ich im Kloster wäre. Ich tröstete mich aber in dem Gedanken, daß es für Sie[[1]] ist; es gab sogar Augenblicke, wo ich fand, daß ich ganz zufrieden wäre. Aber wenn ich sehe, daß Sie[[1]] auch böse sind, und das ganz ohne meine[[Besitz]] Schuld, so macht mich das noch trauriger, als ich über all das bin, was mir bis jetzt passiert ist. Nur um Ihre Briefe immer zu bekommen – welche Verlegenheit, wenn Herr von Valmont nicht so gefällig wie wirklich geschickt wäre – ich wüßte nicht, wie es anfangen. Und um Ihnen zu schreiben, das ist noch schwieriger. Den ganzen Vormittag wage ich es nicht, weil Mama ganz in meiner Nähe ist, und weil sie jeden Moment zu mir hereinkommen kann. Wenn ich es am Nachmittag versuche, unter dem Vorwand, daß ich singen oder Harfe spielen will, dann muß ich mich bei jeder Zeile unterbrechen, damit man hört, daß ich singe. Glücklicherweise schläft meine[[Besitz]] Kammerjungfer abends manchmal ein, und ich sage ihr, daß ich allein zu Bett gehen werde, damit sie mich allein lasse mit dem Licht. Dann muß ich mich hinter den Bettvorhang setzen, damit man das Licht nicht sieht, und muß auf jedes Geräusch acht geben, damit ich alles schnell in meinem Bett verstecke, wenn wer kommt. Ich wollte, Sie[[1]] wären hier, um das zu sehen! Sie[[1]] würden sich sagen, daß man sehr lieben muß, um das alles zu tun. Ja, es ist wahr, daß ich alles tue, was ich kann, aber ich möchte noch mehr tun. Ja, ich zögere nicht, Ihnen zu sagen, daß ich Sie[[1]] liebe, und daß ich Sie[[1]] immer lieben werde. Nie habe ich das aus vollerem Herzen gesagt, – und Sie[[1]] sind beleidigt! Sie[[1]] hatten mir wohl versichert, ehe ich es Ihnen sagte, daß das genügte, um Sie[[1]] glücklich zu machen. Sie[[1]] können das nicht leugnen, denn es steht in Ihren Briefen; obwohl ich sie nicht mehr habe, so erinnere ich mich an sie genau, als ob ich sie täglich lesen würde. Und jetzt fern von mir denken Sie[[1]] nicht mehr so! Aber diese Entfernung wird doch nicht ewig dauern, nicht? Mein Gott, wie bin ich unglücklich, und Sie[[1]] sind Schuld daran ... Betreff Ihrer Briefe hoffe ich, Sie[[1]] haben die behalten, die mir Mama weggenommen und die sie Ihnen zurückgeschickt hat. Es wird wohl wieder eine Zeit kommen, wo ich nicht mehr so überwacht sein werde wie jetzt, und dann werden Sie[[1]] mir alle wiedergeben, ja? Wie werde ich glücklich sein, wenn ich alle behalten kann und für immer, ohne daß jemand etwas darein zu reden hat! Jetzt gebe ich alle an Herrn von Valmont, weil anders viel zu viel riskiert ist, und trotzdem übergebe ich sie ihm nie, ohne daß es mir Schmerzen macht. Adieu, mein lieber Freund. Ich liebe Sie[[1]] von ganzem Herzen! Ich werde Sie[[1]] mein ganzes Leben lang lieben! Ich hoffe, daß Sie[[1]] jetzt nicht mehr böse sein werden. Schreiben Sie[[1]] mir, sobald Sie[[1]] können, denn ich fühle, daß ich bis dahin immer traurig sein werde. &&ar Schloß ..., den 21. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="84._Brief" &&fa Vierundachtzigster Brief Der Vicomte von Valmont an die Frau von Tourvel. &&fe &&ax &&lg=x Gnade, gnädige Frau und verzichten wir doch auf die so unglücklich abgebrochene Unterhaltung! Könnte ich Ihnen doch beweisen, wie sehr ich anders bin als das abscheuliche Porträt, das man von mir gemacht hat, und mehr noch von dem liebenswürdigen Vertrauen Gebrauch machen könnte, das Sie[[1]] mir zu zeigen anfingen! Wie viel Scham haben Sie[[1]] der Tugend geliehen! Wie Sie[[1]] alle einfachen Gefühle verschönern und lieb machen! Ach, darin besteht das stärkste Mittel Ihrer Verführung; und das einzige, das gleichzeitig stark und ehrenhaft ist. Ohne Zweifel genügt es, Sie[[1]] zu sehen, um den Wunsch zu haben, Ihnen zu gefallen. Sie[[1]] zu hören, um daß dieser Wunsch sich noch vermehrt. Aber der, der das Vergnügen hat, Sie[[1]] zu kennen, der in Ihrer Seele lesen kann, gibt bald einer edleren Begeisterung nach, und von Anbetung und Liebe durchdrungen, betet er in Ihnen das Bild aller Tugenden an. Mehr dazu geschaffen als ein anderer vielleicht, Sie[[1]] zu lieben und Ihnen zu folgen, abgezogen von Irrungen, die mich davon fern hielten, sind Sie[[1]] es, die mich der Tugend wieder nahgebracht, die mir von neuem allen ihren Reiz hat empfinden lassen: werden Sie[[1]] mir ein Verbrechen aus dieser neuen Liebe machen? Werden Sie[[1]], was Sie[[1]] taten, verwerfen? Werden Sie[[1]] mir selbst das Interesse, das Sie[[1]] daran nehmen, vorwerfen? Welches Unrecht kann man von einem Gefühl befürchten, das so rein ist, und welche Süßigkeit wäre es nicht, es zu versuchen? Meine[[Besitz]] Liebe erschreckt Sie[[1]]. Sie[[1]] finden sie heftig, verwegen. Beschwichtigen Sie[[1]] sie durch eine zartere Liebe; verweigern Sie[[1]] sich nicht der Herrschaft, die ich Ihnen biete, der ich, ich schwöre es, mich nie entziehen will, und die, ich darf es wohl glauben, nie ganz verloren für die Tugend wäre. Welches Opfer könnte mir zu schwer erscheinen, so sicher wie ich mich fühle, daß Ihr Herz mir den Preis gibt? Wo ist der Mann, der unglücklich genug ist, das Köstliche der Entbehrungen nicht zu kennen, die er sich auflegt? der kein Wort vorzieht, keinen gewährten Blick, allen Vergnügungen, die er sich erschleichen könnte! Und Sie[[1]] glaubten, ich wäre ein solcher Mann! Und Sie[[1]] haben mich gefürchtet! Ah! warum hängt Ihr Glück nicht von mir ab! Wie wollte ich mich an Ihnen rächen, indem ich Sie[[1]] glücklich machte! Aber diese süße Herrschaft: die unfruchtbare Freundschaft verschafft sie nicht; es gehört nur der Liebe. Dieses Wort ängstigt Sie[[1]]! Und warum? Eine zärtlichere Anhänglichkeit, eine stärkere Verbindung, ein einziger Gedanke, dasselbe Glück wie dieselben Schmerzen, was ist da Fremdes Ihrer Seele dabei! So ist doch die Liebe! So wenigstens diejenige, die Sie[[1]] einflößen und die ich empfinde! Sie[[1]] ist es, die ohne Interesse wägt, und die die Taten auf ihren Wert schätzt: ein unerschöpflicher Schatz der sensiblen Seelen, und alles wird kostbar durch sie oder für sie. Diese Wahrheiten, so leicht zu verstehen, so sanft zu üben, was haben sie denn Erschreckendes? Welche Furcht kann Ihnen ein Mann bereiten, dem die Liebe kein anderes Glück mehr erlaubt als das Ihrige? Ihr Glück ist heute der einzige Wunsch, den ich habe; ich würde alles opfern, um ihn zu erfüllen, nur nicht das Gefühl, das er mir einflößt; und selbst dieses Gefühl, geben Sie[[1]] doch zu, es zu teilen, und Sie[[1]] werden es nach Wunsch regeln. Leiden wir aber nicht länger, daß es uns trennt, wenn es uns vereinen sollte. Wenn die Freundschaft, die Sie[[1]] mir angeboten haben, nicht ein leeres Wort ist, wenn sie, wie Sie[[1]] mir gestern sagten, das zarteste Gefühl ist, das Ihre Seele kennt, dann soll sie zwischen uns entscheiden. Aber als Richter der Liebe soll sie sie hören; die Weigerung, sie anzuhören, wäre eine Ungerechtigkeit, und die Freundschaft ist nicht ungerecht. Eine zweite Unterredung würde kein Hindernis mehr finden wie die erste. Der Zufall kann die Gelegenheit herbeiführen, und Sie[[1]] könnten selbst den Moment bestimmen. Ich will glauben, daß ich Unrecht habe; würden Sie[[1]] es dann nicht vorziehen, mich vernünftig zu machen, als mich bekämpfen, und zweifeln Sie[[1]] an meiner Folgsamkeit? Wenn der ungelegene Dritte uns nicht unterbrochen hätte, wäre ich vielleicht schon ganz zu Ihrer Meinung bekehrt. Wer weiß, wie weit Ihre Macht gehen kann? Soll ich es Ihnen sagen? Diese unbesiegliche Macht, der ich mich ergebe ohne zu wagen, sie zu berechnen, dieser unerklärliche Reiz, der Sie[[1]] über meine[[Besitz]] Gedanken herrschen läßt wie über meine[[Besitz]] Taten, – ich fange an, sie zu fürchten. Ah! Diese Unterredung, die ich von Ihnen erbitte, vielleicht sollte ich sie fürchten! Vielleicht werde ich nachher, durch meine[[Besitz]] Versprechungen gefesselt, zu einer brennenden Liebe verurteilt sein, von der ich fühle, daß sie nicht ausgelöscht werden kann, – und ich darf nicht einmal wagen, Sie[[1]] um Hilfe anzuflehen! Ah! gnädige Frau, aus Barmherzigkeit, mißbrauchen Sie[[1]] Ihre Herrschaft nicht! Aber, wenn Sie[[1]] dadurch glücklicher werden, wenn ich dadurch Ihrer würdiger erscheinen sollte, – welche Qualen werden durch diese tröstenden Gedanken nicht versüßt! Ja, ich fühle es: noch einmal mit Ihnen sprechen, heißt Ihnen noch stärkere Waffen geben und mich noch mehr Ihrem Willen unterwerfen. Es ist leichter, sich gegen Ihre Briefe zu verteidigen; es sind wohl Ihre Worte, aber Sie[[1]] sind nicht da, um ihnen Kraft zu verleihen. Das Vergnügen jedoch, Sie[[1]] zu sehen, läßt mich der Gefahr trotzen. Wenigstens hätte ich das Vergnügen, alles für Sie[[1]] getan zu haben, selbst gegen mich; und mein Opfer wäre eine Huldigung. Zu glücklich, Ihnen auf tausend Arten zu beweisen, wie ich auf tausend Arten fühle, sind Sie[[1]] meinem Herzen näher als ich selbst, werden Sie[[1]] immer der teuerste Gegenstand meines Herzens sein. &&ar Schloß ..., den 23. September 17... &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="85._Brief" &&fa Fünfundachtzigster Brief Der Vicomte von Valmont an Cécile Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Sie[[1]] haben gesehen, wie wir gestern gestört wurden. Den ganzen Tag hindurch konnte ich Ihnen den Brief nicht zustecken, den ich für Sie[[1]] hatte, und ich weiß nicht, ob ich heute besser Gelegenheit dazu haben werde. Ich fürchte Sie[[1]] bloßzustellen, wenn ich mehr Eifer als Geschicklichkeit anwende; und ich würde mir eine Unvorsichtigkeit nicht verzeihen, die Ihnen fatal werden könnte und Sie[[1]] zur Verzweiflung meines Freundes auf ewig unglücklich machte. Ich kenne aber die Ungeduld der Liebe und fühle wohl, wie schmerzlich es sein muß in Ihrer Lage, auch nur eine geringe Verzögerung zu erleiden in dem einzigen Trost, den Sie[[1]] in diesem Moment genießen können. Bei dem Suchen nach Mitteln, alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen, fand ich eines, dessen Ausführung leicht ist, wenn Sie[[1]] sich etwas Mühe geben. Ich glaube bemerkt zu haben, daß der Schlüssel Ihrer Türe, welche auf den Korridor geht, immer bei Ihrer Mama auf dem Kamin liegt. Alles würde mit diesem Schlüssel leicht werden, das sehen Sie[[1]] doch ein; ich würde Ihnen für den fehlenden einen ähnlichen besorgen, der ihn ersetzen würde. Es würde mir genügen, ihn eine bis zwei Stunden zu meiner Verfügung zu haben. Sie[[1]] müssen die Gelegenheit, ihn zu nehmen, ja leicht finden; und damit man nicht merke, daß er fehlt, füge ich hier einen mir gehörigen Schlüssel bei, der so ähnlich ist, daß man den Unterschied nicht merkt, wenn man ihn nicht probiert, was man nicht tun wird. Sie[[1]] müßten nur dafür sorgen, ein abgeschossenes blaues Band daran zu machen, so wie an dem Ihrigen eines ist. Sie[[1]] müßten trachten, diesen Schlüssel bis morgen oder übermorgen zu haben, zur Zeit des Frühstückes, weil es Ihnen da leichter sein wird, ihn mir zu geben, und er bis abend wieder an seinem Platze liegen könnte, zur Zeit, wo Ihre Mama ehestens darauf aufmerksam würde. Ich könnte Ihnen den Schlüssel zur Mittagszeit wiedergeben, wenn wir uns verständigen. Sie[[1]] wissen, wenn vom Salon zum Speisezimmer gegangen wird, geht immer Frau von Rosemonde als letzte. Ich werde ihr die Hand geben. Sie[[1]] brauchen nur Ihre Stickerei langsamer zu verlassen, oder etwas fallen zu lassen, so daß Sie[[1]] zurückbleiben: Sie[[1]] werden dann den Schlüssel schon nehmen können, den ich hinter mich halten werde. Sie[[1]] werden nicht versäumen, sofort, nachdem Sie[[1]] ihn genommen haben, meine[[Besitz]] alte Tante einzuholen und sie ein bißchen zu streicheln. Wenn Sie[[1]] durch Zufall diesen Schlüssel fallen lassen sollten, so verlieren Sie[[1]] nicht die Fassung; ich werde tun, als sei ich es gewesen und stehe für alles. Das geringe Vertrauen, das Ihnen Ihre Mama beweist, und ihre Strenge Ihnen gegenüber berechtigt diese kleine List. Es ist außerdem das einzige Mittel, in Zukunft Dancenys Briefe zu erhalten und ihm die Ihrigen zukommen zu lassen; jedes andere ist wirklich zu gefährlich, und könnte Sie[[1]] alle beide rettungslos verderben. Deshalb verbietet mir meine[[Besitz]] vorsichtige Freundschaft, sie noch länger anzuwenden. Einmal im Besitz des Schlüssels, wird uns nur noch einige Vorsicht nötig sein gegen das Geräusch der Tür und des Schlosses; das ist aber leicht. Sie[[1]] werden unter demselben Schrank, wo das Papier ist, Öl und eine Feder finden. Sie[[1]] gehen manchesmal auf Ihr Zimmer, wo Sie[[1]] allein sind; Sie[[1]] werden diese Zeit benützen, Schloß und Angeln zu ölen. Die einzige Vorsicht, die Sie[[1]] dabei üben müssen, sind die Flecken, die Sie[[1]] dabei kriegen können. Sie[[1]] müßten auch warten, bis es Nacht ist, denn wenn Sie[[1]] es verständig machen, ist des Morgens nichts mehr zu sehen. Wenn man es doch bemerken sollte, so sagen Sie[[1]], daß es der Putzer des Schlosses war. In diesem Falle müßten Sie[[1]] genau die Zeit nennen und sogar das Gespräch, das er mit Ihnen geführt hat, wiedergeben: wie zum Beispiel, daß er es gegen den Rost tut bei allen Schlössern, die nicht in Gebrauch sind; denn Sie[[1]] begreifen, daß es unwahrscheinlich wäre, daß Sie[[1]] Zeuge dieser lärmenden Arbeit gewesen wären, ohne nach der Ursache zu fragen. Solche kleine Details geben Wahrscheinlichkeit, und die Wahrscheinlichkeit macht die Lügen folgenlos, indem sie die Lust zur Nachprüfung nimmt. Wenn Sie[[1]] diesen Brief gelesen haben, bitte ich Sie[[1]], ihn nochmals zu lesen und sich damit zu beschäftigen; denn man muß das gut kennen, was man tun soll; dann auch, um sich zu vergewissern, ob ich nichts vergessen habe. Sehr wenig daran gewöhnt, solche Schlauheiten für mich anzuwenden, habe ich wenig Übung darin; es brauchte sogar nichts weniger, als meine[[Besitz]] lebhafte Freundschaft für Danceny, und das Interesse, das Sie[[1]] einflößen, um mich zu bestimmen, derartige Mittel zu gebrauchen, so unschuldig sie auch sind. Ich hasse alles, was nach Betrug aussieht; das ist mein Charakter. Aber Ihr Unglück hat mich in einem Maße gerührt, daß ich alles versuchen werde, es zu lindern. Sie[[1]] können sich denken, daß, einmal diese Verbindung zwischen uns hergestellt, es mir sehr viel leichter sein wird, Ihnen die Unterredung mit Danceny zu ermöglichen. Indessen sprechen Sie[[1]] noch nicht von all dem; Sie[[1]] würden nur seine Ungeduld steigern, und der Moment, sie zu befriedigen, ist noch nicht ganz da. Sie[[1]] schulden es ihm, sie eher zu dämpfen als sie zu steigern. Ich überlasse das Ihrer Delikatesse. Adieu, mein schönes Mündel: denn Sie[[1]] sind mein Mündel. Lieben Sie[[1]] Ihren Vormund ein wenig, und folgen Sie[[1]] ihm; Sie[[1]] werden sich dabei gut befinden. Ich beschäftige mich mit Ihrem Glück, und seien Sie[[1]] versichert, daß ich das meine[[Besitz]] darin finden werde. &&ar ..., den 24. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="86._Brief" &&fa Sechsundachtzigster Brief Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Endlich sollen Sie[[1]] beruhigt sein und mir Gerechtigkeit widerfahren lassen. Hören Sie[[1]] zu und verwechseln Sie[[1]] mich nicht mehr mit den andern Frauen. Ich habe mein Abenteuer mit Prévan zu Ende gebracht! Zu Ende! Verstehen Sie[[1]], was das heißen will? Jetzt werden Sie[[1]] entscheiden können, wer von uns beiden, Sie[[1]] oder ich, sich rühmen kann. Der Bericht wird nicht so amüsant sein wie das Erlebnis; es wäre auch gar nicht gerecht, denn während Sie[[1]] nichts taten als mehr oder weniger gut hin und her gescheut geredet zu haben in dieser Sache, käme Ihnen ebensoviel Vergnügen zu wie mir, die Zeit und Mühe darauf verwendet hat. Wenn Sie[[1]] jedoch einen großen Schlag tun wollen, wenn Sie[[1]] ein Unternehmen versuchen wollten, wobei Sie[[1]] diesen gefährlichen Rivalen fürchten, dann kommen Sie[[1]] nur. Er läßt Ihnen das Feld frei, wenigstens für einige Zeit; vielleicht steht er überhaupt nicht mehr auf von dem Schlage, den ich ihm gegeben habe. Wie sind Sie[[1]] glücklich, daß Sie[[1]] mich zur Freundin haben! Ich bin für Sie[[1]] eine wohltätige Fee. Sie[[1]] schmachten fern von der Schönheit, die Sie[[1]] lockt; ich sage ein Wort, und Sie[[1]] sind wieder bei ihr. Sie[[1]] wollen sich an einer Frau rächen, die Ihnen schadet; ich zeige Ihnen den Platz, wo Sie[[1]] sie treffen müssen, und liefere sie Ihnen aus. Um endlich einen gefährlichen Konkurrenten von der Bildfläche verschwinden zu lassen, bin ich es wieder, die Sie[[1]] anrufen, und ich erhöre Sie[[1]]. Wahrhaftig, wenn Sie[[1]] Ihr Leben nicht damit verbringen, mir zu danken, so kennen Sie[[1]] Dank nicht. Ich komme auf mein Abenteuer zurück und fange wieder von vorne an. Das Rendezvous, das ich so laut beim Verlassen der Oper gab, wie Sie[[1]] sich erinnern werden, wurde verstanden, wie ich es hoffte. Prévan kam, und als die Marschallin ihm verbindlich sagte, daß sie sich schmeichle, ihn zweimal hintereinander bei ihren {{Jours}} zu sehen, hat er die Vorsicht, zu antworten, daß er seit Dienstag tausend Verabredungen gelöst habe, um über diesen Abend verfügen zu können. Das genügte dem Wissenden. Als ich dann noch besser wissen wollte, ob ich der Gegenstand seines schmeichelhaften Entgegenkommens wäre, beschloß ich, den Anbeter zu zwingen, zwischen mir und seiner vorwiegenden Neigung zu wählen. Ich erklärte, daß ich nicht spielen wollte: in Wirklichkeit fand er nun seinerseits tausend Vorwände, um nicht zu spielen; und das war mein erster Triumph: über die Roulette. Ich nahm mir den Bischof von ... zu meiner Unterhaltung; ich wählte ihn wegen seiner Verbindungen mit dem Tageshelden, dem ich alle Leichtigkeit geben wollte, mit mir zu sprechen. Es war mir auch angenehm, einen respektablen Zeugen zu haben, der im Notfall über mein Betragen und Gespräch zeugen wird. Diese Einrichtung gelang. Nach den üblichen Wendungen machte sich Prévan zum Herrn der Unterhaltung und schlug nach und nach verschiedene Töne an, um denjenigen aufzuspüren, der mir gefallen konnte. Ich lehnte den gefühlvollen ab, als wenn ich nicht daran glaubte; ich hielt durch meinen[[Besitz]] Ernst seine Ausgelassenheit in Schach, die mir zu leicht schien für den Beginn; er warf sich endlich auf die zärtliche Freundschaft, und unter dieser banalen Fahne fingen wir unsern gegenseitigen Angriff an. Zum Souper ging der Bischof nicht mit hinunter; Prévan gab mir die Hand und fand sich natürlich bei Tisch an meiner Seite. Man muß gerecht sein: er führte mit sehr viel Geschick unsere spezielle und schien sich doch nur der allgemeinen Unterhaltung hinzugeben, deren Kosten er allein zu tragen schien. Beim Dessert sprach man von einem neuen Stück, das am Montag im {{Fran¬çais}} gegeben werden sollte. Ich bedauerte, meine[[Besitz]] Loge nicht zu haben; er bot mir die seine an, die ich erst refüsierte, wie man das so tut; worauf er witzig antwortete, daß ich ihn nicht verstände; daß er sicherlich niemandem seine Loge anbieten würde, den er nicht kennte, daß er mir nur sagen wolle, daß die Frau Marschallin darüber verfüge. Sie[[1]] gab sich zu diesem Scherz her, und ich nahm an. Oben im Salon bat er um einen Platz in der Loge; und als die Marschallin ihm einen Platz versprach, wenn er »brav wäre«, nahm er das als Gelegenheit zu einer seiner doppelsinnigen Unterhaltungen, die Sie[[1]] mir an ihm so lobten. Als er wie ein kleines Kind zu ihren Füßen ihre Meinungen über sein Bravsein anhörte, sagte er viel schmeichelhafte Dinge, die ich leicht auf mich beziehen konnte. Da mehrere sich nach Tisch nicht wieder ans Spiel setzten, wurde die Unterhaltung allgemeiner und weniger interessant: aber unsere Augen sprachen viel. Ich sage unsere Augen und sollte sagen, die seinen; denn die meinen[[Besitz]] sprachen nur eine Sprache, die der Überraschung. Er sollte denken, daß ich erstaunt sei und mich mit dem Effekt beschäftige, den er auf mich machte. Ich glaube auch, daß ich das sehr zu seiner Zufriedenheit tat; und ich war nicht weniger damit zufrieden. Montag darauf war ich im {{Fran¬çais}}, wie verabredet. Trotz Ihrer literarischen Neugier kann ich Ihnen über die Vorstellung nichts sagen, außer daß Prévan ein wunderbares Talent zur Schmeichelei hat, und daß das Stück durchgefallen ist; das ist alles, was ich dort erfahren habe. Ich sah mit Bedauern diesen Abend zu Ende gehen, denn ich hatte sehr viel Vergnügen daran; und um ihn zu verlängern, bot ich der Marschallin an, bei mir zu Abend zu essen, – was mir zum Vorwand diente, dies auch meinem liebenswürdigen Schmeichler anzubieten, der nur um so viel Zeit bat, sich von einer Einladung bei den Komtessen von P{{**}} freizumachen. Dieser Name gab mir meinen[[Besitz]] ganzen Zorn zurück; ich sah voraus, daß er nun mit Vertraulichkeiten beginnen würde; ich erinnerte mich Ihrer klugen Ratschläge und versprach mir, – das Abenteuer weiter zu verfolgen, sicher, ihn von dieser seiner gefährlichen Indiskretion zu kurieren. Fremd in meiner Gesellschaft, die diesen Abend nicht sehr zahlreich war, schuldete er mir die gesellschaftlichen Aufmerksamkeiten; als man zum Souper ging, bot er mir also die Hand. Ich hatte die Bosheit, als ich sie annahm, in die meine[[Besitz]] ein leises Schauern zu legen und die Augen gesenkt zu halten während wir gingen und hörbar zu atmen. Ich tat, als wenn ich meine[[Besitz]] Niederlage vorausfühlte und meinen[[Besitz]] Besieger fürchtete. Er bemerkte das sehr gut; und sofort änderte der Verwegene Ton und Haltung. Er war galant gewesen, er wurde zärtlich. Nicht, daß die Worte nicht dieselben geblieben wären; denn die Umstände zwangen dazu, aber sein Blick wurde weniger lebhaft, wurde zärtlicher, die Biegung seiner Stimme weicher; sein Lächeln war nicht mehr fein, sondern zufrieden. Endlich verlöschte in seinen Gesprächen das Feuer des Witzes, der Geist machte der Delikatesse Platz. Ich frage Sie[[1]], wie hätten Sie[[1]] es besser gemacht? Ich meinerseits wurde verträumt, und dermaßen, daß man es merken mußte; und als man mir deswegen Vorwürfe machte, hatte ich die Geschicklichkeit, mich ungeschickt zu verteidigen und auf Prévan einen raschen Blick zu werfen, gleichzeitig schüchtern und fassungslos, so daß er glauben mußte, ich fürchtete nichts weiter, als er möge die Ursache meiner Verwirrung merken. Nach Tisch benutzte ich die Zeit, wo die gute Marschallin eine ihrer Geschichten erzählte, die sie immer erzählt, um mich auf die Ottomane zu legen, in diesem Hingeben, das die Träumerei einem verleiht. Ich war nicht betrübt darüber, daß Prévan mich so sähe; er beehrte mich tatsächlich mit einer ganz besonderen Aufmerksamkeit. Sie[[1]] werden sich denken können, daß meine[[Besitz]] schüchternen Blicke es nicht wagten, die meines Besiegers zu suchen: aber doch demütig auf ihn gerichtet, merkte ich bald, daß ich die Wirkung erreichte, die ich erzielen wollte. Ich mußte ihn noch überzeugen, daß ich diese Regung teilte, und als die Marschallin erklärte, daß sie sich zurückziehen wolle, rief ich mit zärtlicher und weicher Stimme: Ach Gott! ich war so wohl so! Ich stand trotzdem auf. Aber bevor ich mich von ihr trennte, fragte ich nach ihrem Vorhaben, um einen Vorwand zu haben, das meine[[Besitz]] mitzuteilen und ihn wissen zu lassen, daß ich den übernächsten Tag zu Hause bleiben würde. Daraufhin trennte man sich. Dann begann ich zu überlegen. Ich zweifelte nicht daran, daß Prévan von dem Rendezvous Gebrauch machen würde, das ich ihm soeben gegeben hatte; daß er früh da sein würde, um mich allein zu finden, und daß der Ansturm heftig sein würde; aber ich war auch sicher, daß er mich nach meinem Ruf nicht mit jenem Leichtsinn behandeln werde, wie es Brauch ist bei abenteuerlichen Frauen oder solchen, die gar keine Erfahrung haben; und ich war meines Erfolges sicher, wenn er das Wort Liebe aussprechen würde, oder wenn er sich einbildete, es auch von mir zu hören. Wie leicht ist es, mit euch Prinzipienmenschen zu tun zu haben! Ein grüner Liebhaber bringt uns durch seine Schüchternheit auseinander oder in Verlegenheit durch seine wilde Leidenschaft; es ist ein Fieber, das wie das andere seine {{Fris¬sons}} hat und sein Feuer, variierend in seinen Symptomen. Aber euer geregelter Gang errät sich immer! Ankunft, Haltung, Ton, Rede, – ich wußte alles schon am Vorabend. Somit werde ich Ihnen denn nicht die Unterhaltung wiedergeben, die Sie[[1]] sich leicht ergänzen können. Bemerken Sie[[1]] nur, daß ich ihm in meiner gemachten Verteidigung aus ganzem Vermögen half; Verwirrung, um ihm Zeit zur Aussprache zu geben; schlechte Gründe, damit er sie bekämpfe; Furcht vor Verrat, um wieder Protestationen hervorzurufen; und dieser ewige Refrain seinerseits, »ich verlange nur ein Wort von Ihnen«; und dieses Stillschweigen meinerseits, das den Anschein hat, als ließe man ihn warten, nur um ihn um so begehrlicher zu machen; inzwischen alles dieses die Hand, die tausendmal genommen wird, die sich immer zurückzieht und sich niemals versagt. So könnte man einen ganzen Tag hinbringen; wir brachten eine tödlich langweilige Stunde auf diese Art zu und wären vielleicht noch dabei, wenn wir nicht einen Wagen in den Hof einfahren gehört hätten. Dieser glückliche Zwischenfall machte wie schicklich seine Bitten nur um so lebhafter; und ich, ich sah den Moment gekommen, wo ich vor aller Überraschung sicher war: nachdem ich mich mit einem langen Seufzer vorbereitet hatte, gewährte ich das kostbare Wort. Man meldete, und bald darauf hatte ich einen zahlreichen {{Circle}}. Prévan bat, ob er den nächsten Morgen kommen dürfe, und ich sagte zu; aber auf meine[[Besitz]] Verteidigung bedacht, befahl ich meiner Kammerjungfer, während der ganzen Zeit dieses Besuches im Schlafzimmer zu bleiben, von wo aus man alles sieht, was im Toilettenzimmer vorgeht, wo ich ihn empfing. Unbehindert in unserer Unterhaltung, und beide von demselben Wunsch beseelt, waren wir bald einig; aber man mußte diesen Zuschauer loswerden; dahin wollte ich ihn bringen. Ich schilderte ihm also das Bild meines häuslichen Lebens und überzeugte ihn leicht, daß wir niemals einen Augenblick der Freiheit haben würden; und daß wir es wie ein Wunder betrachten müßten, daß wir gestern so lange allein waren, was doch noch genügend große Gefahr ließe, da man zu jeder Zeit in meinen[[Besitz]] Salon eintreten könne. Ich verfehlte nicht beizufügen, daß bisher diese Einrichtung mich niemals verdrossen hätte, da ich keine derartige Gelegenheit wahrgenommen hätte; und betonte noch, daß ich das jetzt nicht ändern könne, ohne mich in den Augen meiner Leute sehr zu kompromittieren. Er versuchte sich darüber zu betrüben, schlechter Laune zu werden, mir zu sagen, daß ich wenig Liebe für ihn hätte; und Sie[[1]] erraten, wie sehr mich das alles rührte! Aber um nun den entscheidenden Schlag zu führen, rief ich die Tränen zu Hilfe. Es war gerade das »Zaire, Sie[[1]] weinen!« Diese Herrschaft, die er über mich zu haben glaubte, und die Hoffnung, mich nach seinem Gutdünken zu nehmen, ersetzten ihm alle Liebe Orosmans {{[Oros¬mans]}}. Als dieser Theatercoup vorüber war, kamen wir auf unsere Verabredungen zurück. Wegen Mangel am Tage bestimmten wir die Nacht: aber mein Schweizer wurde ein unüberwindliches Hindernis, und ich erlaubte nicht, ihn zu bestechen. Er schlägt mir die kleine Türe meines Gartens vor; aber das hatte ich vorausgesehen und ich schuf mir einen Hund, der, am Tage ruhig und nett, ein wahrer Unhold des Nachts wäre. Die Leichtigkeit, mit der ich alle diese Details besprach, machte ihn kühner; auch gab er mir endlich den lächerlichsten Rat, den ich dann annahm. Erstens wäre sein Diener so sicher wie er selbst und darin log er nicht: einer war wie der andere. Ich sollte ein großes Souper geben; er würde dabei sein und die Gelegenheit wahrnehmen, allein fortzugehen. Der geschickte Vertraute sollte den Wagen rufen, den Schlag öffnen, und Prévan würde, statt einzusteigen, sich geschickt drücken und davon machen. Sein Kutscher konnte das nicht merken: so war er für jedermann fort und trotzdem bei mir, und es handelte sich nun darum, ob er in mein Zimmer gelangen kann. Ich war zuerst verlegen, gegen diesen Plan hinreichend schlechte Einwendungen zu finden, damit er sie zerstören könnte. Er antwortete mit Beispielen. Nach ihm war nichts leichter als dies Mittel; er selbst hat sich dessen so oft bedient; er machte hiervon sogar den häufigsten Gebrauch, weil es am wenigsten gefährlich war. Von diesen Einwendungen bezwungen, gab ich mit viel Unschuld zu, daß ich eine versteckte Treppe nach meinem Boudoir hätte; daß ich den Schlüssel daran stecken lassen könnte; und daß es ihm möglich wäre, sich da einzuschließen und zu warten, ohne etwas zu riskieren, bis meine[[Besitz]] Dienstleute schlafen gegangen wären. Und um meiner Einwilligung noch mehr Wahrscheinlichkeit zu geben, wollte ich den Augenblick darauf wieder nicht mehr, und willigte ein nur unter der Bedingung, daß er ganz artig und brav wäre .... Ach! welche Bravheit! Ich wollte ihm meine[[Besitz]] Liebe beweisen, aber die seine nicht befriedigen. Der Abzug, ich vergaß es Ihnen zu sagen, sollte durch die kleine Gartentür stattfinden. Es handelte sich nur darum, den Tagesanbruch abzuwarten. Keine Seele geht zu dieser Stunde da vorüber, und die Menschen sind im besten Schlaf. Wenn Sie[[1]] sich über diese Menge von ungereimten Überlegungen wundern, so vergessen Sie[[1]] unsere beiderseitige Situation. Was konnten wir denn besseres tun? Er verlangte nichts mehr, als daß dies alles herauskam, und ich, ich war ganz sicher, daß man nichts davon erfahren würde. Der übernächste Tag wurde festgesetzt. Bedenken Sie[[1]], daß das uns eine abgemachte Sache war, und daß noch niemand Prévan in meiner Gesellschaft gesehen hatte. Ich treffe ihn bei einem Abendessen bei einer meiner Freundinnen; er bietet ihr eine Loge für ein neues Stück an und ich nehme einen Platz darin an. Ich lade diese Frau während der Vorstellung zu einem Souper ein, und das vor Prévan; ich kann es fast nicht umgehen, ihn zu bitten, er möge dabei sein. Er nimmt an und macht zwei Tage später die Visite, die der Anstand verlangt. Er kommt mich zwar am andern Morgen besuchen; aber da die Morgenvisiten kein Aufsehen mehr machen, steht es nur bei mir, diese Visite zu früh zu finden; ich verweise ihn in Wirklichkeit in die Klasse der entfernten Bekannten durch eine schriftliche Einladung zu einem zeremoniellen Souper. Ich kann wie Annette ruhig sagen: »Aber das ist doch alles!« Der fatale Tag war gekommen, an dem ich Tugend und Ruf einbüßen sollte, und gab ich meiner treuen Victoire {{[Vic¬toire]}} meine[[Besitz]] Anweisungen. Der Abend kam. Es waren schon sehr viel Leute da, als man Prévan meldete. Ich empfing ihn mit ausnehmender Höflichkeit, welche die geringe Beziehung zu ihm deutlich machte und setzte ihn zur Partie der Marschallin, durch die ich seine Bekanntschaft gemacht hatte. Der Abend brachte nichts Neues als ein kleines Billett, das mir der diskrete Verliebte zustecken konnte und das ich meiner Gewohnheit gemäß verbrannte. Er sagte mir darin, daß ich auf ihn rechnen könnte; und dieses Wort war von allen übrigen Parasitworten der Liebe, des Glückes usw. umgeben, die niemals bei solchen Festen fehlen dürfen. Um Mitternacht waren die Spielpartien beendigt. Ich schlug eine kurze {{Ma¬cé¬doine}} vor. Ich hatte den zweifachen Plan, Prévans Verschwinden zu verdecken und es gleichzeitig bemerklich machen, was auch, da er einen Ruf als Spieler hatte, nicht ausbleiben konnte. Ich war auch sehr zufrieden damit, daß man bemerkte, daß ich es nicht eilig hatte, allein zu sein. Das Spiel dauerte länger, als ich dachte. Der Teufel ritt mich, und ich unterlag der Begierde, den ungeduldigen Gefangenen zu trösten. So ging ich meinem Verderben entgegen, als ich überlegte, daß, wenn ich mich einmal ganz ergeben habe, ich nicht mehr die Gewalt über ihn haben würde, ihn in dem für meinen[[Besitz]] Plan nötigen anständigen Kostüm zu erhalten. Ich fand die Kraft zu widerstehen. Ich kehrte um und nahm nicht ohne schlechte Laune meinen[[Besitz]] Platz wieder bei diesem ewig dauernden Spiel. Es ging endlich zu Ende und jeder seiner Wege. Ich läutete nach meinen[[Besitz]] Frauen, zog mich rasch aus und schickte sie fort. Können Sie[[1]] sich mich vorstellen, Vicomte, in meiner leichten Toilette, schüchternen und behutsamen Schrittes gehen und mit unsicherer Hand meinem Besieger die Tür öffnen? Er sieht mich, – kein Blitz ist schneller. Was soll ich Ihnen sagen? Ich war besiegt, ganz und völlig besiegt ehe ich ein Wort der Verteidigung oder des Aufhaltens vorbringen konnte. Er wollte es sich nachher bequemer für die Situation machen. Er verfluchte seinen Putz, von dem er behauptete, daß er ihn zu weit von mir fernhielte; er wollte mich mit gleichen Waffen besiegen; aber meine[[Besitz]] außerordentliche Schüchternheit widersetzte sich diesem Vorhaben, und meine[[Besitz]] zärtlichen Liebkosungen ließen ihm keine Zeit. Er beschäftigte sich mit was anderm. Seine Rechte hatten sich verdoppelt und seine Forderungen kamen wieder. Da aber ich: »Hören Sie[[1]] mich an. Sie[[1]] haben bis hierher den beiden Komtessen von P{{**}} und für tausend andere etwas ganz Angenehmes zu erzählen, aber ich bin neugierig zu wissen, wie Sie[[1]] das Ende des Abenteuers erzählen werden.« Und dabei läutete ich mit aller Kraft. Jetzt hatte ich mein Spiel gewonnen, und meine[[Besitz]] Tat war rascher als sein Wort. Er hatte nur erst gestammelt, als ich Victoire herbeilaufen und die Leute rufen hörte, die sie wie anbefohlen, bei sich behalten hatte. Nun nahm ich meinen[[Besitz]] Ton der Königin an und sagte mit erhobener Stimme: »Gehen Sie[[1]], mein Herr, und kommen Sie[[1]] mir nie mehr unter die Augen.« Darüber kam die Menge meiner Leute herein. Der arme Prévan verlor den Kopf, und indem er an einen Hinterhalt glaubte, was im Grunde nur ein Scherz war, stürzte er nach seinem Degen. Das bekam ihm schlecht; denn mein Kammerdiener, ein tapferer und kräftiger Kerl, nahm ihn um die Taille und warf ihn zu Boden. Ich bekam, ich gestehe es, einen tödlichen Schrecken. Ich schrie, man solle aufhören und befahl, ihm freien Rückzug zu lassen, und sich nur zu vergewissern, daß er wegging. Meine[[Besitz]] Leute gehorchten: aber die Aufregung war groß unter ihnen; sie entrüsteten sich, daß man sich an ihrer »tugendhaften Herrin« vergriffen hatte. Alle begleiteten den schlecht behandelten Kavalier mit Lärm und Tumult, genau wie ich es wünschte. Die einzige Victoire blieb bei mir, und wir beschäftigten uns damit, mein zerwühltes Bett wieder in Ordnung zu bringen. Meine[[Besitz]] Leute kamen noch immer mit Tumult zurück; ich, noch ganz bewegt, fragte sie, durch welchen Zufall sie noch alle auf gewesen wären; und Victoire erzählte, daß sie zwei ihrer Freundinnen zum Abendessen gehabt und man bei ihr wach gesessen hätte – kurz alles das, was wir unter uns ausgemacht hatten. Ich dankte ihnen, hieß sie sich zurückzuziehen und befahl einem, sofort meinen[[Besitz]] Arzt zu rufen. Mir schien, ich sei berechtigt, den Effekt meines tödlichen Schreckens zu befürchten; und es war ein sicheres Mittel, diese Neuigkeit in Umlauf zu bringen. Der Arzt kam wirklich, bedauerte mich sehr, verordnete mir nur Ruhe. Ich empfahl ferner Victoire, am nächsten Morgen in der Nachbarschaft zu klatschen. Alles gelang so gut, daß vor Mittag und sobald es bei mir Tag war, meine[[Besitz]] fromme Nachbarin schon an meinem Bett saß, um die Wahrheit und die Details dieses entsetzlichen Abenteuers zu erfahren. Ich war verpflichtet, mich mit ihr eine ganze Stunde lang zu entrüsten über die Verderbtheit des Jahrhunderts. Einen Augenblick später erhielt ich das Billett der Marschallin, das ich beilege. Endlich, vor fünf Uhr, sah ich zu meinem großen Erstaunen Herrn M{{**}} ankommen. Er komme, sagte er, mir seine Entschuldigung darzubringen, daß ein Offizier seines Korps bis zu diesem Punkte sich mir gegenüber verfehlen konnte. Er hatte es erst beim Diner bei der Marschallin erfahren und hat sofort an Prévan die Ordre ergehen lassen, sich ins Gefängnis zu begeben. Ich bat um Gnade für ihn, er schlug es mir ab. Dann dachte ich, als Mitschuldige müsse ich mich meinerseits bestrafen und wenigstens strengstens zurückgezogen bleiben. Ich ließ meine[[Besitz]] Tür schließen und sagen, ich sei nicht wohl. Meiner Einsamkeit verdanken Sie[[1]] diesen langen Brief. Ich werde auch einen an Frau von Volanges schreiben, den sie sicher öffentlich vorlesen wird, und Sie[[1]] werden die Geschichte so hören, wie man sie erzählen muß. Ich vergaß Ihnen zu sagen, daß Belleroche ganz außer sich ist und sich mit Prévan schlagen will. Der arme Junge! Glücklicherweise werde ich Zeit haben, ihm den Kopf abzukühlen. Inzwischen will ich den meinen[[Besitz]] ausruhen, der vom Schreiben müde ist. Adieu, Vicomte. &&ar den 25. September 17.. abends. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="87._Brief" &&fa Sie[[1]]benundachtzigster Brief Die Marschallin von {{**}} an die Marquise von Merteuil. (Mit dem Vorhergehenden.) &&fe &&ax &&lg=x Mein Gott, was höre ich doch, meine[[Besitz]] liebe gnädige Frau? Ist es möglich, daß dieser kleine Prévan solche Abscheulichkeiten begeht? Und noch dazu Ihnen gegenüber! Was man nicht allem ausgesetzt ist! Wäre man denn bei sich selbst nicht mehr in Sicherheit? In Wahrheit, solche Vorkommnisse trösten einen über das Alter. Worüber ich mich aber nie trösten werde, ist, daß ich zum Teil mit schuld bin, daß Sie[[1]] ein solches Scheusal bei sich empfangen haben. Ich verspreche Ihnen, daß, wenn das, was man mir davon erzählt, wahr ist, er keinen Fuß mehr in mein Haus setzen wird; und so werden es alle anständigen Leute mit ihm machen, wenn sie tun, was sie tun sollen. Man hat mir gesagt, daß Sie[[1]] sich unwohl befinden, und ich bin ängstlich wegen Ihrer Gesundheit. Geben Sie[[1]] mir bitte von sich Bescheid, oder lassen Sie[[1]] mir durch eine Ihrer Frauen schreiben, wenn Sie[[1]] es selbst nicht können. Ich verlange nur ein Wort zu meiner Beruhigung. Ich wäre diesen Morgen noch zu Ihnen geeilt, wenn nicht die Bäder gewesen wären, die zu unterbrechen mir der Arzt verboten hat; und ich muß diesen Nachmittag nach Versailles, immer noch in der Angelegenheit meines Neffen. Adieu, meine[[Besitz]] liebe gnädige Frau, zählen Sie[[1]] für das Leben auf meine[[Besitz]] aufrichtige Freundschaft. &&ar Paris, den 25. September 17... &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="88._Brief" &&fa Achtundachtzigster Brief Die Marquise von Merteuil an Frau von Volanges. &&fe &&ax &&lg=x Ich schreibe Ihnen vom Bett aus, gute liebe Freundin. Ein unangenehmstes Ereignis, das am wenigsten vorauszusehen, hat mich vor Schreck und Ärger krank gemacht. Gewiß habe ich mir nichts vorzuwerfen, aber es ist für eine anständige Frau immer sehr peinlich, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, daß ich alles auf der Welt darum geben möchte, hätte ich dieses unglückliche Abenteuer verhindern können; und daß ich noch nicht weiß, ob ich mich nicht auf das Land zurückziehen soll, bis alles wieder vergessen ist. Es handelt sich um Folgendes. Ich bin bei der Marschallin von {{**}} einem Herrn Prévan begegnet, den Sie[[1]] sicher dem Namen nach kennen, und den ich auch nicht anderweitig kannte. Aber da ich ihn in diesem Hause traf, glaubte ich zur Annahme mich berechtigt, ihn zur guten Gesellschaft zu zählen. Er sieht gut aus und schien mir nicht ohne Geist zu sein. Der Zufall und die Langweile am Spiel ließen mich als einzige Frau zwischen ihm und dem Bischof von {{**}}, während sich die andern am Spiel beteiligten. Wir plauderten alle drei bis zum Souper. Bei Tisch gab ihm ein neues Stück, von dem man sprach, Veranlassung, seine Loge der Marschallin anzubieten, die sie auch annahm; und es wurde abgemacht, daß ich einen Platz darin haben sollte. Das war am letzten Montag im {{Fran¬çais}}. Als die Marschallin nach der Vorstellung zu mir zum Souper kam, schlug ich diesem Herrn vor, sie zu begleiten, und er kam mit. Den nächsten Tag machte er mir die übliche Visite, bei der er sich auch ganz artig benahm. Den übernächsten Tag kam er des Vormittags, was mir ein wenig übereilt vorkam; aber ich glaubte, anstatt ihn durch die Art und Weise, wie ich ihn empfing, fühlen zu lassen, daß wir noch nicht so eng befreundet wären, als er zu glauben schiene, es wäre besser, ihn durch eine Höflichkeit daran zu erinnern: ich schickte ihm noch am selben Tag eine ganz formelle Einladung zu einem Souper, das ich vorgestern gab. Ich sprach keine viermal mit ihm während des ganzen Abends, und er zog sich sofort zurück, als das Spiel zu Ende war. Sie[[1]] werden zugeben, daß bis hierher nichts zu glauben berechtigte, daß es zu einem Abenteuer führte. Man machte noch eine {{Ma¬cé¬doine}}, die fast bis zwei Uhr dauerte; endlich ging ich zu Bett. Es war wohl eine halbe Stunde vergangen, daß sich meine[[Besitz]] Kammerfrau entfernt hatte, als ich in meinem Zimmer ein Geräusch hörte. Ich schlug meinen[[Besitz]] Vorhang auf und sah mit Entsetzen einen Mann durch die Türe zu meinem Boudoir eintreten. Ich stieß einen Schrei aus und erkannte beim Scheine meiner Nachtlampe Herrn von Prévan, der mir mit einer unbegreiflichen Unverschämtheit sagte, ich solle nicht erschrecken, er wolle mir das Geheimnis seines Verhaltens erklären, und er flehe mich an, keinen Lärm zu machen. Währenddem zündete er einen Leuchter an; ich war so erschrocken, daß ich nicht sprechen konnte. Seine selbstverständliche Art erschreckte mich, glaube ich, noch mehr als alles andere. Aber er hatte noch keine zwei Worte gesagt, als ich sah, was das für ein Geheimnis sei; meine[[Besitz]] einzige Antwort war, wie Sie[[1]] sich denken können, daß ich mich an die Klingel hängte. Durch einen unglaublichen glücklichen Zufall waren alle meine[[Besitz]] Leute bei einer meiner Frauen wach geblieben und noch nicht zu Bett gegangen. Als meine[[Besitz]] Kammerjungfer mich laut reden hörte, als sie herbeisprang, erschrak sie und rief die übrigen Leute herbei. Stellen Sie[[1]] sich diesen Skandal vor! Meine[[Besitz]] Bedienung war wütend; ich sah es kommen, daß mein Kammerdiener Prévan umbrachte. Ich gestehe, im Moment war ich sehr froh über die große Zahl meiner Retter. Wenn ich aber heute darüber nachdenke, so wäre es mir lieber gewesen, meine[[Besitz]] Kammerzofe wäre allein gekommen; sie hätte genügt, und ich hätte vielleicht diesen Skandal vermieden, der mich jetzt betrübt. So sind durch den Lärm die Nachbarn aufgeweckt worden, meine[[Besitz]] Leute haben alles weiter erzählt, und heute spricht ganz Paris davon. Herr von Prévan sitzt im Gefängnis auf Befehl seines Korpskommandanten, der bei mir war, um sich zu entschuldigen. Diese Gefängnishaft wird den Lärm nur noch vergrößern: aber ich konnte es nicht ändern. Die Stadt und der Hof haben sich an meiner Türe einschreiben lassen, die ich für jedermann verschloß. Die wenigen Personen, die ich gesehen habe, sagten mir, daß man mir Gerechtigkeit widerfahren lasse, und daß die öffentliche Entrüstung über Herrn von Prévan den Höhepunkt erreicht habe: Ganz gewiß verdient er es, aber das beseitigt doch nicht die Unannehmlichkeit dieses Abenteuers. Überdies hat dieser Mann doch sicher Freunde, und diese dürften schlimm sein: wer weiß, was sie erfinden werden, um mir zu schaden! Mein Gott, wie ist eine junge Frau doch unglücklich! Sie[[1]] hat noch nichts getan, wenn sie sich gegen Verleumdung schützt; sie muß sich auch noch vor Verleumdern wehren. Sagen Sie[[1]] mir, ich bitte Sie[[1]], was Sie[[1]] getan hätten, was Sie[[1]] an meiner Stelle tun würden, kurz, alles was Sie[[1]] denken. Immer habe ich von Ihnen die zärtlichsten Tröstungen gehabt und die weisesten Ratschläge; auch höre ich sie von Ihnen am liebsten an. Adieu, meine[[Besitz]] liebe gute Freundin. Sie[[1]] kennen die Gefühle, die mich Ihnen für ewig verbinden. Ich küsse Ihre liebenswürdige Tochter. &&ar Paris, den 26. September 17... &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="89._Brief" &&fa Neunundachtzigster Brief Cécile Volanges an den Vicomte von Valmont. &&fe &&ax &&lg=x Trotz allem Vergnügen, mein Herr, die Briefe von Chevalier Danceny zu erhalten, und obschon ich nicht weniger wie er wünsche, daß wir uns wiedersehen könnten, ohne daß man uns hindert, habe ich es doch nicht gewagt, das zu tun, was Sie[[1]] mir vorschlagen. Erstens ist das zu gefährlich. Dieser Schlüssel, von dem Sie[[1]] wünschen, ich solle ihn an die Stelle des andern legen, sieht ihm ja wirklich sehr ähnlich, aber doch sieht man ihm einen Unterschied an, und Mama paßt auf alles und merkt auch alles. Wenn man sich auch dessen noch nie bedient hat, solange wir hier sind, so bedarf es nur eines Zufalls, und wenn man es bemerkte, wäre ich für immer verloren. Dann auch, scheint mir, daß es sehr schlecht wäre, einen Doppelschlüssel zu machen, das ist doch stark! Es ist wahr, Sie[[1]] wären es ja, der die Güte hätte, es zu übernehmen, aber trotz allem, wenn man es erführe, so müßte ich doch die Vorwürfe und die Schuld tragen, weil Sie[[1]] es für mich getan haben würden. Ich habe es aber doch zweimal versucht, ihn zu nehmen, das wäre ja sehr leicht, wenn er was anderes wäre; aber ich weiß nicht, warum ich jedesmal zitterte, und nicht das Herz dazu habe. Ich glaube also, es wird am besten sein, wir lassen alles beim alten. Wenn Sie[[1]] immer noch die Güte haben, gleich gefällig zu sein wie bisher, so werden Sie[[1]] schon immer ein Mittel finden, mir die Briefe zuzustecken. Selbst bei dem letzten, – ohne daß das Unglück es wollte, daß Sie[[1]] sich in demselben Augenblick umdrehten, war es ganz leicht gewesen. Ich fühle wohl, daß Sie[[1]] nicht, so wie ich, nur an das denken können; aber ich will lieber mehr Geduld haben als so viel riskieren. Ich bin sicher, daß Herr Danceny gerade so denkt wie ich; denn jedesmal, wenn er etwas wollte, was mir zu schwer war, willigte er immer ein, daß es nicht sein solle. Ich werde Ihnen gleichzeitig mit diesem Briefe den Ihrigen geben, den von Herrn Danceny und den Schlüssel. Ich bin nicht weniger dankbar für all Ihre Güte, und ich bitte Sie[[1]], sie mir ferner zu erhalten. Es ist wahr, daß ich sehr unglücklich bin, und daß ohne Sie[[1]] ich es noch mehr wäre; aber schließlich ist es doch meine[[Besitz]] Mutter; man muß Geduld haben. Und wenn nur Herr Danceny mich immer liebt und Sie[[1]] mich nicht verlassen, dann kommt vielleicht eine glücklichere Zeit. Ich habe die Ehre, mein Herr, zu sein mit sehr viel Dankbarkeit Ihre gehorsame und ergebene Dienerin. &&ar ..., den 26. September 17.. &&x &&ns &&am &&lg=x &&g="90._Brief" &&fa Neunzigster Brief Der Vicomte von Valmont an den Chevalier Danceny. &&fe &&ax &&lg=x Wenn Ihre Angelegenheit nicht so rasch vorwärts geht wie Sie[[1]] es wünschen, mein Freund, so müssen Sie[[1]] sich nicht nur an mich halten. Ich habe hier mehr als ein Hindernis zu übersteigen. Die einzigen sind nicht die Wachsamkeit und Strenge Madame von Volanges'; auch Ihre junge Freundin macht mir welche. Sei es nun Schüchternheit oder Kälte, sie macht nicht immer das, was ich ihr zu tun rate; und ich glaube doch besser als sie zu wissen, was tun. Ich hatte ein bequemes und sicheres Mittel gefunden, ihr Ihre Briefe zuzustellen, und auf diese Art sogar das Wiedersehen zu ermöglichen, das Sie[[1]] wünschen: ich konnte sie aber nicht dazu bestimmen, sich dessen zu bedienen. Ich bin um so betrübter darüber, als ich keine andern Mittel sehe, Sie[[1]] ihr zu nähern; und selbst für Ihre Korrespondenz fürchte ich immer, daß wir alle drei uns einmal kompromittieren werden. Sie[[1]] können sich denken, daß ich nicht so weit gehen möchte. Es täte mir jedoch sehr leid, wenn das geringe Vertrauen Ihrer kleinen Freundin daran Schuld trüge, Ihnen nicht nützlich sein zu können; vielleicht wäre es gut, wenn Sie[[1]] ihr darüber schrieben. Sehen Sie[[1]] zu, was Sie[[1]] tun wollen, es liegt bei Ihnen allein zu entscheiden; denn es genügt nicht, seinen Freunden zu dienen, man muß es auch auf ihre Art sein. Das könnte Ihnen übrigens noch einen Beweis mehr verschaffen, Sie[[1]] ihrer Gefühle für Sie[[1]] zu überzeugen; denn die Frau, die noch einen eigenen Willen hat, liebt nicht so sehr wie sie sagt. Nicht daß ich glaube, daß Ihre Geliebte unbeständig ist; aber sie ist noch sehr jung; sie fürchtet sich noch sehr vor ihrer Mama, die, wie Sie[[1]] wissen, Ihnen nur schaden will; und vielleicht wäre es gefährlich, zu lange zu warten. Beunruhigen Sie[[1]] sich jedoch nicht über ein gewisses Maß deswegen, was ich Ihnen da sage. Ich habe keinen Grund zum Mißtrauen; es ist nur freundschaftliche Sorge. Ich schreibe Ihnen nicht länger, weil ich für mich einiges zu tun habe. Ich bin noch nicht so weit wie Sie[[1]], aber ich liebe gerade so, und das tröstet; und sollte ich auch für mich nichts erreichen, wenn es mir nur gelingt, Ihnen nützlich zu sein, so werde ich meine[[Besitz]] Zeit wohl angewendet finden. Adieu, mein Freund. &&ar Schloß ..., den 26. September 17... &&ax Ende des ersten Bandes